Phryger = Seevölker in Anatolien?
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25.03.2013, 18:55
Beitrag: #23
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RE: Phryger = Seevölker in Anatolien?
(25.03.2013 11:01)913Chris schrieb: Troja war einfach strategisch zu wichtig, um nach dem Trojanischen Krieg als Ödnis dazulegen (sofern es den Trojanischen Krieg als solchen überhaupt gegeben hat, aber das ist ein anderes Thema; gehen wir mal davon aus, es hat ihn gegeben). Sehr schön zusammengefaßt. (25.03.2013 11:01)913Chris schrieb: Kurz: Das Auftauchen der Phryger und Lydier steht sicher in irgendeinem Zusammenhang mit dem Seevölkerzug, aber ob sie wirklich zu den Seevölkern gehörten, wage ich zu bezweifeln. Eher zähle ich sie zu den unter dem Seevölkerzug Leidenden, die nach dem Durchzug der Seevölker irgendwie wieder zurecht kamen. Und zwar in neuen Siedlungsplätzen. Ich denke, daß das, was als "Seevölker" in Ägypten ankam, nicht unbedingt auch im Norden der Ägäis als "Seevölker" angefangen hat. Vielleicht gehe ich auch ein wenig zu salopp mit dem Begriff "Seevölker" um- für mich steht am Ende der Bronzezeit um 1200 v. Chr. ein regelrechter Kulturumbruch im östlichen Mittelmeer fest. Vermutlich war dieser Umbruch zwangsläufig, denn die Strukturen der Bronzezeit hatten ihre Blüte eigentlich überschritten. Städte und Königreiche zerfielen, Bündnisse brachen auseinander, Volksstämme gingen auf die Wanderschaft. Von daher sind die Phryger vielleicht nicht unbedingt unter denen gewesen, die in Ägypten ankamen, aber sie gehörten zu den Völkern, die am Ende der Bronzezeit in Bewegung gerieten und in neue Gebiete vordrangen- wo sie möglicherweise in einer Art Dominoeffekt wieder andere Gruppen vertrieben. Fraglich ist jetzt nur, was den Kulturumbruch ausgelöst hat. Wenn ich dich richtig verstehe, gehst du davon aus, daß von außerhalb des Kulturraumes Druck auf die Mykener ausgeübt wurden, die daraufhin z.B. troja angriffen. Dieser Druck wurde dann gewisser maßen als Seevölkersturm auf das ganze östliche Mittelmeer weitergegeben. Was ist aber, wenn es anders war? Wenn das System der späten Bronzezeit seinen zenit überschritten hatte und keine Expansion und Weiterentwicklung mehr erlaubte? Wenn es Konflikte gab um das, was bereits da war? Was, wenn der Kulturumbruch am Ende der Bronzezeit dadurch ausgelöst wurde, daß einer der Beteiligten auf Kosten der anderen wachsen wollte? (Wobei ich nicht zwangsläufig davon ausgehe, daß die Mykener die Agressoren waren. ) Was passiert, wenn ein Markt gesättigt ist? Übernahmeschlachten beginnen. Der Reichtum der späten Bronzezeit beruhte auf Handel. Also warum sollte es hier nicht um die Sicherung des eigenen Wohlstandes gegangen sein? Dort, wo keine Expansion mehr möglich ist, greift man die Konkurrenten an... Was ist, wenn der Krieg zwischen Troja und Mykene zu einem machtvakuum führte, in das dann Völkerschaften von Außen eindringen konnten? Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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