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Neue Thesen zu Troja in der NZZ
19.05.2016, 15:52
Beitrag: #25
RE: Neue Thesen zu Troja in der NZZ
(18.05.2016 20:22)Bunbury schrieb:  Und wer stand da dazwischen? Das Hethitherreich ging um 1200 v. Chr. unter. Die Kelten tauchen um 700 bis 800 v. Chr auf. Dazwischen liegen 400 Jahre und die Entfernung Hattusa- Hallstatt.

Welchen Weg die Eisentechnologie genau nahm, ist unbekannt. Erfunden wurde sie unzweifelhaft in Vorderasien und bekannt ist auch, dass die Hethiter nahezu ein Eisenmonopol besaßen. Von Anatolien aus wanderte das Wissen über die Eisenverarbeitung nach Südosteuropa und gelangte von dort nach Mitteleuropa. Früheste Funde in Italien stammen aus etruskischen Gräbern und kommen aus der Zeit um 1000/900 v. Chr.

Die Ausbreitung erfolgte in ihrer ersten Phase zwischen dem 13. und 8. Jh. v. Chr. von Griechenland über Mitteleuropa bis in den Norden Dänemarks. Vom 8. bis zum 5. Jh. v. Chr. wurden auch die westlichen Teile Europas (England, Frankreich und Spanien), des nördlichen (Schweden, Norwegen) und östlichen (Russland) mit der Technologie der Eisenverarbeitung (Eisenverhüttung) vertraut. Dabei ist überall dasselbe Prinzip zu entdecken: Import, Nachahmung, Eigenfertigung.

(18.05.2016 20:22)Bunbury schrieb:  Das Thema ist jetzt nicht gerade mein Spezialgebiet, aber ist es nicht so, dass es höchstgradig umstritten ist, ob es tatsächlich eine derartige Wanderungsbewegung gegeben hat oder ob nicht einfach nur ein paar wenige gewandert und neue kulturelle Techniken mitgebracht haben?

Es ist bis heute umstritten, ob in der Urnenfelderzeit große Wanderungen von Völkern srtattgefunden haben. Hierzu vielleicht einige Urteile:

"Über die Ursachen für den Wandel von der vorangehenden Mittelbronzezeit zur Urnenfelderkultur der Spätbronzezeit besteht noch keine Einigkeit.
Vor allem in der älteren Forschung war die These verbreitet, dass am Beginn der Spätbronzezeit in vielen Gebieten Europas Völkerwanderungen einsetzten, in deren Verlauf sich durch kulturelle Vermischung kleinerer Kulturgruppen schließlich die Urnenfelderkultur herausbildete. Als Ursache hierfür wurde zum Teil eine starke Bevölkerungszunahme vermutet, deren Auswirkungen durch einen kurzfristigen Klimaeinbruch zeitweise verstärkt worden sein könnten."

"Als Folge der Begegnung verschiedener eingewanderter Menschengruppen mit der älteren einheimischen Bevölkerung entstanden nach Pittioni in verschiedenen Teilen Europas lokale Urnenfeldergruppen. ..."

"Andere Prähistoriker bezweifelten große Völkerwanderungen, so zum Beispiel Georg Kraft. Er schloss diese Theorie 1927 nach der Untersuchung süddeutscher Urnenfelder aus."

Ein Verfechter großer Bevölkerungsverschiebungen zur Urnenfelderzeit ist der bekannte Prähistoriker Wolfgang Kimmig:

"Wolfgang Kimmig bestritt 1964, dass die verschiedenen Urnenfeldergruppen einem Volk angehörten, aber wie auch Pittioni ging er von Wanderungen aus, die neben Kulturkontakten sowie einem damit einhergehenden Kulturaustausch mit vielen verschiedenen Beeinflussungen für die Entstehung und Ausbreitung der Urnenfelderkultur verantwortlich gewesen sei. So führten nach Kimmig diese Wanderungen der Urnenfelderleute über Griechenland, die ägäischen Inseln bis nach Syrien, Palästina und Ägypten. Die Vielfalt der einzelnen Gruppen legte demnach den Schluss nahe, dass in der Urnenfelderkultur kein ethnisch einheitlicher Komplex vorliegt, sondern vielmehr vom Vorhandensein verschiedener Stämme ausgegangen werden muss, die später an der Herausbildung der verschiedenen eisenzeitlichen Volksgruppen beteiligt waren (Illyrer, Italiker, Iberer, Ligurer, Kelten)."

(18.05.2016 20:22)Bunbury schrieb:  Die These wird aber bei Tante Wiki als inzwischen überholt bezeichnet.

Vielleicht hast du übersehen, dass ich oben bereits dazu sagte: "Allerdings ist diese Hypothese umstritten, da Archäologen sagen, sie hätten im spätmykenischen Griechenland keine Überreste gefunden, die auf eine kriegerische Einwanderung von Norden hindeuten würden."

(18.05.2016 20:22)Bunbury schrieb:  ich fürchte, ich bin zu sehr davon überzeugt, dass ein Großteil der Seevölker tatsächlich aus der Ägäis stammte....

Niemand behauptet, Illyrer, Thraker und andere hätten sich in Boote gestzt und seien zu Seevölkern geworden. Vielmehr postuliert diese Hypothese einen Druck mitteleuropäischer Bevölkerungsgruppen auf den Balkan, was zur Vernichtung Mykenes und zum Aufbruch ägäischer Völkerschaften führte. Wie oben schon gesagt krankt diese Hypothese daran, dass Archäologen keinen Einbruch von Norden feststellen konnten, da bislang entsprechende Waffen - Schwerter, Dolche, Pfeilspitzen u.ä. - nicht gefunden wurden. Somit geht man meist von einer Implosion der mykenischen Stadtstaaten aus - durch Aufstände, Bürgerkrieg, Systemkollaps u.ä.
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RE: Neue Thesen zu Troja in der NZZ - Dietrich - 19.05.2016 15:52

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