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25 Jahre Geiseldrama Gladbeck
08.07.2013, 20:10
Beitrag: #2
RE: 25 Jahre Geiseldrama Gladbeck
Teil 1 Ein vermasselter Banküberfall

Es war im Jahrzehnt der „Angst“ wie Zeithistoriker heute sagen. Die 80er Jahre, das Jahrzehnt der schlechten Mode, dem Jahrzehnt vom Angst des Waldsterben und der Krankheit AIDS. August 1988 fühlte man sich wieder eingermaßen sicher, doch was Westdeutschland in den Tagen des 16.08.1988 bis 18.08.1988 erlebte, war ein schauriges, empörendes Kriminalschauspiel, das in der Republik in dieser makaberen Extreme bis heute einmalig ist.

Dabei fing alles gut an. Der 16.08.1988, ein an sich warmer und sonniger Tag. Nach einer durchzechten Nacht mit wenig Schlaf beschlossen Hans – Jürgen Rösner (damals 31 Jahre) und Dieter Degowski (32 Jahre) in Gladbeck die Deutsche Bank zu überfallen. Diese Bank gilt als relativ sicher; immerhin ist das tägliche Handelsvolumen der Bank nicht sehr groß, die Bank nur durch eine Tür zugänglich und hohe Fenster sichern vor Einbruch ab. Dennoch verschafften sich die beiden durchaus polizeibekannten und in der Fahnudung stehenden Täter um 8:00 Uhr Zugang zur Bank. Sie erbeuteten sich rund 120.000 Mark. Ohne mitzubekommen, dass ein Arzt sie bemerkt hatte und sich wegen dem „ungewöhnlichen Verhalten“ in der Bank aus Sorge einen Notruf absetzte. Eine Polizeistreife, die zur Überprüfung der Meldung vor der Bank parkte störte die Beiden bei der Flucht. Sie kehrten zu Bank um, überwältigten die zwei Angestellten und setzten sie als Geisel fest. Nun rückte Massenweise Polizei an, mit Mannschaftswägen und Hubschrauber. Und mussten tatenlos zusehen, wie nach und die Gangster auch noch von den Medien vereinahmt werden. Nach damaligen Methoden war es völlig illusorisch die Bank so stürmen, dass die Geiseln sicher geblieben wären. Die Polizei setzte auf Verhandlungen. Während diese laufen, rufen ungeniert Radioreporter bei der Bank an interviewten die Gangster kurzerhand. Es werden sogar Sendeminuten festgelegt, 3 pro Radio, die mit man Rösner am Telefon sprechen darf.

Dieses imense Interesse an dem Verbrechen war für Rösner eine wilkommende Genugtuung. Immerhin war er bereits als Jugendlicher straffällig geworden, offensichtlich bekam er keine Aufmerksamkeit der Eltern, brach seine Ausbildung als Bergmann ab und wanderte wegen schwerer Raubüberfälle in das Gefängnis. Von diesem hatte er indes Hafturlaub bekommen. Es war im elften Jahr von dreizehn zu denen er verurteilt war. Von dem Hafturlaub kehrte er nicht zurück, deswegen wurde nach ihm lange gefahndet. Obwohl sein Aufenthaltsort bekannt war und auch eine Behandlung im Krankenhaus statt fand – Rösner schickte die Rechnung kurzerhand an seine JVA – gelang es nicht, ihn erneut festzunehmen. Allerdings war der Polizei sehr schnell klar, wer sich hinter dem brutalen Überfall verbirgt, auch sein Komplize Degowski, der in seiner Vorgeschichte schon wegen Mord einsaß, war der Polizei bekannt. Nun wusste diese, dass sie es mit gewaltbereiten Profis zu tun haben, die Angst und Unsicherheit der Beamten war ihnen deutlich anzusehen.

Die Polizei lässt sich auf folgenden Deal ein: Rösner und Degowski erhalten Lösegeld, einen Fluchtwagen und die zwei Geiseln aus der Bank, da ein Polizeibeamter als Geisel für die Polizei nicht in Frage kam; auch nicht der Staatsanwalt, der ihnen deutliche Strafmilderung anbot, wenn sie aufgäben. Jedoch versprechen Rösner und Degowski im Gegenzug am Telefon dem Bankfilialleiter die Geiseln bei günstiger Gelegenheit wieder frei zu lassen – wenn die Polizei sie nicht verfolgte. Die Polizei war einverstanden, dass ein Beamter, der nur in Badehose bekleidet war (wahrscheinlich um Erniedrigung zu erzeugen; auch damit er sicher unbewaffnet ist) in einem Koffer das Lösegeld vor die Tür zu stellen. Dies waren weitere 300 000 DM ! Inzwischen gibt Rösner weiter Radiointerviews am Telefon für verschiedene Radiostationen. Die Geldbeutel lässt Degowski von einem Bankmitarbeiter holen, der nur auf allen Vieren und mit einem Verlängerungskabel am Hals vor die Tür treten darf. Hier wurde deutlich, dass es den Tätern ernst war; zudem vermuteten sie eine Falle von Scharfschützen. Jedenfalls wurde das Versprechen der Polizei eingelöst. Die Polizeiheeren zogen ab, übrig blieben Zivilfahnder, die den Fluchtwagen überbrachten, 12 Stunden sind nun schon vergangen. Dieser war mit Wanzen präperiert. Das Funkgerät, mit dem vorher die Verhandlungen liefen wurde dort ebenfalls ausgetauscht.

Die Verwirrung war groß, als die Fahrt mit den Geiseln begann. Statt Gladbeck zu verlassen, kauften sich die Diebe nahezu unbehelligt das was sie für ihre Tat brauchen. Zunächst Schlafmittel, der mit Alkohol vermengt als sehr starkes Aufputschmittel wirkt, Essen an einer Imbissbude aber stets mit Waffe am Anschlag. Als nächstes stand ein Wechsel des Fluchtwagens auf dem Plan. Dieser Versuch scheiterte jedoch. Jedoch kaperten die Geiselnehmer ein in der Nähe geparktes Auto und später auch an einer Tankstelle nochmals. Diesmals aber ein präperiertes das von der Polizei dazu bereit gestellt war um den Kontakt nicht zu verlieren. Mit Funk allerdings immer verbunden mit dem Filialleiter der Bank, der wie die Polizei noch immer mit einer baldigen Freilassung der Geiseln rechnete.

Die Irrfahrt geht weiter, es ist nun fast Mitternacht, die Täter halten sich noch immer in Gladbeck auf. Rösners Freundin Marion Löblich, die ihn bisher vor der Polizei versteckte stieg ebenfalls bewaffnet zu. Nun steuern die Täter in Richtung Bremen, genauer gesagt nach Vegesack. Doch bis dorthin bricht auch der zweite Tag der Verfolgungsjagt an.

Inzwischen stand die Polizei vor schweren Entscheidungen. Die Täter ließen die Geiseln nicht frei, der Bankdirektor verlor die Nerven und schrie über Funk die Täter mehrmals an. Zudem waren nun innerhalb Nordrhein – Westfalen nicht mehr genug Beamte vor Ort um zugreifen zu können ohne die Geislen zu gefährden. Zudem verließen die Täter nun auch noch das Bundesland und somit ihren Kompetenzbereich. Nun sind die Kollegen aus Niedersachsen dran, die jedoch auf höhere Ebene mit sich mit denen der NRW Polizei streiten war was darf. Zudem waren damals die Funkwellen auf einen Radius begrenzt, was den Übergang der Verfolgung nicht einfacher machte. Niedersachsen und Nordrhein – Westfalen konnten sich also untereinander verständigen aber nicht miteinander. Ehe sich das Kompetenzgerangel gelöst hatte, stand ein weiteres Problem im Wege. Auch Niedersachen muss die Kompetenz abtreten. An Bremen, diese aber zu dem Zeitpunkt unterbesetzt und ohne Duldung für ihr Eingriffe der Kollegen aus NRW und Niedersachsen. Es sollte aber noch schlimmer kommen.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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RE: 25 Jahre Geiseldrama Gladbeck - WernerS - 08.07.2013 20:10

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