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Kursachsen während des Dreißigjährigen Krieges
24.01.2013, 16:08
Beitrag: #1
Kursachsen während des Dreißigjährigen Krieges
Betrachtungen zu Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen und den Ereignissen und Entwicklungen in Sachsen im 17. Jahrhundert

Teil 1

Kurfürst Johann Georg I. und seine Politik bis 1629

Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (auch bekannt als "Bierjörge") wurde am 5. März 1585 in Dresden als zweiter Sohn des Kurfürsten Christian I. geboren und folgte 1611 seinem kinderlosen Bruder Christian II. in der Regierung nach. Er heiratete 1604 in erster Ehe Sybilla Elisabeth von Württemberg und, nach derer frühen Tod, 1607 Magdalene Sybille von Preußen, Tochter von Albrecht II., Herzog von Preußen. Magdalene Sybille gebar ihrem Mann zehn Kinder, unter ihnen der spätere Kurfürst Johann Georg II. sowie die Söhne August, Christian und Moritz, die nach dem Tod ihres Vaters am 8. Oktober 1656 die Teilherrschaften in Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Merseburg und Sachsen-Zeitz begründeten. Die jüngste Tochter des Kurfürstenpaares, die wie ihre Mutter Magdalene Sybille hieß, heiratete den dänischen Kronprinzen Christian und nach dessen Ableben Friedrich Wilhelm II., Herzog von Sachsen-Altenburg.

Die Jahre 1611 bis 1618

Infolge des 1608 erfolgten Zusammenschlusses der protestantischen Reichsfürsten zur Union und der 1609 folgenden Bildung der katholischen Liga verschärften sich die Gegensätze im Reich. Als Landesherr des mächtigsten protestantischen Territoriums wäre der sächsische Kurfürst dazu bestimmt gewesen, die evangelischen Reichsstände zu führen. Aber der Wettiner scheute sich, eine politische Verbindung mit dem calvinistischen Kurfürsten von der Pfalz einzugehen. Er versuchte den Status quo des Augsburger Religionsfriedens von 1555 zu bewahren und die ausgleichende Politik seines Großvaters, Kurfürst August, fortzusetzen.

Im Jahr 1612 genehmigte der sächsische Landtag zu Torgau die „Defensionsordnung“, eine Militärreform mit dem Ziel, ein stehendes Heer aus Bauern, Bürgern und adligen Offizieren, zu schaffen und das Söldnerwesen einzudämmen.

Zwischen 1614 und 1616 gelang es Johann Georg, den Komponisten und Musiker Heinrich Schütz als Hofkapellmeister nach Dresden zu verpflichten. Der Kurfürst erhoffte sich mit dieser Verpflichtung, den Ruf seiner Residenz als Zentrum der höfischen Künste zu festigen.

Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges

Die unentschlossene Haltung des sächsischen Kurfürsten zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges führte dazu, dass beide Kriegsparteien um ihn warben. Die Protestanten boten ihm die böhmische Krone, die Katholiken stellten ihm 1619 die Kaiserkrone in Aussicht. Beide Angebote lehnte Johann Georg jedoch ab. Er unterstützte nicht die protestantische Union im Böhmisch-Pfälzischen Krieg, der von 1618 bis 1623 dauerte und als erste Etappe des Dreißigjährigen Krieges bezeichnet wird.

Stattdessen schloss sich Johann Georg I., aufgrund des habsburgischen Versprechens die Ober- und Niederlausitz zu erhalten, der katholischen Liga und dem Kaiser an. Da der Kaiser dem Kurfürsten in dessen Gebietsforderungen entgegen kam, jedoch den Schutz der evangelischen Religion in den habsburgischen Ländern verweigerte, und Johann Georg dies im Interesse seiner Territorialpolitik akzeptierte, entfremdeten sich ihm die protestantischen Reichsstände. Im September 1620 ließ der sächsische Kurfürst als kaiserlicher Kommissar die Oberlausitz besetzen, kurze Zeit später drangen seine Truppen in Schlesien ein und eroberten Breslau. Der Kaiser bestätigte dem Kurfürsten von Sachsen die Anwartschaft auf die Ober- und Niederlausitz und für Johann Georgs zweitältesten Sohn August die Anwartschaft als Administrator des Erzbistums Magdeburg.

Schließlich erhielt Johann Georg im Jahr 1623 die Ober- und Niederlausitz als Pfand für seine entstandenen Kriegskosten. In den besetzten Ländern sorgte er dafür, dass die Protestanten ihre Religion ausüben durften. Es war der Verdienst des sächsischen Kurfürsten, dass sowohl in Schlesien als auch in den beiden Lausitzen eine blutige katholische Reaktion, wie in Böhmen, nicht stattfand. Die Restauration der katholischen Religion in den habsburgischen Ländern betrachtete Johann Georg I. als Verstoß seiner Vereinbarungen mit dem Kaiser. Er entschloss sich trotzdem, seine Neutralität nicht aufzugeben und beteiligte sich nicht an weiteren Kriegshandlungen.

Nach 1623 wanderten die ersten böhmischen Protestanten in das benachbarte Kursachsen aus. Diese „Exulanten“ belebten nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges spürbar die Wirtschaft im Kurfürstentum von Sachsen.

Der Erlass des Restitutionsediktes im Jahr 1629 stellte die neutrale Politik des sächsischen Kurfürsten in Frage und gefährdete dessen territoriale Ansprüche.

Der Niedergang der Wirtschaft

Im Jahr 1620 hob Johann Georg I. die Münzordnung auf. Dies führte zur Verschlechterung des Geldes, vor allem, da immer mehr Münzprägestätten in Sachsen entstanden. Zwischen 1621 und 1623 entstanden Münzprägestätten in Annaberg, Bitterfeld, Chemnitz, Delitzsch, Düben, Eilenburg, Freiburg/Unstrut, Leipzig, Liebenwerda, Naumburg, Sangerhausen, Taucha , Wittenberg, Zwickau und in anderen Städten, die während dieser kurzen Zeit 12,5 Millionen Gulden prägten. Hierzu sei vermerkt, dass während der Herrschaft des Kurfürsten August (1553–1586) nur 8,5 Millionen Gulden innerhalb von zwanzig Jahren geprägt wurden. Aus diesem Grund werden die Jahre von 1621 bis 1623 auch als „Kipper-und-Wipper-Zeit“ bezeichnet. Der Umlauf des minderwertigen Geldes führte zu einem sprunghaften Anstieg der Preise und zu Aufruhren der Bürger in Leipzig, Naumburg, Pirna und Wittenberg. Deswegen ordnete der Kurfürst im Jahr 1623 eine neue Münzordnung an und ließ die „schlechten“ Münzen aus dem Verkehr ziehen. Den Schaden, der aus der Münzverschlechterung entstand, trugen jedoch vorwiegend die Bauern, Handwerker oder Kaufleute.

Im Jahr 1626 brachen die Leipziger Stadtfinanzen zusammen. Aufgrund von ausbleibenden Gewinnen aus dem Mansfelder Kupferbergbau verschuldete sich die Stadt und Leipzig erklärte sich deswegen als zahlungsunfähig. Johann Georg I. setzte daraufhin eine kurfürstliche Kommission ein, die bis 1688 die Finanzverwaltung der Stadt kontrollierte. Da die Vertreter der Messestadt beträchtliches Ansehen in der Ständeversammlung besaßen, führte dies zur Verschlechterung der politischen Stellung der Städte in Kursachsen und zur politischen Stärkung des Adels.

Der Schwedische Krieg von 1630 bis 1635 in Mitteldeutschland

Der Schwedische Krieg gilt als dritte Etappe des Dreißigjährigen Krieges und begann mit der Landung des schwedischen Heeres unter Gustav II. Adolf am 6. Juli 1630 und endete mit dem Frieden von Prag vom 30. Mai 1635.

Um den protestantischen Kurfürsten von Brandenburg zu einem Bündnis zu zwingen, besetzten die schwedischen Truppen im Juli 1630 ganz Pommern. Dies verärgerte Georg Wilhelm von Brandenburg, der mit der Übernahme Pommerns nach dem Tode des letzten Herzogs Bogislaw XIV. († 1637) rechnen konnte. Da Wallenstein noch die Kurmark besetzt hielt, zögerte der Brandenburger Kurfürst eine Entscheidung hinaus. Nachdem Wallenstein im August 1630 vom Kaiser als Generalissimus abgesetzt wurde, räumten die kaiserlichen Truppen die Mark Brandenburg und Georg Wilhelm schloss das geforderte Bündnis mit den Schweden. Allerdings war er nicht bereit, den Schwedenkönig mit Truppen militärisch zu unterstützen. Die in Aussicht gestellte Ehe der noch vierjährigen schwedischen Kronprinzessin Christine mit Friedrich Wilhelm, dem späteren „Großen Kurfürsten von Brandenburg“ sollte die Bündnistreue Georg Wilhelms festigen. Der Schwedenkönig besetzte daraufhin die Kurmark, stand dadurch praktisch an der Elbe und bereitete den Feldzug, allerdings mit enormen finanziellen Schwierigkeiten, gegen den Kaiser vor. Er erreichte auch, dass die versprochenen finanziellen Hilfen aus Frankreich und den Niederlanden geleistet wurden. Dadurch gelang es ihm, sein Heer von 13.000 auf 40.000 Mann aufzustocken.

Die Zerstörung Magdeburgs

Magdeburg war während des Dreißigjährigen Krieges die bedeutendste Festung an der Elbe. Die Stadt hielt 1629 der Belagerung Wallensteins stand und widersetzte sich der Durchführung des Restitutionsediktes. Die Einnahme bzw. der Besitz der Festung Magdeburg war für beide Kriegsparteien strategisch wichtig.

Im Jahr 1628 wurde der Administrator des Erzbistums Magdeburg, Christian von Brandenburg, vom Magdeburger Domkapitel abgesetzt. Er flüchtete nach Schweden und schloss ein Bündnis mit Gustav II. Adolf, der ihn wieder in seine alten Rechte einsetzen sollte. Der Schwedenkönig entsandte nach seiner Landung in Pommern den Offizier Falkenberg nach Magdeburg, der die Übergabe der Stadt an Schweden vorbereiten sollte.

Der Kaiser musste deswegen damit rechnen, dass das schwedische Heer mit Hilfe des protestantischen Magdeburg ohne Schwierigkeiten nach Mitteldeutschland und danach in Böhmen einfallen wird. Anfang 1631 erschienen erste kaiserliche Truppen unter Pappenheim und belagerten die Stadt. Das Hauptheer unter Tilly ließ Neubrandenburg aushungern und richtete dort nach der Eroberung ein entsetzliches Blutbad an. Im April 1631 rückten die restlichen kaiserlichen Truppen schließlich vor Magdeburg an. Tilly hatte mit erheblichen Disziplinverstößen seiner Soldaten zu kämpfen, da deren Versorgung mit Nahrung nicht ausreichend gewährleistet war. Dies hatte ihre Ursache in der Weigerung Wallensteins, Getreide aus Mecklenburg an Tilly zu liefern. Ebenso hatte der kaiserliche Feldherr Informationen, dass sich die Schweden nach Frankfurt an der Oder bewegen. Er musste deswegen unbedingt Magdeburg erobern, einerseits um seine Soldaten zu versorgen, andererseits hatte er den Befehl, Gustav Adolfs Einfall nach Mitteldeutschland zu verhindern.

Am 17. Mai 1631 versuchten die Kaiserlichen zum ersten Mal die Stadt zu stürmen, doch die Verteidiger um Falkenberg hielten dem Angriff stand. Dann folgten bis zum 19. Mai noch weitere erfolglose Angriffe der kaiserlichen Armee. Ein Überraschungsangriff der Reiterregimenter unter Pappenheim überwältigte am Morgen des 20. Mai 1631 die Verteidiger der Stadt. Das darauf folgende grausame und unmenschliche Wüten der Soldateska führte zum Tod von mindestens 15.000 Menschen und zur völligen Zerstörung der Stadt. Tilly wollte und konnte nicht diese Gewaltorgie seiner Soldaten beenden. Das „Magdeburgisieren“ einer Stadt rüttelte die protestantische Öffentlichkeit auf, innerhalb kürzester Zeit erschienen zahlreiche Veröffentlichungen zu diesem Thema.

Deswegen entschloss sich Gustav Adolf zur Überquerung der Elbe, einerseits um seinen Glaubensbrüdern zu helfen, andererseits um seine territorialen Eroberungen im Ostseeraum abzusichern. Er erkannte klar, dass der Besitz Mitteldeutschlands ein Bollwerk zur Abwehr kaiserlicher Eroberungen nach Norden sei und damit seine Besitzungen im Ostseeraum gesichert wären. Ähnliche Gedanken äußerte auch der entmachtete Wallenstein, der die Kontrolle des mitteldeutschen Raumes durch kaiserliche Truppen zum Schutz Böhmens vor einer schwedischen Invasion forderte.

Die Schlacht von Breitenfeld

Der sächsische Kurfürst Johann Georg I. war jedoch nicht geneigt, seine Neutralität aufzugeben. Der Kaiser drängte den sächsischen Kurfürsten, sich ihm anzuschließen oder die sächsischen Truppen zu entlassen. Die Plünderungen der kaiserlichen Armee in Sachsen bewogen schließlich den zaudernden Kurfürsten am 11. September 1631 in Coswig den Bündnisvertrag mit dem Schwedenkönig einzugehen, woraufhin die sächsische Armee dem Oberkommando von Gustav II. Adolf unterstellt wurde.

Tilly zog mit 40.000 Mann nach Leipzig und ließ die Stadt vom 13. bis 15. September 1631 belagern. Leipzig kapitulierte und die kaiserliche Armee drang plündernd in die Messestadt ein. Danach forderte Tilly vom Rat der Stadt 200.000 Taler Kontributionen, er bekam jedoch nur Lebensmittel zur Versorgung seiner Truppen und die kaiserlichen Truppen begannen daraufhin die Stadt zu verschanzen und warteten auf Verstärkung.

Inzwischen rückte Gustav II. Adolf aus Brandenburg kommend über Düben nach Leipzig vor, der sächsische Kurfürst Johann Georg I. schloss sich mit 18.000 Mann der schwedischen Armee an und am Abend des 16. September trank der Schwedenkönig den legendären Schluck Bier in Krostitz.

Die Reiterregimenter Pappenheims verließen am Morgen des 16. September eigenmächtig das Lager um Leipzig, um das umliegende Gebiet zu erkunden. Die Reiter stießen bald auf Schweden, die sie in Kämpfe verwickelten. Der bedrängte Pappenheim schickte seine Boten zu Tilly nach Leipzig und der zweiundsiebzigjährige Feldherr, der zu diesem Zeitpunkt keine Schlacht wollte, musste Pappenheim zu Hilfe eilen und wurde so zur Schlacht genötigt.

Am Vormittag des 17. September 1631, einen trockenen und heißen Tag, stießen die beiden Heere 6 km nördlich von Leipzig bei Breitenfeld aufeinander und es kam zur Schlacht.

Gustav II. Adolf stellte 8.000 Reiter, 19.000 Mann Infanterie, 1.000 Artilleristen und 40 Kanonen auf. Untergeordnete Feldherren im schwedischen Heer waren u.a. Banér, Torstensson, Horn und Wrangel, Derfflinger diente noch als Kompaniechef. Neben schwedischen, finnischen und baltischen Soldaten kämpften im Heer des Königs auch Franzosen, Schotten und Deutsche.

Kurfürst Johann Georg I. unterstützte die Schweden mit 5.000 Reitern, 12.000 Fußsoldaten und 1.000 Mann Artillerie sowie 35 Kanonen. Ihm dienten Hans Georg von Arnim-Boitzenburg und der Herzog von Sachsen-Altenburg als Feldherren. Insgesamt dienten im schwedisch-sächsischen Heer 47.000 Mann, einschließlich 1.000 Männer im Stab oder im Tross. Die Sachsen standen während der Schlacht an der linken Flanke des Heeres, die Schweden im Zentrum und rechts. Der schwedische König ordnete seine Musketiere, Pikeniere und Reiter in gemischten kleinen Verbänden an. So war ein ständiges Feuer auf den Gegner gewährleistet und vorpreschende Reiter oder Pikeniere konnten rechtzeitig zurückgedrängt werden.

Tilly positionierte 10.000 Reiter, 24.000 Infanteristen und 1.000 Artilleristen, also insgesamt 35.000 Mann sowie 26 Geschütze. An der Seite Tillys führten u.a. Piccolomini, Isolani, Gallas, Montecuccoli und der schon genannte Pappenheim die einzelnen Truppenteile. Die kaiserliche Armee, in der Spanier, Italiener, Wallonen, Kroaten und Deutsche dienten, wurde nach der klassischen spanischen Schule aufgestellt. Die Infanterieverbände standen im Zentrum, die Kavallerie an den Flanken.

Die Schlacht begann mit Reiterangriffen Pappenheims, doch, nach anfänglichen Schwierigkeiten, gelang es Johan Banér die Reiterangriffe abzuwehren. Die an der linken Seite aufgestellten sächsischen Truppen unterlagen den Angriffen der kaiserlichen Armee und versuchten zu flüchten, wobei sie vorher noch die schwedische Kriegskasse plünderten. Tilly befahl seinen Truppen, den Sachsen zu folgen. Gustav II. Adolf wiederum griff mit seinen auf der rechten Seite kämpfenden schwedischen Musketieren und Reitern die Kaiserlichen in der Flanke an. Es gelang den Schweden die kaiserliche Infanterie von ihrer Reiterei zu trennen. Tilly ordnete daraufhin den Rückzug der stark bedrängten Infanterie an, der von Pappenheims Reitern gesichert wurde. Die kaiserliche Armee verlor 12.000 Mann durch Tod, 7.000 Mann durch Gefangenschaft, alle 26 Kanonen, 90 Fahnen, die Kriegskasse und ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit. Tilly selbst erlitt schwere Verletzungen.

Nach seiner Niederlage flüchtete der alte Feldherr nach Bayern und formierte dort ein neues Heer zum Schutz der bayrischen Hauptstadt München. Er verlor am 15. April 1632 gegen die nachgerückten Schweden unter Gustav Adolf die Schlacht bei Rain am Lech und verstarb wenige Tage später an den Folgen seiner Kriegsverletzungen. Während seiner Karriere schlug Tilly insgesamt 38 Schlachten, von denen er nur seine zwei letzten Schlachten gegen Gustav Adolf verlor.

Die schwedisch-sächsischen Alliierten mussten bei Breitenfeld 3.000 Tote beklagen, aber diese Verluste konnten mit der Aufnahme der Kriegsgefangenen in das schwedische Heer ausgeglichen werden.

Gustav II. Adolf, der bisher als „Schneekönig“ in Anlehnung an den „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz verspottet wurde, stieg mit diesem Sieg zum Hoffnungsträger der deutschen Protestanten auf. Die Gefahr einer katholisch-habsburgischen Tyrannei schien vorbei zu sein.

Trotz des unrühmlichen Verhaltens der Sachsen in der Schlacht bei Breitenfeld, beauftragte Gustav II. Adolf ihren Kurfürsten mit der Durchführung eines Feldzuges nach Schlesien. Johann Georg I. entschied sich jedoch für einen Feldzug nach Böhmen, da er in Schlesien eigene Territorialwünsche hegte. Im November 1631 nahmen die Sachsen Prag ein. Der Kurfürst von Sachsen befahl seinen Truppen ausdrücklich, die Stadt nicht zu plündern und die Bevölkerung zu schonen. Dieser Befehl sollte ihm eine spätere Verständigung mit dem
Kaiser ermöglichen.

Finanzierung des Krieges

Mitte Mai 1632 stand das Heer Gustav Adolfs vor München. Er verzichtete auf den geplanten Vorstoß nach Wien, da er erst die Versorgung seiner Truppen sicherstellen musste. Dies erreichte er durch Kontributionen, die er der süddeutschen Bevölkerung auferlegte. Nach der siegreichen Schlacht bei Breitenfeld löste Gustav II. Adolf die Finanzierung und Versorgung seines Heeres zeitgemäß, indem er die Bevölkerung der besetzten Gebiete mit hohen Kriegssteuern belastete. Allerdings gewährten die damaligen logistischen Voraussetzungen keine ausreichende Versorgung der Heere mit Gütern aus Schweden. So wurden siebzig Prozent der Kriegskosten durch deutsche Quellen finanziert, die übrigen dreißig Prozent bekam Gustav Adolf durch Einnahmen aus Schweden und Finnland. Ebenso ersetzte Gustav Adolf seine gefallenen Soldaten durch ausgehobene Bauernsöhne der besetzten Gebiete. Der Feldzug nach Wien sollte die Abdankung Ferdinands II. erzwingen und mit der Krönung des „Löwen aus Mitternacht“ zum protestantischen Kaiser abgeschlossen werden.

Die Schlacht von Lützen

Im April 1632 musste Ferdinand II. den entlassenen Wallenstein aus der Not heraus wieder mit der Führung der kaiserlichen Armee beauftragen. Der Friedländer verhandelte sofort mit dem Oberbefehlshaber der sächsischen Truppen, Hans Georg von Arnim, und nötigte diesen noch im Frühjahr 1632 Böhmen zu räumen. Im September 1632 zwang Wallenstein nach zweimonatiger Belagerung Gustav II. Adolf zur Räumung Nürnbergs.

Im Oktober 1632 rückten die plündernden und brandschatzenden Truppen Wallensteins in Sachsen ein. Die sächsischen Bauern mussten vor allem die Viehdiebstähle des kaiserlichen Generalwachtmeisters Heinrich Holk, der von der notleidenden Bevölkerung den Spitznamen „Hol Kuh“ erhielt, erleiden. Wallenstein bezweckte damit, den sächsischen Kurfürsten von weiteren militärischen Aktionen gegen den Kaiser abzubringen. Gustav II. Adolf, der sich zu dieser Zeit noch in Süddeutschland befand und seinen Feldzug nach Wien vorbereitete, erkannte die entstehende Gefahr für seine rückwärtigen Verbindungen zur Ostsee und entschloss sich deswegen sofort nach Thüringen zu ziehen.

Am 14. November 1632 entließ Wallenstein, der sein Hauptquartier in Lützen hatte, einen Teil seiner Truppen in ihre Winterquartiere, da er vermutete, dass Gustav Adolf Gleiches mit seiner Armee in Süddeutschland beabsichtigte. Deswegen rückte Pappenheim mit seinen Reitern nach Halle ab. Aber der Schwedenkönig befand sich inzwischen in Naumburg. Dort erfuhr er von Kriegsgefangenen, dass Wallenstein Teile seiner Armee schon in die Winterquartiere geschickt hatte und so entschloss er sich die verbleibende kaiserliche Armee bei Lützen anzugreifen. Am Abend des 15. November kam es an der Straße von Weißenfels nach Lützen zum ersten Gefecht zwischen schwedischen und kaiserlichen Truppen, nur die einbrechende Dunkelheit beendete die Kampfhandlungen.

Wallenstein hatte nur noch eine Nacht Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zuerst entsandte er Boten zu Pappenheim, um dessen Reiterregimenter zurück zu beordern. Dann ließ er Schanzen aufschütten und seine Artillerie in Stellung bringen. Die schwedische Armee verbrachte die Nacht auf freiem Feld zwischen Weißenfels und Lützen in Kälte und Nässe.

Am Morgen des 16. November 1632 positionierten sich die beiden Armeen östlich von Lützen. Gustav Adolf verfügte über 16.500 Mann, unter ihnen die protestantischen Truppen unter Bernhard von Weimar, auch Heinrich Matthias Thurn, der Führer des böhmischen Aufstandes war bei Lützen dabei. Außerdem schlossen sich 2.000 Mann der sächsischen Armee den Schweden an. Der König positionierte seine Armee ähnlich wie in Breitenfeld in gemischten Verbänden, bestehend aus Reitern, Pikenieren und Musketieren.

Wallenstein stellte maximal 15.000 Soldaten auf. Des Weiteren stellte er Zivilisten des Heeres auf, in der Hoffnung, die Schweden würden diese für eine starke Reserve halten. Während der Schlacht verstärkten die zurückgekehrten Truppen Pappenheims das kaiserliche Heer, so dass Wallenstein mit rund 20.000 Mann kämpfen konnte. Außerdem dienten ihm Feldherren wie Holk, Gallas, Isolani, Piccolomini und der schon erwähnte Pappenheim.

Der König von Schweden begann gegen acht Uhr Wallensteins Stellungen anzugreifen. Gegen zehn Uhr zog über das Schlachtfeld Nebel auf, Gustav Adolf entschloss sich nun die Holkschen Reiter sowie die Zivilisten anzugreifen und trieb sie zügig zurück. Daraufhin ließ Wallenstein Lützen in Brand setzen. Bernhard von Weimar und seine protestantischen Truppen mussten dann wegen dem Feuer und den nachrückenden kroatischen Reitern zurückweichen. Gustav Adolf wollte dem Weimaraner helfen, er sah aber aufgrund seiner Kurzsichtigkeit, des Nebels und des Qualms die Gegner zu spät, die ihn sofort mit mehreren Pistolenschüssen tödlich verletzten.

Die schwedische Generalität hielt nach dem Tod ihres Königs kurz Kriegrat. Bernhard von Weimar sprach sich für die Fortführung der Schlacht aus und übernahm den Oberbefehl. Die Schweden griffen dann bis zum Abend immer wieder die Stellungen Wallensteins an. Derweilen waren die Reiterregimenter Pappenheims in Lützen eingetroffen, sofort wurden sie von Bernhards Truppen attackiert. Pappenheim wurde so schwer verletzt, dass er am nächsten Tag in Leipzig verstarb. Am Abend war die Schlacht beendet, Der Herzog von Friedland musste seine Artillerie aufgeben und seine Männer blieben erschöpft auf dem Schlachtfeld zurück. Niemand wusste, wer die Schlacht gewonnen hatte.

Am Morgen des 17. November begannen die Schweden mit der Suche nach ihrem König, gegen Mittag sahen sie dessen herrenloses Pferd, wenig später fanden sie die Leiche Gustav Adolfs. Danach verließen die schwedischen Soldaten mit ihrem toten König das Schlachtfeld und marschierten nach Weißenfels. Ingesamt hatten sie 4.000 Mann verloren. Aber der Tod Gustav Adolfs stellte erneut den deutschen Protestantismus in Frage.

Ferdinand II. wusste dies und ließ, nachdem Wallensteins Boten in Wien eintrafen, trotzdem die Glocken läuten. Er hatte recht: Die Schweden waren nach ihren Sieg bei Lützen geschwächt, der Tod ihres Königs stärkte die kaiserlich-ligistische Partei erheblich.

Wallenstein bekam noch am Abend des 16. November Verstärkung von 4.000 Fußsoldaten Pappenheims. Er entschied sich aber, aufgrund der 6.000 Toten seines Heeres, die Schlacht nicht fortzuführen und rückte im Morgengrauen des 17. November nach Leipzig ab. Damit gestand er nach den Vorstellungen der damaligen Zeit seine Niederlage ein. In Leipzig ließ er 700 Mann Besatzung zurück und zog dann über Chemnitz nach Böhmen zurück. Sein weiteres Leben habe ich schon für dieses Forum in einer Kurzbiografie beschrieben.

Am 18. November 1632 nahmen sächsische und braunschweig-lüneburgische Truppen die Messestadt ein. Es kam zu Plünderungen, Brandschatzungen, Tumulten und Morden an wehrlosen Verwundeten. Schließlich rückten im Dezember 1632 schwedische Truppen in Leipzig ein und die kaiserliche Besatzung rückte ab. Bis Ende 1632 räumten alle kaiserlichen Besatzungen freiwillig Sachsen oder sie wurden mit Gewalt ausgehoben, so wie in Scharfenstein im Erzgebirge, wo die gesamte Besatzung „über die Klinge sprang“. Die Leipziger Bürgerschaft war nach der Schlacht von Lützen ruiniert, im Januar 1633 konnten 151 Hausbesitzer keine Steuern bezahlen.

Der Prager Frieden

Da der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna, der nach dem Tod Gustav Adolfs die schwedische Politik leitete, dem sächsischen Kurfürsten nicht die geforderte Führungsrolle unter den deutschen Protestanten überließ, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Schweden und Sachsen. Des Weiteren konnten sich Sachsen und Schweden nicht über eine gemeinsame Führung ihrer Armeen verständigen. Johann Georg I. unterstellte seine Armee nicht dem schwedischen Oberkommando und sein Feldherr Hans Georg von Arnim verhandelte im Geheimen mit Wallenstein, der seit Herbst 1633 Görlitz und Bautzen besetzt hielt.

Im August 1633 stand Heinrich Holk erneut mit zehn Fußregimentern und zwölf Reiterregimentern vor Leipzig. Am 20. August forderte er die Stadt zur bedingungslosen Kapitulation auf. Die Leipziger sorgten sich jedoch erst um die Sicherstellung ihrer Biervorräte und so entschloss sich „Hol Kuh“, die Stadt mit leichten Feldgeschütz zu beschießen. Daraufhin wurden ihm die Tore Leipzigs geöffnet. Holks Truppen begannen sofort mit den Plünderungen. Er selbst forderte einen 1632 unterschriebenen Schuldschein vom Leipziger Rat zurück und weitere 70.000 Taler. Ebenso maßlos wie ihr Feldherr verhielten sich die Offiziere und Soldaten, die wüste Zerstörungen in der Messestadt hinterließen und deren Bevölkerung ausplünderte. Da inzwischen die Pest in Leipzig wütete, befahl der schon kränkelnde Holk am 26. August den Abzug seiner Truppen. Dies und der bald darauf folgende Tod Holks im Vogtland werden die Leipziger als Erleichterung empfunden haben.

Johann Georg I. und Arnim strebten nun die Herstellung eines Friedens zwischen den Reichsständen und dem Kaiser an. Die Niederlage der Schweden gegen die Kaiserlichen in der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 leitete den sächsischen Frontwechsel endgültig ein. Am 24. November 1634 schloss der sächsische Kurfürst in Pirna einen Vorfrieden mit dem Kaiser.

Am 30. Mai 1635 wurde der Schwedische Krieg mit der Unterzeichnung des Prager Frieden beendet. Der Frieden von Prag brachte Sachsen die Ober- und Niederlausitz ein und August, der zweitälteste Sohn Johann Georgs wurde als Administrator des Erzbistums Magdeburg eingesetzt. Dies war der letzte Landgewinn eines sächsischen Herrschers.

Johann Georg I. konnte mit dem Zugewinn der Lausitzen sein Territorium abrunden. Die Einsetzung seines Sohnes August als Administrator von Magdeburg erfolgte erst 1638, nachdem Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich, ein jüngerer Sohn Ferdinand II., als katholischer Erzbischof zurücktrat. Der kluge Johann Georg wusste ganz genau, dass der Besitz des Erzbistums Magdeburg für die Wettiner im mitteldeutschen Raum erstrangige Bedeutung hat. Der sächsische Kurfürst beabsichtigte den Einfluss der Hohenzollern, die von 1514 bis 1631 die Erzbischöfe bzw. Administratoren von Magdeburg stellten, zurück zu drängen. Möglicherweise knüpfte er an die Politik des sächsischen Kurfürsten Ernst an, der 1476 seinem gleichnamigen Sohn zum Erzbischof von Magdeburg wählen ließ.

Das Restitutionsedikt von 1629 wurde für vierzig Jahre ausgesetzt. Ein Einlenken Ferdinands II. zur Duldung der Protestanten in den habsburgischen Ländern konnte nicht erreicht werden. Es wurden alle Sonderbündnisse bis auf dem Kurfürstenverein aufgelöst, d.h. auch die katholische Liga und die protestantische Union wurden aufgehoben. Des Weiteren wurde festgelegt, dass alle auswärtigen Mächte das Reichsterritorium zu verlassen haben. Die schwedischen und französischen Interessen wurden im Prager Friede nicht berücksichtigt.

Trotz der praktischen Preisgabe des Restitutionsediktes bedeutete der Frieden ein Erfolg für Ferdinand II. Es gelang ihm alle Reichsstände, außer Hessen-Kassel, zu überzeugen, die Bestimmungen des Friedens anzuerkennen. Er schwächte dadurch die gefährliche Opposition der protestantischen Reichsstände und beraubte den Schweden ihre deutschen Bundesgenossen. Außerdem konnte der Kaiser die Wahl seines Sohnes Ferdinand zum Römischen König im Dezember 1636 durchsetzen.

Ende von Teil 1

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Kursachsen während des Dreißigjährigen Krieges - Sansavoir - 24.01.2013 16:08

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