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Das Jahr 1968 in Ost und West
13.05.2016, 13:16
Beitrag: #17
RE: Das Jahr 1968 in Ost und West
(12.05.2016 19:13)Suebe schrieb:  Der Knackpunkt des Jahres 1968 in der DDR, überhaupt im Ostblock war ja zweifellos der Einmarsch in der CSSR zur Beendigung des "Prager Frühlings".

Nun hat die DDR, insbesondere Walter Ulbricht ja durchaus eine Rolle gespielt in der Entscheidungsfindung zur Besetzung der CSSR.
Auch war er noch wenige Tage zuvor in Prag wo er seine denkwürdigen Worte sprach, dass es in der DDR noch nie eine Pressezensur gab, und man damit gut zurecht gekommen wäre. Tja, Worte des großen Vorsitzenden....

Auf jeden Fall, am 21. August 1968 und danach hat die DDR über Presse und Agenturmitteilungen verkündet, dass auch Einheiten der NVA an der Besetzung der CSSR beteiligt wären.
Ich kann mich an eine Karrikatur erinnern, ein NVA-Soldat mit dem typischen Stahlhelm, ruft in einer Telefonzelle zu Hause an, Papi fragen wo er denn damals 1939 in Quartier gewesen wäre.
Wenn einer Schandtaten von sich aus zugibt, besteht zuerstmal wenig Anlass an den Schandtaten zu zweifeln.
Nun, heute wissen wir, dass es nicht wahr ist, kein NVA-Soldat war im August 1968 in der CSSR eingesetzt.

Nur, warum hat sich Ulbricht dessen gerühmt?

Tatsächlich hielt sich lange das Gerücht, DDR Soldaten seien am Einmarsch beteiligt gewesen. Dies ist auch um 1.55 Uhr morgens vom tschechoslowakischen Runkfunk so berichtet worden. Hier kann man das nachhören: http://www.rozhlas.cz/historie/1968/_zprava/482064

Dort wurden auch von Soldaten der "deutschen demokratischen Republik" (unabgekürzt) gesprochen, die die Staatsgrenze überschritten hätten. Der Rundkfunk war zu dem Zeitpunkt noch nicht in sowjetischer Hand und berichtete weiter.

Die tatsächlichen Ereignisse waren wie folgt: Die NVA leistete den Sowjets auf DDR Boden logistische Unterstützung, überschritt aber die Grenze nicht. Dies aus Gründen, dass dies bei der tschechischen Bevölkerung eben Erinnerungen an den März 1939 wecken könnte. Gleichzeitig konnte man sich so aber als mitintervenierende "Brudernation" bezeichnen. Ulbricht, ausserhalb der Sowjetunion wohl der schärfste Befürworter der Intervention, hat so wohl das Ei des Kolumbus gefunden, aber eben nicht ohne den höhnischen Kommentar aus dem Westen. Und natürlich hat in der gewaltigen Mehrheit der tschechoslowakischen Bevölkerung das nichts an der Beurteilung des Geschehenen geändert - Viele Graffitis schrieben die SSSR (tsch. UdSSR) mit SS-Runen... Kann man hier nachsehen (etwas runterscrollen) http://www.myjsmetonevzdali.cz/temata/pr...ke-smlouvy

Den Hauch der Legitimation für die Intervention, an der übrigens Rumänien nicht teilnahm, stellte der sogenannte Einladungsbrief dar - in dem Brief wurde behauptet, der Parteiführung sei die Kontrolle entglitten und die Presse sei in die Hände der Konterrevolution gelangt. https://de.wikipedia.org/wiki/Einladungsbrief

Es waren ZK Mitglieder - was eigentlich nicht so "hoch". Von diesem Schreiben ist aber kaum mehr zu halten, als der Zustimmung Háchas zum Protektorat 1939 - es hätte wohl eines Beschlusses der Regierung oder der Partei insgesamt bedurft, um wirklichen Legitimation für militärische Intervention. Eine reine Alibiübung.
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Das Jahr 1968 in Ost und West - Suebe - 26.04.2016, 20:06
RE: Das Jahr 1968 in Ost und West - Marek1964 - 13.05.2016 13:16

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