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Die Geschichte der Halbinsel Krim:
15.11.2012, 12:03
Beitrag: #31
Die italienischen Seestädte und ihre Kolonien in der Gegend der Krim:
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  -Ein in Folge des 4. Kreuzzugs hinzukommender Machtfaktor auf der Krim waren die Seemächte Italiens Venedig und Genua über deren Rolle ich auch genauer berichten möchte.

Bis zum Jahr 1204 kontrollierte Byzanz den Handel zwischen Europa und dem Schwarzen Meer. Das änderte sich mit dem 4. Kreuzzug. Nun drang Venedig in den Schwarzmeerraum ein, doch die Händler Venedigs waren dieser neuen Handelsroute gegenüber skeptisch und verließen sich weiterhin mehr auf die bewährten Mittelmeerhandelsrouten. 1261 mit der Eroberung von Konstantinopel durch Nikea, das mit Genua verbündet war drang nun auch Genua in die Gegend des Schwarzen Meeres und damit auch auf die Halbinsel Krim ein. Das Genua hier aktiver war, ist auch damit zu erklären, dass durch die Entstehung des Mongolenreichs mittlerweile sehr bedeutende Handelswege zugänglich wurden.

Im Jahr 1266 erwarb Genua die Stadt Kaffa, das zu einem extrem bedeutenden Handelsknotenpunkt ausgebaut wurde. Gehandelt wurden hier zahlreiche Waren. Auch auf die unter den Mongolen sehr bedeutenden Fernhandelswegen kam man hier, außerdem florierte der Sklavenhandel.

Der Erfolg von Genua in dieser Gegend rief nun auch die Konkurrenz auf den Plan, Venedig hatte in Soldaia (Sudak), nicht allzu weit weg von Kaffa einen Stützpunkt an. Soldaia erlangte nie die Bedeutung die Kaffa hatte. Für beide Seemächte war nicht nur der Konkurrenzkampf gegeneinander, sondern auch die Gunst des Mongolenkhans (Khan der Goldenen Horde) von enormer Bedeutung. Nachdem im Jahr 1328 Soldaia von einer Horde Mongolen (die nicht vom Khan kontrolliert wurde) zerstört worden ist, bat Venedig Usbek Khan (Khan der Goldenen Horde) darum einen Handelsstützpunkt in Tana aufmachen zu dürfen, diese erhielt man schließlich. Tana liegt im Norden genau an der Spitze des Asowschen Meeres, das nördlich der Straße von Kerch liegt. Dieses Meer lag den Venezianern vom seefahrttechnischen gut und der Stützpunkt war optimal für den Handel mit den Mongolen, aber auch für den mit den russischen Fürstentümern.

Genua war vom neuen Stützpunkt der Konkurrenz wohl alles andere als begeistert. Zwischen den beiden kam es immer wieder zu Konflikten. Im Großen und Ganzen kann man diesen im Schwarzen Meer so beschreiben: Genua hatte hier die Vormacht, Venedig versuchte immer wieder aufzuholen, was Genua dazu bewegte alles zu tun um die Venezianer aus der Gegend zu drängen.

Von Tana aus konnte Venedig zwar große Gewinne erwirtschaften, aber einen Nachteil hatte der Stützpunkt. Man war sehr stark von der Gunst des Khans abhängig. Das wirkte sich verheerend aus als Zanibek Khan (der Nachfolger Usbek Khan) aufgrund von Konflikten beschloss dem Stützpunkt ein Ende zu machen. Venedigs kaum befestigter Stützpunkt hatte dem nicht viel entgegenzusetzen, ein Bündnis zwischen den beiden italienischen Seemächten schlug Genua aus. Tana fiel nun an die Mongolen.
Schon kurz danach griff Zanibek auch den genuesischen Stützpunkt Kaffa an. Kaffa spielte aber in mehreren Bereichen in einer ganz anderen Liga, denn es war nicht nur ein bedeutender Handelsstützpunkt, sondern auch eine sehr gut befestigte Stadt. Und auch eine sehr große, sie soll ca. 70.000 Einwohner gehabt haben. Beachtliche Ausmaße für eine Stadt damals, sehr viel größer ist die Stadt die sich heute Feodossija genannt auch heute nicht.

Die Belagerung, die im Jahr 1343 und 1344 stattfand scheiterte, auch an der flottentechnischen Überlegenheit der beiden Seemächte, die dieses mal kooperierten.
Doch schon kurz darauf versuchte Zanibek erneut Kaffa einzunehmen. Diese Belagerung wurde zu einem Ereignis das auch weltgeschichtliche Bedeutung bekam. Im Heer der Mongolen brach eine Seuche aus. Die Mongolen warfen, die Leichen mit der Hilfe von Katapulten in die belagerte Stadt um die Bewohner dieser auch mit der Seuche anzustecken. Doch die Seuche verbreitete sich noch weiter, Schiffe aus Kaffa brachten sie nach Europa, wo sie sich verheerend auswirkte und als der „Schwarze Tod“ in die Geschichte einging.
Die Geschichte darüber das die Pest so nach Europa kam, ist zumindest sehr bekannt und dürfte auch stimmen, ein bisschen bezweifle ich schon das es nur dieses Ereignis war, das die Pest nach Europa brachte. Ich vermute mal da gab es noch weitere Wege.

Kaffa blieb weiter in der Hand der Genuesen, im Jahr 1347 holte sich auch Venedig von Zanibek wieder die Genehmigung in Tana einen Handelsstützpunkt zu führen. Nun entflammte der Konflikt der beiden Seemächte erneute. Auch in die Kriege der beiden wurde das Gebiet der Krim immer wieder hineingezogen. Ziel Genuas war es die venizanischen Schiffe nicht mehr nach Tana gelangen zu lassen. Ein Mittel dazu war es wohl die Straße von Kerch zu sperren, was wohl nicht ganz gelang.

Beide Orte blieben wirtschaftlich von sehr großer Bedeutung. Nachhaltig geschädigt wurde die Gegend durch den Einfall von Timur Lenk Ende des 14. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert gab es mehrere Faktoren die, die für einen längerfristigen wirtschaftlichen Abschwung der Gegend sorgten. Aufstände der heimischen Bevölkerung, der Niedergang des Mongolenreichs und damit der Abstieg der Handelsrouten in Asien, sowie der Aufstieg anderer Handelsrouten sorgten für einen Bedeutungsverlust der Gegend (zumindest für die beiden Seemächte). Dazu kam noch der Aufstieg der Osmanen. Die Einnahme von Konstantinopel im Jahr 1453 machte den Handel im Schwarzmeerraum für die beiden italienischen Seemächte viel schwerer. Kaffa musste bereits 1455 den Osmanen Tribut zahlen, 1475 wurde Kaffa von den Krimtataren und den mit ihnen verbündeten Osmanen erobert.
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