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Terror:
21.11.2015, 23:54
Beitrag: #36
RE: Terror:
Die heutigen Konflikte in Syrien und im Irak zeigen deutlich, dass die Bildung einer syrischen bzw. irakischen Nation gescheitert sind. Syrien und Irak waren künstliche Staaten, die nach dem ersten Weltkrieg auf Grundlage des 1916 zwischen Frankreich und Großbritannien geschlossenen Sykes-Picot-Abkommen gebildet wurden.

Syrien 1919 bis 1958

Auf dem Syrischen Nationalkongress 1919/20 wurde Feisal zum König des Vereinigten Königreichs von Syrien gewählt, das Syrien, den Libanon und Palästina umfasste. Feisals Vater war Hussain, der Scharif von Mekka aus der Dynastie der Haschemiten, die ihre Herkunft direkt vom Propheten Mohamed herleiteten. Hussain verfolgte während des ersten Weltkriegs eine Politik, die einerseits das Herauslösen eines arabischen Staates aus dem Osmanischen Reich zum Ziel hatte, andererseits das Ausbreiten des Wahhabiten Staates unter Aziz ibn Saud verhindern wollte. Deshalb lavierte er anfänglich zwischen dem Deutschen Reich und Großbritanien, ehe er sich vom scheinbar besseren Angebot der Briten überzeugen ließ.

Die Wahl Feisals zum König von Syrien widersprach allerdings den Interessen Frankreichs, das noch im Jahr 1920 seine im Sykes-Picot-Abkommen zugestandene Rechte nutzte, um als Mandatsmacht militärisch zu intervenieren und Feisal aus Syrien zu vertreiben.

Nach der Vertreibung von Feisal bildeten die Franzosen vier autonome, von jeweils einem Gouverneur verwaltete Gebiete (Damaskus, Aleppo, Groß-Libanon und die Alawiten-Gebiete). 1921 wurde Groß-Libanon als christlich-maronitischer Staat herausgelöst, die restlichen Gebiete wurden 1922 zur Syrischen Föderation zusammengefasst. Diese Föderation wurde 1924 aufgelöst und am 5. Dezember 1924 durch den Staat Syrien (ehem. Gebiete Damaskus und Aleppo) ersetzt. Dieser Tag gilt als Gründungstag des Staates Syrien. Nicht eindeutig geklärt war der Status der Alawiten, der Drusen und des Sandschaks im syrischen Norden. Deshalb kam es u.a. auch 1925/26 zu einem Aufstand der Drusen, der von den Franzosen niedergeschlagen wurde.

1928 gestattete Frankreich die Bildung politischer Parteien und es wurde eine (nach französischem Vorbild geschriebene) gesetzgebende Verfassung erlassen. Der Stammespartikularismus in den ländlichen Gegenden, die religiöse und ethnische Vielfalt, aber auch die Einschränkungen der französischen Verwaltung und das Fehlen einer einigenden und ausgleichenden politischen Kraft (wie der König von Irak) verzögerte allerdings die Bildung eines unabhängigen Staates Syrien und einer syrischen Nation.

Die 1930er Jahre waren geprägt zwischen den Auseinandersetzung der französischen Mandatsmacht und den syrischen Nationalisten. Die Politik der Franzosen wurde bestimmt von den politischen Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Kräften in Frankreich. 1930 ließ der französische Hochkommissar die gesetzgebende Verfassung von 1928 durch eine weniger Vollmachten gewährende Verfassung ersetzen. 1933 wollte die damalige französische Regierung auf die Mandatsmacht verzichten und das Verhältnis zu Syrien sollte durch einen „Freundschafts- und Bündnisvertrag“ geregelt werden. Dies wurde von der Opposition im französischen Parlament vereitelt. Im Dezember 1938 lehnte schließlich die französische Regierung die Unabhängigkeit Syriens ab.

1939 wurden Gebiete um Antakya an die Türkei abgetreten. Dies geschah, um die Türkei von einem Bündnis mit den Achsenmächten abzuhalten. Die Araber betrachteten das als Verrat Frankreichs und erhoben sich gegen die Franzosen. 1941 bekannte sich der französische Hochkommissar zum Vichy-Staat. Daraufhin besetzten die Briten und das „Freie Frankreich“ Syrien. De Gaulles Hochkommissar Georges Catroux erklärte Syrien für unabhängig und 1943 übernahm der gewählte Präsident al Kuwatli die Macht. 1945 brach erneut ein anti-französischer Aufstand aus, der 1946 mit dem Abzug der französischen Truppen endete.

1948/49 führte der gescheiterte Angriff der Syrer auf Israel 1948/49 zum Verlust des Ansehens des Präsidenten al-Kuwatli, der am 30. März 1949 durch einen Putsch Generals Husni as Saim abgesetzt wurde. Saim wurde wiederum im Dezember 1949 von den Obristen Salu und Schischakli entmachtet. Die 1950er Jahre waren vor allem geprägt zwischen den Auseinandersetzungen innerhalb der Armeeführung, die sich als stärkste, straff organisierte politische Kraft durchsetzte. Seit 1952 behaupteten sich die Anhänger des Ägypters Nasser zunehmend in der Armeeführung (Baath-Bewegung). Nachdem Oberst Schischakli 1954 entmachtet wurde, konnte 1955 der ehemalige Präsident Kuwatli die Macht wieder übernehmen. Er gestaltete die Beziehungen zur Sowjetunion enger. 1956 wurde ein Abkommen geschlossen, in dem die Sowjetunion umfangreiche Wirtschaftshilfe und Waffenlieferungen zusicherte.

Infolge der Suezkrise von 1956 und den daraus entstandenen Spannungen zwischen den Großmächten drohte im Sommer 1957 eine kommunistische Machtübernahme in Syrien. Das syrische Militär und die Führer der Baath-Bewegung suchten deswegen die Annäherung an Ägypten. Am 1. Februar 1958 kam es zur Vereinigung beider Staaten, der neue Staat nannte sich Vereinigte Arabische Republik. Präsident dieses Staates wurde der bisherige ägyptische Präsident Gamal Ab del-Nasser.

Irak 1921 bis 1958

Als Entschädigung für seine Absetzung als König von Syrien wurde Feisal 1921 von den Briten zum König von Irak bestimmt.

Über Feisal schrieb Winston Churchill 1921 "Wenn Feisal im Irak weiß, dass nicht nur die materielle Unterstützung seines Vaters und der Schutz der Heiligen Stätten vor einem wahhabitischen Angriff, sondern auch die Stellung seines Bruders Abdullahs in Transjordanien von uns abhängt, wird er viel leichter zu handhaben sein." (Abdullah ist der Urgroßvater des heutigen Königs von Jordanien.)

1924 wurde eine verfassungsgebende Versammlung gebildet, die festlegte, dass der Irak ein Staat mit konstitutioneller Monarchie sein wird, in dem der britische Hochkommissar für Außen- und Verteidigungspolitik (vor allem für Marine und Luftwaffe) zuständig war. Feisal stimmte diesem faktischen Protektorat erst zu, nachdem seine innenpolitische Stellung als König zu Lasten des nationalen Parlaments gestärkt wurde. Feisal galt seitdem formal als ein konstitutioneller Monarch, dessen außerordentliche Macht nur durch den britischen Hochkommissar eingeschränkt wurde, aber auch übernommen werden konnte.

Aufgrund der völligen Abhängigkeit Feisals von den Briten empfahlen diese 1925 dem Völkerbund die Übertragung des erdölreichen, zum Großteil von Kurden besiedelten Gebietes um Mosul an den Irak, was dann auch am 6. Juni 1926 geschah. 1932 wurde dem Irak die formale Unabhängigkeit gewährt. Die Politik des neuen Staates wurde jedoch weiterhin vom Erdölbedarf Frankreichs und Großbritanniens bestimmt. So musste der Irak sich verpflichten, den Bau von Pipelines von Mossul nach Tripolis (Nordsyrien) und Haifa (Palästina) zuzulassen. Desweiteren war das Verhältnis des Iraks zum Nachbarstaat Iran belastet, da sich der Irak als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches verstand und auf die Einhaltung des 1847 geschlossenen Vertrags von Erzerum betrachtete, in dem der Grenzverlauf am Shatt el Arab festgelegt wurde. 1935 einigte man sich, so dass 1937 ein Bündnisvertrag zwischen der Türkei, dem Iran, Afghanistan und dem Irak unterzeichnet wurde, dessen Grundideen bereits im Konstantinopler Vier-Mächte-Protokoll 1912/13 festgelegt waren.

1941 wurde ein pro-deutscher Umsturz unter General al-Gailani nach wenigen Wochen mit britischer Hilfe vereitelt. 1943 erklärte der Irak Deutschland den Krieg und 1948 beteiligte sich der Irak am Angriff gegen den neu entstandenen Staat Israel. Geprägt waren die 1940er Jahre vor allem durch den Aufbau einer Erdölindustrie um die beiden Zentren Mosul und Basra, aber auch den Konflikten zwischen Kurden und Arabern und zwischen Sunniten und Schiiten.

In den 1950er Jahren stieg der Irak zum drittgrößten Erdöllieferanten auf. Das führte dazu, dass von 1950 bis 1958 das Pro-Kopf-Einkommen um 50 % stieg. Allerdings war die Verteilung unterschiedlich, so dass bereits 1952 soziale Unruhen in Bagdad ausbrachen, die von General Nuruddin blutig niedergeschlagen wurde. Nuruddin übernahm die Regierung und verhängte das Standrecht. Im Kurdengebiet um Mosul setzten sich die Aufstände unter Führung von Kommunisten fort. Die sunnitischen Araber neigten zu dem von Nasser angefachten arabischen Nationalismus. Die Militärs und deren neuen "starken Mann" Nuri as-Said setzten auf ein antisowjetisches Bündnis, dieses wurde am 24. Februar 1955 unterzeichnet. Dem so genannten Bagdad-Pakt gehörten Großbritannien, die Türkei, der Iran und Pakistan an. Der Pakt wurde von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt, im Dezember 1956 musste die Regierung den Belagerungszustand verhängen. 1957 näherte sich der Irak dem konservativen Staat Saudi-Arabien und am 14. Februar 1958 wurde mit Jordanien die kurzlebige Haschemitische Föderation als Gegenentwurf zur Vereinigten Arabischen Republik gebildet. Diese Haschemitische Föderation existierte genau 5 Monate und endete mit der gewalttätigen Machtübernahme (Revolution?) des Generals Kassem am 14. Juli 1958.

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