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Zünfte, Innungen und Ordnungen
13.06.2013, 17:41
Beitrag: #15
RE: Zünfte, Innungen und Ordnungen
(13.06.2013 16:22)Uta schrieb:  
(12.06.2013 20:31)Suebe schrieb:  Ich habe Probleme, mit dem "eigenartig verschobenen Frauenbild".

Doch ich finde schon, dass sich gerade zum ausgehenden Mittelalter da etwas verschiebt. Damit meine ich nicht nur die Sicht der Männer auf die Frauen, auch im Selbstverständnis der Frauen tritt da ein Wandel ein. Dieser Wandel äußert sich in vielen Bereichen, nicht nur im Zunftwesen. Beispielsweise fallen ja die ganzen Beginen-Gründungen in diese Zeit. Frauen, die es verstanden, aus der Not eine Tugend zu machen - könnte man aus heutiger Sicht vermuten.

Ich kann mir aber keinen Reim auf die Mechanismen machen, die dazu führten, noch kann ich ahnen, ob sich dieser Wandel gewollt oder aufgezwungen, langsam oder abrupt, von innen aus dem Volk heraus oder von einer Instanz wie z.B. Kirche aufoktruiert vollzogen hat. Deshalb will ich das auch so wenig wie möglich werten, bemerke aber eine Verschiebung, die ich mangels schlüssiger Erklärungen bislang eben eigenartig finde.

Im Grunde erleben wir zur Zeit doch wieder eine eigenartige Verschiebung des Frauen(selbst-)bildes. Noch vor wenigen Jahren stand eine berufstätige Mutter eines Kleinkindes (unter 3 Jahren) unter dem Generalverdacht eine Rabenmutter zu sein. Heute gilt die Mutter, die sich für die (Eigen-)erziehung ihres Kindes entscheidet als Rabenmutter, weil sie nicht genügend Fachkompetenz zur Kleinkinderziehung hat und deswegen lieber was fürs Bruttosozialprodukt tun soll. (sorry fürs OT - brauchte ich aber zur Erklärung meiner Gedanken Blush)

Zitat:Zu den Heiratsverboten von Gesellen muss ich mal nachschauen, habe ich irgendwo etwas.
Heiratsverbote für Gesellen wurden in einigen Zunftordnungen ausgesprochen. Dazu muss man aber beachten, dass die Ordnungen ja in aller Regel nicht überregional galten, sondern nur in der jeweiligen Stadt.
Und im speziellen für das "geschenkte Handwerk" häufen sich in einigen Regionen die Heiratsverbote. Im Zusammenhang mit der Straßburger Tuchschererordnung habe ich zum ersten Mal diese Begründung so eindeutig formuliert gelesen. Angeklungen ist es bei anderen aber auch.

Zitat:Man beachte aber, wir haben es mit dem HRR zu tun, ein Riesenraum, und 14.- 19. Jahrhundert! ein sehr sehr langer Zeitraum.
"Globale" Aussagen werden da schwer möglich sein
Stimmt, aber so global möchte ich es gar nicht betrachten. Im Grunde geht es im Kern um das 14. - 16. Jahrhundert und am Rande das 12. und eventuell noch das 17. Jh. , wobei dieses Jahrhundert seine ganz eigene (Kriegs-)dynamik hatte.

./.

Zitat:Wobei ich zusätzlich unterstellen würde, dass es das "Witwen-Privileg" im heutigen Handwerk durchaus auch in vergangenen "Zunft-Zeiten" gab.
Nicht durchgängig. Das waren nur sehr wenige Zünfte, die das Privileg einräumten. Und das - wie mir zunehmend scheint - auch nur auf Zeit geduldet. Wollte die Witwe auf Dauer den Laden nicht aufgeben, blieb ihr nur die Heirat mit einem anderen Meister. Da hat dann wohl schon die Zunft Druck gemacht, außer die Gute war so 'schiach', dass keiner sie haben wollte. Dann hat man dafür gesorgt, dass das Geschäft den Berg runter geht und billigst aufgekauft werden konnte.

(13.06.2013 15:15)Suebe schrieb:  Nachdem ich, nichts ist so sicher, zu 50% weiblicher Herkunft bin, Angel
habe ich, es ist hier schon angeklungen, große Probleme damit die Rolle der Frau in vergangenen Jahrhunderten mehr oder weniger als "kindergebärendes Hascherl" zu sehen.
So sehe ich die Frauen auch nicht, keineswegs. Verschreckte Hascherl waren sie wohl seltenst. Aber sie waren offensichtlich vielen Beschränkungen unterworfen. Woher die rührten und ob die Frauen das auch als Beschränkung empfanden oder als Normalität wahrnahmen sind für mich dabei spannende Fragen.

Zitat:Da habe ich mal in Arno Borsts "Lebensformen des Mittelalters" von 1973 ISBN 3-933203-87-2 geschaut.
./.

Aber mir scheint da steckt eine Erklärung drin, für so manches, das wir uns heute nicht so ohne weiteres erklären können. Idea

Hört sich erstmals ganz spannend an, wenn ich im Moment auch noch nicht ganz verstehe, was Herr Borst mir damit sagen möchte. Blush
Muss ich auch erst mal drüber nachdenken... Wink

Die Herren Borst und Freytag wollen damit sagen, dass der Deutungsversuch auf Basis heutiger Denke in Leere laufen "kann", natürlich nicht muss.

Quasi "sie fanden was sie kannten"

Zitat:So sehe ich die Frauen auch nicht, keineswegs. Verschreckte Hascherl waren sie wohl seltenst. Aber sie waren offensichtlich vielen Beschränkungen unterworfen. Woher die rührten und ob die Frauen das auch als Beschränkung empfanden oder als Normalität wahrnahmen sind für mich dabei spannende Fragen

Die Frauen werden das eher als "Selbstbeschränkung" gesehen haben.
meine Vermutung.
Was hat die "Ida Maier aus Bad Teinach" 1911 das nicht vorhandene Frauenwahlrecht gejuckt?

Aber OK, das führt hier ins OT.

Das "Witwenprivileg" gilt auch heute lediglich 2 Jahre, dann muss einer eingestellt werden, der in der Handwerksrolle steht.

Wobei, auch hier Sicht von heute. Irgendwann habe ich mich mal sehr erstaunt, wie der Ebert sich als Sattler selbständig machen konnte, wo er doch gar kein Meister war.
Das Lösungswort hies "Gewerbefreiheit" bis 1935.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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Zünfte, Innungen und Ordnungen - Uta - 24.05.2013, 19:31
RE: Zünfte, Innungen und Ordnungen - Suebe - 13.06.2013 17:41

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