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Richard Nixon, der Misanthroph im Weissen Haus...
12.09.2017, 09:27
Beitrag: #1
Richard Nixon, der Misanthroph im Weissen Haus...
,,.oder ein Einbruch zuviel.

„Tricky Dick“ nannte man ihn. Ja, das passte. Gegner wollten ihn dadurch abwerten, aber er selbst verstand es als Lob. Er war sein Leben lang ein Trickser, eine Spielernatur. So hatte er es zu Hause gelernt und so gab er es auch an seine Kinder weiter – er kannte es gar nicht anders.

Brilliant war er nie, zur Hälfte deutsche Wurzeln aber kein deutscher Name, sein Lebenslauf ohne besondere Verdienste, selbst im Krieg war er nur Etappenschwein gewesen. Aber er verstand es, seine Gegner auszutricksen, die arglos die eigenen ethischen Maßstäbe auch bei Nixon voraussetzten und nicht damit rechneten, dass diesem jedes erlaubte und unerlaubte Mittel recht war, wenn es ihm nur nützlich erschien.
Seine politische Karriere war im Grunde eine einzige Abfolge nicht ganz koscherer Geschichten, die immer seinen Gegner schadeten, aber der „Trickser“ kam immer davon. Wurde sogar Vizepräsident.

Was dann der Höhepunkt seiner Laufbahn werden sollte, wurde für ihn zu einem traumatischen Erlebnis. Er verlor die Präsidentschaftswahl gegen einen jüngeren, klügeren, eloquenteren und vor allem lässigeren Gegner. Das erste Fernsehduell hatte ihn der Maske des aufgesetzten Grinsens entraubt und so gezeigt, wie er war: Ein nervöser, überehrgeiziger Durchschnittstyp ohne echtes Charisma. Noch mehr schmerzte ihn, dass sein Gegner nicht einmal scharf darauf war, Präsident zu werden oder auch nur beliebt zu sein. Er, Nixon, musste mit beiden Händen Victory-Zeichen machen, um Siegeszuversicht und Selbstvertrauen auszustrahlen. Sein Gegner hob nur lässig die Hand, winkte, und die Menschen wählten ihn.

[Bild: 052115richardnixon.jpg]

Diese, seine Geste war entlarvend. Für ihn zählte nur der „Sieg“ und er sprach Menschen an, die wie er unbedingt Sieger sein wollten. Inhalte, innere Leitlinien waren zur Nebensache geworden. Dazu das kranke, übertriebene Grinsen. Wer sich die Mühe machte, genauer hinzuschauen, sah einen schwachen, unsicheren und schauspielernden Menschen, der zuerst und vor allem an sich selbst dachte.

Die Niederlage 1960 wirkte nach, viel Geld und Mühe hatte er vergeudet und es so knapp vor dem Ziel nicht geschafft. Es dauerte Jahre, bis er wieder bereit war, die enttäuschten Erwartungen seines Umfelds doch noch zu erfüllen. Er hatte bessere Kandidaten der Republikaner aus dem Weg geräumt wie den Vater Mitt Romneys als ihm wieder ein Kennedy in die Quere zu kommen drohte. Wieder einer, der nicht vor den Geheimdiensten, der Rüstungslobby oder der FED kuschte deren Marionette er selbst sein musste, um deren Unterstützung zu bekommen. Sein Hass war grenzenlos. Selbst der Mafia soll er sich angedient haben, nur um endlich an sein Ziel zu kommen.

Dieses Mal jedoch hatte er Glück, sein wieder jüngerer Gegner wurde ermordet und es wurde wieder eine Tat eines Einzeltäters (obwohl es dieses Mal zweifelsfrei mehrere Schützen gab). Die Demokraten erholten sich nicht mehr rechtzeitig von diesem Schock und Nixon war endlich am Ziel und reckte wieder beide Hände nach oben.

Alles hätte GUT werden können.

Seine Präsidentschaft war davon geprägt, dass er vor keinem Diktator zurückschreckte, egal welche Ideologie er vertrat und wieviel Blut an dessen Händen klebte. Oder dass er, der leidenschaftliche Anti-Kommunist, sogar planwirtschaftliche Experimente machte, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Dass ihm jedes Mittel in der Politik recht war, wurde in seiner ersten Präsidentschaft immer noch nicht erkannt. Sogar als erfrischend neu interpretiert. Er wurde wiedergewählt.

Die US-Realwirtschaft begann unter ihm ihre Talfahrt.
Er beendete das Apollo-Programm und regte das Space-Shuttle-Projekt an, das ein Desaster werden sollte.

Dann kam das Ende in Vietnam, die größte Niederlage in der amerikanischen Geschichte.
Und dann kam Watergate.

Es war wieder ein Einbruch. Nicht der erste in seinem Leben. Einer zuviel.
Dieses Mal kam er nicht davon.
Dem Trickser waren zuviele Fehler unterlaufen, er war entlarvt. Jetzt wurde auch klar, dass er nie echte Anhänger hatte. Man ließ ihn fallen wie eine heiße Kartoffel.

Er kam nie wieder zurück. Den Namen Nixon hatte der Trickser endgültig in den Schmutz gezogen.
Er war berühmt geworden, aber aus den falschen Gründen.

Erst jetzt erkannten seine Landsleute, dass sie es mit schwer gestörten Persönlichkeit zu tun hatten. Lag es an einem Sportunfall, der sein Leben lang im Gesicht sichtbar blieb? Am Alkohol, dessen Wirkung er unterschätzte? Oder hatte er tatsächlich einfach nur keine Skrupel, kein Gewissen und wollte seine Niederlage von 1960 wettmachen. Lag es an seiner Herkunft?

Selbst nach unbedeutenden Amtskollegen werden Schiffe und Flughäfen benannt, seinen Namen tragen nur Spielfilme, die ihn als Psychopathen zeigen, der mit den eigenen und fremden Erwartungen nicht fertig wurde und als Ausweg immer nur Straftaten kannte.

In einem Interview gab er später zu, andere Menschen nicht „mögen“ zu können und selbst nicht gemocht werden zu können.
Dass das Eine das Andere bedingt, erkannte er nicht.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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Richard Nixon, der Misanthroph im Weissen Haus... - Triton - 12.09.2017 09:27

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