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Warum interessiert niemanden die extreme Jugendarbeitslosigkeit in Europa?
21.09.2012, 20:38
Beitrag: #14
Jugendarbeitslosigkeit
Servus .

Österreich hatte immer einen relativ geringen Akademikeranteil
an der arbeitenden Bevölkerung .
Seit wir EU-Mitglied sind wurden wir desshalb immer gerügt , als wären
wir ein Entwicklungsland und ein Volk von berufsfernen Arbeitslosen .
Andererseits werden wir jedes Jahr , von einer anderen EU-Abteilung ,
gelobt , wegen unseres Dualen Ausbildungssystems und unserer ,
in den letzten Jahren , niedriegsten Arbeitslosen -und Jugendarbeitslosikeitsquote
( EU weit ) .

In der Eu gibt es eine gesetzliche Berufsausbildung ( Berufsschule und Lehre )
nur in Deutschland und Österreich .
Bei Holland bin ich mir nicht sicher, es gibt sie aber so ähnlich .
Überall anderswo , nitschewo .

In der Zwischenkriegszeit mußte man dem Lehrherr ( Meister )
noch Geld für die Ausbildung bezahlen .
Von der rechtlosen Situation des Lehrlings mal abgesehen .

Nach dem Krieg bildeten die großen Betriebe und Firmen , europaweit ,
sich ihren Arbeitskräftenachwuchs selbst aus ( stark verallgemeinert ) .

Als sich mit den großen international tätigen Konzernen die Gewinnmaximierung
( Shareholder value ) durchsetzte und nicht mehr als sehr anrüchig gehalten wurde ,
entdeckten kluge Wirtschaftsleute daß ja die Ausbildung anfänglich
ein Kostenfaktor sei und man daher darauf verzichten könne .
Es kommt doch billiger ausgebildete Fachkräfte von anderen Firmen abzuwerben .

Dann verglichen die bestens vollkommen falsch ausgebildeten Wirtschaftsweisen
noch die europäischen Stundenlöhne mit den ostasiatischen , die noch dazu
mit keinerlei Sozialabgaben belastet sind .
Das mag vielleicht bei billigem Plastikspielzeug Gültigkeit haben .
Aber nicht bei komplexen technischen Apperaten .

Denn da zählen nicht die Stundenlöhne , sondern die Lohnstückkosten ,
beziehungsweise der Preis und die Anwendbarkeit des Produktes .
( Handys , Computer u. Fernseher ausgenommen , aber da stiegen die Erzeuger
mangels guter Ideen , eigener guter Mitarbeiter freiwillig aus ).

Also beschlossen die Wirtschaftsweisen daß der Standort Europa wegen
der hohen Löhne als Produktionsstandort nicht mehr konkurenzfähig sei .
Und daher in einen Dienstleisterkontinent umgewandelt werden müßte .

Faßt wäre es ihnen gelungen .
Und obwohl in einigen Branchen Ingenieure oder ausgebildete Fachkräfte
mit dem selben Wissen und Können händeringend gesucht werden haben
viele Studierende ein Fach aus der angekündigten Dienstleistungsbranche
gewählt .
Und da auch die Dienstleister schrumpfen ( Banken kündigen eine Verkleinerung
des Mitarbeiterstandes bis zu 50% an ) fallen auch dort viele Stellen weg und
zugleich zerplatzen eine Menge abgeschlossener Studien wie Seifenblasen .

Auch sagt ein hoher Akademikeranteil nichts über die Leistungsgesellschaft aus .

Ein HTL-Maturant ist bei uns zwar kei EU.-Ingenieur aber erst 18/19. Jahre alt
und bringt schon die Praxis von 6. Monaten in mehreren Firmen mit und muß
daher nicht erst langwierig in die neue Firmenstruktur eingearbeitet werden .
Er erfüllt die selben Anforderungen die auch an einen 24. jährigen Spanier
mit UNIversitätsabschluß gestellt werden .
Der zwar ein Akademiker ist aber noch keine Praxis vorweisen kann und
gegen dem HTL Abgänger schon 4/5 Arbeitsjahre verloren hatt .

Obwohl wir uns noch an den relativ günstigen Arbeitsmarktdaten sonnen
gibt es manches zu verbessern .

Ersten schon die Schulausbildung , wird bei Euch ähnlich sein .
Fragt mal die Jugendlichen aus Eurem Bekanntenkreis um das Ergebniss kleiner Kopfrechnungen .
Oder stellt ihnen eine kleine Dreisatzaufgabe .
Ihr werdet überascht sein , wie Wenige sofort das Ergebniss wissen .
In den Schulen wird viel Wissen vermittelt aber ob es auch richtig gelehrt wird ?
Logisches Denken und Schlußfolgern wird leider nicht vermittelt .
Erschreckend mit wiewenig Wissen oder logischen Fähigkeiten so Mancher
von der Schule abgeht und dann endtäuscht ist daß er sogar für eine Lehre
zu unqualifiziert ist .
Wo doch bei Rab ( oder unzähligen Andere ) sucht den Superstar ,
man nur etwas hüpfen und grölen muß um Geld und Anerkennung zu erlangen .

Meiner Meinung kann man da nur mit einer Ganztagsschule gegensteuern .
Aber es dauert immer Alles so lange bis man etwas ändert .

Bei uns im Kremstal gibt es mehrere Kunststoff und Metallfirmen .
Klein und Mittelbetriebe aber keine HTL .
Diese wünschten sich aber eine für ihren Nachwuchs .

Regierungsseitig sah man das nicht ein , um eine Neue zu gründen .
Da die Firmen untereinander mittels Kluster einen guten Kontakt
hatten , beschlossen Sie selbst etwas auf die Beine zu stellen .
Sie suchten sich eine HTL aus der Landeshauptstadt aus ,
die LITEC unter deren Lehrplan
die KTLA Kremstaler technische Lehranstalt , österreichweit einzigartig , läuft .
Finanziert von den Mitgliedsfirmen .
In den dreieinhalb Jahren Ausbildung sind die Lehrlinge wöchenlich
zwei Tage in der Firma als Lehrlinge tätig .
Drei Tage in der KTLA als HTL Schüler und nur unterbrochen von 35. Wochen Berufsschule ( Internat ) , aufgeteilt auf die dreieinhalb Jahre .
Nach ihrem Abschluß haben sie den Facharbeiterabschluß ( Gesellenbrief )
sowie eine HTL Matura ( Abitur ) die sie auch zum Studium qualifiziert
( UNI oder Fachhochschule ) .

[Bild: 355171_m0msw380h285q80v55334_xio-fcmsima...1298050331]
Denise Weidinger (l.) und Lisa Zeller lernen Werkzeugbauer
und machen zusätzlich die HTL Bild: Werk

http://www.nachrichten.at/ratgeber/beruf...121,557471

Mittlerweile gibt es auch für andere Lehrlinge das System Lehre mit Matura .
Da aber die Maturagegenstände in einer Schule in den Zentren
von Freitag mittags bis Abends und den ganzen Samstag ,
in der Freizeit erfolgt , ist es für Lehrlinge am Land und
von kleineren Firmen faßt unmöglich daran bis zum Ende teilzunehmen .
Da müßte noch eine Verbesserung erfolgen .

Das Alles sind europaweit nur Tropfen auf den heißen Stein .

Ich wollte mit diesen Beispielen nur aufzeigen daß nicht immer nur die EU
oder die Regierungen , nach langem Abwägen , etwas beschließen muß .

Ausbildung und Unterstützung geht uns Alle etwas an .
Wir Alle müßen wieder etwas sozialer Denken und fühlen .
Es muß sich nicht Alles sofort rechnen und der Gewinn in Euros messbar sein .

Eine Jugend die das Gefühl hat das ihre Zukunft auch uns Älteren wichtig ist
und daß wir ihre Ängste verstehen aber auch ihre Zukunftswünsche unterstützen
wird auch optimistischer sein .
Wir müßen es ihnen ermöglichen und vorzeigen daß Lernen auch Spaß machen kann .
Aber wir sollten ihnen aber auch zeigen daß man nicht für Alles
einen Taschenrechner braucht .

Wir sollten auch unseren Politikern begreiflich machen daß Sparen
bei den Ausgaben zwar akzeptabel ist .
Aber nur nicht bei der Ausbildung unserer Kinder ( schon ab dem Kindergarten ) .
Denn jeder Euro der in die Ausbildung unseres Nachwuchses investiert wird
kommt vielfach vermehrt von Ihnen wieder an die Gesellschaft zurück .

luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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