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Christentum - Flora_Sommerfeld - 17.03.2019 15:49

Hallo Zusammen,

ich habe mich mit Religion nie wirklich beschäftigt aber Angesicht der Entwicklung zur Modernen Zeit würde es mich interessieren ab wann die Christen, zur Römerzeit nur als Sekte gesehen, ganz Europa und als Weltreligion aufsteigen konnte?

Durch den Glauben oder durch Macht oder durch Gewalt?


RE: Christentum - Bunbury - 17.03.2019 16:13

Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht täuscht, waren alle drei Faktoren beteiligt.

Grundlegend für die Entstehung des römisch- katholischen Glaubens war das Konzil von Nicäa um 325, in dem Menschen, die Christus nicht gekannt hatte, sich anmaßten zu entscheiden, was der richtige Glaube sei. Damals wurden z.B. die vier Evangelien von Markus, Matthäus, Lukas und Johannes als die einzigen echten Evangelien festgelegt und die anderen existeten als Fälschung bezeichnet wurden. (und wie du meiner Ausdrucksweise entnehmen kannst, spreche ich diesem Konzil dieses Recht ab- was wiederum mein Grund ist, den damit verbundenen Glauben abzulehnen)

Ich kenne mich nicht so gut damit aus, aber ich weiß beispielsweise, dass um 400-500 n Chr. Lehren, die denen der damals schon offiziell agierenden römischen Kirche, die für sich in Anspruch nahm, das "wahre" Christentum zu verbreiten, auch mit Gewalt unterdrückt wurden. Wobei das immer im Ermessen des jeweiligen Kirchenherrn lag, der gerade dafür zuständig war. Eine "irrlehre" die zum teil gewalttätig bekämpft wurde, war der Arianismus. Im Großbritannien des 5. Jahrhunderts war die Lehre des Pelagius weit verbreitet, die von Rom ebenfalls bekämpft wurde- auch mit Hinrichtungen.

Durchgesetzt hat sich meines Erachtens die römisch-katholische Kirche einfach deshalb, weil sie geistiger nachfolger des Imperium Romanum war und einfach mehr Macht und Waffen hatte...


RE: Christentum - Aguyar - 17.03.2019 20:41

In den Anfängen dürfte sicher der Umstand, dass das Christentum besonders auch für Sklaven und Frauen – und ganz allgemein für die sozial unteren Gesellschaftsschichten – attraktiv war (sie hatten innerhalb der Gemeinden ein grösseres Gewicht und mehr Rechte als im «tatsächlichen Leben») eine wesentliche Rolle zur Verbreitung des Christentums beigetragen haben. Das von Bunbury angesprochene Konzil von Nicäa ist zu einem grossen Teil auf die Initiative (oder den Druck) von Konstantin dem Grossen zustande gekommen. Letztendlich war es im Wesentlichen Konstantin, der dafür verantwortlich, dass sich das Christentum im Römischen Imperium durchsetzen konnte. Obwohl seine Mutter Helena Christin war und er selbst sich – allerdings erst kurz vor seinem Tod - taufen liess, waren seine Bemühungen um das Christentum wohl eher durch machtpolitische Überlegungen oder zum Mindesten innenpolitischem Kalkül als durch religiöse Gefühle motiviert. Er sah im Christentum ein politisches Instrument, mit dem sich das Römische Imperium – geschwächt durch die sogenannten «Reichskrise des 3. Jahrhunderts» - stabilisieren liess. Demselben Zweck diente im Übrigen auch der Kult des «Sol Invicitus» - nicht von ungefähr deckt sich das Geburtsdatum von Jesu mit dem Tag des neurömischen Sonnengotts. In diesem Zusammenhang ist auch Konstantins Interesse am Konzil von Nicäa zu verstehen: er war weniger daran interessiert, auf was sich die christlichen Vertreter einigten sondern eher daran, dass sie sich überhaupt auf irgendetwas einigten. Streitigkeiten unter den verschiedenen, sehr zahlreichen christlichen Richtungen (Arianer, Monophysitisten, Gnostiker etc, etc.) gefährdeten – neben Germanen und Perser – letztendlich auch die Stabilität des Reiches.
Konstantins Eintreten für das Christentum (als Kaiser war er auch für die Staatsreligion verantwortlich) bewirkte letztendlich, dass viele römische Bürger – damals in ihrer Mehrheit noch heidnisch – zum Christentum übertraten. Dass er sich selbst erst kurz vor seinem Tod taufen liess mag wiederum machtpolitischen Überlegungen geschuldet gewesen sein, oder auch der Taktik, möglichst ohne Sündenlast (die Taufe war damals noch eine Art Absolution) ins Jenseits zu gelangen. Jedenfalls lässt sich feststellen, dass Konstantin selbst trotz seiner Förderung des Christentums andere Religionen und Kulte eher marginal verfolgte und «Sol-Invictus» und den Mithraskult unbehelligt liess.
Konstantins Nachfolger waren (mit Ausnahme von Julian) Christen (orthodox oder arianisch) bis Theodosius 383 das Christentum zur Staatsreligion erklärte. Damit hatte das Christentum endgültig seine Vormachtstellung durchgesetzt - andere Kulte wurden verboten - und war zu Weltreligion geworden. Und ähnlich motiviert wie Konstantin förderte auch Karl der Grosse - enbenso u.a. auch aus machtopltischen Überlegungen - im Frühmittelalter das Christentum.

Letztendlich verdanken auch die anderen beiden Weltreligionen ihre Verbreitung und ihre Geltung vor allem der Machtpolitik. Ist dies beim Islam - Mohammed und die frühen Kalifen war u.a. resp. vor allem Kriegsanführer - nicht zu übersehen, so ist dies beim Buddhismus nicht so offensichtlich: seine Verbreitung verdankt er in seiner Frühphase dem Grosskönig Ashoka.


RE: Christentum - Feldwebel57 - 19.03.2019 22:54

Das Christentum war im Sinne der Vorgesetzten von Schild und Schwert Sommerfeld konterrevolutionär , wurde stark überwacht und trotzdem eingesetzt , wenn es sich erbot .
Zur Erinnerung : Sommerfeld hat mich in stalinistischer Art zum Nazi erklärt .
Im Sinne dieser revolutionären Denkweise wird alles begutachtet .
Die Weisungen der Hauptabteilung XX des MfS lassen grüßen .
Sommerfeld wäre besser bedient , wenn sie sich den ewigen Themen von " Wissen und Kämpfen " , dem kostenlosen Organ für NVA-Soldaten , treu geblieben wäre , als einfache Bürger zum Nazi zu verurteilen .


RE: Christentum - Bunbury - 20.03.2019 10:31

Muss ich dein Mimimi jetzt wirklich in jedem Thread lesen?
Klär deine Probleme mit Flora direkt, aber mach nicht jeden Thread zu deinem Kriegsschauplatz.
Es wäre schön,wenn hier sachlich über dieses hochspannende Thema diskutiert werden könnte.


RE: Christentum - Sansavoir - 20.03.2019 20:26

Das Christentum setzte sich unter anderem auch infolge seiner hierarchisch aufgebauten Organisationsstruktur durch. Die Patriarchen von Konstatinopel, Antiocha, Jerusalem oder Alexandria waren (zumindest anfänglich) wichtige Stützen der römischen bzw. oströmischen Herrscher. Die Herrschaft der Merowinger stüzte sich z.B. auf die (gallo-römischen) Bischöfe. Die ottonisch-salische Reichskirche wirkte aktiv bei der Christianisierung in Böhmen, Polen oder Ungarn mit. usw.


RE: Christentum - Suebe - 21.03.2019 20:01

Meiner Ansicht nach ist ein Teil des Erfolges des Christentums in seiner Anpassungsfähigkeit zu suchen.
Die "Hauptfeste" Weihnachten, Ostern sind doch 1:1 aus der germanischen Mythologie übernommen.

Auch zu beachten, die "Sklavenreligion Christentum" hat sich zumindest in der Allemannia als "Herrenreligion" installiert.
Die ältesten in den letzten 2-3 Jahrzehnten ergrabenen "Ur"-Kirchen sind allesamt
"Eigen-Kirchen" des in der Merowinger-Zeit neu installierten fränkischen "Beamten"-Adels.
Es fehlen aber alle Hinweise auf eine gewaltsame Christianisierung.
Der Christengott wurde aus Überzeugung übernommen. Bei ihm war der Erfolg, das "Heil"
"Im Kreuz ist Heil"
kann man heute noch an vielen Stellen lesen und hören.


RE: Christentum - Bunbury - 21.03.2019 21:56

(21.03.2019 20:01)Suebe schrieb:  Meiner Ansicht nach ist ein Teil des Erfolges des Christentums in seiner Anpassungsfähigkeit zu suchen.
Die "Hauptfeste" Weihnachten, Ostern sind doch 1:1 aus der germanischen Mythologie übernommen.

Ich dachte eigentlich immer, eine Art Weihnachten hat es im Alten Rom schon gegeben und die sogenannten "Saturnalien" wären auch ein ein Baustein aus Weihnachten.

Aber es stimmt schon, dass das Christentum im Rahmen der Verbreitung viele ursprünglich heidnische Feiertage mit übernommen und umgewidmet hat. Allerheiligen, das keltische Samhain ist ein Beispiel, Imbolc wurde Lichtmess usw. Ebenso wie viele Heilige wohl ihren Anfang als heidnische Gottheiten nahmen. Für die heilige Brigid gitl dies z.B. als ziemlich gesichert.

(21.03.2019 20:01)Suebe schrieb:  Auch zu beachten, die "Sklavenreligion Christentum" hat sich zumindest in der Allemannia als "Herrenreligion" installiert.
Die ältesten in den letzten 2-3 Jahrzehnten ergrabenen "Ur"-Kirchen sind allesamt
"Eigen-Kirchen" des in der Merowinger-Zeit neu installierten fränkischen "Beamten"-Adels.
Es fehlen aber alle Hinweise auf eine gewaltsame Christianisierung.
Der Christengott wurde aus Überzeugung übernommen. Bei ihm war der Erfolg, das "Heil"
"Im Kreuz ist Heil"
kann man heute noch an vielen Stellen lesen und hören.

Ich bezweifle allerdings, dass es immer nur religiöse Gründe hatte, warum das Christentum akzeptiert wurde. Immerhin fiel die Christianisierung weiter Teile Europas in eine Epoche, als große Unruhe herrschte und jeder gegen jeden kämpfte.
So gibt es Anhaltspunkte dafür, dass sich der Piktenkönig Bridei vor allem deshalb taufen ließ , weil die Christen, wie Sansavoir schreibt, eine gewisse Hierarchie und damit Ordnung hatten, während die einzelnen Stämme, die er zu einen suchte, unterschiedliche Strukturen und unterscheidlichste oberste Götter hatten. Für ihn scheint das Christentum eher Mittel zum Zweck gewesen sein, und ich glaube nicht, dass er da der einzige war...


RE: Christentum - Aguyar - 22.03.2019 16:48

(21.03.2019 20:01)Suebe schrieb:  Meiner Ansicht nach ist ein Teil des Erfolges des Christentums in seiner Anpassungsfähigkeit zu suchen.
Die "Hauptfeste" Weihnachten, Ostern sind doch 1:1 aus der germanischen Mythologie übernommen.
Das ist ein absoluter Mythos. Dass das Datum des skandinavischen Julfestes auf den 24. Dezember fällt ist erst zu einem Zeitpunkt belegt, als das christliche Weihnachten auch in Skandinavien Einzug gehalten hatte. Es sieht vielmehr eher so aus, dass man dort die "Weihnacht" nach dem älteren "Jul" benannte, welches zwar zweifellos (auch) ein Sonnenwendefest war, aber welches nicht an einem exakten Datum sondern lediglich im entsprechen Zeitraum gefeiert wwurde.

Ansonsten hat die Weihnachtsfeier - also die Festlegung des unbekannten Geburtsdatums von Jesus - viel mehr mit dem römischen "Sol-Invictus" , dem Fest des "unbesiegbaren Sonnengottes" (welches ebenfalls am 24. Dez. begangen wurde) als mit den germanischen Rauhnächten zu tun. Sonnenwendefeiern kannten alle möglichen Kulturen.

Und Ostern war definitiv ein rein christliches Fest, welches, nebst der Kreuzigung natürlich, höchstens noch eine Verbindung resp. ein Vorbild im jüdischen Pessach hatte. Die Frühchristen feierten Ostern bereits, als die meisten von ihnen keine Ahnung hatten, was Germanen sind, geschweige denn, was für mythologische Feste die feierten.
Und die sächsische Ostera kannst Du getrost rauchen, so eine Mythologie hat nie existiert. Und bei der britannischen Variante davon hat sich Beda - so meinen die heutigen Forschen - völlig vertan.
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(21.03.2019 20:01)Suebe schrieb:  Auch zu beachten, die "Sklavenreligion Christentum" hat sich zumindest in der Allemannia als "Herrenreligion" installiert.
Die ältesten in den letzten 2-3 Jahrzehnten ergrabenen "Ur"-Kirchen sind allesamt
"Eigen-Kirchen" des in der Merowinger-Zeit neu installierten fränkischen "Beamten"-Adels.
Es fehlen aber alle Hinweise auf eine gewaltsame Christianisierung.
Der Christengott wurde aus Überzeugung übernommen. Bei ihm war der Erfolg, das "Heil"
"Im Kreuz ist Heil"
kann man heute noch an vielen Stellen lesen und hören.

Das ist bestimmt richtig. In den allerersten Anfängen war das Christentum tatsächlich auch für Sklaven (und Frauen) attraktiv, da es ihnen doch mehr Rechte einräumte als das antike "Real-Life". Bei den Germanen musste es dann tatsächlich zur einer "Herrenreligion" werden. Ein germanischer Herrscher resp. König, der nicht oder nicht mehr über das von Dir angesprochene "Heil" verfügte (das äusserste sich u.a. auch in verloenen Kriegen) verlor seine Gefolgschaft und war die längste Zeit König gewesen.
Das mittelalterliche "Königtum von Gottes Gnaden" war letztendlich aus der Verbindung zwischen Christentum und germanischem Königsheil entstanden.
Im weiteren waren natürlich auch die von der Kirche angebotenen hierarchischen Mitteln der Herrschaftsausübung für einen germanischen Herrschen äusserst interessant. Die "Überzeugung" war auch bei den germanischen Herrschern - wie bei Konstantin - machtpolitisch begründet.


RE: Christentum - Suebe - 22.03.2019 21:00

Da schau hin
Zitat aguyar:
Zitat:Und Ostern war definitiv ein rein christliches Fest, welches, nebst der Kreuzigung natürlich, höchstens noch eine Verbindung resp. ein Vorbild im jüdischen Pessach hatte. Die Frühchristen feierten Ostern bereits, als die meisten von ihnen keine Ahnung hatten, was Germanen sind, geschweige denn, was für mythologische Feste die feierten.
Und die sächsische Ostera kannst Du getrost rauchen, so eine Mythologie hat nie existiert. Und bei der britannischen Variante davon hat sich Beda - so meinen die heutigen Forschen - völlig vertan.

Was man so lernte vor einem halben Jahrhundert ist oftmals überholt.
Danke Dir


RE: Christentum - Arkona - 25.03.2019 15:59

Es war Taktik der Missionare, sich vor allem um Frauen zu kümmern. Die erziehen die nächste Generation, egal ob der Cheffe ein rüder heidnischer Wikingerhäuptling war. Der Sohn war dann getauft und scheinbar milder.


RE: Christentum - Suebe - 25.03.2019 18:47

(25.03.2019 15:59)Arkona schrieb:  Es war Taktik der Missionare, sich vor allem um Frauen zu kümmern. Die erziehen die nächste Generation, egal ob der Cheffe ein rüder heidnischer Wikingerhäuptling war. Der Sohn war dann getauft und scheinbar milder.


Das kann schon sein. Erik der Rote zB
Aber bei Chlodwig war es zumindest der Sage nach anders.
Wenn der Christengott das "Heil" hat, und den Schlachtensieg bringt, wird es zu einer Angelegenheit der Schlagetots.

Mit Wirkung bis ins 20. Jahrhundert hinein.
"Gott mit uns" stand auf den Koppelschlössern derWK1 Krieger


RE: Christentum - Triton - 27.03.2019 00:23

(25.03.2019 18:47)Suebe schrieb:  "Gott mit uns" stand auf den Koppelschlössern derWK1 Krieger
Das stand auch noch beim Adolf drauf.


RE: Christentum - Suebe - 27.03.2019 13:34

(27.03.2019 00:23)Triton schrieb:  
(25.03.2019 18:47)Suebe schrieb:  "Gott mit uns" stand auf den Koppelschlössern derWK1 Krieger
Das stand auch noch beim Adolf drauf.

Die Dinger waren ja noch da. Wer wird auch beim Barras etwas wegwerfen....

Die Aussage dahinter würde ich jedenfalls für die Zeit des Gröfaz verneinen

Mir ist auch mal ein Koppelschloss mit einer gewaltigen "Sieg-Rune" begegnet.
Es war in den 60ern vermutlich also noch authentisch.


RE: Christentum - Triton - 27.03.2019 23:56

(27.03.2019 13:34)Suebe schrieb:  Die Dinger waren ja noch da. Wer wird auch beim Barras etwas wegwerfen....

Die Aussage dahinter würde ich jedenfalls für die Zeit des Gröfaz verneinen

Nein, die Nazis hatten schon ihr eigenes Modell mit obligatorischem H:Kennzeichen.
http://www.nachschublager.de/KOPPELSCHLOSS-WEHRMACHT-HEER-3

Ich vermute entweder Nostalgie, der Addi hing ja auch am Mauser-Karabiner. Oder Bonuspunkte bei den frommen Christen in der Bevölkerung, davon gab es damals weit mehr als heute.