Aufklärung und frühe revolutionäre Bestrebungen im Deutschland des 18.Jhdts
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19.04.2013, 20:46
Beitrag: #15
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RE: Aufklärung und frühe revolutionäre Bestrebungen im Deutschland des 18.Jhdts
Nun dieser Knotenaufstand war eine zwiespältige Geschichte.
Zum einen war er zunächst alles andere als revolutionär. Man forderte beispielsweise die Wiederherstellung der alten "Zunftfreiheiten" ,womit eigentlich eine Rückkehr zum alten Zunftsystem gemeint war. Andererseits adaptierte man Attribute der französischen Revolution, zunächst wohl mit dem listigen Hintergedanken,die Obrigkeit damit einzuschüchtern. Mit dem Eingeständnis der kurfürstlichen Regierung ,der Lage nicht Herr zu werden und der Anforderungen fremder (hessischer) Truppen erkannten die Untertanen nun die Schwächen des Systems . Hinzu kam,daß der Kurfürst statt gelassen eher panisch restriktiv reagierte, sinnvolle Reformen zurücknahm ,die bürgerlichen Gesellschaften und Logen verbieten ließ , die Selbstverwaltung der Universität beschränkte. Das wurde wohl allgemein als Repression empfunden und führte zu einer Radikalisierung der Bürger,Studenten, Professoren und Handwerker. Somit kann man den Aufstand zumindest als Auftakt und Initialzündung für die folgenden Ereignisse sehen. Hinzu kamen die wirtschaftlichen Probleme der steuerzahlenden Bürger, in Folge einer immensen Staatsverschuldung, die die Spannungen weiter anheizte. Hervorgerufen wurde diese u.a.durch die bezahlung der hessischen Truppen, sowie die Aufnahme und standesgemäßen Unterbringung der französischen Revolutionsemigranten ,die zu einer Teuerung und Verdopplung der Lebensmittelpreise innerhalb weniger Monate führte . Eine kostspieligen Günstlings- und Maitressenwirtschaft rund um die Lieblingsmaitresse (und Nichte) des Erbischofs,die Gräfin Coudenhoven ,ihre Mutter die Gräfin Hatzfeld und den Hofkanzler Albini tat ihr übriges um den Fanclub des Churfürsten innerhalb der Bürgerschaft zu verringern. Nicht umsonst schrieben Ende 1790 Mainzer Bürger folgenden Vers auf den Neubrunnen: "Rinne,Brünnchen in den Stein Dein Kessel wird nie voller sein Zahlt,Mainze, Steuern noch so sehr Doch bleiben Eure Kassen leer Doch hätt Dein Kessel nur kein Loch Ich wett er füllte sich wohl noch Und hätt die Coudenhoven keins wie wohl wär Dir,Du armes Mainz ! Massacrons la noblesse L`Electeur et ses maitresses! " Den Brunnen (gleich neben meiner Stammkneipe) gibt es übrigens heute noch und die Südseite des Obelisken in seiner Mitte zeigt heute wie damals Allegorien auf die gute Staatshaushaltung !!! |
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