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Die Geschichte der Halbinsel Krim:
05.11.2012, 22:06
Beitrag: #21
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
(04.11.2012 19:38)Maxdorfer schrieb:  Ich möchte noch einmal WDPGs Serie loben, ein interessanter Einblick in die Lokalgeschichte eines kleinen Gebietes, das oft mit den großen Ereignissen der Geschichte in Berührung kam.

Gerade heute habe ich ein Buch zur Krim in byzantinischer Zeit durchgeblättert - es ist schon interessant, wie die Einflüsse von verschiedenen Seiten aussahen.

Bei dem Buch handelt es sich übrigens um "Archäologie und Geschichte der Krim in byzantinischer Zeit" von Aleksandr Ajbabin.


Danke für den interessanten Literaturtipp und auch danke für dein Lob bezüglich der Serie, freue mich sehr darüber.
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05.11.2012, 22:14
Beitrag: #22
Organisatorisches: Übersicht vom 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts:
(02.11.2012 14:55)WDPG schrieb:  .....Besiegt wurden die Kumanen schließlich von den Mongolen, dazu werde ich später noch einiges Berichten. Zunächst möchte ich aber ein kurze Übersicht über die Zeit zwischen 1200 und 1475 bringen.

Fortsetzung folgt………..

Im 13. Jahrhundert beeinflussten 2 Ereignisse die Gegend entscheidend. Auch hier können wir wieder in Nord- und Südkrim unterscheiden. Man sollte aber auch beachten, das die beiden Teile nicht so stark voneinander abgegrenzt war und sich immer wieder auch Gegenseitig stark beeinflussten.

Der Süden: Wurde vor allem durch den 4. Kreuzzug und seinen Folgen sehr stark beeinflusst. In Folge der Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzritter fand eine Spaltung statt die auch die byzantinischen Gebiete auf der Krim beeinflusste. Genauer berichten werde ich über:

-Das nun zum Kaiserreich von Trapezunt gehörende Chersones
-und über das Fürstentum Theodoro,
-außerdem möchte ich hier kurz über die Höhlen- und Felsenstädte auf der Krim berichten.

-Ein in Folge des 4. Kreuzzugs hinzukommender Machtfaktor auf der Krim waren die Seemächte Italiens Venedig und Genua über deren Rolle ich auch genauer berichten möchte.

Der Norden: Hier fand die Eroberung durch die Mongolen statt, wie es zu dieser kam und die Geschichte der Mongolen in diesem Raum möchte ich ebenfalls behandeln.
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08.11.2012, 15:26
Beitrag: #23
Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  -Das nun zum Kaiserreich von Trapezunt gehörende Chersones
-und über das Fürstentum Theodoro,.......


Trapezunt-Chersones:

Als im Jahr 1204 Konstantinopel von den Kreuzrittern erobert wurde, fielen die Gebiete von Byzanz an der Krim an das Kaiserreich von Trapezunt. Vor allem die Stadt Chersones war ein wichtiges Zentrum dieser Besitzungen.
In den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts gelang es auch den Rum-Seldschuken in Sudak einen Militärstützpunkt anzulegen, von diesem aus versuchten sie auch den Handel aus Chersones zu kontrollieren, was zum Konflikt zwischen den Rum-Seldschukenreich und dem kleinen (den Rum-Seldschuken) tributpflichtigen Kaiserreich von Trapezunt führte. In diesem Konflikt eroberte die Flotte Trapezunts kurzzeitig Sinope, dafür belagerte der Sultan der Rum-Seldschuken die Stadt Trapezunt. Ein Unternehmen das scheiterte und den Sultan sogar in die Gefangenschaft des Komnenkaisers brachte.
Unter Johannes II Komnenos näherten sich das mittlerweile wiederhergestellte Byzanz und Trapezunt wieder an. Statt dem Titel Kaiser der Römer, nannte sich der Kaiser von Trapezunt nun nur noch Kaiser und Despot des gesamten Ostens, Iberiens und der überseeischen Provinzen. Um 1282 herum dürfte Chersones also noch beim Kaiserreich von Trapezunt gewesen sein, denn das waren meines Wissens die erwähnten“ Überseeischen Provinzen“. Entweder Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts dürfte Chersones dann an Genua gefallen sein. Wann genau, darüber fand ich nichts. Ich hatte zuerst 1306 in Verdacht, da es zu diesem Zeitpunkt einen Konflikt zwischen Trapezunt und Genua, das die Stadt schließlich unter Kontrolle bekam, gab. Es dürfte aber früher gewesen sein, denn 1303 ordnete Genua seine Verwaltung neu und Chersones war da bereits in der Hand von Genua. Vielleicht nutzte Genua auch einen Machtkampf zwischen Kaiser Johannes II und Georgien im Jahr 1285 aus um die Stadt unter Kontrolle zu bekommen. Ich weiß aber nicht einmal wirklich ob es Johannes II oder Alexios II war, der die Stadt verlor.

Das man darüber nur schwer was findet könnte darauf hinweisen das Chersones seine einst große Bedeutung schon vor der Übernahme durch Genua verloren hatte, das weiter östlich liegende Kaffa löste Chersones als wichtigster Handelsplatz der Gegend ab (zu Kaffa und Genau komme ich noch). Endgültig zerstört wurde Chersones bei einem mongolischen Einfall Ende des 14. Jahrhunderts. Heute kann man die Ruinen und Überreste von Chersones in einem Freilichtmuseum bewundern. Chersones liegt bei der heute bedeutenden Stadt Sewastopol

Despotat Theodoro:

Im 13. Jahrhundert wurde das Despotat Theodoro (manchmal auch aus westlicher Sicht Fürstentum Theodoro genannt)gegründet. Dieses existierte im Westen der Krim zwischen den Besitzungen der italienischen Seemächte (vor allem Genuas) und den mongolischen Gebieten. Die Bevölkerung bestand aus mehreren Völkern, eine besonders wichtige Völkerschaft in Theodoro dürften die Krimgoten gewesen sein. Kulturell war das Despotat Theodro byzantinisch geprägt. Auch die Dynastie die über das Despotat herrschte kam aus Byzanz. Es handelte sich um die Dynastie der Gabras. Diese besaß im Raum Ostanatolien und Syrien etliche Besitzungen, sie war wohl eine jener Dynastien die sich im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts immer mehr als Großgrundbesitzer hervortaten.
Eine besonders interessante Rolle spielte Theodoro Gabras. Nach der Schlacht von Mantzikert verlor Byzanz große Teile von Anatolien, darunter auch die ostanatolische Stadt Trapezunt, Theodoro Gabras gelang es jedoch die Stadt wieder zurückzuerobern. Später verbuchte er weitere Erfolge gegen die Seldschuken, wurde aber dann gefangengenommen. Als er sich weigerte zu Islam überzutreten wurde er ermordet.
Die Gabras waren auch in der Zeit danach noch die Machthaber in Trapezunt, bis die Komnenenkaiser sie durch Personen aus ihren Reihen ersetzen konnten. Dennoch blieben die Gabras eine bedeutende Dynastie. Diese spaltete sich in mehrere Linien auf, eine Linie hatte im Kaiserreich von Trapezunt großen Einfluss, eine weitere gründete in der Gegend der westlichen Berge der Krim das Fürstentum Theodoro. Aufgrund der Familiengeschichte ist es logisch das man weiterhin eng mit Trapezunt verbunden blieb. Die Gabras betrieben aktive Heiratspolitik und waren mit den Komnenenkaisern von Trapezunt, mit den Palaiologos in Konstantinopel und mit den Fürsten der Moldau verwandt und verbündet.
Die Hauptstadt des kleinen Fürstentums Mangup lag nicht nur gut geschützt sondern auch handelstechnisch gut (auf die Hauptstadt werde ich nochmals kurz zurückkommen).
Mit Avlit verfügte man auch über einen bedeutenden Hafen. So profitierte man auch vom in dieser Zeit blühenden Schwarzmeerhandel.

Wirtschaftlich war das kleine Fürstentum also in einer guten Position, schwerer war diese was die Außenpolitik betrifft, denn so Theodoro hatte immer wieder mit Feinden und starken Nachbarn zu kämpfen. Der Goldenen Horde dürfte man (soweit ich das erkennen konnte) Tribut gezahlt haben, ihre Rolle dürfte sich aber auch eine theoretische Oberhoheit beschränkt haben, groß Eingegriffen in die Politik des Despotats hat man anscheinend nicht. Ein Feind der Probleme machte war Genua mit diesem kam es immer wieder zu Konflikten um die Küstengebiete und daher auch um den sehr wichtigen Meerzugang. Ein anderer Feind war Timur Lenk, der Ende des 14. Jahrhunderts in diesem Gebiet einfiel und eine Spur der Verwüstung hinterließ, scheinbar ist ihm auch Mangup zum Opfer gefallen (etwas was mich sehr wundert, schließlich taten sich sogar die Osmanen gegen die Stadt schwer, wie wir noch sehen werden, näheres dazu habe ich bisher nicht gefunden).
Im 15. Jahrhundert erlebte man vor allem unter Despot Alexios Gabras (1402 bis 1434) eine wirtschaftliche Blütezeit. Doch dann kam eine neue Bedrohung auf, die Osmanen.

Die Bedrohung durch die Osmanen veranlassten den letzten Herrscher von Thedoro Alexander Gabras dazu ein Bündnis mit Stephan den Großen (Fürst der Moldau) einzugehen. Diese Bündnis soll ihm nach einem Putsch, anscheinend sogar den Thron wiederverschafft haben (wobei ich erwähnen möchte das ich mehrere Angaben zu seiner Herrschaft fand). 1475 erschienen die Osmanen auf der Krim. Nachdem sie Kaffa erobert hatten, beschlossen sie auch dem Füstentum Theodoro ein Ende zu bereiten. Doch die Hauptstadt Mangup hielt sich tapfer. Fast ein halbes Jahr lang konnte man den Osmanenen Widerstand entgegenbringen. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt das diese zuvor andere als uneinnehmbar geltende Städte wie Konstantinopel erobert hatten. Im Dezember 1475 blieb der hungerleidenden Stadt schließlich nichts anderes übrig als zu kapitulieren. Die Osmanen rächten sich nun an der widerspenstigen Stadt indem sie, diese zerstörten. Viele Einwohner von Mangup wurden getötet, das Fürstentum hatte aufgehört zu existieren, Despot Alexander wurde gefangengenommen. Stephan der Große hielt zu ihm und versuchte ihn zu befreien, was jedoch nicht gelang. Die Familie Gabras selbst ging nicht unter. Auf dem Balkan existierte ein Linie noch bis ins 17. Jahrhundert hinein und auch in mehrere Adelshäuser Russlands heiratete man hinein.

Theodoro war, so kann man sagen, eines der letzten Überreste von Byzanz gewesen, 1453 ging dieses mit dem Fall von Konstantinopel unter, in den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts folgten Trapezunt und die Morea. Nur Monemvasia in Griechenland hielt sich länger unterstellte sich aber dafür den Mächten des Westens (es fiel erst 1540 an die Osmanen).

Ein Grund warum man sich so lange hielt, war wohl auch das es gar nicht so einfach war die Hauptstadt Mangup einzunehmen. Diese hat aber noch eine andere Besonderheit, bei Mangup handelt es sich um eine der Höhlenstädte auf der Krim, über diese werde ich nun im folgendem Posting näher berichten.


Fortsetzung folgt………….
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08.11.2012, 18:42
Beitrag: #24
RE: Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(08.11.2012 15:26)WDPG schrieb:  nannte sich der Kaiser von Trapezunt nun nur noch Kaiser und Despot des gesamten Ostens, Iberiens und der überseeischen Provinzen.

Du meinst doch sicher dieses Iberien: http://de.wikipedia.org/wiki/Iberien_%28Kaukasien%29

(08.11.2012 15:26)WDPG schrieb:  Dennoch blieben die Gabras eine bedeutende Dynastie. Diese spaltete sich in mehrere Linien auf, eine Linie hatte im Kaiserreich von Trapezunt großen Einfluss, eine weitere gründete in der Gegend der westlichen Berge der Krim das Fürstentum Theodoro. Aufgrund der Familiengeschichte ist es logisch das man weiterhin eng mit Trapezunt verbunden blieb. Die Gabras betrieben aktive Heiratspolitik und waren mit den Komnenenkaisern von Trapezunt, mit den Palaiologos in Konstantinopel und mit den Fürsten der Moldau verwandt und verbündet.

Einerseits interessant, dass sich eine byzantinische Familie über mehrere Ecken und eben über das Fürstentum Theodoro so lange noch erhalten konnte, bemerkenswert aber auch, dass diese frühere Herrscherdynastie mit den neuen Komnenen-Machthabern keine großen Schwierigkeiten hatte, so wie ich das (durch deinen Beitrag) sehe.

Lag das vielleicht daran, dass die Gabras so viel Land besaßen oder so viele Menschen auf ihrer Seite hatten? Aber warum machten sie sich nicht wieder daran, den Thron wiederzuerlangen?
Aus reiner Freundlichkeit? Oder war es wirklich ein (sehr schwer zu erreichendes und seltenes) 50-50-Kräftegleichgewicht zwischen Komnenen und Gabras, sodass beide auf einander angewiesen waren?

Weißt du da mehr?

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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08.11.2012, 22:13
Beitrag: #25
RE: Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(08.11.2012 18:42)Maxdorfer schrieb:  Du meinst doch sicher dieses Iberien: http://de.wikipedia.org/wiki/Iberien_%28Kaukasien%29

Genau so ist es. Iberien sorgt hier immer für starke Verwirrung, da man zuerst auf die Iberische Halbinsel (Spanien, Portugal) denkt und man sich fragt, was Spanien mit dem nordostanatolischen Kaiserreich zu tun hat.

Also: Gemeint ist Iberien im Kaukasus.
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08.11.2012, 22:33
Beitrag: #26
RE: Byzantinisch beeinflusste Gebiete (1204-1475):
(08.11.2012 18:42)Maxdorfer schrieb:  Einerseits interessant, dass sich eine byzantinische Familie über mehrere Ecken und eben über das Fürstentum Theodoro so lange noch erhalten konnte, bemerkenswert aber auch, dass diese frühere Herrscherdynastie mit den neuen Komnenen-Machthabern keine großen Schwierigkeiten hatte, so wie ich das (durch deinen Beitrag) sehe....

Sehr interessante und schwer zu beantworten ist deine Frage nach dem Verhältnis zwischen Komnenen und Gabras.

Auf der Krim: Über die Frühzeit des kleinen Despotats ist wenig bekannt, also auch über die Gründung von diesem. Ich vermute das dieses großteils auf einem Gebiet lag, das vorher unter der Herrschaft oder zumindest unter dem Einfluss von Byzanz lag. Wann die Gabras genau dort Herrscher wurden und wie das vonstatten ging dürfte auch nicht ganz klar sein (da gäbe es auch mehrere Möglichkeiten). Wie man genau zu den Komnenen stand ist wohl auch nicht ganz klar, man dürfte aber versucht haben einen Ausgleich mit diesen zu erreichen, auch mit der Gründung von Verwandtschaftsverhältnissen.
Soo lange hatte ja Trapezunt nicht mehr über Chersones geherrscht, dann fiel es an Genua, zu dem man wie erwähnt kein so gutes Verhältnis hatte. Von Vorteil war ein gutes Verhältnis mit Trapezunt wohl auch für den Handel.

In Trapezunt: Das Kaiserreich von Trapezunt wurde zwar beherrscht von den Komnenenkaisern, aber es beherbergte auch mehrere Vasallen, die zeitweise relativ viel Macht hatten. Die Gabras dürften da wohl zu den stärkeren gehört haben. Anfangs waren die Komnenen wohl auch durch Hilfe aus Georgien überlegen, später im Bürgerkrieg war es zwar schon relativ fix, das die Komnenen den Herrscher stellten, aber die Vasallen versuchten ihren Kandidaten auf den Thron zu bringen, da waren die Gabras wohl auch beteiligt.

In der Zeit von Byzanz: War die Zentrale in Konstantinopel erst nach längerer Zeit stark genug um sich in Trapezunt gegenüber den Gabras durchzusetzen, diese Stärke blieb wohl einige Zeit erhalten. Die Hilfe aus Georgien wird wohl dafür entscheidend gewesen sein, das sich in diesem Gebiet die Komnenen durchsetzten.
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09.11.2012, 13:14
Beitrag: #27
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Zweifelfrei ist es sehr wichtig zu klären, ob Konstantinopel stark genug war, sich in Trapsunt gegenüber den Gabras durchzusetzen und wie lange diese Machtposition dauerte. Genau diese Frage hat mich immer schon ungemein interessiert, zumal es über diese Konstellation kaum Bücher gibt.

Ich will mich nun wieder einer etwas profaneren Sache widmen, dem Pionierlager ARTEK auf der Krim, an der Südküste in der Nähe des Ortes Gursuf (heute Hursuf)

In den 30 Jahren wurde von der damaligen SU NUR FÜR KINDER ein Ferienlager initiert.
Hier eine kleine Einstimmung:

http://de.suuk.su

Im Vordergrund stand WENIGER die Erziehung zu einem sozialistisch denkenden Menschen sondern der Gedanke der Erholung , wobei unter Erholung nicht träges faulenzen (wie am Strand von Malle oder Domrep - wo und was das immer sein mag - ) gemeint war, sondern aktive Betätigung unter fachlich geschulten Pädagogen, Wanderungen, Segeln, Exkursionen in das Höhlensystem der Krim .

Die Freistellung zu einem Ferienaufenthalt bekamen nur besonders gute und ausgewählte Schüler, dieses auch als Ehre und Auszeichnung empfunden wurde.
Ferner gab es auch Delegationen von Kombinaten, dieses z.B. an die heutigen Ferienlager von Staatsbetrieben an der italienischen Adria erinnert.
So kamen aus allen sozialistischen Ländern, auch aus der DDR Schülergruppen auf die Krim, zum Kennenlernen, zur Vertiefung der Sprachkenntnisse und überhaupt....

Nach dem Ende der SU wurde das Ferienlager durch den ukrainischen Staat weitergeführt, jedoch mit weniger Erfolg. Anfangs noch als Ferienlager für die Kinder reicher Russen und Ukrainer, und sicher auch zum Knüpfen zukünftiger , wichtiger Freundschaften, denn billig war die Angelegenheit nicht: 3 Wochen kosteten vor 8 jahren noch rd. 1.500 Euro, Gäste aus Deutschland sind besonders willkommen.

Dennoch ist vor dem Geist des Lagers unbedingt zu warnen, weil gefährlich. Für Jugendliche besteht die Gefahr, ohne die durch Medien und die Eltern indoktrinierten Vorurteile über die ehemalige SU und der dortigen Menschen wieder zurück zu kommen und nun Freunde zu haben, die nicht ganz im Sinne vieler Eltern sind.
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10.11.2012, 15:05
Beitrag: #28
Felsen- bzw. Höhlenstädte auf der Krim:
(08.11.2012 15:26)WDPG schrieb:  Ein Grund warum man sich so lange hielt, war wohl auch das es gar nicht so einfach war die Hauptstadt Mangup einzunehmen. Diese hat aber noch eine andere Besonderheit, bei Mangup handelt es sich um eine der Höhlenstädte auf der Krim, über diese werde ich nun im folgendem Posting näher berichten.


Fortsetzung folgt………….

Im Gebirge der Krim befinden sich die sogenannten Höhlenstädte. Dieser Name führt einem etwas in die irre, denn die Stadtbewohner lebten in der Regel nicht in Höhlen, sondern in Häusern. Die Höhlen wurden als Kirchen, Vorratsräume usw. genutzt. Ausgenutzt wurden hier also hauptsächlich die vorhandenen geographischen Gegebenheiten.

Eine der bedeutendsten Höhlen bzw. Felsenstädte war Eski-Kermen, die im 6. Jahrhundert gegründete Stadt bietete Schutz für tausende Bewohner. Es verfügte über starke Verteidigungsanlagen, die Vorratsräume in den Höhlen erlaubten die Speicherung von großen Getreidemengen und auch die Wasserversorgung war gesichert. Aber Eski-Kermen war nicht nur ein Zufluchtsort, sondern auch Handelstechnisch von Bedeutung. Eine bedeutende Handelsroute zwischen Chersones und den Steppen im Norden lief durch die Gegend der Stadt, wovon diese natürlich profitierte. Im 8. Jahrhundert zerstörten Chasaren die Befestigungsanlagen der Stadt. Wirtschaftlich blieb sie noch länger bedeutend. Erst im 13. Jahrhundert verlor Eski-Kermen endgültig seine Bedeutung.

Diese ging an Mangup über. Diese Stadt wurde im 6. Jahrhundert gegründet. Im 13. Jahrhundert erlebte Mangup einen Aufstieg. Ein Grund war der Bedeutungsverlust von Eski-Kermen, einen weiterer die Gründung des Despotat Theodoro. Theodoro wurde in der Zeit des Despotats auch die Stadt genannt. Auch sie war eine Höhlenstadt und auch sie lag wie Eski-Kermen an einer bedeutenden Handelsstraße und verfügte über schwer einnehmbare Verteidigungsanlagen, etwas was sehr wichtig war, denn Feinde hatte das kleine Fürstentum etliche, darunter die Mongolen, die Genuesen und später die Osmanen. Wie ich bereits geschrieben habe, war es für die Osmanen extrem schwer die Stadt zu erobern, was Mangups stärke zeigt.

Eine weitere bedeutende Höhlenstadt war das jüdisch besiedelte Cufut-Kale. Heute sind die Höhlenstädte nicht mehr wirklich besiedelt. Mangup diente einige Zeit Aussteigern als Besiedlungsort, etwas was in den letzten Jahren aber nachgelassen hat. Aussteiger, die Mangup das ganze Jahr über besiedeln gibt es kaum noch.
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10.11.2012, 16:17
Beitrag: #29
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Aufmerksame beobachten werden vielleicht bemerkt haben, dass Mangup auch die Hauptstadt des Krimgotenreichs war, damals hieß sie Doros. Für mich stellte sich beim Schreiben die Frage ob es nicht eher Eski-Kermen war die da Hauptstadt war, es erlebt früher seine Blüte und wurde wie die Krimgotenhauptstadt von den Chasaren erobert. Ist aber nur eine Frage die ich mir da persönlich gestellt habe, weiß nicht einmal ob es das wissenschaftliche Überlegungen in die Richtung gibt.
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12.11.2012, 20:54
Beitrag: #30
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
(09.11.2012 13:14)krasnaja schrieb:  Zweifelfrei ist es sehr wichtig zu klären, ob Konstantinopel stark genug war, sich in Trapsunt gegenüber den Gabras durchzusetzen und wie lange diese Machtposition dauerte. Genau diese Frage hat mich immer schon ungemein interessiert, zumal es über diese Konstellation kaum Bücher gibt.

Das Konstantinopel unter den Komnenen Trapezunt nicht gleich wieder unter Kontrolle bekam, erscheint mir gar nicht so unlogisch.

Vor allem unter Alexios I Komnenos hatte man etliche dringlichere Probleme. Warum sollte man sich mit einer Stadt fern im Osten beschäftigen, wenn man mit existenziellen Bedrohungen zu kämpfen hat?

In diesem Fall erscheint es mir nur sinnvoll, die Gabras einfach dort an die Macht zu lassen wo sie sind, sie eventuell mit Heiratspolitik ins "System der Komnenen" einzubinden und nicht mehr. Das ist auch eine Politik die gar nicht mal so untypisch für die Komnenen war, sie bekämpften ihre Konkurrenzdynastien oft gar nicht, sondern holten sie einfach ins Boot der Staatsfürung (oft auch mit der Knüpfung von Verwandtschaften), bestes Beispiel hier sind die Dukai.

Das sich die Gabras widerum nicht an Konstantinopel ranwagten ist klar, sie wären wohl zu schwach gewesen. Die Komnenen die ja vor allem in der Zeit von Alexios I, Johannes II und Manuel I starke/ oft sehr fähige Kaiser stellten hätten wohl nur wenige gerne gegen die Gabras ausgetauscht, da wäre wohl kaum Rückhalt da gewesen.

Eine Chance Trapezunt zurück zu bekommen, hätten die Gabras wohl eher um 1204 gehabt, da spielten wohl 3 Faktoren eine Rolle, erstens ist es die Frage ob es nicht manchmal leichter ist zu den mächtigsten und reichsten Dynastien eines Reichs zu gehören, als es zu regieren, zweitnes waren die Komnenen einfach die Namhaftere Dynastie und drittens hatten sie Anfangs starke Unerstützung aus Georgien (das in dieser Zeit eine Blüte erlebte).

Frage an dich: Du hast die Krim ja schon bereist, hast du die Felsenstädte auch schon mal gesehen, wenn ja, wie war dein Eindruck?
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15.11.2012, 12:03
Beitrag: #31
Die italienischen Seestädte und ihre Kolonien in der Gegend der Krim:
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  -Ein in Folge des 4. Kreuzzugs hinzukommender Machtfaktor auf der Krim waren die Seemächte Italiens Venedig und Genua über deren Rolle ich auch genauer berichten möchte.

Bis zum Jahr 1204 kontrollierte Byzanz den Handel zwischen Europa und dem Schwarzen Meer. Das änderte sich mit dem 4. Kreuzzug. Nun drang Venedig in den Schwarzmeerraum ein, doch die Händler Venedigs waren dieser neuen Handelsroute gegenüber skeptisch und verließen sich weiterhin mehr auf die bewährten Mittelmeerhandelsrouten. 1261 mit der Eroberung von Konstantinopel durch Nikea, das mit Genua verbündet war drang nun auch Genua in die Gegend des Schwarzen Meeres und damit auch auf die Halbinsel Krim ein. Das Genua hier aktiver war, ist auch damit zu erklären, dass durch die Entstehung des Mongolenreichs mittlerweile sehr bedeutende Handelswege zugänglich wurden.

Im Jahr 1266 erwarb Genua die Stadt Kaffa, das zu einem extrem bedeutenden Handelsknotenpunkt ausgebaut wurde. Gehandelt wurden hier zahlreiche Waren. Auch auf die unter den Mongolen sehr bedeutenden Fernhandelswegen kam man hier, außerdem florierte der Sklavenhandel.

Der Erfolg von Genua in dieser Gegend rief nun auch die Konkurrenz auf den Plan, Venedig hatte in Soldaia (Sudak), nicht allzu weit weg von Kaffa einen Stützpunkt an. Soldaia erlangte nie die Bedeutung die Kaffa hatte. Für beide Seemächte war nicht nur der Konkurrenzkampf gegeneinander, sondern auch die Gunst des Mongolenkhans (Khan der Goldenen Horde) von enormer Bedeutung. Nachdem im Jahr 1328 Soldaia von einer Horde Mongolen (die nicht vom Khan kontrolliert wurde) zerstört worden ist, bat Venedig Usbek Khan (Khan der Goldenen Horde) darum einen Handelsstützpunkt in Tana aufmachen zu dürfen, diese erhielt man schließlich. Tana liegt im Norden genau an der Spitze des Asowschen Meeres, das nördlich der Straße von Kerch liegt. Dieses Meer lag den Venezianern vom seefahrttechnischen gut und der Stützpunkt war optimal für den Handel mit den Mongolen, aber auch für den mit den russischen Fürstentümern.

Genua war vom neuen Stützpunkt der Konkurrenz wohl alles andere als begeistert. Zwischen den beiden kam es immer wieder zu Konflikten. Im Großen und Ganzen kann man diesen im Schwarzen Meer so beschreiben: Genua hatte hier die Vormacht, Venedig versuchte immer wieder aufzuholen, was Genua dazu bewegte alles zu tun um die Venezianer aus der Gegend zu drängen.

Von Tana aus konnte Venedig zwar große Gewinne erwirtschaften, aber einen Nachteil hatte der Stützpunkt. Man war sehr stark von der Gunst des Khans abhängig. Das wirkte sich verheerend aus als Zanibek Khan (der Nachfolger Usbek Khan) aufgrund von Konflikten beschloss dem Stützpunkt ein Ende zu machen. Venedigs kaum befestigter Stützpunkt hatte dem nicht viel entgegenzusetzen, ein Bündnis zwischen den beiden italienischen Seemächten schlug Genua aus. Tana fiel nun an die Mongolen.
Schon kurz danach griff Zanibek auch den genuesischen Stützpunkt Kaffa an. Kaffa spielte aber in mehreren Bereichen in einer ganz anderen Liga, denn es war nicht nur ein bedeutender Handelsstützpunkt, sondern auch eine sehr gut befestigte Stadt. Und auch eine sehr große, sie soll ca. 70.000 Einwohner gehabt haben. Beachtliche Ausmaße für eine Stadt damals, sehr viel größer ist die Stadt die sich heute Feodossija genannt auch heute nicht.

Die Belagerung, die im Jahr 1343 und 1344 stattfand scheiterte, auch an der flottentechnischen Überlegenheit der beiden Seemächte, die dieses mal kooperierten.
Doch schon kurz darauf versuchte Zanibek erneut Kaffa einzunehmen. Diese Belagerung wurde zu einem Ereignis das auch weltgeschichtliche Bedeutung bekam. Im Heer der Mongolen brach eine Seuche aus. Die Mongolen warfen, die Leichen mit der Hilfe von Katapulten in die belagerte Stadt um die Bewohner dieser auch mit der Seuche anzustecken. Doch die Seuche verbreitete sich noch weiter, Schiffe aus Kaffa brachten sie nach Europa, wo sie sich verheerend auswirkte und als der „Schwarze Tod“ in die Geschichte einging.
Die Geschichte darüber das die Pest so nach Europa kam, ist zumindest sehr bekannt und dürfte auch stimmen, ein bisschen bezweifle ich schon das es nur dieses Ereignis war, das die Pest nach Europa brachte. Ich vermute mal da gab es noch weitere Wege.

Kaffa blieb weiter in der Hand der Genuesen, im Jahr 1347 holte sich auch Venedig von Zanibek wieder die Genehmigung in Tana einen Handelsstützpunkt zu führen. Nun entflammte der Konflikt der beiden Seemächte erneute. Auch in die Kriege der beiden wurde das Gebiet der Krim immer wieder hineingezogen. Ziel Genuas war es die venizanischen Schiffe nicht mehr nach Tana gelangen zu lassen. Ein Mittel dazu war es wohl die Straße von Kerch zu sperren, was wohl nicht ganz gelang.

Beide Orte blieben wirtschaftlich von sehr großer Bedeutung. Nachhaltig geschädigt wurde die Gegend durch den Einfall von Timur Lenk Ende des 14. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert gab es mehrere Faktoren die, die für einen längerfristigen wirtschaftlichen Abschwung der Gegend sorgten. Aufstände der heimischen Bevölkerung, der Niedergang des Mongolenreichs und damit der Abstieg der Handelsrouten in Asien, sowie der Aufstieg anderer Handelsrouten sorgten für einen Bedeutungsverlust der Gegend (zumindest für die beiden Seemächte). Dazu kam noch der Aufstieg der Osmanen. Die Einnahme von Konstantinopel im Jahr 1453 machte den Handel im Schwarzmeerraum für die beiden italienischen Seemächte viel schwerer. Kaffa musste bereits 1455 den Osmanen Tribut zahlen, 1475 wurde Kaffa von den Krimtataren und den mit ihnen verbündeten Osmanen erobert.
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19.11.2012, 23:30
Beitrag: #32
Exkurs: Kurzübersicht über Genuas Kolonialreich:
(15.11.2012 12:03)WDPG schrieb:  Im Jahr 1266 erwarb Genua die Stadt Kaffa, das zu einem extrem bedeutenden Handelsknotenpunkt ausgebaut wurde. Gehandelt wurden hier zahlreiche Waren. Auch auf die unter den Mongolen sehr bedeutenden Fernhandelswegen kam man hier, außerdem florierte der Sklavenhandel.......


Das Kaffa eine sehr bedeutende Kolonie Genuas war, möchte ich dazu nutzen in einem Exkurs einmal das Kolonialreich Genuas kurz etwas zu beleuchten. Dieses war sehr bedeutend, ist aber bei weitem nicht so bekannt, wie das von Venedig.

Im Westen: Wohl stärker als die Konkurrenz aus Venedig war Genua im Westen des Mittelmeeres präsent. Sardinien gewann man ursprünglich im Bündnis mit Pisa. Schließlich kam es zum Kampf der beiden, Genua gewann Sardinien für sich alleine, verlor es aber bald wieder an Aragon. Korsika gewann man im Konflikt mit Pisa. Den Konflikt mit Aragon bestand man hier. Auf die Geschichte Spaniens hatte Genua immer wieder großen Einfluss, Stützpunkte baute man schon in der Zeit während der Rückeroberung durch die königreiche aus dem Norden auf. Später stieg der Einfluss noch viel stärker.

Im Schwarzmeerbereich: Der Schwarzmeerraum bot viele Produkte mit denen man handeln konnte an. Sklaven und Produkte aus dem Fernhandel waren hier Handelsgüter. Getreide gab es in der Gegend in großer Menge, auch ein sehr bedeutendes Handelsprodukt.
Ein wichtiger Stützpunkt hier war Galata. Dieses liegt gegenüber von Konstantinopel, zwischen dem befestigten Stützpunkt Galata und Konstantinopel lag das Goldene Horn, eine Meeresbucht. Galata war für Byzanz sehr wichtig z.B. für die Abriegelung des Goldenen Horns. Im 13. Jahrhundert erhielt Genua diesen Stützpunkt, der sozusagen das Tor zum Schwarzen Meer darstellte. Stützpunkte hatte man in mehreren Städte, darunter in Trapezunt. Wie wir bereits gesehen haben war Kaffa auf der Krim ein äußerst bedeutender Stützpunkt unter genuesischer Herrschaft, von hier aus wurden auch andere Städte auf der Krim die unter genuesischer Herrschaft standen verwaltet.

Andere Gebiete im östlichen Mittelmeer: Wie Venedig auch verfügte Genua über mehrere Stützpunkte im Bereich der Kreuzritterstaaten. In der Ägäis standen mehrere Inseln unter der Herrschaft Genuas. Auch die Insel Zypern stand eine Zeit lang unter der Herrschaft von Genua.

Es gibt sicherlich noch etliche Stützpunkte die zu Genua gehört haben, möchte mit der obrigen Aufzählung auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellen, sondern nur eine kurze Übersicht schaffen.

Der Staat Genua selbst war intern nicht so stark wie Venedig, es waren eher die mächtigsten Familien, die Genuas Wirtschaft und Seemacht antrieben und stark machten.

Möchte hier noch eine kurze Übersicht über die Spätzeit des genuesischen Kolonien schaffen.

Ab dem 15. Jahrhundert wurden zahlreiche Besitzungen von der genuesischen Bank of St. Georg verwaltet. Den Fall der Kolonien im Osten an die Osmanen konnte man nicht verhindern, schon kurz nach dem Fall von Konstantinopel 1453 war es auch mit der selbstständigkeit der Kolonie Galata vorbei-sie wurde zu einem Teil des Osmanischen Reichs, 1475 fiel auch Kaffa.

Eine bedeutende Kolonie die sich lange Zeit hielt war die Insel Chios die bis 1566 zu Genua gehörte, von hier aus wurde vor allem das Wertvolle Mastix (Harz von Pistazienbäumen) gehandelt, es war aber auch eine wichtige Stadtion für die Koordinierung des Fernhandels.

Am längsten hielt man Korsika, das erst 1755 unabhängig wurde. Später verkaufte Genua seine Rechte an der Insel noch an Frankreich (1768). Sehr bedeutend war Genua, wie bereits oben erwähnt für Spanien, hier agierte man als Bankier und Finanzier und war im 16. Jahrhundert und Anfang des 17. Jahrhunderts in dieser Hinsicht noch einmal eine extrem bedeutende Macht, bis sich dieses Verhältnis der beiden Staaten schließlich löste.
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19.11.2012, 23:38
Beitrag: #33
RE: Die Geschichte der Halbinsel Krim:
Ein paar Hinweise noch zum Thema "italienische Seerepubliken", habe mich mit diesem Thema im Sommer wieder mal etwas näher auseinandergesetzt und bin wieder mal zur Erkentniss gekommen, das es ein sehr komplexes und interessantes Thema ist.

Das man über Genua, seine Rolle bezüglich Spanien und auch über seine Kolonien wohl noch etliches bringen könnte ist mir klar, soll aber nur ein kurzabschnitt sein (mehr würde den Rahmen sprengen).

Noch ein weiterer Hinweis über Venedigs Stützpunkt Soldaia, über dessen bedeutung habe ich verschiedene Angaben gelesen-ein arabischer Gelehrter soll es sogar zu den größten Häfen der Welt gezählt haben. Also fast das Gegenteil der vorhergenden Darstellung. Ich persönlich denke aber eher das die Darstellung nach der Soldaia bei weitem nicht so bedeutend war wie Kaffa stimmt, warum sonst hätte Venedig den Posten nach der Zerstörung gleich aufgegeben-Tana scheint auch rentabler gewesen zu sein. Vielleicht hat er das Ganze ja mit Kaffa verwechselt, denn da war die Stadt alleine schon für damalige Verhältnisse gigantisch.
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20.11.2012, 20:47
Beitrag: #34
Mongolenherrschaft – Goldene Horde:
(05.11.2012 22:14)WDPG schrieb:  Besiegt wurden die Kumanen schließlich von den Mongolen, dazu werde ich später noch einiges Berichten.


Der Norden: Hier fand die Eroberung durch die Mongolen statt, wie es zu dieser kam und die Geschichte der Mongolen in diesem Raum möchte ich ebenfalls behandeln.

Ich beginne die Geschichte etwas weiter im Osten, als Dschinghis Khan sein Reich vereinte und dann weitere Gebiete eroberte, stieß er auf ein weiteres Großreich, das des Choresm-Schah (mehr über dieses könnte ihr in meiner Serie zur Persischen Geschichte lesen) unter Muhammed II. Dieses Reich hatte einst das Seldschukenreich in Persien abgelöst. Anscheinend war es der Choresm-Shah der den Krieg mit den Mongolen begann. Muhammad II setzte auf die falsche Taktik und sein Reich erwies sich als instabil. Nachdem die Mongolen immer wieder vordrangen, blieb ihm nur noch die Flucht. Die Mongolen unter den bedeutenden Oberbefehlshabern Dschebe und Subutai nahmen die Verfolgung auf, Muhammad II starb auf der Flucht auf einer Insel im Kaspischen Meer, sein Sohn Dschelal Al-Adin versuchte das Reich seines Vaters zu retten, eine sehr interessante Geschichte, ich möchte mich nun aber mehr auf den Teil der auch die Krim betrifft konzentrieren.

Die Armee von Dschebe und Subutai machte nach dem Ableben Muhammeds II nicht halt, sie zog weiter in den Nordwesten, durch das Kaukasusgebiet und kam schließlich in die russische Steppe. Dort traf man auf die Ansässigen Kumanen. Anfangs versuchte man weiterzuziehen ohne einen Krieg der beiden Steppenvölker zu riskieren, was aber nicht lange funktionierte. Es kam zum Krieg. Auf der einen Seite standen nun die Kumanen, die sich mit den russischen Fürsten verbündeten und auf der anderen Seite die Armee der Mongolen. An der Kalka wurde die Kumanisch-Russische Armee schließlich besiegt. Kurzfristig gesehen hatte dieser Sieg kaum Auswirkungen, denn die Mongolen zogen schon bald wieder ab, auf ihren Rückzug begaben sie sich auch auf die Halbinsel Krim, die sie plünderten (nur eines von 2 kriegerischen Ereignissen auf der Halbinsel zu dieser Zeit, denn im Süden tobte gerade der Konflikt zwischen Trapezunt und den Rum-Seldschuken).

Langfristig hatte der Zug der Mongolen aber schon Folgen, er zeigte die Überlegenheit der Mongolen. Es dauerte nicht allzu lange bis sie, unter Batu Khan wieder in die Gegend kamen. Batu Khan besiegte die russischen Fürstentümer und rang auf die Kumanen nieder. Damit fiel auf das Gebiet der (nördlichen) Krim an die Mongolen.

Batus Linie wurde kurz nach seinem Ableben durch Batus Halbbruder Berke gestürzt. Nach dem Tod von Berke Khan 1267 kam mit Möngke Timur wieder jemand aus Batus Linie auf den Thron. In dieser hatte vor allem die Wolgagegend eine sehr wichtige wirtschaftliche Bedeutung, aber auch die Gegend der Krim würde ich nicht ganz unterschätzen. Das diese bedeutend war, zeigt sich auf nach Möngke Timurs Zeit, als im Reich der Goldenen Horde Machtkämpfe ausbrachen. Ein Mann der sich in dieser Zeit hervorspielte war Nogai-Khan, sein Machtzentrum von dem er teils sehr unabhängig, teils aber auch sehr bestimmend in die Belange der Goldenen Horde hinein regiert, war die Krim. Nogai-Khan tat sich einst unter Berke und Möngke Timur als bedeutender Feldherr hervor. Einige Zeit gehörte er zu den bedeutendsten Persönlichkeiten im Reich der Goldenen Horde, ein Konflikt mit dem legitimer Khan Tokta beendete schließlich seine Machtposition, Nogai wurde besiegt und auf der Flucht ermordet. Tokta konnte die alte Macht der Khane der Goldenen Horde wieder herstellen. Auch auf der Krim war er aktiv, genauer genommen gegen Genuas Besitzungen, konnte sich aber anscheinend nicht durchsetzten.

Auf Tokta der Ende 13. Jahrhundert, Anfang 14. Jahrhundert regierte folgte der bereits in der Geschichte der italienischen Seemächte erwähnte Usbek Khan. Dieser regierte 30 Jahre lang die Goldene Horde, wie bereits erwähnt überlies er den Venezianern Tana als Stützpunkt. Usbeks Sohn Zanibek ging wie wir bereits gesehen haben, gegenüber den italienischen Seemächten sehr aggressiv vor, was auch eine Zeit lang Handelsblockaden zur Folge hatten.
Zanibek war insgesamt ein sehr aktiver Herrscher, der jedoch mit zunehmenden Problemen zu kämpfen hatte, eines davon war die Pest in seinem Reich. Auf Zanibek folgt sein Sohn Berdi-Beg, der jedoch schon bald seinen Thron wieder verlor. Innerhalb von kurzer Zeit verfiel die Goldene Horde immer mehr in unübersichtliche Machtkämpfe. Emir Mamai war ein Gewinner dieser wirren Situation, er bekam eine sehr große Machtstellung innerhalb der Goldenen Horde, zu seiner Machtbasis gehörte die Halbinsel Krim, was wieder mal zeigt wie wichtig das kleine Gebiet war. Besiegt wurde Mamai schließlich von Moskau und später von Toktamisch, der mit Timur Lenk verbündet war. Er floh zu den Genuesen auf der Krim und wurde von diesen ermordet. Toktamisch vereinigte die Goldene Horde erneut, bald kam es jedoch zum Kampf zwischen Timur und ihm, ein Kampf der sich auch auf der Krim abspielte und die Halbinsel so schwer in Mitleidenschaft zog, das er sie nachhaltig wirtschaftlich schwächte.

Toktamisch verlor im Konflikt mit Timur Lenk und damit seinen Thron, dafür stieg der Stern eines anderen Mannes, Edigü. Edigü war ein mächtiger Emir (auch bei ihm habe ich die Vermutung das die Krim für ihn eine bedeutende Machtbasis, war, schließlich war sie führ ihn ein Rückzugsgebiet), der die wahre Macht in der Goldenen Horde hatte, während die Khane meist nicht sehr lange regierte. Die Goldene Horde wurde von vielen Seiten bedrängt und zeigte starke Verfallserscheinungen an. Nachdem Edigü verstorben war und Toktamisch Söhne, die mit der Hilfe Litauens auf den Thron gekommen waren ihre Macht verloren, setztes sich Ulug Mehmed durch. Unter ihm löste sich das Reich endgültig in mehrere Gebiete auf.

Fortsetzung folgt………….
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26.11.2012, 23:08
Beitrag: #35
Das Khanat der Krim im 15. und 16. Jahrhundert:
(20.11.2012 20:47)WDPG schrieb:  [ Nachdem Edigü verstorben war und Toktamisch Söhne, die mit der Hilfe Litauens auf den Thron gekommen waren ihre Macht verloren, setztes sich Ulug Mehmed durch. Unter ihm löste sich das Reich endgültig in mehrere Gebiete auf.

Fortsetzung folgt………….


Im 15. Jahrhundert:

In der Herrschaftszeit von Ulug Mehmed brach das Reich der Goldenen Horde immer mehr auseinander. Die Krim wurde schon unter Devlet Berdi (20er Jahre des 15. Jahrhunderts) selbstständig.

Endgültig zu einem beständigen von der Goldenen Horde unabhängigen Reich wurde das Khanat der Krim unter Haci I Giray. Unterstützt wurden die Unabhängigkeitsbestrebungen durch Polen und Litauen. Die Giray führten ihre Herkunft auf Dschingis Khan zurück, sie waren fortan für lange Zeit Herrscher über die Krim.

Um sich gegen andere Thronanwärter durchzusetzen und um Kaffa, sowie das Fürstentum Theodoro unter Kontrolle zu bringen holte sich Mengli I Giray (Sohn und Nachfolger von Haci I Giray) die Hilfe der Osmanen. Gemeinsam agierte man extrem erfolgreich, wie bereits berichtet brachte man sowohl die Besitzungen der italienischen Seemächte in Besitz, wie auch das beständige byzantinisch geprägte Fürstentum, ich würde sogar sagen das man ohne die Bindung an die Osmanen nicht so beständig gewesen wäre, wie es das Khanat der Krim war. Doch das Bündnis mit den Osmanen hatte für Mengli I Giray und seine Nachfolger auch einen hohen Preis. Der Khan der Krim wurde Vasall der Osmanen, diese erhielten etliche Rechte, etwa das Recht den Khan durch einen anderen aus der Familie der Giray auszutauschen. Außerdem brachte das Bündnis den Osmanen auf eine Provinz im Süden der Halbinsel ein. Die Hauptstadt von dieser war Kaffa, das außerdem noch zu einem für die Osmanen sehr bedeutenden Sklavenmarkt wurde.

Im 16. Jahrhundert:

Unter Sahib I Giray dem Nachfolger Menglis I Giray erlebte Bachtschyssaraj einen enormen Bedeutungsaufschwung. Diese Stadt wurde zur Residenzstadt der Krimkhane.

Im Jahr 1502 gelang den Krimkhanen ein sehr bedeutender Sieg, konnte man die sogenannte Große Horde (Nachfolger der Goldenen Horde) vernichtend zu schlagen und auch die Hauptstadt Sarai zu erobern (anscheinend waren die Krimtataren dabei mit Iwan III verbündet). Nun sahen sich die Khane auf der Krim, dazu berufen die Mongolen der russischen Steppe unter sich zu vereinigen, wie einst die Goldene Horde. Das brachte sie in Konflikt mit Russland, denn die Herrscher Moskaus strebten danach ihr Gebiet Richtung Süden zu erweitern um ans Kaspische und Schwarze Meer zu gelangen.

Dieser Interessenskonflikt führte zu zahlreichen, teils sehr wechselvollen Kämpfen. Ein Höhepunkt der Erfolge der Krimtataren war die Eroberung Moskaus im Jahr 1571, aber so gefährlich die Krimtataren waren, schließlich setzten sich die Heeres des Krimkhans nie wirklich durch.

Ein Khan der besonders viele Kriegszüge gegen Russland führte war Devlet I Giray, als er im Jahr 1577 verstarb folgte sein Sohn Mehmed II Giray ihm nach. Mehmed II Giray versuchte sich von den Osmanen zu lösen, konnte gegen diese sogar ein paar Erfolge erzielen. Doch die Osmanen konnten schließlich für die Absetzung von Mehmed II Giray sorgen, er wurde durch Islam I Giray ersetzt, der den Osmanen wieder treuer Vasall war. Ende des 16. Jahrhunderts schlossen die Krimtataren Frieden mit Russland, dabei verzichteten sie auf die Eroberung anderer Khanate (mit dem Ziel die Mongolen unter sich zu vereinigen war damit Schluss).

Zu Polen-Litauen hatte man ein wechselvolles Verhältnis, teils war Polen-Litauen ein bedeutender Verbündeter gegen Russland, teils auch ein wichtiger Gegner. Die Kriegstaktik der Krimtataren war übrigens der, der Mongolen sehr ähnlich. Der „Schreckensfaktor“ war sehr hoch, eine wirkungsvolle Gegentaktik war der Einsatz von starken Feuerwaffen und der Bau von Festungen.

Fortsetzung folgt…………..
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02.12.2012, 00:00
Beitrag: #36
Das Khanat der Krim im 17. Jahrhundert:
(26.11.2012 23:08)WDPG schrieb:  Zu Polen-Litauen hatte man ein wechselvolles Verhältnis, teils war Polen-Litauen ein bedeutender Verbündeter gegen Russland, teils auch ein wichtiger Gegner. Die Kriegstaktik der Krimtataren war übrigens der, der Mongolen sehr ähnlich. Der „Schreckensfaktor“ war sehr hoch, eine wirkungsvolle Gegentaktik war der Einsatz von starken Feuerwaffen und der Bau von Festungen.

Fortsetzung folgt…………..

Im 17. Jahrhundert versuchte Khan Mehmed III Giray eine interne Krise im Osmanenreich zu nutzen um von den Osmanen loszukommen. Das führte zum Krieg: Die Osmanen verbündeten sich mit der Nogaier-Horde und besiegten die mit den Kosaken verbündeten Krimtataren. Bachtschyssaraj wurde erobert, der Khan musste fliehen und ein neuer den Osmanen treuerer Khan wurde eingesetzt.

Im 17. Jahrhundert waren die Krimtataren mit ständigen Kriegen beschäftigt. Diese wurden mit mehreren Völkern und Reichen ausgetragen, die häufig zuerst Feinde, dann Verbündete waren und umgekehrt. Beteiligte Völker waren hier unter anderem, die bereits erwähnte Nogaier Horde, die Kossaken, die unter polnischen Einfluss stehenden Saporoscher Kosaken, die Kalmücken und auch Polen. Russland blieb für einige Zeit, aufgrund von inneren Unruhen als bedrohlicher Feind aus.
Ein Beispiel für die wechselhafte Politik der Krimtataren war ihre Beziehung zu Polen. Immer wieder fiel man in Polnisches Gebiet ein, im Bündnis mit den Kosaken brachte man den Polen Mitte des 17. Jahrhunderts eine empfindliche Niederlage bei, dann aber war man wiederum bedeutender Bündnispartner, gegen die Kosaken, mit denen man vorher verbündet war und auch gegen die Schweden.

Dafür warum man so eine wechselhafte Politik betrieb gab es wohl mehrere Gründe, man versuchte sich wohl einerseits seine Unabhängigkeit zu bewahren und andererseits Beute zu machen. Beute auch in Form von Sklaven, die man dann an die Osmanen weiterverkaufte. Neben Sklaven versorgte man die Osmanen auch noch mit bedeutenden Handelswaren wie Fisch oder Salz.

Insgesamt hatte man zu den Osmanen ein sehr wechselhaftes Verhältnis. Einerseits gab es immer wieder die Versuche möglichst unabhängig von diesen zu sein, andererseits profitierte man auch vom Vasallenverhältnis zu den Osmanen. Einerseits aufgrund der bereits erwähnten Handelsströme, andererseits hatte man gerade in dieser Zeit auch große militärische Bedeutung für die Osmanen. Die Akinci die einst als eine Art Störtrupp plündernd in die Ländereien der Feinde zogen und hier Angst und Schrecken verbreiteten, verschwanden in dieser Form immer mehr. Abgelöst wurden die Akinci in ihrer Funktion von den Krimtataren (was erstmals zur Zeit von Suleimann II geschah) Diese spielten als Vortruppen die Plündernd Städte und Dörfer attackierten z.B. in der Zeit der 2. Türkenbelagerung eine großer Rolle.
OK, die Tataren waren nicht die einzigen Truppen die in dieser Zeit plündernd durchs Land zogen. Aber, irgendwie ist es schon erstaunlich zu wissen das sich die Geschichte der fernen Krim, auch auf die österreichische Geschichte auswirkte, genauer genommen sogar auf die lokale Geschichte, da man in vielen Orten Österreichs heute noch Hinweistafeln und Ähnliches, bezüglich der Plünderungen in der Zeit der Türkenkriege findet – genauer genommen waren es oft die Krimtataren die hier plünderten.

Fortsetzung folgt.............
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06.12.2012, 12:10
Beitrag: #37
Krimkhanat Ende des 17 Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts:
(02.12.2012 00:00)WDPG schrieb:  Dafür warum man so eine wechselhafte Politik betrieb gab es wohl mehrere Gründe, man versuchte sich wohl einerseits seine Unabhängigkeit zu bewahren und andererseits Beute zu machen. Beute auch in Form von Sklaven, die man dann an die Osmanen weiterverkaufte. Neben Sklaven versorgte man die Osmanen auch noch mit bedeutenden Handelswaren wie Fisch oder Salz.

Fortsetzung folgt.............

Bereits am Ende des 17. Jahrhunderts starb die Hauptlinie der Giray aus, eine Nebenlinie dieser mongolischen Herrscherdynastie herrschte von nun an über die Halbinsel. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts kündigte sich eine schwierige Zeit für das Krimkhanat an. Die „Bedrohung Russland“ war wieder zurückgekehrt und führte zahlreiche Angriffe in der Gegend durch. Einer dieser Kampfhandlungen fand im Zuge des „Großen Türkenkrieges“ statt, als Russland 1686 der sogenannten Heiligen Liga (zu der auch der Habsburgerkaiser, Venedig und Polen gehörten) beitrat. Sehr oft war die Festung Asow (vorher als Tana erwähnt) Ziel dieser Kämpfe. Aber auch die Krim wurde im Zuge des 18. Jahrhunderts immer stärker von Russland bedroht.

Anfang des 18. Jahrhunderts fand im Zuge von Thronstreitigkeiten ein Bürgerkrieg auf der Halbinsel statt. Die Blütezeit des Krimkhanats war endgültig zu Ende. Noch im 17. Jahrhunderts war man eine bedeutende und auch reiche Macht gewesen, was sich z.B. im Glanzvollen Ausbau von Bachtschyssaraj zeigte.

Bachtschyssaraj wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert bereits einmal kurzzeitig von den Russen eroberte und geplündert. Doch Bachtschyssaraj wurde bald wiederhergestellt und erstrahlte in altem Glanz. Etwas was nicht darüber hinwegtäuschen konnte das man gegen das übermächtige Russland zunehmend chancenlos war.

Auch wenn die Osmanen bei weitem nicht mehr so eine Macht waren wie im 16. oder 17. Jahrhundert, war man auf der Krim noch mächtig genug um die Politik dort zu beeinflussen, etwa als man den Khan Qirim Giray 1764 absetzte. Qirim Giray gelangte später noch einmal für kurze Zeit an die Macht und führte in dieser Zeit (1769) den letzten größeren Überfall der einst gefürchteten Krimtataren auf Russland durch. Immer wieder gab es auch Teilerfolge der Krimtataren, doch sie waren längst zu schwach geworden um langfristig etwas gegen die vordringenden Russen zu unternehmen. Das schwächer werdenden Osmanenreich erwies sich auch als nicht mehr stark genug um sich den Russen entgegenzustemmen.

Dem Zarenreich gelang es zahlreiche Städte des Krimkhanats einzunehmen. Nach einer Niederlage im Krieg gegen Russland musste das Osmanenreich 1774 im Friedensvertrag von Kücük Kaynarca die Unabhängigkeit der Krim anerkennen. In Wahrheit war es keine echte Unabhängigkeit – es wurde nur die formelle Oberhoheit der Osmanen gegen die Herrschaft der Russen eingetauscht, wie sich bald zeigen sollte.


Fortsetzung folgt………………
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01.07.2013, 12:07
Beitrag: #38
EXKURS: VÖLKER UND KHANATE NÖRDLICH DES SCHWARZEN MEERES:
Im Teil der Serie über das Krimkhanat kommen immer wieder auch andere Völker, Khanate und Zusammenschlüsse vor die in dieser Region bestanden. Möchte diese hier mal kurz beschreiben:

-Khanat Astrachan: Das Khanat mit der Hauptstadt Xacitarxan wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gegründet und lag in der wirtschaftlich bedeutenden unteren Wolgaregion. Die Herrscher waren mit der früheren Herrscherdynastie der Goldenen Horde verwandt. Mit den anderen Khanaten hatte man ein wechselndes Verhältnis, manchmal mit Bündnissen, manchmal mit Kriegen gegeneinander. Mit Hilfe der Kosaken wurde die Existenz des Khanats durch Russland schließlich Mitte des 16. Jahrhunderts beendet.

-Khanat Khasan: Früher als Astrachan fiel das Khanat Kasan an Russland. Dieses Khanat wurde von Ulug Mehmed einem der letzten Khane der Goldenen Horde gegründet, war jedoch eher Instabil und schon bald gewann Moskau hier die Übermacht, 1522 fiel das Khanat schließlich kurz nach einem erfolglosen Versuch gemeinsam mit anderen Khanaten (darunter dem der Krim) die Russen abzuschütteln an Moskau. Damit war auch der Weg der Russen nach Sibirien und Astrachan frei.

-"Große Horde/Rumpfstaat": Bei den Spaltungen der Goldenen Horde blieb auch noch eine Art Rumpfstaat mit Neu-Sarai als Zentrum übrig, beherrscht wurde dieser durch die Nachfolger eines Khans aus der Zeit Edigüs. Als Nachfolger der Goldenen Horde beanspruchte man noch bis 1480 die Vorherrschaft über Russland, verlor diese dann aber. Existiert hat dieser Rumpfstaat noch bis 1502 als Neu-Sarai (wie erwähnt) von den Krimtataren erobert und zerstört wurde, der letzter Khan wurde im Jahr 1505 vom Großfürst von Litauen (der auch König von Polen war) ermordet, zu diesem Zeitpunkt hatte er jedoch seine Macht bereits verloren und befand sich auf der Flucht

-Die Nogaier-Horde: Dürften ihre Existenz auf Nogai-Khan zurückgeführt haben, ganz klar dürfte es, so mein Eindruck nicht gewesen sein, inwiefern da irgendeine Form der Verwandtschaft bestanden hat (las auch einige total verschiedene Angaben). Beherrscht wurde es vom Clan des bereits im Posting über die Goldene Horde erwähnten Edigü. Die Geschichte, der Horde der wir ja auch bei der Geschichte des Krim-Khanates schon begegnet sind ist eine relativ unübersichtliche. Faktoren in ihrem Niedergang waren: Spalltungen, der Druck durch Russland und die Kalmücken und Massenabwanderungen vom Stammgebiet der Horde (am Uralfluss). Die Nachfolger der Horde leben heute im Kaukasus.

-Die Torguten-Kalmücken: Die Kalmücken sind ein heute noch existentes Volk, das es schon lange vor der Auflösung der Goldenen Horde gab. Teile von ihnen, die sogenannten Torguten zogen von ihren Stammsitzen in Zentralasien nach Westen und gründeten in der Wolgagegend ein Reich, auf das man auch stößt wenn man sich mit der Geschichte der Khanat beschäftigt, oft waren die Kalmücken verbündete von Russland – häufig versuchte sich wiederum Russland in die innere Politik der Torguten-Kalmücken einzumischen.

-Kosaken: Die Kosaken waren ein wichtiger Machtfaktor in der Region, aber zu Definieren was Kosaken sind, dabei tue ich mir gar nicht mal so leicht. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Art „vom Adel freie Bevölkerung“, die sich zu Reiterverbänden zusammenschlossen, erweitert wurden sie durch den Zulauf anderer Bevölkerungsgruppen.


Ich hoffe ich konnte eine einigermaßen gute Übersicht über die Faktoren Region schaffen, über Ergänzungen oder vielleicht auch bessere Erklärungen (etwa bei den Kosaken) freue ich mich natürlich.
Habe hier absichtlich mal die Völker der Region beleuchtet und allseits bekannte Großreiche wie Russland, Polen-Litauen oder die Osmanen ausgelassen.
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04.07.2013, 13:49
Beitrag: #39
Das endgültige Ende des Krimkhanates:
(06.12.2012 12:10)WDPG schrieb:  Dem Zarenreich gelang es zahlreiche Städte des Krimkhanats einzunehmen. Nach einer Niederlage im Krieg gegen Russland musste das Osmanenreich 1774 im Friedensvertrag von Kücük Kaynarca die Unabhängigkeit der Krim anerkennen. In Wahrheit war es keine echte Unabhängigkeit – es wurde nur die formelle Oberhoheit der Osmanen gegen die Herrschaft der Russen eingetauscht, wie sich bald zeigen sollte.

Fortsetzung folgt………………

Der Machtverfall der Osmanen brachte der Krim nur eine kurze, eher theoretische Unabhängigkeit, denn die letzten Khane die über die Halbinsel herrschten waren in Wahrheit nur Marionetten des aufstrebenden Russischen Kaiserreichs. Teilweise waren sie auch jetzt noch in Machtkämpfe verstrickt.

Und so dauerte es nicht lange bis Russland das Gebiet an sich riss, 1783 wurde es von russischen Truppen besetzt. Ganz verschwand das Khanat damit noch nicht aus den Köpfen der Menschen. Es gab noch einige Jahre lang Widerstand und die Osmanen akzeptierten erst 1792 das die Krim nun ein Teil Russlands war.

Eine Geschichte die im Zusammenhang mit der Eroberung der Krim bekannt wurde ist die vom Potjemkinschen Dorf. Über die Inszenierung die Grigori Alexandrowitsch Potjemkin da veranstaltete liest man verschiedene Angaben, ob es nun Fassaden gab, oder ob es Inszenierungen anderer Art waren, die eine perfekte Täuschung darstellten und auch wer eigentlich getäuscht wurde. Ich persönlich vermute ja eher die ausländischen Gäste als Kaiserin Katharina selbst. Auf jedem Fall prägte die Inszenierung von damals einen Begriff den man heute noch ab und zu hört und liest.

Die Krimtataren waren mit der bald stattfindenden „Russifizierung“ nicht wirklich einverstanden, sehr große Teile von ihnen wanderten ins Osmanische Reich aus. Schon bald bildeten die Krimtataren zwar noch einen bedeutenden Anteil an der Bevölkerung auf der Krim, jedoch nicht mehr die Mehrheit von dieser.

Fortsetzung folgt..........
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15.04.2014, 17:33
Beitrag: #40
Weiterführung der Serie:
Eigentlich war hier ein Punkt an dem ich die Serie beenden wollte, dachte die Zeit wo die Krim an Russland fiel ist ein gar nicht so schlechter Schlusspunkt.

Aber durch die aktuelle Lage dort bin ich doch zu dem Entschluss gekommen das es doch sinnvoll wäre die Serie fortzusetzen (auch wenn manche Kapiteln der Geschichte der Halbinsel nicht unbedingt unter "meine Stammkapiteln" fallen und das ganze nicht ganz so ausführlich werden wird, über Ergänzungen usw. freue ich mich natürlich).
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