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Karls Kaiserkrönung und das Weltenende
08.01.2014, 22:07
Beitrag: #6
RE: Karls Kaiserkrönung und das Weltenende
Die Erwartung des Endes der Zeiten spielte im ganzen Mittelalter eine wichtige Rolle und war eng verbunden mit dem Bild des Friedenskaisers, der die Feinde des Christentums besiegt und dann seine Herrschaft an Jesus Christus abtritt.
Dies begann bereits im frühen Mittelalter mit der mittelalterlichen Tiburtina und der Weissagung des Pseudo-Methodius, die sich beide in eine antike Tradition (Tiburtinische Sibylle bzw. Bischof Methodios) stellten.
Dieser Endzeitgedanke wurde von den mittelalterlichen Herrschern sowie den kirchlichen Machtträgern immer wieder instrumentalisiert und von der Bevölkerung sehr ernst genommen. Gerade auch spätere Autoren solcher Weissagungen wiesen Karl dem Großen als legendenumwobenem verklärtem Herrscher eine bedeutende Rolle im streng vorausgeplanten und linear verlaufenden Ablauf der Weltreiche zu (so z. B. Adso von Montier-en-Der).

Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem die Habilitationsschrift von Hannes Möhring, "Der Weltkaiser der Endzeit. Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung" (erschienen im Thorbecke Verlag 2000). Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, sie ganz oder teilweise zu lesen, doch scheint sie auf diesem Gebiet allgemein sehr aufschlussreich zu sein.
Was Karl den Großen selber betrifft, habe ich allerdings nur wenig gefunden, da er vor allem im Nachhinein, also in den Jahrhunderten nach seinem Tod, als Friedenskaiser verklärt wurde. Auf S. 146, Anm. 27 heißt es jedoch zu den zeitgenössischen Vorstellungen:
"Selbst wenn Alkuin die Weissagung des Ps.-Methodios gekannt hat - was wahrscheinlich ist -, muß er nicht dessen Meinung geteilt und den Text schriftlich überliefert haben. Zwar glaubte Alkuin das Weltende nahe und sah in Karl dem Großen vielleicht den letzten Herrscher der Franken, entgegen der von Adamek* (S. 66 f.) vertretenen Meinung wohl kaum aber den letzten rex romanorum, denn in seinen Briefen aus dem Jahre 801, von denen mehr als zwei Dutzend erhalten sind, vermied Alkuin den Kaisertitel ebenso wie den Bezug auf das römische Reich und bezeichnete Karl schlicht als König oder König David [...]"
*Hier ist gemeint: Josef Adamek: Vom römischen Endreich der mittelalterlichen Bibelerklärung. Diss. München 1938 (Anm. von Maxd.)

Ich bleibe auf jeden Fall dran an der Sache, vielleicht habe ich am Wochenende weitere Ergebnisse.

Viele Grüße,
der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Karls Kaiserkrönung und das Weltenende - Maxdorfer - 08.01.2014 22:07

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