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Freiwillige Abdankungen
14.06.2012, 20:09
Beitrag: #6
RE: Freiwillige Abdankungen
Philippus Arabs

Hierbei geht es um keinen richtigen Rücktritt, aber eine Situation, bei der ein Rücktritt beinahe geschehen wäre – und um eine sehr interessante Geschichte voller Tragik.

Philippus Arabs (204 – 249, römischer Kaiser 244 – 249) war einer der für die Reichskrise des 3. Jahrhunderts typischen „Soldatenkaiser“. Als Sohn eines Araberscheichs stieg er in der Armee bis zum Prätorianerpräfekten auf, bis er die Soldaten zum Aufstand gegen den Kaiser Gordian III. bringen konnte. Er wurde als Kaiser anerkannt und verbrachte darauf die meiste Zeit seiner Herrschaft mit Kämpfen gegen äußere Feinde.

Doch während der Festlichkeiten zum tausendsten Jahrestag der römischen Stadtgründung wurde die Regierung Philippus’ durch drei Usurpationen erschüttert:
– Am Oberrhein erhob sich, wie Münzfunde belegten, ein gewisser Silbannacus.
– Die mächtigen Donaulegionen riefen einen ihrer Offiziere, Pacatianus, zum Kaiser aus.
– Vermutlich im nördlichen Syrien lehnten sich Soldaten – unter dem von ihnen zum „Augustus“ ausgerufenen Iotapianus – gegen das strenge Regiment des „Regenten des Ostens“, Philippus’ Bruder Priscus, auf.

Überzeugt, dass diese Aufstände das Auseinanderbrechen des Reiches bedeuteten, stürzte Philippus Arabs in eine Nervenkrise. Völlig verzweifelt bot er dem Senat seinen Rücktritt an. Doch dieser reagierte nicht auf das Angebot, erst Roms Stadtpräfekt Decius konnte Philippus davon überzeugen, dass Pacatianus und Iotapianus als Kaiser nicht geeignet seien und deshalb bald fallen würden.
Er sollte Recht behalten, beide wurden bald darauf von den Soldaten ermordet. Auch die Usurpation eines gewissen Uranius in Syrien brach rasch zusammen.

Doch Philippus Arabs war immer noch über die Lage im Donauraum besorgt, und so übertrug er Decius den Oberbefehl über die moesischen und pannonischen Legionen. Innerhalb kürzester Zeit konnte dieser wieder für Ruhe und Ordnung sorgen. Die begeisterten Soldaten riefen ihn schon bald darauf zum Kaiser aus.

Decius beteuerte immer wieder, er wolle gar nicht Herrscher über das römische Weltreich werden, doch Philippus Vertrauen in das Gute im Menschen (so kann man es wirklich nennen) war endgültig verschwunden, hatte sich in Paranoia umgewandelt. So zog er gegen Decius ins Feld, obwohl er körperlich und militärisch viel schwächer war. Als es bei Verona zur Schlacht kam, erlitt Philippus’ Armee eine vernichtende Niederlage. Er selbst kam in der Schlacht um, genauso sein Sohn. Decius wurde Nachfolger und allgemein anerkannt.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Freiwillige Abdankungen - Maxdorfer - 13.06.2012, 18:12
RE: Freiwillige Abdankungen - Suebe - 13.06.2012, 20:19
RE: Freiwillige Abdankungen - Maxdorfer - 14.06.2012 20:09
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