Eberhard im Bart als Produkt einer Übermutter?
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11.03.2021, 13:32
Beitrag: #11
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RE: Eberhard im Bart als Produkt einer Übermutter?
(10.03.2021 23:32)Teresa C. schrieb: In einem Roman könnte so eine Sicht, wenn sie überzeugend und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen umgesetzt ist, eine interessante Geschichte ergeben. Was die Historizität betrifft, können psychologische Überlegungen im besten Fall bei einer Annäherung interessante Ansätze liefern, allerdings sollten sie mit Vorsicht und ohne Deutungshoheit angewendet werden. Das sollte bei aller Geschichtsschreibung eigentlich selbstverständlich sein, besonder wenn es aus einer Zeit stammte, in der nur wenige die Möglichkeit (und die Fähigkeit?) hatten, etwas aufzuschreiben. Gerade aus dem Mittelalter, in dem Dokumente zum größten Teil von Klerikern verfasst und verfielfältigt wurde, ist wohl keine halbwegs objektive Sicht auf Frauen in führender Stellung zu erwarten. Das, was wir unter "Geschichtsschreibung" verstehen, ist nicht die wahre Geschichte. Es ist nur das, was diejenigen, die die Geschichte aufschrieben, die Nachwelt wissen lassen wollte. Auch das ist immer dem Zeitgeist unterworfen- und sollte bei der späteren Interpretation berücksichtigt werden. (Und nur gut, dass es damals noch keine Netztwerke gab, in denen sich sich absprechen konnten... und sich die Schreiber keineswegs einig waren... ) zwei Romane, die das recht amüsant auf die Schippe nehmen, sind Judith Merkle Rileys "Die Stimme" und "Die Vision"... Was hier gegen eine psychologische Deutung spricht, ist nicht, dass die Deutung an sich ungenauer wäre als die Geschichtsschreibung, sondern schlicht und einfach, dass für eine eingigermaßen plausible psychologische Deutung nicht genug Daten vorliegen. Wenn ich deinen Ausführungen so folge, gibt es keine Beschreibung wie sich die beiden Personen in bestimmten (mehreren) Situationen verhalten haben- und damit läßt sich das psycholgisch nicht deuten. Ganz anders verhält es sich z.B. bei Caesar. Nicht nur seine eigene Schrift, sondern auch die von Zeitzeugen erlauben eine gute Analyse seiner Psyche. Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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