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Umgang mit der NS-Vergangenheit
24.06.2014, 01:22
Beitrag: #39
RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit
(23.06.2014 19:05)Marek1964 schrieb:  
(23.06.2014 05:36)Titus Feuerfuchs schrieb:  Das Totschweigen bestätigt die von dir gebrachte Quelle ja sogar, wenn
Katerina Tuckova sagt:
Kateřina Tučková ist in den späteren 90er Jahren zur Schule gegangen. Mag tatsächlich sein, dass das so gelehrt worden ist.
Aber schon zu dieser Zeit wurde in den Medien berichtet, auch über die Gewaltakte. Die gemeinsame Historikerkommission legte dann 1997 ihren Bericht vor, aber die Landsmannschaft blieb unzufrieden. [...]

Kein Wunder, wenn sich die Bundesregierung dazu verpflichtet hat, gegen die Benesdekrete keinen Einsprich zu erheben.

Ehrlich: Wärst du im Falle, du wärst Opfer eines Verbrechens, zufrieden, wenn deine Regierung damit einverstanden wäre, dass die Täter weiterhin straffrei bleiben?




(23.06.2014 19:05)Marek1964 schrieb:  
(23.06.2014 05:36)Titus Feuerfuchs schrieb:  Aber dem stehen ja die von dir verteidigten Benesdekrete entgegen.

Ich verteidige sie nicht uneingeschränkt. Ich wäre ja nicht dagegen, die schlimmsten Passagen zu streichen.


Das klingt schon ganz anders, als in deinen Vorposts.






(23.06.2014 19:05)Marek1964 schrieb:  Aber in der Erklärung, die auch der Bundestag abgesegnet hat, wurde ausdrücklich darauf verzichtet, Rechtsänderungen zu verlangen.

Meine Meinung zur deutschen (Außen)Politik kennst du ja wahrscheinlich mittlerweile.


(23.06.2014 19:05)Marek1964 schrieb:  
(23.06.2014 05:36)Titus Feuerfuchs schrieb:  Wäre es nur eine Erklärung, hättest du nicht den Nebensatz "und das ist auch gut so" angefügt:
Immer gut, wenn jemand jemandem anderen erklären will, wie es der Betreffende gemeint hat... was ich damit gemeint habe, ist, dass die Gewaltakte nicht isoliert, sondern im Kontext des Zweiten Weltkriegs gesehen werden und damit nicht mehr die Gegenwart belasten – für die meisten. Das ist kein Totschweigen oder Verdrängen, das ist ein vernünftiges Schlusstrich ziehen und zumindest die aktuellen Beziehungen nicht zu belasten. Historiker und Forianer mögen sich dagegen austoben. Aber schon angesichts der deutsch-tschechischen Erklärung wäre ein Veto des tschechischen EU Beitritts ein Vertragsbruch.


Denn Schlussstrich "dürfen" alle ziehen, nur nicht Österreich und Deutschland. Da werden aktuelle politische Maßnahmen, die mit Tätern oder Opfern gar nichts zu tun haben, immer noch mit der historischen Schuld begründet. Ich will mich nicht für etwas schuldig fühlen müssen, für das ich nichts kann.

Letztlich wird es den Schlussstrich erst geben, wenn die Erlebnisgeneration ausgestorben ist.
Ansonsten bleibe ich dabei, dass unahängig davon, dass die Geschichte, nicht zuletzt im Sinne der Objektivität, möglichst vollständig vermittelt werden muss, und das betrifft auch die Schule, die Universitäten und die Medien.



(23.06.2014 19:05)Marek1964 schrieb:  
(23.06.2014 05:36)Titus Feuerfuchs schrieb:  Masaryk sprach nach dem WK1 ganz offen über eine Entgermanisierung des Sudetenlandes.

Das war ein Interview in einer französischen Zeitung Im Januar 1919. Andere Quellen ähnlicher Aussage kenne nicht. Auf jeden Fall war damit nicht die Vertreibung gemeint, wie auch die spätere Entwicklung zeigte. Man hoffte wohl eher auf eine (Teil-)Assimilation, auf jeden Fall ein Ende der deutschen Dominanz.

Das denke ich weniger. Eine Vertreibung war unmittelbar nach dem WK1 realpolitisch nicht durchsetzbar.
Man muss sich das Gesamtbild der damals agierenden tschechischen Politiker ansehen, und da passt Masaryks Aussage leider sehr gut hinein.


Aufgrund der maßlosen Gebietsforderungen in Versailles, die durch französischen Druck zumeist verwirklicht wurden, war die neue Tschechoslowakei ein Vielvölkerstaat (nur 50% Tschechen 23% Deutsche, Rest Ungarn,Slowaken, Ruthenen), womit sie sich eine Menge Probleme eingehandelt hatte.

[Bild: 640px-Czechoslovakia_1930_linguistic_map...30.svg.png]


http://en.wikipedia.org/wiki/Germans_in_...%931938%29



Wäre man gemäßigter aufgetreten, hätte man sich einige Probleme sparen können, auch eine "Entgermanisierung" wäre dann obsolet gewesen.

Wären alle tschechischen Ansprüche in Versailles, Trianon und St.Germain (große Teile des östlichen und nördlichen Niederösterreichs, ganz Burgenland für den sog. "Slawischen Korridor", Teile Nordostungarns, weitere Teile Schlesiens,) verwirklicht worden, hätte das Ganze noch düsterer ausgesehen.






(23.06.2014 19:05)Marek1964 schrieb:  
(23.06.2014 05:36)Titus Feuerfuchs schrieb:  Des Weiteren wollte Benes schon 1938 2,2 Mio Deutsche vertreiben:

Es war ein streng geheimer und verzweifelter Vorschlag im Vorfeld von München und Hitlers Säbelrasseln, zu Handen der Franzosen. Es sollte eine Kompromisslösung sein, Teils Gebietsabtretzung, teils Aussiedlung. Wie die hätte stattfinden sollen, ist nicht klar. Auf jeden Fall wäre sie nicht so durchgeführt worden wie nach 1945.

Das heißt aber nicht, dass sie zu billigen wäre.

München 1938 war sowieso eine Farce der Westmächte, da die Tschechoslowakei nicht mal bei den Verhandlungen dabei war.
Es hat schon seinen Grund, warum die Siegermächte und die Mehrheit der Völkerrechtler Deutschland in den Grenzen von 1937 als Ausgang nahmen und die Angliederung des Sudetenlandes als rechtswidrig klassifizierten.

MfG, Titus Feuerfuchs
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RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit - Titus Feuerfuchs - 24.06.2014 01:22

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