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Byzantinische Geschichte im Kurzabriss
28.10.2012, 14:38
Beitrag: #6
RE: Byzantinische Geschichte im Kurzabriss
V. Die spätbyzantinische Epoche (1204 – 1453)
Im vierten Kreuzzug wurde Konstantinopel schließlich von den geldhungrigen Europäern erobert. Es gab dort keinen Kaiser, der das Volk angespornt hätte, nur einen unbeliebten Usurpator. Nach der Eroberung am 12./13. April 1204 wurde so viel geplündert, wie man nur mit sich schleppen konnte, und gemetzelt und vergewaltigt. Kunstschätze von unermesslichem Wert wurden im Westen dem praktischen Gebrauch angepasst, also zerstört. Der größte Nutznießer war Venedig, das alles finanziert hatte und nun große Gebiete und wichtige Städte zugesprochen bekam. In der Hauptstadt wählte ein zwölfköpfiges Gremium aus Kreuzfahrern einen neuen Kaiser, der sich auch als Nachfolger Roms sah. Balduin von Flandern wurde der erste Herrscher des „Lateinischen Kaiserreiches“. Doch das eigentliche oströmische Kaisertum ging ins Exil und wurde zum Kaiserreich von Nikaia. Es gab noch weitere Nachfolgestaaten von Byzanz, wie das Kaiserreich von Trapezunt, dessen Herrscher aus der Dynastie der Komnenen (hatte von 1081 bis 1185 in regiert) stammten, oder das von Thessaloniki. Auch das einfache Volk orientierte sich in diese „Exilreiche“ und empfand die Fremdherrschaft als drückend.
1261 gelang es dem Kaiser von Nikaia Michael VIII. Palaiologos fast kampflos, Byzanz wieder unter byzantinische Herrschaft zu bringen. Die Stadt war in erbärmlichem Zustand und stark entvölkert. Doch Michael musste sich auf die notwendigsten Aufbaumaßnamen beschränken. Der Adel kehrte zurück und baute alles wieder auf. Zwar war die politische Macht noch sehr beschränkt, doch die Kunst und die Kultur blühten erstaunlicher Weise wie in alten Zeiten. Auch die Flotte erstarkte. Lediglich mit seiner Politik der Annäherung an den Westen machte er sich unbeliebt. Unter seinen Nachfolgern Andronikos II. (1282 – 1328) und Andronikos III. (1328 – 1341) aus der von ihm begründeten Dynastie der Palaiologen herrschten bürgerkriegsartige Zustände, fremde Mächte wie Bulgarien, Serbien und die Türken eroberten immer neue Provinzen.
Das von Osman I. begründete Osmanenreich vertrieb Ostrom aus Kleinasien und kam durch die Eroberung von Edirne 1361 gefährlich nahe an Konstantinopel heran. Irgendwann bestand das Oströmische Reich nur noch aus der Hauptstadt, wenigen griechischen Inseln und kleinen Exklaven. 1403 fand sogar eine Belagerung Konstantinopels statt, doch eine Schwächung des osmanischen Reiches durch deren Nachbarn und innere Wirren bewirkte eine Verschnaufpause für das Reich. Erfolglos suchte Kaiser Manuel II. (1391 – 1425) die europäischen Staaten um militärische Hilfe an. Die Versuche seiner Nachfolger, dies durch eine Vereinigung der orthodoxen und der katholischen Kirche zu erreichen, scheiterten. Währenddessen vermischten sich osmanische und byzantinische Kultur übrigens immer mehr.
1448 bestieg der letzte byzantinische Kaiser den Thron, Konstantin XI. Dragases Palaiologos. Tapfer versuchte er, das Reich zu verteidigen und stellte ein 10.000 Mann starkes Heer auf. Doch die Osmanen hatten, als sie nun die Belagerung begannen, 80.000 Mann und dazu noch riesenhafte Kanonen gegenüber Konstantinopel. Sie konnten die Sperrkette durchbrechen und selbst die einst meisterhafte byzantinische Flotte besiegen. Auch die verzweifelte Anbetung von Ikonen half nichts. Der Legende nach gab den Ausschlag, dass man vergaß, eine Stadtpforte zu schließen. Sofort stürmten die Osmanen Konstantinopel, sie plünderten, brandschatzten und mordeten. Kaiser Konstantin fiel im Kampf. Das römische Reich war erneut untergegangen, das osmanische Reich war auf dem Weg zur Großmacht. Das byzantinische Reich jedoch hatte die Kultur der Antike bewahrt, bis sie nun in der Renaissance auch in Westeuropa wiederentdeckt wurde.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Byzantinische Geschichte im Kurzabriss - Maxdorfer - 28.10.2012 14:38
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