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Wie Italien 1915 den Krieg begann
19.03.2021, 13:10
Beitrag: #1
Wie Italien 1915 den Krieg begann
Teil I

Im August 1914 wandte sich das Zarenreich an Italien und machte Hoffnungen auf erhebliche Gewinne bei einer Kriegsbeteiligung.
Da sich aber im Sommer + Herbst 1914 für die Mittelmächte der Krieg recht erfolgreich gestaltete, brach Italien die Gespräche ab.
Hatte kein Interesse auf der Verliererseite am Krieg teilzunehmen.

Beginnend im März 1915 liefen ernsthafte Gespräche über eine Kriegsteilnahme Italiens auf Seiten der Entente.
Italien hatte seine Forderungen, 12 Punkte, gestellt und die Entente war sehr interessiert.
Russland hatte die Verbindung hergestellt, war aber über die Forderungen auf dem Balkan empört und empfahl den Abbruch der Gespräche.

Begleitet waren diese Gespräche aber schon von verdeckten Kriegsvorbereitungen. Truppenverlegungen, Transport von Kriegsmaterial
Die natürlich nicht unbemerkt blieben.
Deutschland drang in Wien auf weiteres Entgegenkommen und bot ÖU zum Ausgleich einen Teil Schlesiens, konkret den Kreis Sosnowic in Oberschlesien, als Kompensation an. Oberschlesisches Bergbau- und Industrie-Revier. Keine Kleinigkeit!
Anekdotisch meinte man in Wien, man könnte auch Frankreich einen Teil Elsass-Lohringens anbieten und es damit aus dem Krieg raushalten,
...........
damit hatten sie natürlich auch Recht, aber dazu war es ja auch zu spät.

Erzberger wurde dann nach Rom geschickt, in den ersten Mai-Tagen, er brachte weitgehende Zusagen ÖUs mit, in einem persönliches Schreiben des Kaisers Franz-Josef.
Konnte aber nichts erreichen.
Die Versprechungen der Entente waren umfangreicher.

Nur - die galten für den Kriegseintritt und einen siegreichen Krieg.
Die der Mittelmächte hätten sofort gegolten, Übergabe des Trentino der Städte am Isonzo etcetera pp sofort! Und Italien hätte lediglich neutral bleiben müssen. Es wäre nichts von einem siegreichen Krieg der Mittelmächte abhängig gewesen.

ABER
Italien hatte längst mit der Entente akkordiert, die Verhandlungen waren eine Kriegslist.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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19.03.2021, 13:49
Beitrag: #2
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
Tja , soviel war von Italien zu halten.
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19.03.2021, 14:54
Beitrag: #3
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
(19.03.2021 13:49)solon schrieb:  Tja , soviel war von Italien zu halten.

Verrückt, und ausgerechnet den folgenden italienischen Faschismus vom Duce hatten sich die Nazis und Hitler als Vorbild auserkoren.

Zitat:Am 15. November 1914 meldete sich Mussolini mit einer neuen, zunächst noch als sozialistisch deklarierten Tageszeitung – Il Popolo d’Italia – wieder zurück. Das Blatt griff auf der Seite der Entente-freundlichen „Interventionisten“ in die Debatte um die Haltung Italiens zum Krieg ein. Die bellizistischen Interventionisten sprachen für eine Minderheit der italienischen Gesellschaft; Unterstützung und Publikum fanden sie vor allem im liberalen Bürgertum und bei radikalen Nationalisten, während die Masse der Industrie- und Landarbeiter einer Beteiligung Italiens am Krieg von Anfang an offen ablehnend gegenüberstand. Auch der einflussreiche katholische Klerus wandte sich gegen den Krieg, da er an einer Schwächung der „katholischen Großmacht“ Österreich-Ungarn nicht interessiert war. Der fundamentale, im Frühjahr 1915 bis an die Schwelle des Bürgerkrieges ausgetragene Konflikt zwischen „Interventionisten“ und „Neutralisten“ leitete die Krise des liberalen Staates ein, dessen Regierung den Kriegseintritt gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung und des Parlaments durchsetzte, wobei sie sich geschickt der kleinen, aber lautstarken interventionistischen Minderheit bediente, unter deren „Druck“ zu handeln sie vorgab. Innenpolitisch trug der Eintritt Italiens in den Krieg Züge eines Staatsstreichs – „die ‚strahlenden Tage‘ vom Mai 1915 erscheinen in mehr als einer Hinsicht als Generalprobe für den Marsch auf Rom.
Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Benito_Mus...ach_rechts

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken....
Erich Kästner
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19.03.2021, 18:00
Beitrag: #4
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
Schon seit der Einigung Italiens im Jahr 1861 existierte die politische Bewegung des Irredentismus, deren Ziel es war, alle Gebiete mit einer italienischsprachigen Bevölkerung mit dem Nationalstaat Italien zu vereinigen. Das betraf vorerst nur das Trentino und Triest, zum Ende des 19. Jahrhundert beanspruchte Italien auch Dalmatien und Teile der Irredentisten forderten auch das Tessin. Die Südtirol-Forderungen kamen m.E. erst im 1. Weltkrieg offen zutage, möglicherweise im Zusammenhang mit der Hinrichtung des Irredentisten Battisti durch die österreichische Justiz.

Aufgrund der offen formulierten Ziele der Irredentisten hätten österreichisch-ungarische Politiker das Verhalten Italiens besser voraussehen müssen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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19.03.2021, 20:07
Beitrag: #5
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
(19.03.2021 18:00)Sansavoir schrieb:  Schon seit der Einigung Italiens im Jahr 1861 existierte die politische Bewegung des Irredentismus, deren Ziel es war, alle Gebiete mit einer italienischsprachigen Bevölkerung mit dem Nationalstaat Italien zu vereinigen. Das betraf vorerst nur das Trentino und Triest, zum Ende des 19. Jahrhundert beanspruchte Italien auch Dalmatien und Teile der Irredentisten forderten auch das Tessin. Die Südtirol-Forderungen kamen m.E. erst im 1. Weltkrieg offen zutage, möglicherweise im Zusammenhang mit der Hinrichtung des Irredentisten Battisti durch die österreichische Justiz.

Aufgrund der offen formulierten Ziele der Irredentisten hätten österreichisch-ungarische Politiker das Verhalten Italiens besser voraussehen müssen.


Hmmm,
ÖU machte sich wenig Illusionen über das Verhalten Italiens. Die in Berlin geäußerte Kritik, ÖU hätte zu spät reagiert, ist unberechtigt.
Da Italien, wie geschrieben schon Mitte April mit der Entente den Londoner Vertrag schloss.
Die italienischsprachigen Trentiner waren auch keineswegs so erpicht darauf staatliche Italiener zu werden. (Sowenig wie die Tessiner.) Wenn sie wenigstens bei Salurn den Grenzpfahl gesetzt hätten...
Die Grenze am Brenner war dann ein richtig Dicker Hund. Als Wilson dagegen aufmuckte, hat man ihm den Londoner Vertrag vorgelegt, den er bei dem US-Kriegseintritt eingesehen und abgenickt hatte. Da den Italienern in Dalmatien sehr viel, was man ihnen versprochen hatte, verweigert wurde, hatten die deutschsprachigen Südtiroler keine Chance.

Die Hinrichtung Battistis, (juristisch korrekt) auch noch als Volksfest inszeniert, war allerdings eine Riesendummheit.
Das gebrochene Ehrenwort ist schon sehr grenzwertig. Wobei der Battisti sich ja auch nicht unbedingt als "Scout" betätigen musste. Es sei denn, er wollte als Freiheitskämpfer unsterblich werden.

Zitat Sansavoir
Zitat:Schon seit der Einigung Italiens im Jahr 1861
die ist gut und gerne 2 Jahrzehnte älter

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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22.03.2021, 17:37
Beitrag: #6
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
Cadorna, der italienische Obergeneral, hat seit August 1914 und der italienischen Neutralitätserklärung mit einem österreichischen Angriff gerechnet, besser befürchtet.
Und hat von diesem Zeitpunkt an kräftig aufgerüstet.
Im Frühjahr 1915 waren die ÖU-Militärkräfte auf das äußerste angespannt.
Insofern hat sich Italien da einen sehr günstigen Zeitpunkt ausgesucht.
Am 2. Mai durchbrachen die Streitkräfte der Mittelmächte die russische Front in Galizien und konnten das ganze Jahr 1915 hindurch die Truppen das Zaren immer weiter zurückschlagen.

Jedenfalls zum Zeitpunkt als Italien den Krieg erklärte, konnte ÖU "eigentlich nichts" an Truppen an die italienische Grenze verlegen.
Die Verteidigung übernahmen die "Standschützen" Mitglieder der Schützenvereine Tirols und Vorarlbergs, älter als 45 und jünger als 18. Zumindest optisch sind da Großväter zusammen mit ihren Enkeln in den Krieg gezogen.
Innerhalb 2 Tagen waren die mobilisiert und an die Grenze marschiert. Selbst aus den hintersten Dörfern in den verkehrsfernsten Tälern. Eine große logistische Leistung.
Aber halt Heimatverteidigung.

Cadorna hat sich allerdings auch erheblich Zeit gelassen.

Als die Italiener dann ernsthaft angriffen, waren die Kaiserjäger, Tirols aktive Truppen, schon aus Russland eingetroffen, und das deutsche Alpenkorps als Strategische Reserve stand bei Brixen.
Wobei die Deutschen bis zur italienischen Kriegserklärung im August 1916 die ital. Grenze nicht überschreiten durften. Man wollte keinen Vorwand zur Kriegserklärung geben.

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23.03.2021, 08:58
Beitrag: #7
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
In meinen Augen ist der Kriegsbeitritt Italiens eine ganz üble Sache, man kann es als Dolchstoß in den Rücken bezeichnen. Leute wie https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriele_D...99Annunzio verstanden es, das gante italienische Volk kriegsbesoffen zu machen. Die Ernüchterung kam dann, als die italienische Armee an der Front nichts gebacken bekam.
Es heisst ja ohne Versailles kein Hitler.
Italien fühlte sich nach dem Krieg übervorteilt, Triest und Südtirol war als Beute zu mager, mindestens die dalmatinische Küste sollte es schon sein. Das bereitete Mussolini den Boden.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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23.03.2021, 19:05
Beitrag: #8
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
Zitat Arkona
Zitat:Italien fühlte sich nach dem Krieg übervorteilt, Triest und Südtirol war als Beute zu mager, mindestens die dalmatinische Küste sollte es schon sein. Das bereitete Mussolini den Boden.

Das ist zweifellos richtig.
Wobei zu beachten ist, dass Mussolini neben D´Annunzio der größte Kriegstreiber war.
Insbesondere die dauernden Drohungen mit einer Revolution "wenn jetzt nicht endlich Krieg gegen Österreich geführt wird" die der spätere Duce in seiner Zeitung verbreitet hat, sollen mit entscheidend gewesen sein.

OT: wer mal an den Gardasee kommt, bei Stresa kann man Haus und Park des D`Annunzio besichtigen - der hatte zweifellos was vor der Rübe, (aber schauts euch selber an)
und in Stresa hat der Duce dann auch seine letzten Großmachtträume veralpt.

TT: In Berlin wurde der Einfluss den Italien auf Rumänien hätte, sehr hoch eingeschätzt, man befürchtete, dass der Kriegseinritt Italiens gleichzeitig den Rumäniens bedeuten würde. Und dann, Einschätzung von Falkenhayn & Co., wäre der Krieg nicht mehr zu gewinnen.

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23.03.2021, 19:47
Beitrag: #9
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
Es ist zwar kontrafaktisch, aber was wäre passiert, wenn Habsburg Triest und das Trentino 1914 herausgerückt hätte? Dann wäre doch ein Kriegsgrund für Italien hinfällig gewesen und man hätte seine ganze Kraft auf Galizien und Serbien konzentrieren können.

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23.03.2021, 21:05
Beitrag: #10
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
(23.03.2021 19:47)Arkona schrieb:  Es ist zwar kontrafaktisch, aber was wäre passiert, wenn Habsburg Triest und das Trentino 1914 herausgerückt hätte? Dann wäre doch ein Kriegsgrund für Italien hinfällig gewesen und man hätte seine ganze Kraft auf Galizien und Serbien konzentrieren können.

Tja, was wäre wenn?
ÖU hat sich zuerst mal "geziert". So anekdotisch war die Wiener Retourkutsche, dass man den Franzosen einen Teil Elsass-Lothringens anbieten soll, und die Franzosen damit aus dem Krieg heraushalten könne, wohl gar nicht.
Dann hat man die in Berlin auf den Fakt hingewiesen, dass die Italiener allem nach die Ladiner auch als Italiener einstufen möchten. Womit nicht nur das Trentino sondern auch das heutige Südtirol futsch wären. (wie es 1919 tatsächlich kam)
Wobei die Tiroler für Habsburg wohl eine besondere Bedeutung hatten, das waren doch sehr getreue Untertanen. Franz-Josef soll gesagt haben, in dem Fall würde er als Landwehrmann in den Krieg ziehen.
Der Hafen Triest hat für ÖU auch eine ganz erhebliche Bedeutung gehabt. (Die er dann für Italien nie hatte.)
Man hat dann einen ÖU-Handelshafen bei Hamburg auf preußischem Gebiet bei Finkenwerder ÖU als Kompensation angeboten usw. usf

Und dies alles lediglich für die Neutralität! Alles dies hätten sie bekommen ohne einen Schuss abzugeben.......
Und sofort! Kein Versprechen "nach dem Krieg um viere..."

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24.03.2021, 16:33
Beitrag: #11
RE: Wie Italien 1915 den Krieg begann
Hier ein Link zu Mussolinis Zeitung
https://de.wikipedia.org/wiki/Il_Popolo_...0%99Italia

Wiki vermutet, dass Mussolini mit erheblichen Mitteln aus Frankreich für seine "Kriegsbegeisterung" geschmiert wurde.

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