Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Sagen und Mythen
06.03.2016, 18:40
Beitrag: #11
RE: Sagen und Mythen
Von Karl Friedrich Hensler stammt noch ein weiteres Theaterstück, das etwa später als "Das Donauweibchen" entstanden ist, nämlich: "Die Teufelsmühle am Wienerberg". Als Vorlage gilt ein Werk von einem Herrn Leopold Huber, das allerdings im heutigen Deutschland spielt. Wie "Das Donauweibchen" wurde auch "Die Teufelsmühle" im 19. Jahrhundert in eine Sammlung der Wiener Sagen übernommen.

Da Mühlen üblicherweise nicht direkt im Ort lagen, könnte der Grund sein, dass sich um diese oft Legenden gebildet haben, wo der Teufel oder Räuber eine Rolle spielen. (Man denke hier auch an Ottfried Preuslers "Krabat".)

In Wien gibt es das Rasthaus "zur Teufelsmühle", das an eine Mühle am Petersbach beim Dorf Siebenhirten (heute Teil von Wien, 23. Bezirk) erinnert, die die Teufelsmühle genannt wurde. (Angeblich, weil sie einmal im Besitz einer Familie namens Teufel war.)
Mehr dazu im WienWiki.

Zu dieser sind mir drei Sagen bekannt, wo sie der Schauplatz des Geschehens ist.

---------------

Die heute noch bekannteste Sage geht auf das Theaterstück von Karl Friedrich Hensler zurück. Sie ist eine der sechs Sagen und Märchen, die dem Vogelweidhof, einem bekannten Wiener Gemeindebau in Wien / 15. Bezirk, seinen volkstümlichen Namen "der Märchenhof" gegeben haben. (Die Freskos zu diesen Sagen und Märchen finden sich in dem Laubengang, geschaffen wurden sie 1928 von Franz Wacik, zu dieser Zeit ein erfolgreicher Illustrator von Märchenbüchern.)

Hier ist die Teufelsmühle ein Räubernest, wo ein böser Raubritter sein Unwesen treibt. Als seine herzensgute Frau versucht, ihn zur Umkehr zu bewegen, ermordet er sie, in dem er sie in den Brunnen wirft. Daraufhin werden er und seine Spießgesellen von der Erde verschlungen. In der Folge verkommt die Mühle und gilt als Ort, wo es nachts nicht geheuer ist. Viele Jahre später übernachtet hier ein junger, natürlich tapferer Ritter, der dort den Geist der ermordeten Frau trifft und dafür sorgt, dass sie und ihr Ehemann erlöst werden.

Eine Version dazu findet sich wieder unter sagen.at.
----------

Die zweite Sage ist dagegen relativ unbekannt, eine Gespenstergeschichte, die ich in der Version des Sagenforschers und Lokalhistorikers Gustav Gugitz kennen gelernt habe. Bei ihm spielt sie unter der Herrschaft des Herzogs Albrecht III. von Österreich (um 1350-1395), also in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Herrschaft dieses Herzogs gilt heute als eine relativ ruhige und gute Zeit, zumindest für den Raum um Wien.

(Albrecht III., genannt "Albrecht mit dem Zopfe", schloss 1379 mit seinem jüngeren Bruder Herzog Leopold III. den Vertrag von Neuberg an der Mürz, der die Hauptgrundlage für die Länderteilungen und die Ausbildung mehrere Familienzweige bildete, die die Politik der Habsburger vor allem im 15. Jahrhundert bestimmten. Zwar war er nur Mitbegründer der Universität Wien (diese Universitätsgründung, sie gilt als die älteste deutschsprachige Universität nach der Karlsuniversität in Prag, gilt als Werk seines älteren Bruders, des Herzog Rudolf IV. "dem Stifter". Nach dessen frühen Tod war er es allerdings, der sich um die Finanzierung, Aufnahme des Lehrbetriebes etc. kümmerte.)

In dieser Sage wird ein junger Ritter von ihm beauftragt, Vorkommnissen in der leerstehenden Teufelsmühle, über die geredet wird, auf die Spur zu kommen. Mit einigen Knappen übernachtet der Ritter daraufhin einige Male in der Mühle, ohne dass sie herausfinden, was hinter dem Spuk steckt, von dem sie allerdings wahrlich heimgesucht werden.

Eine Version dieser Sage findet sich auf sagen.at.

-------------------

Die Teufelsmühle ist auch Ort des "Showdowns" in einer weiteren Wiener Sage, die wohl bekannteste der drei Sagen ist: "Der Engelbrunnen auf der Wieden". (Die Wieden ist eine der Wiener Vorstädte, die Mitte des 19. Jahrhunderts eingemeindet wurden, und gab dem 4. Wiener Bezirk ihren Namen.)

Auf der Hauptstraße vor dem Kaffeehaus Wörthner findet sich ein Brunnen, der nach seinem Stifter, dem Kriegsministerialkanzlisten Viktor von Engel der "Engelbrunnen" genannt (Enthüllung 1893). Er erinnert an die Sage von der "Judith" von Wien.

Heldin dieser Sage ist die Faßbinderstochter Elsbeth, der es gelingt in der Teufelsmühle, zwei gefürchtete Räuber gefangen nehmen zu lassen: Hans Aufschring, genannt der "Waldteufel", und seinem Komplizen, dem Wirt von der "Teufelsmühle".

Eine Version dazu auf sagen.at.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
Sagen und Mythen - Luki - 12.06.2012, 15:07
Libussa - Libuse - Luki - 12.06.2012, 15:13
RE: Sagen und Mythen - Aurora - 08.01.2016, 19:03
RE: Sagen und Mythen - Teresa C. - 05.03.2016, 15:26
RE: Sagen und Mythen - Aurora - 06.03.2016, 10:22
RE: Sagen und Mythen - Teresa C. - 06.03.2016, 15:45
RE: Sagen und Mythen - Aurora - 06.03.2016, 15:55
RE: Sagen und Mythen - Teresa C. - 06.03.2016, 16:04
RE: Sagen und Mythen - Aurora - 06.03.2016, 16:33
RE: Sagen und Mythen - Teresa C. - 06.03.2016, 17:49
RE: Sagen und Mythen - Teresa C. - 06.03.2016 18:40
RE: Sagen und Mythen - Aurora - 06.03.2016, 20:18

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds