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25 Jahre Geiseldrama Gladbeck
10.07.2013, 19:16
Beitrag: #8
RE: 25 Jahre Geiseldrama Gladbeck
Teil 3 Medienstar Verbrecher

Die Niederländische Polizei, bekannt für sanftere Verhandlungen als deutsche war nun völlig im Zugzwang. Zunächst verweigerte man sich jedlicher Gespräche, solange Kinder im Bus säßen. Also ließ man zwei Frauen und drei Kinder aus der Geiselhaft. Und nun war die Polizei der Niederlande bereit auf Forderungen einzugehen. Freies Geleit, ein kleineres Fluchtauto, zwei Geiseln aus Bremen, Silke Bischoff und Ines Voitle. Dazu noch jede Menge Proviant. Doch die Übernahme ging beinnahe schief: während Rösler eine Plastiktüte mit Bier hochnimmt löst sich ein Schuss aus seiner Waffe, es zur Schießerrei. Dabei wurde ein Mann angeschossen und Löblich in den Oberschenkel getroffen. Rösner konnte die Sitatuation durch Funk bereinigen, es sei ein Versehen gewesen. Drei Tage ohne Schlaf, machten sich nun auch mit Aufputschmittel langsam bemerkbar.
Also ging es mit präperiertem Wagen zurück nach Deutschland. Genauer gesagt nach Köln. Köln war eine Stadt, die Rösner nur vom Hörensagen kannte. Die Polizei spekulierte darauf, dass Löblich sich in ein Krankenhaus zur Versorgung ihres Beines bringen lasse. Wieder eine Fehleinschätzung. Durch Abhören des Fluchtwagens ging hervor, dass Rösner Löblich angwiesen habe durchzuhalten, falls nicht, wollte Löblich sich selbst richten. Die Verfolgung der Reporter und wurde nun immer größer und ging ins absurde. Mehr und mehr Menschen hinter dem Fluchtauto her, allerdings auch in dem Wissen sie sind durchaus gefährlich, nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Jeder Fehler kann nun tödlich sein, keiner ist sicher. Dennoch nimmt der Medienrummel hinter dem Wagen zu. In Köln wollte Rösner den Dom anfahren, da er ihn einmal im Leben sehen wollte, wohl schon in der Vorahnung gefasst oder getötet werden zu können. Nach einer Irrfahrt in Köln, der Dom wurde vorsichtshalber geschlossen, kam der Wagen Nahe des Opernhauses zum stehen. Wird sind nun bereits am dritten Tag der Geiselnahme ca. 10:00 Uhr.

Journalisten, beispielsweise Frank Plasberg („Hart aber Fair“), Uwe Röbel (später BILD-Chefredakteur) und viele mehr scharen sich um den Wagen. Ein graußiges Bild. Ein neugieriger Mob, der völlig überforderten Beamten durchgeht belagern das Fluchtauto. Und im Wagen: am Steuer ein übermüdeter Rösner, der immernoch Gewaltbereitschaft ausstrahlte, neben ihm die mit der Ohnmacht kämpfenden Löblich, hinter ihr völlig verängstigt Voitle, in der Mitte Degowski, welcher die ganze Zeit seine Waffe an Bischoffs Pulsschlagader hielt. Eine paradoxe Sitatuation: im Wissen, es stehen drei Leben auf dem Spiel interviewten z. B. Plasberg Degowski, Rösner und Bischoff*. Inzwischen haben sich als Reporter getarnte SEK – Beamte dem Wagen genähert, jedoch um eine Massenpanik zu vermeiden konnten sie nicht eingreifen. Zudem haben Journalisten die Grenze des Beobachten nun überschritten. Man holt den Gaunern Essen, Trinken und weitere Aufputschmittel. Seltsam an dieser Kuriosität: Ein solcher Mob an Menschen hätte ohne weitere Probleme die Geiseln befreien können und auch die drei Täter überwätigen können. Stattdessen hilft man ihnen. Uwe Röbel begann dann sogar zu verhandeln: zwei Bischöfe von Köln im Tausch gegen die Geiseln. Diese Bischöfe wären dann speziell ausgebildete SEK-Beamte gewesen, die einen direkten Zugriff wagen könnten. Rösner war einverstanden wollte aber sicher gehen und ließ sich Bilder der Bischöfe zeigen. Das verlief sich dann wieder. Rösner mehr oder minder verärgert, scheucht die Menge dann vor dem Wagen weg. Röbel lotst dann im Wagen (wie das geht ist mir schleierhaft) Rösner zur Autobahn. Wieder folgt ein riesiger Journlistenconvoi. Dort beginnt dann der letzte Akt.

*persönliche Anmerkung: Die hier beschriebene Szene war für mich die bewegendest und empörendste. Bischoff hatte hier wohl meine höchste Empathie, sie kämpfte tapfer gegen Schlaf und Angst. Ihre Reaktion auf den Kommentar Degowskis : „ […] ich habe schließlich schonmals einen umgelegt“ war für mich ergreifend. Ihre Gesichtsreaktion zeigte, dass sie begreift, die würden es ernst meinen und es schien ihr würde klar werden, dass sie das nicht überlebte. Die von Voitel im nachhinein beschriebene Reaktion auf den Zugriff zeigt, sie hat sich schon damit abgefunden. Aus meiner Sicht ist sie die Heldin dieser Tat.

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RE: 25 Jahre Geiseldrama Gladbeck - WernerS - 10.07.2013 19:16

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