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Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
13.08.2016, 13:28
Beitrag: #4
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
Das ist richtig. Wilhelm III. wollte seine (erheirateten) Ansprüche auf das Herzogtum Luxemburg durchsetzen. Und sein Bruder Friedrich der Sanftmütige wäre froh gewesen, Wilhelm fern der Heimat in Luxemburg zu wissen. Die Frage ist, ob Elisabeth von Luxemburg einen Erbanspruch auf Luxemburg überhaupt hatte. Kaiser Sigismund bestimmte zwar, dass seine Tochter Elisabeth ihre Cousine Elisabeth von Görlitz, Herzogin von Luxemburg beerben soll. Aber so einfach war die Angelegenheit nicht. Immerhin lebte Elisabeth von Görlitz bis 1451, Elisabeth von Luxemburg starb aber bereits 1442.

Nach dem Tod der Elisabeth von Luxemburg hätte der Erbanspruch auf die drei Kinder übergehen müssen, d.h. auf Anna, Elisabeth und Ladislaus von Österreich. Das bedeutet aber auch, dass nach dem Tod von Ladislaus im Jahre 1457 die beiden Schwestern Anna und Elisabeth das Erbe erhalten hätten. Aus diesem Gesichtspunkt ist Wilhelms Vorhaben, König von Böhmen und König von Ungarn zu werden, erklärbar. Wilhelm III. scheiterte an der politischen Situation des Jahres 1458 und wohl auch an seine Unkenntnis über die politische Rolle von Georg von Podiebrad und Mattias Corvinus. Ein politischer Phantast war er nicht, immerhin setzte sich der Ehemann der Elisabeth von Österreich, König Kasimir IV. von Polen, 1471 bzw. 1490 in Böhmen und in Ungarn durch, sodass ein Sohn von Elisabeth und Kasimir, Vladislav/Ulaszlo, König von Böhmen und König von Ungarn werden konnte. Man musste eben nicht nur einen Erbanspruch haben, man musste ihn auch durchsetzen können.

Wilhelm III. verheiratete seine Tochter mit dem Sohn Podiebrads, Heinrich von Münsterberg und Podiebrads Tochter Sidonia wurde mit Herzog Albrecht, des jüngeren Sohn von Friedrichs den Sanftmütigen und dessen Ehefrau Margarete von Österreich. Albrecht und Sidonia wurden die Stammeltern der albertinischen Linie.

Dagegen sah die Situation des Herzogtums Luxemburg anders aus. Johann von Böhmen bestimmte in seinem Testament, dass die damalige Grafschaft Luxemburg an seinem jüngsten Sohn Wenzel vererbt wird. Nach dem Tod von Johann stand Wenzel unter der Vormundschaft seines Halbbruders Karl IV., der ihn 1354 zum Herzog erhob. Wenzel heiratete dann Johanna von Brabant, die Erbtochter des Herzogs von Brabant. Er baute Brüssel zu seiner Residenz aus. Nach seinem Tod im Jahr 1383 fiel Luxemburg an Wenzel IV., der es um 1409 auf seine Nichte, Elisabeth von Görlitz, übertrug. Grund dafür war deren bevorstehende Heirat mit Anton von Burgund, Herzog von Brabant und Limburg, dem jüngeren Bruder von Johann Ohnefurcht, Herzog von Burgund. Damit bestand von 1409 bis 1415 der gleiche Machtblock im Nordwesten des Reiches wie bereits von 1354 bis 1383. Nach dem Tod Antons, er fiel 1415 in der Schlacht von Azincourt, überwarf sich Elisabeth mit ihrem Onkel Sigismund. Offensichtlich weil Sigismund seine 1409 geborene Tochter zulasten seiner Nichte bevorzugen wollte. Dieses Zerwürfnis führte 1417 zur Ehe zwischen Elisabeth und Johann von Bayern-Straubing-Holland, den Grafen von Holland, Seeland und Hennegau, mit dessen Tod im Jahr 1425 das Engagement der Wittelsbacher im Nordwesten des Reiches endete. Elisabeth von Görlitz führte danach eine zwischen ihrem Onkel Sigismund von Luxemburg und Philipp den Guten, Herzog von Burgund lavierende Politik. 1441 war sie so verschuldet, dass ihre Ländereien vom Erzbischof von Trier übernommen werden sollte. In dieser Situation wandte sie sich an Philipp den Guten, der Pfandschaften und Schuldbriefe erwarb und 1443 mit Elisabeth vertraglich die Übernahme Luxemburgs an Burgund regelte. Elisabeth bekam bis zu ihrem Tod eine Leibrente von Philipp ausgezahlt. Deshalb hatten weder Elisabeth von Luxemburg oder ihre Kinder einen durchsetzbaren Erbanspruch.

Wilhelm III. von Sachsen zettelte nach dem Scheitern seines Luxemburg-Engagements 1446 den bis 1451 dauernden sächsischen Bruderkrieg an, der zu großen Verwüstungen in Sachsen und Thüringen führte. Dieser Krieg begründete Wilhelms Ruf als einen der „bösen Buben“ der sächsischen Geschichte. Bekannt ist dieser Krieg bzw. dessen Folgen vor allem durch den Altenburger Prinzenraub im Jahr 1455, als der Ritter Kunz von Kauffungen das Recht in die eigenen Hände nahm und die beiden Prinzen Ernst und Albrecht aus der Altenburger Burg raubte. Der Umgang mit seiner Frau Anna von Österreich, die ihm keine Söhne schenkte festigte den Ruf als „böser Bube“. Aber söhnelose Herrscher verhielten sich oft brutal gegen ihre Gattinnen (siehe Henry VIII. von England) – neben der menschlichen Tragödie der Ehefrau darf man aber nicht das Dilemma des Fürsten vergessen, da der fehlende Sohn, einerseits Nachfolgekriege befürchten ließ, andererseits das politische Lebenswerk des Fürsten zerstört werden kann.

Ähnlich wie die Habsburger versuchten sich im 14. und 15. Jahrhundert auch die Wettiner über ihre Herrschaftsgebiete zu einigen. Dafür stehen die Chemnitzer Teilung von 1382, die Altenburger Teilung von 1445 und die Leipziger Teilung von 1485. In einem Artikel über Wilhelm III. ist aber nur die Altenburger Teilung von Bedeutung. Als Kurfürst Friedrich I. von Sachsen, genannt der Streitbare, im Jahr 1428 starb folgte ihm sein ältester Sohn Friedrich II., der Sanftmütige als Kurfürst. Friedrich II. hatte drei Brüder Sigismund, Heinrich und Wilhelm und zwei Schwestern, deren Versorgung geklärt werden musste. Nach dem Tod des dreizehnjährigen Heinrichs im Jahr 1435 forderte dessen älterer Bruder Sigismund Regierungsbeteiligung und Selbstständigkeit. Deshalb kam es am 4. Januar 1436 zu einer auf neun Jahre befristete Örterung, d.h. Nutzungsteilung. Friedrich II. bekam ein Gebiet um Meißen und Dresden, Sigismund erhielt u.a. Weißenfels, Naumburg und Jena und Wilhelm wurde mit Leipzig und Altenburg und deren Umgebung abgefunden.

1437 drängte Friedrich Sigismund in den geistlichen Stand, allerdings gibt es hier unterschiedliche Überlieferungen. 1440 wurde Sigismund gegen seinen Willen zum Bischof von Würzburg bestimmt. Bereits 1442 wurde er wegen angeblicher Verschwendung und seines anstößigen Lebensstils aus seinem Amt entfernt. Daran beteiligt waren das Domkapitel, der Gegenpapst Felix V., der deutsche König Friedrich III. und der sächsischer Kurfürst Friedrich II., der Sanftmütige. Der entmachtete und abgesetzte Sigismund irrte eine Weile noch, von der Bevölkerung verspottet, im Bistum Würzburg herum, ehe er nach Sachsen zurückkehrte, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1471 auf der Burg Rochlitz blieb.

Damit blieb für Friedrich II. nur noch sein Bruder Wilhelm als Konkurrent übrig. Dieser drängte nun auf ein eigenes Fürstentum, besonders nachdem er bei der Übernahme von Luxemburg scheiterte. Begünstigt wurde sein Ansinnen auch, dass 1440 der letzte Landgraf von Thüringen verstarb und dessen Ländereien an die Hauptlinie fielen. Wilhelms Verlobung bzw. Heirat mit Anna von Österreich geschah letztlich nur, um Friedrich II. zu zwingen, ihm einen eigenen Hausstand, sprich Fürstentum zu gewähren. Dies geschah 1445/46 mit der Altenburger Teilung und den darauffolgenden Verhandlungen. Probleme gab es mit der Übernahme der Thüringer Schulden, aber auch mit der Definition des Verhältnisses des Landgrafen von Thüringen zu den verschiedenen starken Thüringer Grafengeschlechtern.

Nach dem von 1446 bis 1451 dauernden sächsischen Bruderkrieg kam es zu einer Einigung in den strittigen Fragen. Wilhelm residierte seitdem als Landgraf in Weimar, wo er die Politik in der Tradition seiner Vorgänger fortsetzte. 1457 verstieß er seine Ehefrau Anna, die er auf Eckardsburg einsperren ließ, wo sie 1462 verstarb. Er heiratete dann Katharina von Brandenstein, die ihm ebenfalls keine Söhne gebar. Seine beiden Töchter aus erster Ehe Katharina und Margarete wurden mit Heinrich von Münsterberg, den Sohn Georg Podiebrads bzw. mit dem Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg verheiratet. 1459 regelte Wilhelm, den seine Zeitgenossen „den Tapferen“ nannten, mit seinem Bruder die Grenzziehung zu Böhmen, die bis heute Bestand als Teil der deutsch-tschechischen Grenze hat. Nachdem er 1482 starb, erbten seine beiden Neffen, also Friedrichs II. Söhne Ernst und Albrecht die Landgrafschaft Thüringen. 1485 kam es zur erneuten Teilung – der Leipziger Teilung.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke" - Sansavoir - 13.08.2016 13:28

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