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Karl der Kühne gewinnt den Burgunderkrieg
21.02.2016, 18:32
Beitrag: #21
RE: Karl der Kühne gewinnt den Burgunderkrieg
Hier geht es darum, was wäre wenn Karl der Kühne den Krieg gegen die Eidgenossen und / oder Lothringen gewonnen hätte.

Was die Hinrichtung des Peter von Hagenbach betraf, so halte ich es für sehr glaubhaft, dass er eigentlich der Sündenbock war. Denn die Maßnahmen, die ihm zum Vorwurf gemacht werden, sind nicht nur Vergehen, die im Mittelalter Landvögten recht oft vorgeworfen werden (man denke da an den wohl fiktiven Hermann Gessler), also ein wenig stereotyp wirken, es sind auch Maßnahmen darunter wie eben unpopuläre Besteuerungen, die er im Auftrag des Herzogs von Burgund durchzuführen hatte, und der Herzog selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht greifbar, der Landvogt als sein Vertreter dagegen schon.

Daneben dürfte dessen Sturz im Zusammenhang damit stehen, dass die Gebiete im Elsaß, Sundgau und Breisgau (auch bekannt als burgundische Pfandschaften) zu dieser Zeit wieder unter die österreichische Herrschaft bzw. der Herrschaft von Sigmund dem Münzreichen zurückgekehrt waren. (Grund genug nach Ende der Herrschaft des Herzogs auch gleich seinen Landvogt abzuservieren.)

Diese Rückkehr geschah eindeutig gegen den Willen Karls des Kühnen. Eine Auslösung hatte dieser zuvor verweigert, und daher auch die Annahme der Auslösungssumme. Worauf er vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. (Herzog Sigmund bekam so seine Gebiete, die er einige Jahre zuvor verpfändet hatte, wieder zurück, und musste nicht einmal selbst etwas dafür bezahlen oder erst einmal eine Rückeroberung durch Krieg versuchen.)

Dass Karl der Kühne nicht sofort zu militärischen Gegenmaßnahmen gegriffen hat, dürfte damit zusammenhängen, dass er zur Zeit der "Auslösung" gerade Neuss belagerte, also anderswo beschäftigt war und in der Folge, wie der Krieg gegen die Eidgenossen und Lothringen zeigt, diese beiden für wichtiger hielt.

Abgesehen davon war ihm sicher bekannt, dass bei der "Auslösung" der "burgundischen Pfandschaften" die benachbarten Reichsstädte wie z. B. Basel, und auch die Eidgenossen beteiligt waren. Die hatten wohl ihre Gründe, dem Herzog von Österreich als Nachbar den Vorzug gegenüber dem Herzog von Burgund zu geben.

1474 wurde dann auch mit der "Ewigen Richtung" zwischen den Eidgenossen und Herzog Sigmund Frieden geschlossen, und es gehört sicher zu den Ironien der Geschichte, dass dieser Vertrag tatsächlich in der Folge eingehalten wurde, obwohl keine der Vertragsparteien das tatsächlich auf Dauer geplant hatte. (Die nächste Auseinandersetzung zwischen den Eidgenossen und einem Habsburger (Maximilian I.), der Schwabenkrieg, hatte dann einen ganz anderen Hintergrund.)

Insofern kann ich schon verstehen, dass "Hagenbach-Fall" beim "Burgunderkrieg" auf Wikipedia ebenfalls einbezogen ist, zudem auch die Belagerung von Neuss als Teil dieses Krieges gesehen wird. Die Bezeichnung "Burgunderkrieg" dürfte auch eher ein Oberbegriff für mehrere Kriege sein, die Karl der Kühne in seinen letzten Lebensjahren führte.)

Hätte Karl der Kühne bei Murten (oder schon bei Grandson) gesiegt, wäre es nur naheliegend, dass er versucht hätte, diese Gebiete wieder zurückzuholen, zudem bereits sein Vater und Großvater im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts versucht hatten, die Herrschaft im Sundgau und in der Grafschaft Pfirt zu übernehmen.

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Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Karl der Kühne gewinnt den Burgunderkrieg - Teresa C. - 21.02.2016 18:32

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