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Kindheit und Jugend im Wandel:
13.12.2012, 23:07
Beitrag: #20
Gehirnreifung
Nein, wahrscheinlich nicht. (Und schön, daß du einen modernen, aufgeschlossenen Lehrer hattest. Ich erinnere mich an das Gegenteil- und ich bin jünger....)

Du machst, wenn ich dich richtig verstehe, vor allem Faulheit und Desinteresse für schlechte Leistungen heute verantwortlich.

Ich sehe die Fehler in ganz anderen Bereichen. Die besseren Erziehungsbücher, die ich las, als meine Kinder klein waren (mir blieb nichts anderes übrig- es gab niemanden, den ich fragen konnte), sprachen immer davon, daß Kinder immer dann optimal gefördert würden, wenn sie da abgeholt wurden, wo sie in ihrer Entwicklung stünden. Dann wären sie im Stande, das beste aus den Anregungen herauszuziehen.

Und das sehe ich als den großen Fehler bei unserem Bildungssystem- die Kinder werden eben nicht da abgeholt, wo sie stehen. Sie werden permanent überfordert- nicht durch die Dauer des Unterrichts, sondern dadurch, daß von einem z.B. 12 jährigen Dinge verlangt werden, die aber erst ein 14 jähriger hirnreifungstechnisch bewältigen kann.

Eine nette kleine Geschichte habe ich dazu.
Während meiner vielen Urlaube in Schottland habe ich mich dort oben mit einer Grundschullehrerin angefreundet, und wir tauschen uns ganz gerne über die Unterschiede an unseren Schulen aus.

In Schottland können die Kinder mit 4 1/2 eingeschult werden- was dazu führte, daß ein Mädel, das eine Woche jünger war als mein jüngerer Sohn, bereits in die dritte Klasse ging, als mein Sohn eingeschult wurde.

Christine- so heißt die lehrerin- und ich unterhielten uns dann auch darüber, wie lange es gedauert hätte, bis meine Kinder lesen gelernt hätten. Ich sagte ihr, beide hätten irgendwann zwischen Weihnachten und Ostern nach ihrer Einschulung lesen können.
Soll ich dir verraten, wann Christines Grundschüler lesen konnten?
Ahnst du es? Ja, genau. In der Mitte der dritten Klasse.

Mit andern Worten: Schottische Grundschüler quälen sich zweieinhalb Jahre mit dem Lernen von Buchstaben, damit sie dann in etwa dem gleichen Alter lesen lernen wie deutsche Grundschüler, die das ein halbes Jahr tun.
Was vermutlich ganz schlicht und einfach damit zusammenhängt, daß sich die Fähigkeit, Buchstaben zu Wörtern zusammenzusetzen, bei den meisten Kindern im Alter von sechs bis sechseinhalb herausbildet.

Jeder vernünftige Mensch sollte sich dann fragen, ob es wirklich Sinn macht, dann Kinder 2 1/2 Jahre bevor sie überhaupt lesen können, zum lernen von Buchstaben zu zwingen. In der zeit wäre es vielleicht sinnvoller, den Kindern etwas anderes beizubringen.(die wenigsten schottischen Schüler können mit einer Schere umgehen).

Und so in etwa funktioniert G8.

Achso- jetzt rate mal, welche Schüler in Europa im Alter von 10 am wenigsten Lust haben, in ihrer Freizeit zu einem Buch zu greifen?
Richtig- es sind die britischen.

Aber wahrscheinlich kommen wir wirklich zu keinem Konsens. Denn du scheinst der Meinung zu sein, daß Lernen vor allem Qual und Anstrengung sein sollte
Das sehe ich nun mal anders. Ich lerne gerne. Und ich finde, Lernen kann einem durchaus auch positive Gefühle verschaffen...Dann lernt man nämlich freiwillig mehr...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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