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Geheimes Flottenabkommen GB-RU: Einkreisungspolitik;
29.07.2023, 18:51
Beitrag: #10
RE: Geheimes Flottenabkommen GB-RU: Einkreisungspolitik?
Repo, neues Mitglied, den finde ich gutLol

Ansonsten halt ja, es gibt in der Vorgeschichte viele Aspekte, man kann das bis in die letzten Details diskutieren, am Schluss bleibt es doch wieder eine Frage der Interpretation und der persönlichen Wertung aus der Vogelperspektive.

Auch deshalb schon ist der Begriff "Kriegsschuldlüge", den übrigens der sonst grossartige Daniele Ganser auch verwendet, inadäquat, denn Schuld ist nun mal eine Frage der Wertung. Die Mittelmächte haben nun einmal die Kriege erklärt und Deutschland die Neutralität Luxemburgs und Belgiens verletzt und dann zu allem auch noch Kriegsverbrechen in Belgien und Serbien verübt. Das Argument der "Notwehr" und Einkreisung kann man dann bedeutend oder nebensächlich finden, auch das eine Sache der persönlichen Wertung. Der Begriff Schuld ist in diesem Moment subjektiv, und damit diskutabel, aber sicher keine Lüge.

Letztlich war ja die "Einkreisung" die Reaktion Russlands auf die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrags. Die engere Bindung Duetschlands an Wien hatte aber auch seine Vorteile, wenn man sich die Karte anschaut. Die Mittelmächte bildeten in ihrer Kombination einen Block, der keinesfalls so einfach zu schlagen war, und das auch ohne die Kenntnis des Kriegsverlaufs von 1914-17. Frankreich und Russland alleine hätten das nie gewagt, ist zumindest meine Interpretation und der schon lange geplante Besuch von Pointcarré in St. Petersburg im Juli 1914 ändert nichts daran.

Allein auch schon aus dem Prinzip, dass die meisten Bündnisse einen Defensivcharakter hatten, wäre ein gemeinsamer Krieg Frankreichs und Russlands im Falle eines Angriffes der beiden auf die Mittelmächte von den Briten nicht unterstützt worden, erst die Verletzung der Neutralität Belgiens machte den Eingriff Englands unabwendbar.

Das Marineabkommen zwischen England und Russland war zwar von den nach dem Krieg gegen Japan arg geschwächten Russen gewollt, aber erst die Liman Sanders Affäre (Militärmission Deutschlands im Osmanischen Reich) liess es geschehen, aus Sicht der Briten.

Das zeigt sehr schön die Logik der Grossmächtepolitik in der damaligen Zeit. Die aus ihrer Mittellage, die ja durchaus auch Vorteile hatte und nicht unbedingt nur als "Einkreisung" gewertet werden musste, suchte Deutschland nach weiteren Verbündeten. Es gab immer wieder Wettrennen um Machtpositionen, Kolonien, Bündnisse etc. Dies konnte dann aber auch immer wieder Reaktionen der Gegenseite nach sich ziehen. Das gab dann immer wieder Krisen. Dies konnten dann aber vor dem Juli 1914 immer wieder beigelegt oder zumindest, wenn Krieg ausbrach, dieser in der jeweiligen Region lokalisiert werden (Balkankriege).

Dass dies im Juli 1914 nicht mehr gelang, überraschte dann eben England, das last minute noch Vermittlungsversuche machte, aber unter dem Eindruck des Zeitdrucks durch irre Militärpläne von den Mittelmächten ausgeschlagen wurden.

Und darin sehe ich die Schuld der Mittelmächte.

Es gibt übrigens eine 725seitige Dissertationen über das Marineabkommen, hier der Verweis: https://www.perlentaucher.de/buch/stephe...ml#reviews
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RE: Geheimes Flottenabkommen GB-RU: Einkreisungspolitik? - Marek1964 - 29.07.2023 18:51

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