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Die Habsburger Unterlippe....
02.12.2019, 21:42
Beitrag: #5
RE: Die Habsburger Unterlippe....
Suebe hat recht. Die Staatsform Monarchie wurde in vielen Staaten abgeschafft, deshalb verloren die Habsburger, genauer das Haus Habsburg-Lothringen, ihren "Job".

Trotzdem möchte ich auf das Thema Verwandtenehen und die Problematik Karl II. von Spanien hinweisen.

Betrachten wir die Vorfahren von Karl II.: Wenn keine Verwandtenehen eingegangen werden bzw. die Eltern nicht verwandt sind, verdoppeln sich pro Generation die Vorfahren. Bei 6 Generationen hätte man 126 Personen bzw. 63 Paare als Vorfahren. (1. Generation: Eltern 1 Paar, 2. Generation: Großeltern 2 Paare, 3. Generation: Urgroßeltern 4 Paare, 4. Generation: Alteltern 8 Paare, 5. Generation: Altgroßeltern 16 Paare und 6. Generation: Alturgroßeltern 32 Paare / 1 + 2 + 4 + 8 + 16 + 32 = 63 Paare, also 126 Personen). Dies deckt sich auch mit der Zählung nach dem Kekule-System, in dem der Proband die Nr. 1 trägt, die 6. Generation die Nummern 64 bis 127 erhalten. Männliche Vorfahren haben eine gerade Zahl, weibliche Vorfahren eine ungerade Zahl. Für die Forschung sind einerseits die männlichen Vorfahren in der Zahlenfolge 2 hoch n (n = Anzahl der Generationen), andererseits die weiblichen Vorfahren in der Zahlenfolge 2 hoch (n-1) interessant. Erstere sind für die Erforschung der sozialen Stellung des Probanden, letztere sind für Genetiker wichtig.

Karl II. hatte über 6 Generationen nicht 63 Paare (126 Personen) als Vorfahren, sondern nur 25 Paare (50 Personen). Bei einem Kind, das aus einer inzestuösen Beziehung zwischen Bruder und Schwester entstammt, halbieren sich ab der 2. Generation die Vorfahren. Das heißt: 1 + 1 + 2 + 4 + 8 + 16 = 32 Paare, also 64 Personen. Bei einem Kind, das aus einer Beziehung von Cousin und Cousine entstammt, ergibt sich folgende Rechnung: 1 + 2 + 3 + 6 + 12 + 24 = 48 Paare (96 Personen). Die von den Vorfahren Karls II. über 6 Generationen praktizierten Ehen zwischen nahen Verwandten (Cousin/Cousine; Onkel/Nichte) führte zu einen immensen Verlust von möglichen Vorfahren. Er hatte weniger Vorfahren, als ein von Bruder und Schwester gezeugtes Kind, vorausgesetzt, dass deren Vorfahren keine Verwandten waren.

Die Probleme bestanden jedoch nicht nur bei den spanischen Habsburgern, sondern auch bei ihren österreichischen Verwandten oder den Wittelsbachern. Aus der Ehe Ludwigs XIV. mit der spanischen Habsburgerin Maria Theresia erreichte nur der Dauphin das Erwachsenenalter, Ludwigs Kinder mit der Montespan erreichten alle das Erwachsenenalter. Dass aus der Ehe Ludwigs XIV. und Maria Theresia nur ein lebensfähiges Kind entstammte, lässt sich auch auf die Verwandtenehen zurückführen. Die Ehepartner waren Cousin und Cousine über beide Elternteile. Ludwig XIII. war mit Anna von Österreich verheiratet, deren Bruder Philipp IV. von Spanien war mit Ludwigs XIII. Schwester Elisabeth von Frankreich verheiratet.

Kommen wir zurück zu Karl II.: Bereits vor den Habsburger wurden zwischen Angehörigen der Herrscherfamilien in Kastilien, Aragon, Navarra und Portugal häufig Verwandtenehen geschlossen. Isabelle von Kastilien und ihr Ehemann Ferdinand von Aragon waren Cousine und Cousin. Der schlechte Gesundheitszustand vieler Angehöriger der Herrscherhäuser auf der iberischen Halbinsel hat sicher viele Gründe, die Verwandtenehen sind sicher einer davon. Die Habsburger waren sicher zuerst Nutznießer des Aussterbens der Dynastien in Kastilien, Aragon und Portugal, später wurde die spanische Linie selbst ein Opfer dieser Tradition.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Die Habsburger Unterlippe.... - Suebe - 02.12.2019, 17:11
RE: Die Habsburger Unterlippe.... - Sansavoir - 02.12.2019 21:42

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