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Kindheit und Jugend großer Herrscher
17.01.2013, 21:56
Beitrag: #2
RE: Kindheit und Jugend großer Herrscher
Gaius Octavius, der spätere Kaiser Augustus wurde der Überlieferung zufolge am 23. September des Jahres 63 vor Christus kurz vor Sonnenaufgang in einem Haus namens „Die Ochsenköpfe“ auf dem Palatin geboren. Er stammte aus dem Geschlecht der Octavier, das ursprünglich aus dem Örtchen Velitrae in den Albanerbergen stammte. Sein Vater war der dem Ritterstand angehörige Gaius Octavius (senior), der zum niederen Landadel zählte, die Mutter dessen zweite Frau Atia, deren Onkel der aufstrebende Gaius Iulius Caesar war. Obwohl seine Familie nicht sehr bedeutend war, und außer einem weit zurück liegenden Vorfahren aus dem dritten Jahrhundert und dem Vater des späteren Kaisers keine Träger öffentlicher Ämter hervorgebracht hatte, wuchs dieser in finanziell guten Verhältnissen auf. Über das erste Lebensjahrzehnt ist de facto nichts bekannt, außer einer unsicheren Nachricht, dass der Vater wegen der Wehen seiner Frau in einer Senatssitzung verspätet erschienen sei.
Als der kleine Octavius nicht einmal zwei Jahre alt war, wurde sein Vater Prätor und erreichte somit den Gipfel seiner Karriere. Anschließend schlug er die letzten Reste des Spartacus – Aufstandes sowie der Catilina – Verschwörung beim Ort Thurii in Unteritalien nieder und gab seinem Sohn anschließend den Beinamen Thurius (was aber nur durch Sueton überliefert wird). Zu diesem Beinamen gibt es allerdings auch noch eine andere These: Der Urgroßvater mütterlicherseits Octavius’ sei Seiler in Thurii gewesen, „Thurius“ quasi ein Spitz- und Spottname mit der ungefähren Bedeutung „Landei“ gewesen. Die Version mit dem Siegestitel ist auch deshalb problematisch, als dass die Besiegten eine zwar lästige und kriminelle, aber bei weitem keine gefährliche Gruppe waren, was den Senat auch daran hinderte, für den Sieg eine Belobigung auszusprechen.
Nach der Besiegung der besagten Gruppe ehemaliger und trotziger Aufständiger machte sich der Vater als Statthalter auf in die Provinz Makedonien, in der er mit den dort stationierten Legionen Krieg gegen die aus Thrakien stammenden Besser Krieg führte. Er soll die Feinde in einer großen Schlacht geschlagen, völlig besiegt und anschließend zu einem der Völker gemacht haben, die den ehrenvollen Titel eines Bundesgenossen der Römer tragen durfte. Die römischen Soldaten riefen Octavius senior im Anschluss zum Imperator aus, worauf sich der Geehrte auf den Weg zurück nach Rom machte. Doch auf dem Weg verstarb er 59 oder 58 v. Chr. in Nola, einem Ort in Kampanien, in dem fast ein Dreivierteljahrhundert später auch der greise Kaiser Augustus sterben sollte. Es ist wahrscheinlich, dass der nunmehr zu einem der großen Feldherren Roms gewordene sich hätte für das Konsulat bewerben wollen, doch war es dazu nicht gekommen – er hatte höchstpersönlich in der Hauptstadt anwesend sein müssen.
Während der vergangenen Zeit, in der sein Vater in der Fremde gewesen war, war der kleine Junge in Rom aufgewachsen. Er hatte eine ältere Schwester, Octavia minor, und eine noch ältere Halbschwester aus der ersten Ehe des Vaters mit Ancharia, Octavia maior. Mit vier oder fünf Jahren zum Halbwaisen geworden, wurde er auf ein Landgut in Velitrae geschickt, auf dem Caesars Schwester, seine Großmutter Iulia lebte. Noch ein paar Jahre später kam er wieder nach Rom, wo seine verwitwete Mutter mittlerweile den Politiker Lucius Marcius Philippus geheiratet hatte. Mit diesem kam der jugendliche Octavius sehr gut aus, auch wenn der Stiefvater ihm politisch nicht allzu viel zutraute. Er erhielt die umfassende Ausbildung eines Römers von Stande. Schon im zarten Alter von 12 Jahren hielt er, als seine Großmutter gestorben war, ihre Leichenrede (laudatio funebris). Zu diesem Zeitpunkt war er als einziger Sohn seiner Mutter und nach dem Tod des Vaters ja bereits das Familienoberhaupt! Obwohl der Junge recht frühreif gewesen sein soll, war die Rede sicherlich nicht allein sein Produkt, vielmehr wird der Rhetoriklehrer stark mitgeholfen haben. Nichtsdestotrotz ist aus dem Jungen später ein begabter Redner geworden.
In den vergangenen Jahrzehnten war Octavius’ Großonkel Gaius Iulius Caesar durch seine Erfolge im Gallischen Krieg bis fast an die Spitze des römischen Staates gelangt. In der Nacht vom 10. auf den 11. Januar 49 v. Chr. überschritt er den Rubicon, der Italien im Norden begrenzte, und begann damit den Bürgerkrieg insbesondere gegen seinen Hauptrivalen Pompeius. Die Familie Octavius’, die sich vor dessen Strafe fürchtete, floh mit dem vierzehnjährigen Sohn in die Kleinstadt Velitrae. Doch Caesar eroberte schnell ganz Italien, und schnell boten sich seinen Verwandten neue Aufstiegschancen. Mit fünfzehn Jahren legte Octavius in der üblichen feierlichen Zeremonie die toga virilis, die Männertoga an, womit er offiziell zum Erwachsenen wurde.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Kindheit und Jugend großer Herrscher - Maxdorfer - 17.01.2013 21:56

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