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Wettterschiffe - Arkona - 01.04.2019 07:26

Immer wieder liest man von deutschen Schiffen, die fernab der Routen auf See waren und U-Boote sowie Hilfskreuzer versorgten. Ein völlig vergessenes Thema.


RE: Wettterschiffe - Suebe - 02.04.2019 14:55

Na ja,
so vergessen auch wieder nicht.
Als die Alliierten diese Versorgungsschiffe aufrollten, kamen die ersten ernsthaften Bedenken hoch, dass da etwas nicht stimmen konnte.
Rogge von Schiff 16 ist persönlich zu Dönitz, um ihm zu sagen, dass es "unmöglich" war, dass er da entdeckt wurde.
Man hat sich für "Verrat" entschieden.....
Es war aber, wie wir seit den 70er Jahren wissen, die geknackte Enigma.

Vermutlich kam der Nazi-Weltanschauung der Verrat irgendwie am besten zupass, etlichen (sehr vielen) den Kopf abhacken....

Viel einfacher wie weiterdenken und analysieren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantis_(Schiff,_1937)


RE: Wettterschiffe - Triton - 04.04.2019 02:05

Wetterbeobachtungsschiffe und die Versorger haben wenig bis nicht gemeinsam.
Die Versorger waren große, wertvolle Schiffe. Sie konnten große Überwasserschiffe mit Treibstoff und allem, was man brauchte, versorgen. Und sogar gefangene Seeleute übernehmen. Die funkten praktisch nie sondern erhielten ihre Anweisungen von der SKL.
Die Wetterbeobachtungsschiffe waren Wegwerfschiffe, alte, aber seetüchtige Trawler, Walfänger etc.
Kleine Schiffe mit wenig Mann Besatzung.
Die mussten regelmäßig funken, vor der schnellen Aufbringung schützte sie nur der Einsatz an gottverlassenen, garstigen Seegebieten. Nachdem die Briten mehr Flugzeuge hatten, war deren Zeit abgelaufen. Es kamen dann Wettertrupps an Land zum Einsatz, die von U-Booten abgesetzt wurden und sich tarnten. Und ganz zum Schluß High-Tech-Bojen, die automatisch kurz auftauchen konnten und gemessene Wetterwerte funkten und dann wieder abtauchten.

Mit Enigma hatte das etwas, aber nicht viel zu tun. Die Deutschen konnten weiter das Wetter brauchbar vorhersagen. Als Gegenbeweis wird gerne der D-Day kolportiert, als Rommel wegen schlechter Wettermeldungen nach Hause fuhr. Dabei war die Wetterlage wirklich schlecht, die Schwimmpanzer ersoffen in der rauhen See, die Tage darauf regnete es und ein Sturm zerdepperte die künstlich angelegten Häfen. Eisenhower beschloß einfach, dass es immer noch besser war, bei miesem Wetter zu landen als die ganze Chose wieder abzublasen.

Dönitz und Raeder bemerkten natürlich auch, dass etwas mit den Versorgungstreffen nicht stimmte und löcherten die Verschlüsselungsexperten. Aber es wurde immer wieder versichert, dass Enigma-Codes sicher sind. Die Schuld lag also bei den Fachleuten.


RE: Wettterschiffe - Suebe - 04.04.2019 10:02

Die U-Boot-Versorger mussten vermutlich schon funken, wie hätten die U-Boote sie sonst gefunden.
Knackpunkt Angel war jedoch dass der U-Boot-Code geknackt war, die Versorgerlinie wurden wie die U-Boote entdeckt.

Die Hilfskreuzer funkten nur sehr selten, der Code wurde daher nicht geknackt.


RE: Wettterschiffe - Suebe - 04.04.2019 10:15

Natürlich haben die Schöpfer der Enigma diese als "Unknackbar" bezeichnet.
Das ist menschlich.
"Schuld" ist immer der, der die Verantwortung hat. Und nicht nachhakt.
Es ist doch viel einfacher ein paar die dem System gegenüber kritisch eingestellt waren, den Kopf abzuhacken.

Ich halte das "Versagen" bei dem Punkt für Ideologie-Bedingt.
Wie die Negierung der Kernforschung.
1938 war das Deutsche Reich in der Kernforschung um 4-5 Jahre voraus.
1945 um 2 Jahre hinterher.

Aber sind wir froh -
das Gesindel wären wir doch nie mehr los geworden.


RE: Wettterschiffe - Feldwebel57 - 04.04.2019 21:06

Spontan fällt mir ein , daß die Versorgungsschiffe , welche neben Kraftstoff auch Post und Ersatzteile brachten , den Spitznamen " Milchkühe " hatten .
Hervorzuheben ist auch die Tatsache , daß die " Enigma " von polnischen Wissenschaftlern geknackt wurde .


RE: Wettterschiffe - Triton - 04.04.2019 21:12

Treffen mit Versorgern klappte so: Die SKL, die ja beliebeig lange funken konnte, Standort war bekannt, sprach die beteiligten Schiffe an: Treffen zum Zeitpunkt xy am Standort z. Funksprüche gab es höchstens vom Schiff, das versorgt werden wollte. Übrigens musste man auch die Planquadrate-Karte haben, also ganz ohne "Verrat" ging gar nichts.
Weiß jetzt nicht genau, aber ich nehme an, die Seekarte wurde erbeutet. Die kann man ja nicht so schnell ändern, weil die Versorger länger unterwegs waren.

Enigma war knackbar, das war schon bekannt, aber man nahm schlicht an, dass es zu lange dauern würde. Der Entschlüsselungsprozess konnte halt durch Codebücher oder bekannte Nachrichten stark beschleunigt werden. Es gab ja Dussel, die jeden Tag ihren Funkspruch mit den selben Worten begannen,

Übrigens war der deutsche B-Dienst zeitweise besser als der des Gegners. Auf Überwasserschiffen konnten mitgenommene Experten die gegnerischen Funksprüche mit wenigen Stunden Verzögerung lesen.


RE: Wettterschiffe - Flora_Sommerfeld - 05.04.2019 15:08

(04.04.2019 21:06)Feldwebel57 schrieb:  Spontan fällt mir ein , daß die Versorgungsschiffe , welche neben Kraftstoff auch Post und Ersatzteile brachten , den Spitznamen " Milchkühe " hatten .

Diese Versorgungsschiffe waren aber Versorgungs-Uboote. Auf Basis der 9er Langstreckenboote wurden dazu die des Typ 14 entwickelt. Von den 10 Booten dieses Typs, die im Einsatz waren wurde alle versenkt.


RE: Wettterschiffe - Suebe - 05.04.2019 15:27

Hättest du dafür irgendwelche Quellen?
Zitat:Enigma war knackbar, das war schon bekannt, aber man nahm schlicht an, dass es zu lange dauern würde.

Rohwer und Co schreiben mW dass man sie für "unknackbar" hielt.

Täte mich interessieren, ob es da inzwischen neues gibt.


RE: Wettterschiffe - Suebe - 05.04.2019 15:43

Eine Fussnote noch,
mit dem Sohn des "Schiff 16 Rogge" zu Bundesmarinezeiten Admiral, ist letztes Jahr bei einer Stgt. Veranstaltung eines unserer Mitglieder "hintereinander" gekommen.
Man war sich über einige Fakten bei der Marinemeuterei 1918 uneinig.

Die Herren haben dem vernehmen nach "Nettigkeiten" ausgetauscht. Devil


RE: Wettterschiffe - Triton - 06.04.2019 16:50

(05.04.2019 15:27)Suebe schrieb:  Rohwer und Co schreiben mW dass man sie für "unknackbar" hielt.
Warum wurde dann von 3 auf 4 Walzen umgestellt? Wäre ja nicht nötig gewesen.

Jeder Code lässt sich knacken. Fragt sich nur, wie lange es dauert und was es bringt.
Bei Enigma wurden jeden Tag die Einstellungen geändert, ein geknackter Code macht also nur die Funksprüche eines Tages lesbar.

Man hielt es für unmöglich, dass regelmäßig die Codes geknackt wurden, weil schlicht zu rechenaufwändig.

Warum die SKL sich nicht mehr Finten einfallen ließ, um die geknackten Codes zu überprüfen, ist mir ein Rätsel. Rommel zum Beispiel machte grundsätzlich nicht, was ihm in Funksprüchen vorgegeben wurde und so schadeten die geknackten Funksprüche mehr als sie nutzten.
Man hätte zum Beispiel einen Treffpunkt funken und statt des Versorgers mehrere U-Boote hinschicken können, die dann a) beobachten, was passiert und b) die gegnerischen Schiffe angreifen können.


RE: Wettterschiffe - Feldwebel57 - 06.04.2019 21:26

……..hätte sich dieser Aufwand gelohnt , wenn dort nur ein oder zwei Zerstörer gewesen wären ?
Das Marinekommando mußte andere Gedanken verfolgt haben .


RE: Wettterschiffe - Triton - 07.04.2019 00:45

(06.04.2019 21:26)Feldwebel57 schrieb:  ……..hätte sich dieser Aufwand gelohnt , wenn dort nur ein oder zwei Zerstörer gewesen wären ?
Gegen die Hilfskreuzer wurden echte Kreuzer angesetzt. Zerstörer sind Hilfskreuzern artilleristisch unterlegen.
Wären die Alliierten ein-, zweimal in eine Falle getappt, hätten sie sicher nicht mehr so einfach die Funksprüche geglaubt, was ja auch schon viel wert gewesen wäre.


RE: Wettterschiffe - Feldwebel57 - 07.04.2019 18:57

Das klingt einfach alles zu simpel , wir müßten uns da mehr reinlesen.


RE: Wettterschiffe - Suebe - 07.04.2019 21:41

(06.04.2019 16:50)Triton schrieb:  
(05.04.2019 15:27)Suebe schrieb:  Rohwer und Co schreiben mW dass man sie für "unknackbar" hielt.
Warum wurde dann von 3 auf 4 Walzen umgestellt? Wäre ja nicht nötig gewesen.

Jeder Code lässt sich knacken. Fragt sich nur, wie lange es dauert und was es bringt.
Bei Enigma wurden jeden Tag die Einstellungen geändert, ein geknackter Code macht also nur die Funksprüche eines Tages lesbar.

Man hielt es für unmöglich, dass regelmäßig die Codes geknackt wurden, weil schlicht zu rechenaufwändig.

Warum die SKL sich nicht mehr Finten einfallen ließ, um die geknackten Codes zu überprüfen, ist mir ein Rätsel. Rommel zum Beispiel machte grundsätzlich nicht, was ihm in Funksprüchen vorgegeben wurde und so schadeten die geknackten Funksprüche mehr als sie nutzten.
Man hätte zum Beispiel einen Treffpunkt funken und statt des Versorgers mehrere U-Boote hinschicken können, die dann a) beobachten, was passiert und b) die gegnerischen Schiffe angreifen können.


Vielleicht in dem einen oder anderen Fall. Insgesamt verlor die Enigma den Afrikafeldzug im Alleingang.Devil
Und, notabene
der Rommel ist da eigentlich das kpl. Gegenbeispiel für deine These.
Der hielt von 14-18 her gar nichts von den Italienern (was ihm den Posten in Afrika de Facto einbrachte) und war sich sowas von sicher, dass "die Katzlmacher" die ganzen Nachschub-Schiffe etcetera pp verraten hatten...
aber es war die Nazi-Enigma...


RE: Wettterschiffe - Feldwebel57 - 07.04.2019 21:52

Seit 1940 wurden von U-Botten Wetterberichte gesandt .
Empfänger : BdU in Lorient .
Mariajan Rejewski , ein polnischer Wissentschaftler , war an der Entschlüsselung tätig .
Aus Bequemlichkeit wurde Kurzschlüssel von den Funkern eingeführt .
( Wetterkurzwortschlüssel ) .
Einsatz einer neuen Enigma .
Dönitz feiert seine Ernennung zum Admiral auf der alten Enigma.
Peilung !
Auf U-595 fanden die Alliierten den neuesten Code .


RE: Wettterschiffe - Triton - 07.04.2019 23:31

(07.04.2019 21:52)Feldwebel57 schrieb:  Auf U-595 fanden die Alliierten den neuesten Code .
Bitte copy&paste verwenden, wenn man über etwas schreibt, von dem man keine Ahnung hat.
Es war U 505.
Das war 1944 und da war der U-Boot-Krieg mit den konventionellen Booten schon lange mausetot.


RE: Wettterschiffe - Feldwebel57 - 08.04.2019 12:08

Auch ein Schreibfehler ändert nichts an der Geschichte .