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Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
06.01.2013, 11:30
Beitrag: #17
RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus?
Ganzganz wichtig ist auch der Kalte Krieg.
Natürlich haben viele Kolonialtruppen - auch Afrikaner - im 2.Wk. auf Seiten der Alliierten gekämpft und sahen daraufhin nicht mehr ein, wie Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden. Aber die Unabhängigkeitsbestrebungen kamen in Afrika meist aus zwei Quellen: Einmal die intellektuelle Elite der jeweiligen Länder. Die hatten sich in England oder Frankreich ausbilden lassen und kamen mit den Idealen des "Mutterlandes" wieder heim.
Wichtiger waren allerdings die Militärs. Die hatten erkannt, dass die Kolnialmächte gerade geschwächt waren - Kriegsfolgen, wirtschaftliche Schwächeperiode der 50er/60er Jahre - und nutzten die Gelegenheit, selber die Macht zu übernehmen.
Eben diese Eliten und diese Militärs beherrschen die ehemaligen Kolonien im Grunde bis heute, auch wenn es keine solche personellen Kontinuitäten gibt wie z.B. in Simbabwe oder der Elfenbeinküste oder Ghana oder in einem der anderen Länder, in denen derjenige, der der erste Staatschef nach der Unabhängigkeit wurde, bis zu seinem Tode herrschte, der 30 oder 40 Jahre nach der Unabhängigkeit den ersten Wechsel brachte.

Und nun kommen wir zum Kalten Krieg. Der ermöglichte nämlich so mancher Kolonie erst die Unabhängigkeit: Eine Unabhängigkeitsbewegung bildete sich auf Grund der Ideen, die eine in Europa ausgebildete Elite mitgebracht hatte. Oft waren das linke Ideale. Die Unabhängigkeitsbestrebung hing dann ebenfalls linken Idealen an und wurde oft aus dem Ostblock unterstützt bzw. finanziert, meist beides. In Angola oder Mocambique z.B. artete das in einen Stellvertreterkrieg zwischen westlichen und marxistisch orientierten Strömungen aus. Im Kongo siegte der aus dem Westen finanzierte Mobutu. In Angola, Tansania und anderswo siegte der jeweilige Marxist. Der aber dennoch - da er für seine Unterstützer DIE Kontaktperson war, eine feudalistisch angehauchte Herrschaftsform durchsetzen konnte, indem er etwa Angehörige seines Stammes bevorzugte. Nachdem diese Stammesmitglieder einmal die Schlüsselstellen des Staates besetzt hatten, war es schwer, sie wieder loszubekommen, so dass die meisten Staaten Afrikas bis heute von einer Stammesoligarchie beherrscht werden, die nur per Umsturz wieder wegzukriegen ist. So ein Umsturz führt aber oft nur zur Auswechslung einer Oligarchie durch eine andere. Siehe z.B. Ruanda.

Der Kern der afrikanischen Probleme liegt darin, dass der gesamte Kontinent nicht aus Nationalstaaten besteht. Bleiben wir in Ostafrika: Hutu und Tutsi leben traditionell in Nachbarschaft - gehören ethnissch sogar eigentlich der selben Volksgruppe an, unterscheiden sich lediglich in der Lebensweise . , sind aber insgesamt auf mehrere Staaten (Ruanda, Burundi, Tansania, Kongo, Uganda) verteilt. Während also in Ruanda die Hutu als aus Sicht der Kolonialmächte "verlässliche" Partner die Schaltstellen innehatten, bis sie von den Tutsi, die benachteiligt wurden, daraus vertrieben wurden (und nun selber in der Position der von einer Oligarchie unterdrückten und von der Macht = Einfluss = Reichtum ferngehaltenen Bevölkerungsgruppe sind), war es im benachbarten Burundi genau andersherum. Wobei hier noch interessant ist, dass Massaker wie das in Ruanda in Burundi ebenfalls stattfanden. Viele Burundi-Tutsi flüchteten nach Ruanda und kurbelten hier den Rassismus an...
Im Kern ging es aber bei allen "ethnischen" Kämpfen in der Region immer nur darum, einer bestimmten Elite die Herrschaft zu erhalten bzw. zu ermöglichen.

Und diese Kämpfe zwischen Eliten sind der Grund für die Unruhen, die den afrikanischen Staaten ihren Reichtum vorenthalten: Er wird bei den Kämpfen zerstört bzw. auf den Konten einzelner Eliten gebunkert.
Erst wenn diese Eliten ihrer Macht beraubt werden und echte Demokratien aufgebaut werden (wozu allerdings erst einmal die Eliten entmachtet werden müssten, was ich auf längere Sicht nicht sehe), kann Afrika seinen Reichtum wirklich auf breite Bevölkerungsschichten verteilen und aus seiner Misere herauskommen.

VG
Christian
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RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus? - 913Chris - 06.01.2013 11:30

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