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Portugal – Ein Land am Rande Europas
16.07.2012, 14:18
Beitrag: #8
RE: Portugal – Ein Land am Rande Europas
Noch eine Literaturquelle. Übermorgen geht es dann mit der Geschichte los Smile


Das Essay „Wie ein großes Portugal“ (Lídía Jorge)

Das Essay „Wie ein großes Portugal“ wurde von Lídía Jorge zum Thema „Portugiesische Literatur und Europa“ geschrieben und von Karin von Schweder-Schreiner ins Deutsche übersetzt.
Lídía Jorge, 1946 in Boliqueime geboren, studierte in Lissabon Romanistik und hielt sich während des Kolonialkrieges in Afrika auf. Nach ihrer Rückkehr lehrte sie Literaturwissenschaft in Lissabon. Ihre Romane und Werke haben oft mit ihren Erfahrungen im Kolonialkrieg zu tun. Für ihr letztes Buch „O vale da paixao“ wurde sie national und international ausgezeichnet.

Lídía Jorge begibt sich auf eine Art Reise durch die Beziehungen Portugals zu Europa von den siebziger Jahren bis heute. Sie führt zunächst die Geschichte eines portugiesischen Studenten aus, der in Paris seine Begleitgruppe verlässt, um in Frankreich zu leben (vgl. Jorge, 183). Vor einem Café rief er „Europa, ich bin in Europa“ und zeigt damit, dass er sein Heimatland, das geographisch natürlich zu Europa gehört, trotzdem nicht als Teil Europas sieht. In seinem Land herrscht eine Diktatur, Rede-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind eingeschränkt, das Land ist arm und führt einen Krieg in seinen Kolonien. Aus diesem Land flieht er, wie viele andere auch, nach Frankreich.
Jorge behandelt in dem folgenden zweiten Abschnitt die Sicht der Portugiesen auf diese rasante Umstellung nach der Revolution(vgl. Jorge, 183).
Portugals Entwicklung in Richtung eines demokratisch und wirtschaftlich europäisch geprägten Landes steht im Gegensatz zu der Flut der Menschen, die aus den ehemaligen Kolonien zurückkommen und den Portugiesen den Eindruck vermitteln, dass „eine gigantische, über fünfhundert Jahre alte Welle die Portugiesen, die einstmals von dort nach Afrika aufgebrochen waren, samt Waffen und Gepäck zurückgespült“ hat (Jorge, 184).
Jorge sieht in dieser bewegten Geschichte Portugals den Grund, warum sich die portugiesische Literatur, außer der von allen Seiten bewunderten Lyrik, nur mit dem altem Kolonialreich, dem Kolonialkrieg und der Nelkenrevolution beschäftigt. Dies führte aus ihrer Sicht dazu, dass die portugiesische Literatur gegenüber der eher europäisch geprägteren missverstanden wurde. Portugals Literatur war zu sehr auf die nationale Identität reduziert.
Doch für Jorge hat dieser Aspekt an Bedeutung verloren. Aufgrund der Kolonialgeschichte behalte Portugals Literatur aber etwas Besonderes und Einzigartiges innerhalb der europäischen Literatur (vgl. Jorge, 185).
Jorge meint, dass aus dem portugiesischen Faktor der Vergangenheitsbewältigung ein zeitgenössischer, europäischer Faktor geworden sei.
Im dritten Abschnitt fragt sich Jorge, inwieweit Portugal Europa helfen oder auch beeinflussen könne. Europas Hauptproblem sei es, die inneren Grenzen abzustecken. Nach dem historischen Erbe des Kolonialismus kann Portugal Helfer beim Abstecken der Grenzen im Umgang mit den Nachbarn sein. Die portugiesische Belletristik und sie selbst beziehen sich auf genau dieses Thema. Sie nennt zum Schluss das Werk „Mamma Marcia“, als Beispiel.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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RE: Portugal – Ein Land am Rande Europas - Viriathus - 16.07.2012 14:18

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