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Naher Osten
13.03.2017, 00:04
Beitrag: #25
RE: Naher Osten
4. Die Ereignisse in Syrien zwischen 1958 und 1970

Nachdem am 1. Februar 1958 die Vereinigte Arabische Republik gegründet wurde, wurde das syrische dem ägyptischen politischen System angeglichen. Im neuen Parlament erhielten die Ägypter zwei Drittel, die Syrer ein Drittel der Sitze. Die politische Macht des neuen Staates konzentrierte sich allerdings in den Händen des Präsidenten Nasser, der vom ägyptischen Militär und der Baath-Bewegung unterstützt wurde.

Das sich entmachtet fühlende syrische Militär putschte deshalb am 28. September 1961 und verkündete die Auflösung der VAR. Im Dezember 1961 wurde eine Verfassungsgebende Versammlung gebildet, die einen Präsidenten wählten, der im April 1962 von der Armee gestürzt und dann wieder eingesetzt wurde, ehe am 8. März 1963 die Baath-Partei die Macht übernahm. Die Baath-Partei begann mit der Verstaatlichung zahlreicher Firmen. Dies provozierte oft den Widerstand der sunnitischen Mehrheitsbevölkerung gegenüber der Baath-Partei, deren Anhänger vorwiegend Alawiten waren.

Die Baath-Partei war ebenfalls gespalten in Anhänger einer panarabischen Union und in Anhänger von arabischen Nationalstaaten, dessen Anhänger am 23. Februar 1966 durch einen Putsch in Syrien die Macht übernahmen. Die Radikalen unter den Befürwortern des Nationalstaats, wie der Präsident Nureddin al-Atassi, ließen die bereits bestehenden Spannungen zu Israel eskalieren, so dass im Juni 1967 der Sechs-Tage-Krieg ausbrach und Syrien die Golanhöhen an Israel verlor. Trotz der Niederlage waren die Radikalen nicht zu Zugeständnissen an Israel bereit. Sie verloren jedoch rasch an Ansehen, so dass im Jahr 1969 gemäßigte Nationalisten in die Regierung aufgenommen wurden. Deren Anführer war der Luftwaffengeneral Hafez al-Assad, der zuerst das Amt des Verteidigungsministers übertragen bekam und aus dieser Position im November 1970 die Regierungsgewalt übernahm. Assad versprach wirtschaftliche Verbesserungen, die bald eintraten und dem Assad-Regime einerseits eine befristete Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung verschaffte, andererseits außenpolitisch die Rolle als Garant der politischen Stabilität zugestand.

5. Die Ereignisse im Irak zwischen 1958 bis 1968

Im Irak fand am 14. Juli 1958 die gewalttätige Machtübernahme des Generals Karim Abd al-Kassem und seines Stellvertreters Oberst Abdul Salem Aref statt. Die Haschemitische Föderation wurde ebenfalls aufgelöst und am 24. März 1959 trat der Irak aus dem Bagdad-Pakt aus.

Kassem führte eine Politik der Annäherung an die Sowjetunion, sein Stellvertreter Aref neigte eher zu den sogenannten progressiven arabischen Staaten wie Ägypten. Deshalb kam es zum Zerwürfnis zwischen Kassem und seinem Stellvertreter Aref, der schließlich im November 1958 abgesetzt, verhaftet und zum Tode verurteilt wurde, jedoch später seine Begnadigung erhielt. In der Kurdenpolitik erwies sich Kassem zuerst moderat, er ließ u.a. den im Exil lebenden Kurdenführer Mullah Mustapha Barzani ins Land zurückkehren, aber wenig später wurden die Kurden ebenso verfolgt wie die Anhänger Nassers oder die des alten Regimes. Die Schiiten misstrauten zunehmend dem Regime. Die innenpolitischen Verhältnisse gestalteten sich immer komplizierter und am 7. Oktober 1959 fand ein Attentat auf Kassem statt, das dieser leicht verletzt überlebte.

Kassem versuchte 1961 von der inneren Schwäche und Instabilität mit der Ankündigung der Annexion Kuwaits abzulenken. Dies führte allerdings zur Konfrontation zu den meisten arabischen Staaten, die Kassems Regime isolierten. Der 1961 begonnene Aufstand der Kurden unter Mustapha Barzani schwächte das Regime zusätzlich. Die Opposition formierte sich um Kassems früheren Stellvertreter Aref, der am 8. Februar 1963 einen blutigen Putsch gegen das Regime erfolgreich ausführte. Kassem kam dabei ums Leben, angeblich wurde er vom späteren Diktator Saddam Hussein erschossen.

Aref baute ein Regime auf, das sich an der Baath-Bewegung orientierte. Diese Bewegung war in Anhänger von Nationalstaaten und Anhänger einer panarabischen Union gespalten. In ihren wirtschaftspolitischen Ansichten plädierten beide Flügel für sozialistische Ideen, wie z.B. die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien (Erdöl), Bildung für alle usw. Aref gehörte offensichtlich dem panarabischen Flügel an, denn er begann bereits kurz nach seiner Machtübernahme Verhandlungen mit Ägypten und Syrien. Allerdings blieben seine Aktivitäten und auch das am 17. April 1963 unterzeichnete Föderationsabkommen wirkungslos. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich trotz steigender Einnahmen aus dem Erdölgeschäft. Die nicht endenden Konflikte mit den Kurden und Schiiten lähmten das Regime in der Umsetzung politischer und wirtschaftlicher Reformen. Am 13. April 1966 kam der Präsident Abdul Salem Aref bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, die Macht wurde auf dessen älteren Bruder Abdel Rahman Aref übertragen.

Am 17. Juli 1968 wurde Präsident Abdel Rahman Aref gestürzt. Die Baath-Partei übernahm die Macht, wobei sich als neuer starker Mann General Hassan al-Bakr behauptete, der mit rücksichtsloser Härte gegen seine Gegner vorging. So ließ er in Bagdad Juden öffentlich hinrichten und Iraner wurden aus dem Land verwiesen. Gegen die aufständischen Kurden und andere Gegner des neuen Regimes, wie z.B. die Mitglieder und Anhänger der Kommunistischen Partei wurde mit äußerste Härte vorgegangen. Trotzdem blieben die Beziehungen zur Sowjetunion und anderen sozialistischen Staaten gut. Saddam Hussein etablierte sich als Chef des Geheimdienstes und als Vizepräsident zur Nr. 2 des Regimes.
Da al-Bakr aufgrund einer Erkrankung immer weniger in der Lage war, die Regierungsgeschäfte auszuführen, übernahm Saddam Hussein schrittweise die Macht bis er schließlich im Jahr 1979 al-Bakr völlig entmachtete und absetzte.

Das war es erst einmal. Wenn ich es schaffe, werde ich meine Ausführungen zur Geschichte von Syrien und Irak fortsetzen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Naher Osten - Suebe - 18.10.2014, 11:15
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