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Hoffentlich ist dies eine "Ente"
08.11.2014, 11:58
Beitrag: #5
RE: Hoffentlich ist dies eine "Ente"
Ich kann kein Russisch, deswegen bin ich - wie wahrscheinlich die meisten hier - darauf angewiesen, was westliche Medien über den Vorfall berichten.
Stutzig macht mich aber folgendes aus Suebes Link:

"Während der Sowjetunion die Aufteilung Polens vorgeworfen werde, habe tatsächlich Polen Teile der Tschechoslowakei beschlagnahmt, als es von Deutschland angegriffen wurde, so Putin. "Seriöse Forschung sollte zeigen, dass dies die Methoden der Außenpolitik damals waren", sagte Putin."

Damit kann Putin m.E. nur die Besetzung des Teschener Ländchens durch Polen meinen, die als Reaktion auf die deutsche Besetzung des Sudetenlandes erfolgte. Grund war wohl, den Südteil der zwischen Polen und der CSFR aufgeteilten Stadt nicht in deutsche Hände fallen zu lassen.

Nach dem deutschen Angriff auf Polen waren die polnischen Armeen gar nicht in der Lage, etwas anderes zu tun als sich zu verteidigen. Für Vormärsche auf tschechoslowakisches Gebiet - nach Stand der Dinge kann eigentlich nur das slowakische Gebiet gemeint sein, das Polen in deutschem "Auftag" von Süden her bedrohte - war gar keine Zeit.

Die Besetzung des Teschener Ländchens mit der Besetzung ganz Ostpolens zu vergleichen, ist Irrsinn, vor allem wenn man sich die Begleitumstände ansieht (Polen schon 1938 in Abwehrhaltung, Sowjetunion 1939 in Eroberungssstellung). Wenn sich Putins Aussage auf den Polenfeldzug bezieht, ist es sogar Geschichtsklitterung.

Warum sagt Putin sowas?
Wohl nicht nur, um die Besetzung der Krim oder eine zukünftige Besetzung der Ostukraine zu rechtfertigen. Man darf ja nicht vergessen, dass die Westukraine aus Teilen des ehemaligen Ostpolen besteht, das Stalin aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes besetzt hat. Putin wirft nun also den Polen vor, das Gleiche gemacht zu haben, wie es Russland heute macht, und meint mit "Polen" aber die Westukraine. Er wirft also den Westukrainern vor, sich über etwas zu beschweren, was sie selber schon gemacht haben.
Gleichzeitig relativert er den Hitler-Stalin-Pakt als "nicht so schlimm" und vertritt die Auffassung, Besetzungen anderer Länder wären schon immer Teil der Außenpolitik gewesen. Wer hört da nicht Macchiavelli durch?

Putin gibt den Realpolitiker. Er behauptet, nur zu tun, was notwendig sei, um Russland zu stärken. Frei nach Macchiavelli macht er also auf der Krim und in der Ostukraine genau das, was Macchiavelli seinem "Principe" empfiehlt, er stellt das Wohl seines Landes über alles andere, insbesondere über das Wohl anderer Länder, die ihn ja sowieso nichts angehen. Machterweiterung für den Staatsführer geht halt nur auf Kosten anderer Länder, bedeutet aber Machterweiterung des Landes und damit Verbesserung der Stellung und damit wiederum des Zustands des Landes.

"Il Principe", der Titelgeber und Adressat Macchiavellis, war übrigens Lorenzo II. de Medici gewidmet. Macchiavelli empfiehlt Lorenzo u.a. Cesare Borgia als Vorbild...

VG
Christian
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RE: Hoffentlich ist dies eine "Ente" - 913Chris - 08.11.2014 11:58

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