Ganz normale Männer - Der "vergessene Holocaust"
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30.01.2022, 19:43
Beitrag: #18
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RE: Ganz normale Männer - Der "vergessene Holocaust"
(29.01.2022 14:34)Flora_Sommerfeld schrieb: Ich glaube, wir sollten bei allen Überlegungen unterscheiden, ob aus eine Psyche heraus kein Problem war, wehrlose Menschen ohne Grund zu ermorden oder es doch einem Gruppenzwang unterlag, also einer aktiven Handlung. Ich glaube, hier konstruierst du dir etwas zusammen. Auch der sogenannte "Gruppenzwang" kommt aus der Psyche heraus- und es ist möglich und wahrscheinlich, dass ein Mensch, dessen Selbstwert gestört ist, sich in einer Gruppe zu Taten hinreißen läßt, die er alleine nie begangen hätte. Sein moralisches Gerüst ist so schwach, dass er die Gruppe bestimmen läßt, was richtig oder falsch ist- und dass die preußische Erziehung genau solche Menschen hervorgebracht hat, beschreibt Heinrich Mann sehr genau in "Der Untertan". (29.01.2022 14:34)Flora_Sommerfeld schrieb: Mit der Machtübernahme 33 konnte dann dieses kranke System von Antisemitismus und Rassismus als Staatsideologie in der Gesellschaft manifestiert werden. Es gab mal eine sehr interessante Doku über die Kindheit im Dritten Reich. Nachdem ich mir angesehen habe, wie die Nazis Beziehungen von Kindern zu ihren Eltern regelrecht vergiftet haben, fiel es mir sehr viel schwerer, meine Tante (Jahrgang 28 ) zu verdammen. Nimm noch die schwarze Pädagogik der Johanna Harrer dazu, und du hast Menschen, denen jegliche Empathie systematisch abgewöhnt wurde. Und zwar wirklich systematisch. Und das waren dann die zu jener Zeit "normalen" Männer. Männer, wie sie sich ein gewisser Bernd H. aus Thüringen heute noch wünscht... (29.01.2022 14:34)Flora_Sommerfeld schrieb: Kommt da jetzt noch der Blick nach der Psyche der ganz normalen Männer, also einfachen Deutschen, so gibt das ein explosives Gemisch meines Erachtens. Natürlich gab es einen Zwang, wenn auch keinen offensichtlichen Befehl. Diese Männer waren streng patriarchalisch erzogen, von Kindheit darauf gedrillt, den Befehlen des Vaters zu folgen. Wenn sie überzeugt waren, dass es genau das war, was der Vater von ihnen forderte (um Vaterland und Familie zu schützen), dann war das ein innerer Befehl, den sie befolgen mussten, ob er ausgesprochen wurde oder nicht. (29.01.2022 14:34)Flora_Sommerfeld schrieb: Daher die Frage, wie seht ihr die die Handlungsweisen, gesellschaftliche Ideologisierung oder individuelle Psyche? Weder noch oder beides. Je nachdem, wie du es betrachtest. Es ist das Ergebnis langjähriger, auf Gehorsam beruhender Erziehung sowie das Vergiften und Zerstören natürlicher Bindungen wie liebevoller Eltern- Kind- Beziehungen. Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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