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Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten
06.01.2015, 12:30
Beitrag: #12
RE: Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten
(05.01.2015 20:41)Renegat schrieb:  Ich mag ihn auch nicht, deshalb der Thread. Die schreckliche Bedrohung durch Parallelgesellschaften ist z.Zt. aber in aller Munde.
Das klingt dann nach einem ganz neuen Phänomen.

Ich sehe durchaus eine Gefährdung durch Parallelgesellschaften- aber eben eine andere, als eben durch die Medien geistert.
Ich habe ja z.B. von der Bankersubkultur geschrieben, die sich ganz massiv nach außen abgerenzt. Jetzt muss man sich einfach mal klar machen, daß das Entscheidungsträger sind, die, wenn auch nicht auf der obersten Ebene, doch auf einer sehr hohen Ebene angesiedelt sind. Diese Entscheidung werden nach bloßen Zahlen getroffen, weil diese Entscheidungsträger eben in ihrer eigenen Welt leben und vom den Leben "draußen" eben keine Ahnung mehr haben. Und das halte ich für sehr viel bedenklicher als wenn sich in einem türkisch bewohnten Stadtviertel ein türkischer Supermarkt ansiedelt und ein türkischer Fußballverein gegründet wird.

(05.01.2015 20:41)Renegat schrieb:  
(05.01.2015 14:20)Bunbury schrieb:  Ein typisches Beispiel für "Parallelgesellschaften" war der Feudalismus. Oder will ernsthaft irgendjemand behaupten, die Bauern und der Adel hätten nach den gleichen Regeln am gleichen Platz gelebt? Beide bildeten strang genommen "Parallelgesellschaften", wo der eine sich nicht mit dem anderen gemischt hat. Auch hier gab es zwangsläufig Überschneidungen, meist mit ungutem Ausgang für die Bauern.

Das Thema ist vielschichtig, wahrscheinlich muß man vertikale von horizontalen Schichtungen unterscheiden, das ist dann aber nicht mehr parallel.
Das in den Vorbeiträgen genannte Nebeneinander von Protestanten und Katholiken war schon ein bißchen paralleler = nebeneinander als die Ständegesellschaft. Die zugezogene anderskonfessionelle Minderheit bildete zuerst aber immer die Arbeiterunterschicht, bis auf Chris´Ingolstädter Soldaten.

Ich habe das Beispiel gewußt ausgewählt, um zu verdeutlichen wie lächerlich der Begriff der "Parallelgesellschaften" ist. Parallel sind sie insofern, daß jede Gesellschaftsschicht für sich bleibt und beide gewissermaßen Parallel neben einander leben. Da, wo sie sich überschneiden, sind sie natürlich nicht mehr parallel.
Aber das trifft auch auf die bänkische Subkultur und das Türkenviertel zu. Beides sind homogene Lebenswelten, die sich nur selten mischen- und wo sie es tun (z.B. in der grundschule), ist die Hierarchie auch klar vorgegeben.

(05.01.2015 10:31)Renegat schrieb:  Stimmt schon, einen gewissen Einfluss hat die Kommune noch über indirekte Maßnahmen.
Die Zusammensetzung der Nachbarschaften bestimmen aber die Möglichkeiten des Mieters bzw. der Vermieter, der leider oft ein Abwohnspezialist ist.

Ich weiß nicht, ob ich dem so uneingeschränkt zustimmen würde. Ich lebe hier z.B. in einer sehr koreanischen Umgebung, einfach deshalb, weil es eine internationale Schule hier gibt, auf die die Koreaner ihrer Kinder schicken wollen. Sie haben exorbitante Mieten dafür geboten, daß sie in der Nähe der Schule wohnen können. Das wiederum hat die Grundstücksmakler dazu veranlaßt, hier jedes Grundstück aufzukaufen und verdichtet zu bebauen. Und die Gemeinde genehmigt jeden Erweiterungsbau der Schule.
Und wenn bsp. eine Gemeinde erlaubt, daß sich, weil in einer bestimmten Gegend schon einige Menschen einer gewissen Nationalität (hier sind es z.B. Koreaner) leben, ein derartiger Supermarkt und ein Kulturzentrum ansiedelt, dann werden Menschen dieser Nationalität, die ins Rhein- Main-Gebiet ziehen, sich bevorzugt in diesem Stadtviertel niederlassen.
Gemeinden, die eine solche Ballung von Nationalitäten verhindern wollen, täten gut daran, länderspezialisierte Märkte z.B. in die Stadtmitte oder ins Gewerbegebiet am Rand zu etablieren, so daß eine spezialisierung von Wohngebieten gar nicht mehr erfolgt.
Aber das Problem der Wohnviertel ist vielschichtig. Wir haben hier inzwischen das Problem, daß eine Gemeinde, die sich "Stadt der Schulen" nennt und viele Familien anlocken will, Probleme hat, Erzieher für ihre Kinderbetreuungseinrichtungen zu finden, weil sich ein Erzieher die Mieten hier gar nicht mehr leisten kann...
Und egal, wie ich es drehe und wende, die Kommune hat durchaus Einfluss gehabt.



(05.01.2015 10:31)Renegat schrieb:  
(05.01.2015 14:20)Bunbury schrieb:  Fraglich, ob das auch in Zukunft so bleiben wird. Die Teams, die du meinst, sind ja vor mindestens 15 Jahren Kinder gewesen. Da waren die Sozialerfahrungen sehr unterschiedlich, und das Team konnte profitieren. Fraglich, ob das auch in Zukunft so sein wird, oder ob eine Kommunikation nicht irgendwann völlig unmöglich sein wird- wie eben früher mal zwischen Adel und Bauern...
Mit den Kindheiten vor 15 Jahren hast du recht. Allerdings mag ich es nicht so pessimistisch sehen. Es gibt immerhin schon ab und an den ganz schwachen Trend, den Blick vom Smartphone zu erheben. Wink
Wenn man sich das nicht leisten kann, ist die Chance noch größer, sich von langweiligen Unterhaltungskästen abzuwenden.
Falsch gedacht, fürchte ich- die Unterhaltungskästen werden sich leider immer geleistet. Und viele gerade der ausländischen Mitbürger glauben ja auch den Werbeaussagen, daß die elektronischen Medien die Bildungschancen erhöhen. Wer so etwas nicht hat, wird ausgegrenzt. Und das ist eine Tatsache. Also wird lieber an anderer Stelle gespart.
Ich hoffe auf den Trend weg vom Smartphone. Aber Die Auswirkungen werden wir in ein paar Jahren erst mal spüren...

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RE: Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten - Bunbury - 06.01.2015 12:30

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