Gedanken zum 20. Juli
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02.08.2012, 10:25
Beitrag: #56
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RE: Gedanken zum 20. Juli
(01.08.2012 21:13)liberace schrieb:(31.07.2012 11:06)krasnaja schrieb: Dann hätte ICH meinen Vater gefragt, warum er sich nicht irgendwann "abgesetzt" hat. Das stimmt ja alles.. NUR Du hattest die selbstkritische Meinung Deines Vaters eingestellt, über die Probleme, die es bei einem Sieg Deutschlands geben würden und diese Aussage Deines Vaters fußte auf eigenem Erleben (vielleicht auch eigener Taten, was ja nun leider die Praxis war) Und darauf anwortete ich, wenn Dein Vater dieses als so belastend empfunden hat, was ich sogar glaube, denn sonst hätte er nicht diese Meinung gehabt. Keine Alternative ? wenig Spielraum ? Die Russen warfen "Passierscheine" für die Frontlinie ab, forderten die Deutschen Soldaten zur Fahnenflucht auf, internierten diese dann und gliederten sie in das "Nationalkomitee Freies Deutschland" ein. Fahnenflucht, unehrenhaft ?. eidbrüchig zu werden gegenüber den Verantwortlichen der Taten, die man selber als Verbrechen ansah ? Nichts ist ehrenvoller und entschuldbarer , als sich im Sinne der Menschlichkeit GEGEN einen Verbrecher zu stellen. Mein Vater war bereits 1920 bei den Freicorps fahnenflüchtig geworden , was mich mit diesem Mann sehr versöhnt hat, und auch sein aktiver Widerstand gegen Hitler in Norwegen (und, um Mutmaßungen in eine andere Richtung entgegen zu treten, auch gegen die sowjetische Besatzung vor Gründung der DDR, was ihm dann 2 Jahre KZ-Sachsenhausen einbrachte, er hätte auch einen Kopf kürzer gemacht werden können) Dieses Wissen brachte mich in einen Gewissenskonflikt, ob ich mich nicht nach 14 Tagen Bundeswehr, mit entsprechender propagandistischer, antikommunistischer Indoktrination nach Frankreich absetzen sollte. Ich wäre im Süden Frankreichs bei Leuten untergekommen, die ein besonderes "erogenes Verhältnis" zu deutschen Soldaten hatten. Andererseits, Du beschreibst es ja richtig, für die Soldaten war der Krieg ein riesiges Abenteuer, auch in Russland, zumindest bis Anfang 1943. Früher nur Schwarzwald oder Bayern und nun Ukraine, durch Sonnenblumenfelder, soweit das Auge reicht. und das dann auch noch motorisiert, bis an die Grenzen Europas. . Das dürfte, ehrlich und ohne Ironie gemeint, faszinierend gewesen sein. gelangweilt auf ärmliche Bauernhäuser vom Panzer herabzublicken, auf noch ärmlicher Bewohner, auf Frauen mit weißen Kopftüchern und auf Männer, die die Mützen vom Kopf nahmen und sich vor den Soldaten tief und devot verbeugt haben. Diese Faszination, die vom Militärischen ausging, von Waffen, von Geräten, Fahrzeugen, bobachtete ich dann auch bei meinen damaligen "Kameraden" bei der Bundeswehr, die sich keinen Kopp darüber machten, wozu diese ganze von ihnen so bewunderte Chose diente. Mit 22, 25 einen Panzer von 50 Tonnen zu fahren, muss faszinieren Mein Lehrlingsausbilder, selber Offizier bei der Wehrmacht gewesen, sagte mir zum Ende meiner Lehrzeit und 1 Monat bevor ich eingezogen wurde: "Jens, als erstes wird man versuchen Ihnen das Rückgrat zu brechen, denn Krieg kann man nur mit Menschen führen, die kein Rückgrat haben" UND die damalige Faszination ging ja noch weiter: mit 20, 25 Jahren Herr über Leben und Tod zu sein !!! kraft der Militärgesetzgebung für Barbarossa. Fürchterlich !! aber leider auch fürchterlich faszinierend, wohl darum auch bei vielen Tätern tiefste Triebe freisetzend. |
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