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Geschichte meines Heimatdorfes Kürzell
01.06.2012, 23:56
Beitrag: #1
Geschichte meines Heimatdorfes Kürzell
Kürzells Gründung ist bis heute nicht gänzlich geklärt. Was man ungefähr nachvollziehen kann, sind drei Dörfer, die sich auf der heutigen Gemarkung Kürzells um 900 (rein assoziativ Regenschaft Ludwig, das Kind; Ostfränkisches Reich) herum befunden haben und zwischendrin der heutige Kern des Ortes. Eine Tiefburg in dem Nahe befindlichen Ottenheim (deren Verbleib und Standort recht vage ist) war mutmaßlich Anlaß der Siedlung, wobei auch vier Kilometer weiter schon seit der Jungsteinzeit eine Siedlung (Oppidum) lag, aus welchem heute der Gemeindeteil Meißenheim entstanden ist. Meißenheim wurde dann schließlich von dem Bischhof zu Reims gegründet.

Mit ein Grund für die Siedlung war auch das sich in Schuttern befindliche Kloster, denn Mönche haben auf der Sumpflandschaft Kürzell eine Kirche errichtet, die heute nicht mehr zu sehen ist. Kürzell ist deswegen eine Zellgründung. 1136 ist der älteste Eintrag in einer Quelle. Kürzell erhielt mit "Kyrtzell" schon einen ähnlichen Namen.

Die bis heute als Zigeunerlinde bekannte Linde ist Hinweis, dass vor ca. 450. Kürzell Sammelort für fahrendes Volk war. Sie bildete das Zentrum des Dorfes „Meroldsweiler“ eines der drei Satelitendörfer. Die Zigeunerlinde ist heute noch zu sehen und erfreut sich bester Gesundheit, was nicht nur das Forstamt, sondern auch den Bewohnern des Ortes Freude bereitet.

Wie die gesammte südliche Ortenau stand Kürzell unter dem Ein-fluss und der Herrschaft der Geroldsecker, die ihre Burg zu einem in der Tiefburg Lahr und auf der Hohengeroldseck heute bei Seelbach, hatten.

1525 kam es wegen Unterdrückung der Menschen durch die Obrigkeite zu Bauern-aufständen, die sich ohne Probleme in die Bauern-kriege jener Zeit ein-reihen lassen.

Ein radikaler Schnitt war für die drei Orte um den Kernort herum im Jahre 1600. Bewohner siedelten sich dem Kernort Kürtzel, wie sich das nun nennt an. Die Motive waren vielfältig: Hungersnöte nach Missernten, Seuchen sowie der 30-jährige Krieg. Mittlerweile zählte Kürzell nur noch 50 Einwohner, die katholische Bevölkerung gegenüber zu der protestantischen Einwohnerschaft Meißenheims sowie der kompletten Zerstörung Friesenheims zeigen bis heute noch große Wirkung beim Zusammenleben der jeweiligen Orte. Im zersplitterten Nachkriegsreich fiel Kürzell dann wie der Rest des südbadischen Umlandes unter die Herrschaft der österreichischen Habsburger. Kürzell blieb arm, 1848 mussten viele Bauern zu Schleuderpreisen ihre Grundstücke verkaufen, Undiz (Bach entlang Kürzell) schwamm über, sowie der Rhein, was das Bewirtschaften der Felder unmöglich machte. An der badischen Revolution die im nahen Offenburg ihre Wurzeln hatte, blieb Kürzell trotz der räumlichen Nähe außen vor.

Unter dem Kaisserreich Reich blühte das Dorf dann auf, das Rathaus und eine Schule wurden gebaut, viele heute noch bestehende Wohnhäuser (wie ich auch in einem wohnen) wuchsen aus dem Boden.
Der zweite Weltkrieg selbst verschonte Kürzell weitgehenst von materiellem Schaden. In der französischen Besatzung wurde aber immer über Vergewaltigungen der marrokanischen Fremdenlegion geklagt. Kürzell wurde oft von Besatzern geplündert und auch ein französischer Tieffliger beschädigte den Kirchenturm der Simultankirche.

Im Jahre 1952 gehörte Kürzell dann dem Landkreis Lahr an und dem neu gegründetem Südwestaat Baden-Würrtemberg. 1972 wurde das bisher unabhängige Kürzell im Zuge der Gemeindereform in Meißenheim eingemeindet, dies geschah allerdings gegen Widerstand der Bevölkerrung, die lieber mit Nachbarort Schutterzell ein-gemeinden wollte.


Johann Georg Pfaff (1769-1840)

Im „zweiten Koalitionskrieg“ (1799–1802) stellte sich Pfaff mit seinen Pferden der französischen Armee und verhinderte ein ums andere Mal die Plünderrung des Ortes. Pfaff, der als bauernschlauer Wirt auch sicher gerne unter seinen Mitmenschen Scharmützel trieb, war Wirt des legendärenm „Kreuz“. Der Legende nach, soll er sogar die Franzosen verjagt haben, als sie seine Staubwolke sahen, die er mit einer an Pferden gebundenen Baumkrone erzeugte. Der Wahrheitsgehalt davon ist umstritten – gleicht es sich doch mit vielen Kriegslegenden. Unbestritten ist hingegen die Begebenheit, dass Pfaff eine Gruppe anführte, die die Franzosen mit nächtlichem Lärm verjagten. Fünf Leute haben im Dachswald zwischen Allmansweier und Kürzell an verschiedenen Stellen Böller abgschossen um den Franzosen Ateleriegeschoss vorzutäuschen.


Geschichtlich bedeutende Gebäude

Es gibt noch einige historische Gebäude und historische Dinge zu bestaunen. Zum einen: Die Zigeuenerlinde. Schätzungen unseres Forstamtes gehen von einem Alter von 400 bis 450 Jahre zurück. Sie war wie vorher gesagt Teil des Dorfes Meroldsweiler.
Auch die Gaststätte „Das Kreuz“ der Legende Pfaff ist noch zu sehen, der Pferdehof davon ist heute noch in Betrieb, jedoch streitet der Gemeinderat über den Abriss des Gebäudes.

Zu sehen ist weiter die alte Schule von 1872. Sie ist etwas verkommen, aber der Platz davor ist seit ein paar Jahren aufwendig zur kulturellen Ortsmitte geworden.
Auch zu sehen ist das Rathaus aus selbigem Jahr.

Die Weinbrenner-Kirche (Simultankirche bis 1962) ist noch zu sehen. In jedem Schwarzwaldwanderführ-er ist die Kirche hervorgehoben, da sie nicht dem Typus Weinbrenner verkörpert aber dennoch eine Kirche von Weinbrennerschüler Voß ist.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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