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Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
11.09.2014, 15:19
Beitrag: #1
Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
Dieses Statement Isleifsons in einem anderen 3nd hat mich veranlasst, diesen Strang aufzumachen

(10.09.2014 20:02)Isleifson schrieb:  Es ist den Preußen nicht mal gelungen, aus den Elsaß- Lothringern richtige Deutsche zu machen.

SchlampereiCry

http://de.wikipedia.org/wiki/Zabern-Aff%C3%A4re



An 1871 gehörte das Elsass und "Deutsch"-Lothringen wieder zu einem deutschen Reich.

Nachdem die Freude darüber Anfangs sehr verhalten war, hat sich dies aber allem nach (Wahlergebnisse) so ab etwa 1885 geändert.

Wie allgemein wurde die Staatszugehörigkeit 1914 akzeptiert?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.09.2014, 09:00
Beitrag: #2
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
Die deutsche Staatszugehörigkeit wurde nach 1871 zuerst widerwillig, mit der Zeit resigniert, im besten Fall arrangiert hingenommen. Als Deutsche fühlten sich Elsässer und Lothringer, ganz gleich welche Muttersprache sie damals hatten, nie.

1914 war übrigens auch nicht das "beste deutsche Jahr" Elsaß-Lothringens. Am friedlichsten waren noch die neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts.
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12.09.2014, 10:07
Beitrag: #3
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 09:00)Lützelsteiner schrieb:  Die deutsche Staatszugehörigkeit wurde nach 1871 zuerst widerwillig, mit der Zeit resigniert, im besten Fall arrangiert hingenommen. Als Deutsche fühlten sich Elsässer und Lothringer, ganz gleich welche Muttersprache sie damals hatten, nie.

1914 war übrigens auch nicht das "beste deutsche Jahr" Elsaß-Lothringens. Am friedlichsten waren noch die neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts.

Wäre mal interessant, woher du diese Aussagen hast. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass es in großem Ausmaß zivilen Ungehorsam gegeben hat.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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12.09.2014, 10:51
Beitrag: #4
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 09:00)Lützelsteiner schrieb:  Die deutsche Staatszugehörigkeit wurde nach 1871 zuerst widerwillig, mit der Zeit resigniert, im besten Fall arrangiert hingenommen. Als Deutsche fühlten sich Elsässer und Lothringer, ganz gleich welche Muttersprache sie damals hatten, nie.

1914 war übrigens auch nicht das "beste deutsche Jahr" Elsaß-Lothringens. Am friedlichsten waren noch die neunziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts.

Da muss aber zwischen Elsass und Lothringen getrennt werden. Das geht nicht über einen Kamm. Während die Elsässer sich ausschließlich Frankreich zugehörig fühlen (immer schon fühlten), gibt es in Lothringen ganze Landstriche, in denen die Menschen das ganz anders sehen und uns Deutschen gegenüber auch genauso zum Ausdruck bringen.

nicht ärgern, nur wundern...
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12.09.2014, 11:35
Beitrag: #5
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 10:07)Arkona schrieb:  Wäre mal interessant, woher du diese Aussagen hast. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass es in großem Ausmaß zivilen Ungehorsam gegeben hat.

Ich bin selbst Elsässer (Mutter) und Lothringer (Vater). Habe diese Aussagen nicht nur in meiner ganzen Familie mitbekommen, sondern auch unzählige Male bei Nachbaren, Bekannten, Verwandten, in meiner Umgebung, praktisch jedes Mal, wenn in meiner Heimat über dieses Thema gesprochen wurde. Diese innere Haltung zieht sich wie ein roter Faden durch die Generationen, und eigentlich währt sie heute noch ungebrochen, wenn auch nicht mehr so leidenschaftlich wie früher.

Ziviler Gehorsam ist übrigens kein Zeichen dafür, daß man sich von Herzen mit einer politischen Situation abgefunden hat. Man kann sie trotzdem innerlich weiterhin bedauern. Für viele Elsässer und Lothringer war dies während der Reichslandszeit der Fall.
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12.09.2014, 11:38
Beitrag: #6
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 10:51)Uta schrieb:  Da muss aber zwischen Elsass und Lothringen getrennt werden. Das geht nicht über einen Kamm.

In diesem Punkt - dem französischen Patriotismus - gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Elsässern und Lothringern. Ich konnte bzw. kann jedenfalls keinen feststellen. Wie dieser zum Ausdruck kommt, ist natürlich eine andere Frage.
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12.09.2014, 11:50
Beitrag: #7
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 10:51)Uta schrieb:  Während die Elsässer sich ausschließlich Frankreich zugehörig fühlen (immer schon fühlten), gibt es in Lothringen ganze Landstriche, in denen die Menschen das ganz anders sehen und uns Deutschen gegenüber auch genauso zum Ausdruck bringen.
Ich dachte eigentlich immer, dass es genau umgekehrt war bzw. ist, weil Lothringen zumindest teilweise rein französischsprachig war, das Elsass weniger. Immer schon "französisch" fühlten ist so eine Sache. So etwas wie ein Nationalbewusstsein gab es frühestens mit der Französischen Revolution, in Deutschland erst mit den Befreiungskriegen 1813-15.

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12.09.2014, 11:56
Beitrag: #8
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 11:38)Lützelsteiner schrieb:  In diesem Punkt - dem französischen Patriotismus - gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Elsässern und Lothringern. Ich konnte bzw. kann jedenfalls keinen feststellen. Wie dieser zum Ausdruck kommt, ist natürlich eine andere Frage.

Das ist heute sicherlich so, aber wie war es vor 100 Jahren?

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12.09.2014, 12:05
Beitrag: #9
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 11:50)Arkona schrieb:  
(12.09.2014 10:51)Uta schrieb:  Während die Elsässer sich ausschließlich Frankreich zugehörig fühlen (immer schon fühlten), gibt es in Lothringen ganze Landstriche, in denen die Menschen das ganz anders sehen und uns Deutschen gegenüber auch genauso zum Ausdruck bringen.
Ich dachte eigentlich immer, dass es genau umgekehrt war bzw. ist, weil Lothringen zumindest teilweise rein französischsprachig war, das Elsass weniger. Immer schon "französisch" fühlten ist so eine Sache. So etwas wie ein Nationalbewusstsein gab es frühestens mit der Französischen Revolution, in Deutschland erst mit den Befreiungskriegen 1813-15.
Der französische Patriotismus bzw. das Gefühl, Franzose zu sein, hat nicht primär mit der mitgebrachten Sprachzugehörigkeit zum Französischen zu tun, sondern es ist vor allem eine politische und gesellschaftliche Einstellung und Willenskundgebung.

Um Franzose zu sein, muß man also nicht unbedingt französischer Muttersprache sein, aber wer Franzose ist bzw. sich als solcher fühlt, lernt und spricht diese Sprache als "Bekenntnis" zu seiner politischen Zugehörigkeit zu Frankreich.
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12.09.2014, 12:09
Beitrag: #10
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 11:56)Arkona schrieb:  
(12.09.2014 11:38)Lützelsteiner schrieb:  In diesem Punkt - dem französischen Patriotismus - gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Elsässern und Lothringern. Ich konnte bzw. kann jedenfalls keinen feststellen. Wie dieser zum Ausdruck kommt, ist natürlich eine andere Frage.

Das ist heute sicherlich so, aber wie war es vor 100 Jahren?

Nicht wesentlich anders. Das war sogar das einzige Gefühl, das beide Provinzen gemeinsam hatten - kulturell sind sie sonst sehr verschieden -, nämlich daß sie die Trennung von Frankreich gleichermaßen als äußerst schmerzhaft empfanden.
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12.09.2014, 12:15
Beitrag: #11
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
Irgendwo hab ich das schon mal geschrieben, aber schaut euch doch bloß mal die Ergebnisse der Reichstagswahlen für EL an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsland_....80.931912

Die "reichsdeutschen" Parteien unter "ferner liefen", die Regionalparteien aus EL teilweise - vor allem in der Anfangszeit - extrem stark.

Das sagt doch schon alles, oder?

VG
Christian
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12.09.2014, 15:04
Beitrag: #12
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 11:35)Lützelsteiner schrieb:  Ich bin selbst Elsässer (Mutter) und Lothringer (Vater). Habe diese Aussagen nicht nur in meiner ganzen Familie mitbekommen, sondern auch unzählige Male bei Nachbaren, Bekannten, Verwandten, in meiner Umgebung, praktisch jedes Mal, wenn in meiner Heimat über dieses Thema gesprochen wurde. Diese innere Haltung zieht sich wie ein roter Faden durch die Generationen, und eigentlich währt sie heute noch ungebrochen, wenn auch nicht mehr so leidenschaftlich wie früher.
Deshalb schrieb ich von "Landstrichen". Es ist sicherlich nicht überall gleich, und vermutlich gibt es auch immer einen gravierenden Unterschied, was innerhalb einer Familie, unter Freunden etc. kommuniziert wird, und wie man sich Gästen, respektive Fremden gegenüber verhält.

(12.09.2014 11:38)Lützelsteiner schrieb:  
(12.09.2014 10:51)Uta schrieb:  Da muss aber zwischen Elsass und Lothringen getrennt werden. Das geht nicht über einen Kamm.

In diesem Punkt - dem französischen Patriotismus - gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Elsässern und Lothringern. Ich konnte bzw. kann jedenfalls keinen feststellen. Wie dieser zum Ausdruck kommt, ist natürlich eine andere Frage.
Wir waren früher (heute nicht mehr ganz so oft) sehr häufig sowohl im Elsässischen als auch im Lothringischen unterwegs und kamen häufig mit vielen Menschen in Kontakt. Die Unterschiede, die uns auffielen, zogen sich durch, wie ein roter Faden.

(12.09.2014 11:50)Arkona schrieb:  
(12.09.2014 10:51)Uta schrieb:  Während die Elsässer sich ausschließlich Frankreich zugehörig fühlen (immer schon fühlten), gibt es in Lothringen ganze Landstriche, in denen die Menschen das ganz anders sehen und uns Deutschen gegenüber auch genauso zum Ausdruck bringen.
Immer schon "französisch" fühlten ist so eine Sache. So etwas wie ein Nationalbewusstsein gab es frühestens mit der Französischen Revolution, in Deutschland erst mit den Befreiungskriegen 1813-15.
Von einem Nationalbewusstsein wollte ich in dem Zusammenhang gar nicht reden. Was uns aber von Seiten der Elsässer immer wieder versichert wurde, war, dass sie, bzw. ihre Vorfahren nie zum rechtsrheinischen Teil des HRR gehören wollten. Wie die Lothringer über die Zeit vor 1871, bzw. 1871 bis 1914 denken, weiß ich nicht. Uns sind jedenfalls sehr viele begegnet, uns immer und immer wieder ihre Verbundenheit mit Deutschland ausdrückten.
An den Lützelsteiner gerichtet: haben wir da was falsch verstanden?

(12.09.2014 12:05)Lützelsteiner schrieb:  
(12.09.2014 11:50)Arkona schrieb:  Ich dachte eigentlich immer, dass es genau umgekehrt war bzw. ist, weil Lothringen zumindest teilweise rein französischsprachig war, das Elsass weniger.
Der französische Patriotismus bzw. das Gefühl, Franzose zu sein, hat nicht primär mit der mitgebrachten Sprachzugehörigkeit zum Französischen zu tun, sondern es ist vor allem eine politische und gesellschaftliche Einstellung und Willenskundgebung.

Um Franzose zu sein, muß man also nicht unbedingt französischer Muttersprache sein, aber wer Franzose ist bzw. sich als solcher fühlt, lernt und spricht diese Sprache als "Bekenntnis" zu seiner politischen Zugehörigkeit zu Frankreich.
Was die Sprache angeht, ist das einer der Punkte, der mich zu meinem Einwand veranlasst hat. Im Elsass und in Lothringen gibt es sehr viele Menschen, die recht gut Deutsch sprechen, wie bei uns im Breisgau oder in der Orthenau umgekehrt gut Französisch beherrscht wird.
Im Elsass hatten wir mit unseren leider ziemlich eingerosteten Französisch-Rudimenten häufig große Schwierigkeiten in der Verständigung. Oft, obwohl unser Gegenüber durchaus in der Lage gewesen wäre, mit uns zu kommunizieren. In Lothringen ist uns das nie passiert. Wir hatten erwartet, in Lothringen würde es mit der Sprache für uns schwieriger werden, aber das Gegenteil war immer der Fall.

Das sind jetzt nur ein paar, zugegebenermaßen sehr subjektiv empfundene Beispiele. Aber so haben wir das über die Jahre immer wieder erlebt. Zurückhaltung im Elsass, offene Arme und viele Geschichten in Lothringen.

Was wirklich in den Köpfen vorgeht, kann ich nicht sagen, das weiß Lützelsteiner besser. Ich kann nur schildern, was uns regelmäßig begegnet, und daraus meine Schlüsse ziehen.

nicht ärgern, nur wundern...
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12.09.2014, 15:07
Beitrag: #13
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 12:15)913Chris schrieb:  Irgendwo hab ich das schon mal geschrieben, aber schaut euch doch bloß mal die Ergebnisse der Reichstagswahlen für EL an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsland_....80.931912

Die "reichsdeutschen" Parteien unter "ferner liefen", die Regionalparteien aus EL teilweise - vor allem in der Anfangszeit - extrem stark.

Das sagt doch schon alles, oder?

VG
Christian


Das interpretiere ich jetzt anders.
Im Laufe der Jahrzehnte stieg die Zustimmung zum Reich ab etwa 1890 kontinuierlich.
Auch Wiki sieht das so, der Kommentar zu den Wahlergebnissen:

Zitat:Die Zusammenstellung zeigt, dass die große Mehrheit der Bewohner des Reichslandes in den ersten beiden Jahrzehnten dem Deutschen Reich skeptisch gegenüberstanden und regionale Parteien (elsass-lothringische Protestler und Autonomisten) wählten. Nach der Entlassung Bismarcks 1890 lockerte sich die Parteienlandschaft jedoch auf und reichsdeutsche Parteien (SPD, Zentrum, Nationalliberale, Linksliberale, Konservative) fanden mehr und mehr Anhänger. Auf dem Land und in den überwiegend französischsprachigen Wahlkreisen Lothringens blieben die Autonomisten weiterhin stark, in den Städten, insbesondere in Straßburg, spielten sie zunehmend nur noch eine untergeordnete Rolle, hier dominierten die Sozialdemokraten. Das zum deutschen Reichstag gültige Mehrheitswahlrecht begünstigte jedoch regionale Parteien und benachteiligte große Massenparteien, wie die SPD.

Die wirtschaftliche Entwicklung des "Reichslandes" entwickelte sich 1870 bis 1914 erheblich besser wie die "Rest"-Frankreichs. Das mag zu dieser Ergebnisentwicklung erheblich beigetragen zu haben.

Es gibt übrigens bis heute eine paar Eigenheiten, die Elsass-Lothringen vom übrigen Frankreich unterscheiden:
Zitat:Das Gebiet des ehemaligen Reichslandes („Alsace-Moselle“) hat innerhalb Frankreichs einige Besonderheiten aus der Zeit vor 1918 bewahrt (Droit local en Alsace et en Moselle). Dazu gehören zusätzliche Feiertage (Karfreitag, zweiter Weihnachtsfeiertag), einige Eigenheiten im Rechtswesen sowie die Nichtanwendung des französischen Laizitätsgesetzes von 1905 auf bestehende Religionsgemeinschaften:[20] Priester, Pastoren und Rabbiner sind infolge des Konkordats von 1801 staatliche Gehaltsempfänger, in der Schule wird Religionsunterricht erteilt, es gibt staatliche theologische Fakultäten an der Universität Straßburg und staatlich refinanzierte konfessionelle Schulen. Für nach 1918 entstandene Religionsgemeinschaften, wie Muslime und orthodoxe Christen, gilt allerdings auch hier das Laizitätsgesetz. Der Eisenbahnverkehr verläuft nach wie vor rechts (im übrigen Frankreich Linksverkehr).

Im Elsass sowie im Département Moselle finden verschiedene Rechtsvorschriften aus der Zeit von 1871 bis 1918 weiterhin Anwendung, so unter anderem die Gewerbeordnung (Code local des professions) sowie das Sozialversicherungsrecht (insbesondere die Reichsversicherungsordnung)

auch aus wiki

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.09.2014, 15:56
Beitrag: #14
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 11:35)Lützelsteiner schrieb:  
(12.09.2014 10:07)Arkona schrieb:  Wäre mal interessant, woher du diese Aussagen hast. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass es in großem Ausmaß zivilen Ungehorsam gegeben hat.

Ich bin selbst Elsässer (Mutter) und Lothringer (Vater). Habe diese Aussagen nicht nur in meiner ganzen Familie mitbekommen, sondern auch unzählige Male bei Nachbaren, Bekannten, Verwandten, in meiner Umgebung, praktisch jedes Mal, wenn in meiner Heimat über dieses Thema gesprochen wurde. Diese innere Haltung zieht sich wie ein roter Faden durch die Generationen, und eigentlich währt sie heute noch ungebrochen, wenn auch nicht mehr so leidenschaftlich wie früher.

Ziviler Gehorsam ist übrigens kein Zeichen dafür, daß man sich von Herzen mit einer politischen Situation abgefunden hat. Man kann sie trotzdem innerlich weiterhin bedauern. Für viele Elsässer und Lothringer war dies während der Reichslandszeit der Fall.


Überlagert da in der Wahrnehmung nicht die "Hitlerzeit" 1940-45 die Reichslandzeit?

Mal eine andere Frage., was mir beim lesen dieser Beiträge hier einfällt.
Welche Staatsangehörigkeit hatten die Elsass-Lothringer eigentlich bis 1918?
Eine deutsche gab es ja nicht.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.09.2014, 20:34
Beitrag: #15
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 15:04)Uta schrieb:  
(12.09.2014 11:35)Lützelsteiner schrieb:  Ich bin selbst Elsässer (Mutter) und Lothringer (Vater). Habe diese Aussagen nicht nur in meiner ganzen Familie mitbekommen, sondern auch unzählige Male bei Nachbaren, Bekannten, Verwandten, in meiner Umgebung, praktisch jedes Mal, wenn in meiner Heimat über dieses Thema gesprochen wurde. Diese innere Haltung zieht sich wie ein roter Faden durch die Generationen, und eigentlich währt sie heute noch ungebrochen, wenn auch nicht mehr so leidenschaftlich wie früher.
Deshalb schrieb ich von "Landstrichen". Es ist sicherlich nicht überall gleich, und vermutlich gibt es auch immer einen gravierenden Unterschied, was innerhalb einer Familie, unter Freunden etc. kommuniziert wird, und wie man sich Gästen, respektive Fremden gegenüber verhält.

Daß die Zugehörigkeit zum Deutschen Kaiserreich von den meisten Elsässern und Lothringern nicht gewünscht war, darüber gibt es einen breiten Konsens innerhalb unserer Bevölkerung. Daß man dies heutzutage gegenüber Fremden etwas diplomatischer als unter uns, und nach hundert Jahren auch ohne Bitterkeit ausdrückt, stimmt ebenfalls.
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12.09.2014, 20:47
Beitrag: #16
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 15:04)Uta schrieb:  [Wir waren früher (heute nicht mehr ganz so oft) sehr häufig sowohl im Elsässischen als auch im Lothringischen unterwegs und kamen häufig mit vielen Menschen in Kontakt. Die Unterschiede, die uns auffielen, zogen sich durch, wie ein roter Faden.

Welche Unterschiede meinen Sie?

PS: Da ich Franzose bin, weiß ich nicht, ob auf einem solchen deutschen bzw. österreichischen Forum gesiezt oder gedutzt wird. Danke für Hinweis.
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12.09.2014, 20:51
Beitrag: #17
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
Wir "duzen" uns, siehe auch ganz unter rechts.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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12.09.2014, 21:41
Beitrag: #18
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 15:04)Uta schrieb:  Uns sind jedenfalls sehr viele begegnet, uns immer und immer wieder ihre Verbundenheit mit Deutschland ausdrückten. An den Lützelsteiner gerichtet: haben wir da was falsch verstanden?

Das war sicher kein Mißverständnis. Die Ablehnung der politischen Zugehörigkeit zu Deutschland bedeutet nicht, daß man sich mit Deutschland nicht verbunden fühlt. Lothringer und Elsässer wollen zwar keine Deutschen sein, aber ein entspanntes Verhältnis zu Deutschland muß bei ihnen deshalb noch lang nicht fehlen.
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12.09.2014, 21:56
Beitrag: #19
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 15:04)Uta schrieb:  so haben wir das über die Jahre immer wieder erlebt. Zurückhaltung im Elsass, offene Arme und viele Geschichten in Lothringen.

Diese Beobachtung ist durchaus stimmig. Deutsche haben das Elsaß immer "deutscher" empfunden und wahrgenommen als Lothringen. Daher die Vorsicht der Elsässer, die sich instinktiv gegen diese Anspruchshaltung wehren. Lothringen war "völkisch" weniger begehrt, daher ein entspannterer Umgang mit Nachbarn, die in den Lothringern durchaus Franzosen erkennen.

Ein anderer Grund mag die Tatsache sein, daß Elsässer zum großen Teil Alemannen, Lothringer dagegen Franken sind. Alemannen haben in der Regel einen etwas stureren und schwerfälligeren Charakter als Franken. Lothringen war auch immer Durchgangsland, das Elsaß dagegen viel seßhafter, bodenständiger und tradtionsbewußter.
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12.09.2014, 22:00
Beitrag: #20
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(12.09.2014 15:07)Suebe schrieb:  Die wirtschaftliche Entwicklung des "Reichslandes" entwickelte sich 1870 bis 1914 erheblich besser wie die "Rest"-Frankreichs. Das mag zu dieser Ergebnisentwicklung erheblich beigetragen zu haben.
Dieser Grund ist wahrscheinlich der richtige. Aber über das politische Zugehörigkeitsgefühl sagt er nichts aus.
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