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Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
04.11.2014, 10:00
Beitrag: #93
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(03.11.2014 23:01)Suebe schrieb:  Dazu wäre ein Nachweis willkommen. Denn die Wahlergebnisse legen das Gegenteil nahe.

Die Wahlergebnisse geben keine Auskunft über das politische Zugehörigkeitsgefühl der Elsässer und Lothringer zum Deutschen Kaiserreich. Lediglich drei zeitliche Tendenzen sind aus ihnen herauszulesen: Stärkung des Sozialismus, Beliebtheit der elsässischen Lokalparteien und Wachstum des Zentrums, der katholischen Volkspartei.


(03.11.2014 23:01)Suebe schrieb:  Als "Deutsche" haben sich auch im Deutschen Kaiserreich soviele nicht gefühlt. Das waren Bayern, oder Badener oder Preußen usw. usf. auch Völkerrechtlich. Das ist eben der deutsche Föderalismus. Der "Deutsche" wird im Ausland im allgemeinen daran erkannt, dass er erklärt Hesse oder Mecklenburger oder, oder oder .... zu sein. "Solo Tedesci" wirst Du kaum zu hören bekommen.

Hier versuchst Du, das föderative bzw. partikularistische deutsche Denkschema auf die Elsässer zu übertragen, die solche Spitzfindigkeiten während der zuvor erlebten französischen Zeit nicht kannten. Im übrigen verharmlost Du mit Deiner Aussage den durchaus vorhandenen deutschen Patriotismus unter den Reichsdeutschen. Wenn sich auch viele zuerst mit ihrem württembergischen Königreich oder badischen Großherzogtum verbunden fühlten, verstanden sie sich nicht weniger als Gesamtdeutsche im Ernstfall. Dies kann man von den Elsässern und Lothringern während der Reichslandszeit gerade nicht behaupten. Sie fühlten sich als Fremdkörper im Kaiserreich und blieben es auch faktisch.

„Daß die deutschsprachigen Elsässer und Lothringer in ihrer Mehrheit lieber französische Staatsbürger geblieben wären, war aus deutscher Sicht kein Argument gegen die Angliederung. ‚Wir wollen ihnen wider ihren Willen ihr eigenes Selbst zurückgeben', schrieb 1870 der nationalliberale Historiker Heinrich von Treitschke. ‚Der Geist eines Volkes umfaßt nicht bloß die nebeneinander, sondern auch die nacheinander lebenden Geschlechter. Wir berufen uns wider den mißleiteten Willen derer, die da leben, auf den Willen derer, die da waren.' Klarer hätte der Gegensatz zwischen dem deterministischen Nationsbegriff der Deutschen und dem voluntaristischen der Franzosen nicht formuliert werden können." (Winkler, Heinrich August: Streitfragen der deutschen Geschichte. Essays zum 19. und 20. Jahrhundert, München 1997, Seite 37 f.)

Die Elsässer und Lothringer hatten effektiv den französischen Nationsbegriff seit langer Zeit integriert und waren damit glücklich. Die Abtretung ihrer Heimat an Deutschland empfanden sie daher als politischen Rückschritt und als demütigenden Dauerzwang.
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RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen - Lützelsteiner - 04.11.2014 10:00

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