Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Das rheinische Bischofskartell
24.12.2013, 10:53
Beitrag: #4
RE: Das rheinische Bischofskartell
(23.12.2013 23:23)zaphodB. schrieb:  Stattdessen kamen in der Regel kleinere Häuser zum Zuge.

Ein Erklärungsversuch:
Du schreibst ja in deinen anderen Mails selbst, dass die genannten Familien intensiv miteinander "verbandelt" waren (der "rheinische" bzw. "Kölner Klüngel" lässt grüßen...).
Die Bischöfe wurden und werden in katholischen Bistümern ja üblicherweise vom Domkapitel gewählt unhd vom Papst bestätigt. Die Bischöfe und das Domkapitel regieren dann auch das Bistum bzw. das weltliche Hochstift.
Hatten die örtlichen Familien mal die Domkapitel unter Kontrolle, fiel es ihnen relativ leicht, den Bischofsstuhl in ihren Reihen zu halten. Kam mal ein größeres Fürstenhaus dran, bestand die Gefahr, dass die örtlichen Familien an Einfluss verloren - und das wollten die natürlich nach Kräften verhindern.

Im Kern ging es also darum, den Einfluss der örtlichen Familien im regionalen Raum zu sichern. Und deshalb kamen die Bischöfe sehr oft aus den örtlichen Familien. Und deshalb wurden mächtigere Dynastien nach Möglichkeit außen vor gelassen, denn die würden den örtlichen, nicht so mächtigen Familien natürlich ins Handwerk pfuschen und selber versuchen, Hausmachten aufzubauen.
In Köln funktionierte das mit den Wittelsbachern deshalb so lange, weil die Wittelsbacher zuerst von den Kölnern quasi "geholt" wurden, um der Reformation Einhalt zu gebieten, die sich in Westfalen und im Rheinland breitzumachen drohte. Die ansässigen Adligen versprachen sich wohl den Erhalt ihrer Pfründe, den die bekanntermaßen antireformatorisch eingestellten Wittelsbacher garantieren sollten und konnten. Geschlechter wie die Fürstenberg (aus Schwaben) oder auch die Schönborn agierten im Hintergrund, die Wittelsbacher sorgten für die international guten Verbindungen zu den wichtigen Mächten in der Zeit während und nach dem 30jährigen Krieg. Danach, in der Zeit Ludwigs XIV., konnte es auch nicht schaden, einen Vertreter eines der wichtigen Herrscherhäuser in Köln sitzen zu haben, überdies waren die Münchner Kurfürsten in dieser Zeit auf dem europäischen Parkett unterwegs und setzten ihre Macht ein, um in Köln einen Bruder, Onkel oder Neffen sitzen zu haben. Köln als Stadt mit internationalen Handelsbeziehungen konnte daraus nicht nur machtpolitisch, sondern auch wirtschaftlich Vorteile ziehen.
Nach dem Zwischenspiel von Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels kam dann auch ein Habsburger auf den Kölner Thron, der ja immer auch das Herzogtum Westfalen, die Bistümer Paderborn, Osnabrück und Münster mit einschloß, so dass der Kölner Erzbischof immer auch ein wesentlicher Machtfaktor im Nordwesten des Reichs war. Noch ein Grund, warum hier die örtlichen Geschlechter keine so große Rolle spielen konnten: Köln war zu wichtig, als dass sich die großen Dynastien heraushalten konnten.

Im Grunde also auch hier wieder: Regionale Interessen (Handel!) bewirkten, dass der Kölner Stuhl nach dem Gusto der örtlichen Familien vergeben wurde, was in Köln bedeutete, ein großer Herrscherhaus zu akzeptieren. Ohne einen Wittelsbacher oder auch HAbsburger auf dem Kölner Erzstuhl wäre die internationale Rolle Kölns im 30jährigen Krieg vielleicht verloren gegangen, was nicht im Interesse der Kölner Familien gelegen hätte. Die Wittelsbacher waren also das kleinere Übel...

VG
Christian
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Das rheinische Bischofskartell - 913Chris - 24.12.2013 10:53

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds