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Die Deutsche Frage im Verlauf des Zweiten Weltkriegs
01.08.2012, 12:51
Beitrag: #6
RE: Die Deutsche Frage im Verlauf des Zweiten Weltkriegs
(19.07.2012 09:57)krasnaja schrieb:  Die Pläne der Alliierten für die Zukunft Deutschlands haben sich sicherlich in Abhängigkeit zur Kriegsentwicklung geändert.
Interessant ist hierbei aber der Zeitpunkt, für die nachstehend von mir eingestellten Teilungspläne, das Jahr 1943, also die Wehrmacht - vor Moskau bereits angeschlagen und in Stalingrad tödlich verwundet.
In Allen Fällen galt aber die Übergabe Ostpreußens an Polen bzw. die SU aus vorausgesetzt, ebenso großer Teile Schlesiens an Polen, Nach dem Morgenthau.Plan das Saarland an Frankreich.

Plan der US-Regierung 1943 in Teheran:
- einen Staat Preußen mit der Westgrenze der ehemaligen DDR einschl.
Schlesien und weiten Teilen Pommerns
- einen Staat Sachsen
- einen Staat Bayern
- einen Staat Hessen und einen Staat Hannover (Hessen und SH)
- eine internationale Zone Köln und das Saarland und den NO-Kanal
ebenfalls.


Plan der britischen Regierung 1943 Teheran:
- einen Norddeutschen Staat, der Hessen NRW, SH, Niedersachsen, große
Teile Schlesiens und Pommerns umfassen sollte (wobei für Pommern
die Ostgrenze unklar war, sowie
- einen Süddeutschen Staat mit Bayern, Baden Wütemberg, Österreich
und Ungarn
- Einen Weststaat mit Köln


Insofern IST es bemerkenswert, dass sich die Haltung Englands innerhalb eines Jahres bis Jalta erheblich geändert hat, von ihr ursprünglich ja mit dem Süddeutschen Staat (siehe oben) eine grundsätzlich andere Teilung geplant war.

Es gab 1943 keinen Plan der britischen Regierung für die Zukunft Deutschlands. Offiziell war das Foreign Office für diese Frage zuständig. Dort hielt man bis 1944/45 an der eigenen Vorlage fest, Deutschland möglichst als politisches Gebilde zu erhalten. Die Wende von Stalingrad hat daran nichts geändert, im Gegenteil wurde von Seiten des FO darauf gedrängt, in dieser Frage zu einer einheitlichen Position zu kommen. Im Kabinett gab es aber 1943 Differenzen, die von Eden bei der Außenministerkonferenz auch offen angesprochen wurden. Richtig ist, dass die militär. Führung den Whitehall-Beamten eine (Zwei-) Teilung empfahlen, wobei sicherlich ideologische und sicherheitspolitische Erwägungen eine Rolle spielten. Außenminister Eden lehnte dies aber bis zum Schluss ab, da er auch die weltweite Nachkriegsordnung im Blick hatte und die UdSSR mit einer konstruktiven Rolle in die künftige globale Sicherheitsarchitektur integrieren wollte. Es kann also keine Rede davon sein, dass man Stalin in den Rücken gefallen sei.

Betrachtet man die unterschiedlichen Positionen von Churchill und Eden im Vergleich mit amerikanischen und russischen Planungen ebnen sich die Differenzen etwas ein, denn auch Churchills Teilungsplan sah ja im Grunde eine Art deutschen Nachfolgestaat im Süden voraus. Sein Hauptanliegen bestand in der Schwächung und Isolierung Preußens. Aus diesem Grund musste sich Churchill in Teheran beim Dinner von Stalin den Vorwurf gefallen lassen, er sei ein heimlicher Deutschenfreund.

Ähnlich wie in GB konnte man auch in den USA zwei Tendenzen feststellen. Die alleinige Verantwortung für die Nachkriegsplanung lag auch hier im Außenministerium. Unter Vorsitz von Außenminister Hull wurde ein offizielles Advisory Committee for Postwar Foreign Policy gebildet. Hier wurde u.a. die Entwicklung zwischen den beiden Weltkriegen umfassend analysiert. Für den Aufstieg Hitlers sah man mitunter auch die Realität der Versailler Nachkriegsordnung und den Widerspruch zu den amerikanischen Vorstellungen, insbesondere den 14 Punkten Wilsons, verantwortlich. Zwar sollte dieses Mal kein Zweifel an der Niederlage Deutschlands bestehen und ein Aufstieg zur Weltmacht für lange Zeit ausgeschlossen werden, dennoch warnte man auch hier vor einer Zerschlagung Deutschlands. Für den Aufbau Europas sei eine Integration der deutschen Volkswirtschaft in die globale Ökonomie unerläßlich. Zwar habe die deutsche Schwerindustrie in der Vergangenheit ein Risiko für die Nachbarstaaten dargestellt, dies könne aber durch die Kräfte des freien Marktes eingehegt werden.

Die Überlegungen des State Departement, die eine starke marktliberale Wurzel zeigen, stießen vor allem bei linksliberalen New-Deal-Politikern auf Ablehnung. Zu ihnen gehörte Finanzminister Henry J. Morgenthau Jr., aber auch Präsident Roosevelt. Roosevelt kannte aus seiner Jugend das wilhelminische Deutschland und sah den deutschen Charakter skeptisch.
Mit Billigung Roosevelts entstand so im Treasury Departement ein Stab, der ein "Post-Surrender Program" für Deutschland ausarbeiten sollte. Neben der Abtrennung von Ostpreußen, Oberschlesien und dem Saarland, sah dieses Programm eine Nord-Süd-Teilung Deutschlands vor.

Man kann dieses "Post-Surrender Program" als Morgenthau-Plan bezeichnen, üblich ist das jedoch nicht, weil damit weitergehende Vorstellungen Morgenthaus gemeint sind, die im Programm nicht enthalten waren, zB eine Umstellung der deutschen Wirtschaft auf Leichtindustrie und Stärkung der Landwirtschaft. Auch eine Zerschlagung Deutschlands in eine Reihe von Kleinstaaten war im Programm nicht vorgesehen. Allerdings brachte Roosevelt auf der Konferenz von Teheran spontan die Idee vor, Deutschland in sieben oder acht voneinander unabhängige Staaten zu teilen.
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RE: Die Deutsche Frage im Verlauf des Zweiten Weltkriegs - Marco - 01.08.2012 12:51

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