Die "Große Zeit" - Druckversion +- Forum für Geschichte (http://www.forum-geschichte.at/Forum) +-- Forum: Moderne (ab 1900) (/forumdisplay.php?fid=6) +--- Forum: Erster Weltkrieg (/forumdisplay.php?fid=26) +--- Thema: Die "Große Zeit" (/showthread.php?tid=839) |
Die "Große Zeit" - Uta - 17.09.2012 10:06 Im "Kurzgefassten Lebenslauf" von Hermann Hesse las ich: Zitat:[...]Quelle: http://www.hermann-hesse.de/kurzgefasster-lebenslauf-1/27/kurzgefasster-lebenslauf-9/27 (Eigene Anmerkung: Man muss vielleicht noch dazu sagen, dass Hermann Hesse hier nicht ganz bei der Wahrheit geblieben ist. Er hatte sich wie alle anderen "guten Patrioten" auch, freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, wurde aber wegen seines starken Sehfehlers als untauglich ausgemustert und zum Lazarettdienst, später dann zur Kriegsgefangenenfürsorge eingeteilt.) Ausgehend hiervon habe ich versucht herauszufinden, woher denn diese Kriegsbegeisterung rührte. Im Netz ist dazu zwar einiges zu finden, aber nichts was es (für mich) plausibel und nachvollziehbar erklärt. Tante Wiki weiß dazu nur: Zitat: Manche Nachbetrachter sehen die Kriegsbegeisterung, die anfangs auch bei den Intellektuellen vieler Ländern vorherrschte, letztendlich als Resultat der im Europa des frühen 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Ansicht, der Krieg könne die aufkeimenden nationalen und sozialen Konflikte sowie die gegensätzlichen Machtinteressen der verschiedenen Herrscherhäuser und ihrer Reiche lösen.Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg Weiter fand ich: http://www.wie-sagt-man-noch.de/wissen/lexikon/2044/Erster-Weltkrieg-und-die-Kriegsbegeisterung.html Aber woher rührte diese Begeisterung wirklich? Was erwarteten die Menschen, dass sie dafür bereit waren Not und Leid in Kauf zu nehmen? War diese Begeisterung am Ende dafür mitverantwortlich, dass aus einem einigermaßen regional begrenzbaren Konflikt ein unbeherrschbarer Flächenbrand wurde? Lassen sich aus diesen Überlegungen vielleicht Parallen zum derzeitigen Weltgeschehen ableiten? Braucht es den "wütenden Mob"? Vielleicht habt ihr ja Lust, mit mir über diese Fragen zu diskutieren. Mich würde es freuen. RE: Die "Große Zeit" - Renegat - 17.09.2012 11:43 Gab es denn den wütenden Mob vor dem 1. WK im Kaiserreich? Oder war das eher eine latente Unzufriedenheit mit den festgefahrenen Verhältnissen. Einem großen Teil der Bevölkerung war die politische Teilhabe verwehrt. Die Sicht auf einen Krieg muß vor den traumatischen Weltkriegen noch anders gewesen sein, die Erfahrungen fehlten. Sah man in einem Krieg vielleicht die Möglichkeit verkrustete gesellschaftliche Strukturen zu überwinden und war deshalb begeistert, weil man sich Aufstiegschancen versprach, wenn man sich in der Schlacht bewährt hatte. In den ersten Jahren des 20 Jhd. scheint der Militarismus in weiten Kreisen der Bevölkerung mitgemacht worden zu sein. Soldatenspiele, Paraden, allgegenwärtige Uniformen, Matrosenanzüge, man meldete sich freiwillig zum Militär. Dieser Zeitgeist ist heute schwer verständlich. Kommen wir weiter, wenn wir uns fragen, welche Kenntnisse der Durchschnittsbürger 1910 über Kriege haben konnte. Der letzte allgemeine Krieg war 40 Jahre her, kurz und siegreich verlaufen. http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Franz%C3%B6sischer_Krieg RE: Die "Große Zeit" - Uta - 17.09.2012 13:15 Danke Renegat, für deinen Beitrag! Du bringst wie immer mit wenigen Worten gezielt auf den Punkt, wofür ich gefühlte 300 Seiten schreibe. Ich versuche mal irgendwie Ordnung in meine Gedanken zu bringen und das einigermaßen vernünftig zu formulieren. (Wobei ich jetzt schon weiß, dass mir das nicht gelingen wird.) (17.09.2012 11:43)Renegat schrieb: Gab es denn den wütenden Mob vor dem 1. WK im Kaiserreich?Nein, den gab es so meines Wissens nicht. Da habe ich mich wohl ungenau ausgedrückt. Zitat:Oder war das eher eine latente Unzufriedenheit mit den festgefahrenen Verhältnissen.Ja, schon, irgendwie. Die Menschen waren nach den Darstellungen nicht wütend oder empört, eher freudig erwartend, begeistert, stolz. Es hört sich nach Aufbruchstimmung an. Jeder wollte ein "guter Patriot" sein, seinen Teil zur großen Sache beitragen, oder wie Hesse es formulierte "... um aus ihrem trägen und rein egoistischen Altjungfernleben ein tätiges und wertvolleres Leben zu machen. " Aber "latente Unzufriedenheit"... Reicht eine latente Unzufriedenheit aus, um sich auf die Ungeheuerlichkeit eines Krieges nicht nur einzulassen, sondern sich regelrecht darauf/darüber zu freuen? Zitat:Einem großen Teil der Bevölkerung war die politische Teilhabe verwehrt.Anscheinend vergessen die Menschen sehr schnell. Sicherlich war - wie du bemerkst - der letzte Krieg immerhin schon einige Jahrzehnte vorbei und für die Deutschen "kurz und schmerzlos" und vor allem siegreich verlaufen. Andererseits gab es doch in der Vergangenheit genügend traumatische Kriegserlebnisse, deren Konsequenzen äußerst schmerzvoll und weitreichend gerade für die Bevölkerung waren. Zitat:Sah man in einem Krieg vielleicht die Möglichkeit verkrustete gesellschaftliche Strukturen zu überwinden und war deshalb begeistert, weil man sich Aufstiegschancen versprach, wenn man sich in der Schlacht bewährt hatte.Wenn die gesellschaftlichen Strukturen das eigene Dasein und die eigene Entwicklungsmöglichkeiten stark einschränken, würde man doch eher an auf eine Revoulution im Inneren hoffen. Das hört sich aber eher nach "Lauer Langeweile" an. Ja, und irgendwie galt das "zackige", "schneidige" Auftreten der Militärs anscheinend als sehr selbstbewusst und schick. Aber reicht das aus? Zitat: Dieser Zeitgeist ist heute schwer verständlich.Das ist genau der Punkt, an dem ich gedanklich so hängen bleibe. Wenn man (ohne jetzt in tagespolitische Diskussionen abschweifen zu wollen) sich die aktuelle Stimmung in weiten Teilen der arabischen Welt, aber auch in anderen Regionen (China vs. Japan, Pakistan vs. Indien, etc.) anschaut, so scheint die Luft zu brennen, ein drohender Gewittersturm quer über den Globus, kurz vor einer massiven Entladung. Wenn ich mir dann unsere Situation in Europa anschaue, die Unzufriedenheit ist in weiten Teilen Europas nicht mehr nur latent spürbar. Braucht es wieder nur einen, der genau den Zeitgeist trifft, der genau die richtigen Töne anzuschlagen weiß und aus einem kleinen Funken wird wieder ein unkontrollierbarer Flächenbrand? RE: Die "Große Zeit" - Renegat - 17.09.2012 21:07 Den Zeitgeist vor dem 1. WK können wir heute nur noch den Quellen entnehmen, wie Hesse oder alten Fotos. Leider erfährt man über die unteren Schichten relativ wenig. Die politische Spannungen mit den neuen Parteien, dem Spagat zwischen Agrar- und Industriestaat scheinen oberflächlich durch den militärbegeisterten Kaiser und seinen Anhang übertüncht worden zu sein. Kaiser Wilhelm als Populist, der eine revolutionäre Stimmung vorausahnt und schon bevor der wütende Mob auf die Straße geht, das Gewaltpotential auf einen äußeren Feind umlenkt. Das trifft es nicht wirklich. Diese Kriegsbegeisterung muß teilweise echt gewesen sein. Die Vorstellungen von Ehre, Gehorsam und Heldentod waren anders. Man ging von ehrenvollen Kämpfen auf einem abgelegenen Schlachtfeld aus, Mann gegen Mann. Die letzte Kriegserfahrung lag 40 Jahre zurück, war vielleicht in den Familienerinnerungen mythisch verklärt worden. Wenn man von einem Einfluß von Kriegserfahrungen ausgeht, ist der 2. WK unverständlicher. Wie konnten sich die Söhne nach den grausigen Schützengrabenerfahrungen ihrer Väter nur 20 Jahre später wieder in einen Krieg treiben lassen. Über deine letzte Frage muß ich noch nachdenken, die Gefahr besteht, zwangsläufig ist es nicht, die Menschheit hat gelernt, hoffe ich. RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 17.09.2012 21:30 Zur "Großen Zeit" und als solche wurde sie ja von Allen empfunden, wurde sie 1.) durch Propaganda: Originalton Wilhelm zwo: Mitten im Frieden überfällt uns der Feind, nun auf, zu den Waffen... 2.) durch die Selbstsuggestion, jeder Soldat fühlte sich nicht missbraucht sondern jeder persönlich als Retter des Vaterlandes. 3.) durch grenzenlose Selbstüberschätzung, beseelt davon, die einzige gute Nation in Europa zu sein. 4.) durch die Erinnerung an den Krieg, sein Ausgang als ungerecht empfunden, verklärte den Krieg zu einem Abenteuer, zu einer Großen Zeit, in der es noch Gerechtigkeit gab und nicht die Willkür der Siegermächte und den Verrat der eigenen Leute. DAS war die Nahrung des Selbstbetruge. RE: Die "Große Zeit" - solon - 19.09.2012 09:40 (17.09.2012 21:30)krasnaja schrieb: Zur "Großen Zeit" und als solche wurde sie ja von Allen empfunden, wurde sie Also ist Punkt 4. doch eine sehr abenteuerliches Argument.Erstens war am Anfang des WK II keine Kriegsbegeisterung (Gestapoberichte) , zweitens fühlte sich jeder Deutsche im Recht (Danzig/Korridor Frage) gegen Polen, jeder. Zum WKI,die Kriegsbegeisterung, übrigens in allen Ländern Europas mehr oder weniger vorhanden, lag im gutausgebildeten Mittelstand. Dieser prosperierte besonders in Deutschland was in Summe zu den größten Mittelstand Europas führte. Ähnlich Frankreich. Das dies in Massenbegeisterung auch auf den Straßen sich niederschlug und auch gut dokumentiert werden konnte hat genau diese Ursache. Das 1870/71 ein schmerzloser Krieg gewesen wäre ist ja nun gar nicht nachzuvollziehen, in jeder deutschen Kirche sind die Verlustzahlen in Form von Tafeln angebracht und weil dieser Krieg der erste "moderne" war , waren diese Verlustzahlen bedeutend größer als 1806-13 und 1866. Nur mal in Kirchen schauen. Das nach 40 Jahren etliches , besonders als Überlebender geschönt wurde ist heute genau wie damals. Der weitaus größere Teil der Bevölkerung , auch in Deutschland nämlich der Proletarier in den Hinterhofsmietskasernen und der Bauer auf den Feldern ging mit sehr gemischten Gefühlen in diesen Krieg. Von Euphorie war da nämlich nichts zu spüren, wie Kirchenbücher und Gewerkschaften berichteten. solon RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 19.09.2012 10:26 solon: pt. 4 ist weder abenteuerlich noch falsch, entspricht dem Denken des überwiegendent Teil der damaligen Deutschen nach 1918 . Offensichtlich ist Dir der Begriff der "Großen Zeit" nicht so geläufig, es sich hierbei NICHT um die Große Zeit der Nazis handelt, wie DU, nach DEINER Aussage zu urteilen, meinen köntest Das es auch in anderen Ländern diese Kriegsbegeistung gegeben hat, das hat doch NICHT !! damit zutun, das diese Zeit IN DEUTSCHLAND !! als Große Zeit empfinden worden war. Richtig an Deinem Beitrag ist (zur Sache) lediglich, dass dieses Gefühl einer "Großen Zeit" vor, wärend und nach dem Krieg nicht generell von den Arbeitern getragen wurde, die hatten politisch ein besseres Urteil als das Bürgertum. Und dennoch spricht die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD doch dafür, dem Zeitgeist entsprochen zu haben, auf der Schiene des Kaisers zu fahren, Deutschland nicht "im Stich" zu lassen, "ich kenne jetzt nur noch Deutsche" seine Worte. Die späteren Streiks der Arbeiter gegen den Frieden von Brest Anfang 1918 machte dem politischen Verständnis der Arbeiter alle Ehre. Nicht jedoch der SPD selber, die sich immer noch an der Seite der Kriegstreiber sah. RE: Die "Große Zeit" - Suebe - 19.09.2012 11:28 Auch mir scheint diese "Juli-August-Stimmung" des Jahres 1914 eine genauere Betrachtung wert. Insbesondere verwunderlich für den sehr viel später Geborenen ist die Tatsache, dass selbst die hochgebildeten Schichten von diesem "August-Erlebnis" keineswegs unberührt geblieben sind. Prof. Sauerbruch, auch damals schon eine bekannte Größe, Prof in Zürich, hat sich bei Kriegsbeginn freiwillig gemeldet. Wie Hesse. Irgendwo in seinen Memoiren schreibt Sauerbruch, wie die Kollegen in Zürich volles Verständnis hatten für seinen Wunsch in "bedrängter Lage dem Vaterland zur Verfügung zu stehen". Hermann Löns wäre zu nennen, als 48jähriger! Kriegsfreiwilliger im September 14 bei Reims gefallen. Regionaler, der Erbauer des Rathauses meiner Heimatstadt, Stadtbaumeister, als 42jähriger Freiwilliger im Okt. 1914 gefallen. und so geht es weiter. Die Deutschen auf der ganzen Welt versuchten in die bedrängte Heimat zu kommen, als Freiwillige das Vaterland zu retten. Mein Großvater erzählte zeitlebens, wie ein Deutschamerikaner kurz nach dem die Kompagnie in einem Vogesenstädtchen entladen worden wäre, der erste Kriegstote des Regiments wurde. Auch Remarque beschreibt dieses "August-Erlebnis". Die Szenen im Film "Im Westen nichts Neues" in der der Briefträger Himmelstoss auftritt, Marschmusik, marschierende Soldaten und Jubel überall, werden 15 Jahre nach den Ereignissen mMn diese zutreffend darstellen. RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 19.09.2012 12:38 (19.09.2012 11:28)Suebe schrieb: Auch mir scheint diese "Juli-August-Stimmung" des Jahres 1914 eine genauere Betrachtung wert. ...und auch die Bedenkenlosigkeit, mit der der Lehrer seine Schüler in den Tod treibt, "ich habe von einer Klasse gehört, da haben sich alle freiwillig gemeldet... Was, Ihr schaut auf Euren Mentor ... Bäumler , wie würde es mich voll Stolz erfüllen, wenn das auch diese Klasse täte Und wenn dann wirklich einer fallen würde, dann hätte er den Wahlspruch der römischen Legionäre dulce et decorum est pro patria mori ". Wie süss und ehrenvoll es ist, für das Vaterland zu sterben. Süss und ehrenvoll., mit heraussquellenden Därmen, einem letzten verzweifelten Schrei nach der Mutter. Mir, nach sehr häufigem Sehen dieses Films, der übrigens ein ganz wichtiger Teil bei der Erziehung meines Sohnes war !!!, stellen sich heute immer noch bei diese Szene die Nackenhaare hoch. RE: Die "Große Zeit" - Suebe - 19.09.2012 14:37 (19.09.2012 12:38)krasnaja schrieb: Süss und ehrenvoll., mit heraussquellenden Därmen, einem letzten verzweifelten Schrei nach der Mutter. Tja, als Adenauer und die Westalliierten ein bundesdeutsches Militär wollten, ist ihnen ein hunderttausendfaches "ohne uns" entgegengeschallt. Die Zeiten ändern sich. nur kommen wir damit dem Denken und Handeln des Jahres 1914 nicht nahe. Edit: Eins noch, Kaiser und Reichsleitung waren der Meinung, dass sie die Kriegserklärung Russlands brauchten, damit die SPD "mitging". RE: Die "Große Zeit" - Uta - 19.09.2012 14:46 (19.09.2012 11:28)Suebe schrieb: diese "Juli-August-Stimmung" des Jahres 1914Die Begeisterung wich wohl sehr schnell großer Ernüchterung und dann auch bald blankem Entsetzen. Aber genau um diese paar Wochen geht es mir. (19.09.2012 11:28)Suebe schrieb: Insbesondere verwunderlich für den sehr viel später Geborenen ist die Tatsache, dass selbst die hochgebildeten Schichten von diesem "August-Erlebnis" keineswegs unberührt geblieben sind. Laut Wiki und einigen anderen Texten aus dem Netz waren es wohl gerade die Intellektuellen (nahezu aller beteiligten Länder), die sich von dieser Stimmung besonders mitreißen ließen. In dem von mir in #1 verlinkten Artikel wird jedoch auf neuere Erkenntnisse verwiesen, wonach sich diese Euphorie durch alle gesellschaftlichen Schichten zog. Kennt jemand hierzu den neuesten Forschungsstand? Was mich auch nachdenklich macht, ist die Geschwindigkeit, mit der dieses Lauffeuer um sich griff. Beispiel: 1. August 1914 Kriegserklärung von Deutschland an Russland 3. August 1914 Kriegserklärung von Deutschland an Frankreich 6. August 1914 König Wilhelm II. verabschiedet in Stuttgart das Infanterieregiment"Kaiser Friedrich" und das Grenadierregiment "Königin Olga" 9. August 1914 stehen auf dem hiesigen Marktplatz 1200 (!) Soldaten zum Abmarsch bereit - alles Freiwillige, nur eine gute Woche nach der ersten Kriegserklärung. Am 10. August war dann im Tagblatt zu lesen: "[...] Kompagnieweise rückten die Mannschaften auf, und alsbald waren dieselben von dichtgedrängter Volksmenge rings umfriedet. In herzerhebenden Worten, aus denen die patriotische Erregung hervorklang, wies Dekan [...] auf die schwere aber opferfreudige Aufgabe hin, die unserer Wehrmacht bevorstand, durch den uns mutwillig aufgedrungenen Krieg. [...] Möge herrlicher Sieg den deutschen Waffen beschieden sein [...] Die stolze deutsche Armee, liebkost vom Schlachtenglück, wird ewigen Ruhmes sicher, Friede und Freiheit fest begründen[...]" usw. usf. [Was der gute Schreiberling des Tagblattes natürlich nicht ahnte: Die tapferen 1200 Mann wurden bereits innerhalb ihrer ersten Woche im Elsass in bittere Kämpfe verwickelt, bei denen es viele Verluste gab. Bis zum Kriegsende war das Regiment immer an vordester Front eingesetzt gewesen, entsprechend "ernüchternd" war die Bilanz am Ende.] Mir ist aber immer noch nicht klar, woher diese ungeheuerliche Woge der Begeisterung, die anscheinend einmal quer über Europa schwappte, nun auf einmal kam. Propaganda von Wilhelm II. alleine kann es auch nicht gewesen sein. Das war ja in anderen Ländern ähnlich. RE: Die "Große Zeit" - Suebe - 19.09.2012 16:01 (19.09.2012 14:46)Uta schrieb:(19.09.2012 11:28)Suebe schrieb: diese "Juli-August-Stimmung" des Jahres 1914Die Begeisterung wich wohl sehr schnell großer Ernüchterung und dann auch bald blankem Entsetzen. Aber genau um diese paar Wochen geht es mir. Ob das aus heutiger Sicht den neuesten Forschungsstand darstellt, weiß ich nicht: Zitat: Vor achtzig Jahren, im August 1914, zogen die Deutschen begeistert in den Krieg. So erzählen es die Geschichtsbücher. Doch die Wirklichkeit sah anders aus Die Legende vom Augusterlebnis stammt aus einem ZEIT Artikel, http://www.zeit.de/1994/31/die-legende-vom-augusterlebnis/seite-1 aus dem Jahr 1994 Wobei ich, ehrlich gesagt, Zweifel an dieser "neuen" Sichtweise habe. Mir haben Zeitzeugen einst diese überschäumende Kriegsbegeisterung halt auch geschildert. RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 19.09.2012 16:05 (19.09.2012 14:46)Uta schrieb:(19.09.2012 11:28)Suebe schrieb: diese "Juli-August-Stimmung" des Jahres 1914Die Begeisterung wich wohl sehr schnell großer Ernüchterung und dann auch bald blankem Entsetzen. Aber genau um diese paar Wochen geht es mir. Nein, alleine Propaganda, auch in den anderen Ländern war es nicht nur, in jedem der Länder hatten die sog. Kriegsparteien getrommelt, die Massen besoffen gemacht, die überragende Stärke der eigenen Waffen herausgestellt. Die Kriegsbegeisterung der Entente (England und Frankreich) hatte andere Gründe als die Deutschlands. Das Reich hatte sich gegenüber England und Frankreich wie ein Tölpel benommen, ich erinnere an die Hunnenrede des Kaisers oder , Panthersprung . Diesem aggressiven Deutschland musste ordenlich auf die Finger gehauen werden. Die Begeisterung in Frankreich wurde zusätzlich mit der Revance für L Alsace et La Lorraine angeheizt. In Deutschland hatte bereits der Gedanke des Herrenmenschen Platz gefunden, zwar nicht in der pervertierten Form wie eine Generation später, aber es hieß "the germans to the fronts" (beachte den Plural) und "am Deutschen Wesen soll die Welt genesen" "Jeder Schuss ein Russ jeder Stoß ein Franzos" und "auf Wiedersehen auf dem Boulevard" Nein, es war nicht nur die Propaganda Wilhelms es war eine grenzenlose Selbstüberschätzung der Deutschen, ein Riesenalotria, es war "Hitler in klein" Die Deutschen fühlten sich 1914 als die stärkste Nation in Europa, was sie auch waren, die Deutschen hätten Frankreich bezwingen können, Sie hätten auch England bezwingen können, Beide zusammen aber nicht und das war der generelle Gedankenfehler, der mit diesem Hurra-Patriotismus weggedacht wurde. In einer Schlacht, ob vor Verdun oder an der Somme, in einer Schlacht mehr Soldaten zu verlieren als der ganze Krieg 1870 gekostet hat, DAS hätte Mahner auf den Platz rufen müssen, aber diese Mahner gab es nicht. Die einzigen Mahner die es gab, das waren die Bolschewiki in Russland, die den Krieg, das Abschlachten um jeden Preis , auch um den Preis eines bitteren Friedens von Brest, weiter verhindern wollten. (und bitte jetzt keine Diskussion über andere Gründe für Brest) HIER geht es um die Beendigung des Schlachtens. RE: Die "Große Zeit" - Suebe - 20.09.2012 10:49 (19.09.2012 14:46)Uta schrieb: Am 10. August war dann im Tagblatt zu lesen: Teile der Besatzung der Emden zogen in einer gehörigen Odyssee aus dem Indik gen Deutschland, die Heimat verteidigen. Der Deutschamerikaner, den ich schon nannte, hatte ein paar Tausend Gleichgesinnte. Günther Plüschow, der Flieger von Tsingtao, zog quer durch Asien, zum selben Zweck. WK2 Franz von Werra* Jagdflieger flüchtet aus einem kanadischen Gefangenenlager um ein Jahr später im Luftkampf zu fallen. (verfilmt mit Hardy Krüger, Einer kam durch) Die Auflistung soll einem einzigen Zweck dienen. Es war damals August 14, teilweise bis 1945, Glaube und Einstellung. Ich vermute stark, dass wir Jetztmenschen da Probleme mit dem "Zugang" haben. Die Diskussion schwierig wird. * OT: Franz von Werra, gebürtiger Schweizer, verbrachte seine Jugend in Beuron im Donautal, die Villa seiner Adoptiveltern ist das heutige Haus Maria Trost, in halber Höhe gegenüber dem Kloster gelegen. RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 20.09.2012 11:06 Ich meine, dass es nicht an einem Problem der Jetztmenschen für den Zugang liegt, denn auch eine nicht unerhebliche Gruppe der Jetztmenschen sehen die Zeit des WK II als eine "Große Zeit" , wenn sie z.B. von den deutschen waffen sprechen, die denen der Alliierten eigentlich überlegen waren, wenn sie von aufopferndem Einsatz deutscher Jagdflieger gegen die bösen Luftgangster sprechen. Bei entsprechenden Recherchen im Internet zu spezeillen Themen werden entsprechende Banner eingeblendet, in denen sich diese nicht unerhebliche Gruppe der Protagonisten deutscher Größe im WK 2 austoben kann. Du brauchst doch nur einmal bei ebay die Angebote der Militaria aus dem WK 2 anzusehen. RE: Die "Große Zeit" - Uta - 20.09.2012 11:10 (19.09.2012 16:01)Suebe schrieb: Mir haben Zeitzeugen einst diese überschäumende Kriegsbegeisterung halt auch geschildert.Meine Großmutter (1904 geboren) war leider die einzige Zeitzeugin, zu der ich Zugang hatte. Viel hat sie mir nicht erzählt, da ihre Kriegserinnerungen von den Erlebnissen des II. WK deutlich dominiert wurden. Sie erzählte aber, wie sie in der Schule schnell noch patriotische Lieder üben mussten, um dann mit Körben von Blumen und Kränzen im besten Sonntagskleid mit weißer Schürze um, die Soldaten in den Krieg zu verabschieden. Sie war damals fürchterlich aufgeregt, und dachte, der Krieg müsse was ganz Tolles sein. Und stolz war sie, war doch ihr Vater auch bei den ausziehenden Soldaten. Nur kam mein Urgroßvater nie mehr zurück. Er fiel innerhalb der ersten Monate. Erst wenige Jahre vor ihrem Tod erzählte sie mir das und sagte dazu: "Es war ein großer Fehler, wir hätten nicht singen sollen." RE: Die "Große Zeit" - Uta - 20.09.2012 11:26 (19.09.2012 16:05)krasnaja schrieb: In Deutschland hatte bereits der Gedanke des Herrenmenschen Platz gefunden, zwar nicht in der pervertierten Form wie eine Generation später, aber es hieß "the germans to the fronts" (beachte den Plural) und "am Deutschen Wesen soll die Welt genesen"Vermutlich wäre die in sich schon völlig absurde Ideologie der Nationalsozialisten damals nicht auf derart fruchtbaren Boden gefallen, wenn die Grundhaltung der Deutschen bereits eine andere gewesen wäre. Das ist aber der Punkt. Mit Abstand und Objektivität betrachtet, hätten sich die Leute doch eigentlich schon vor der Machtergreifung der Nazis an den Kopf langen müssen. Taten sie aber nicht. Warum? Mainstream? Hesse z.B. erwähnt immer wieder den "guten Patrioten", der er auch sehr gerne sein wollte, dann aber zum "vaterlandslosen Gesellen", sogar zum "Verräter am eigenen Volk" wurde. War es womöglich nur das? Wollte keiner nachstehen und ausgegrenzt werden? (Übgrigens eine ganz interessante Konvergenz zum parallel laufenden Anti-3D. Heute ist man der Depp, wenn man nicht besch...) RE: Die "Große Zeit" - Suebe - 20.09.2012 11:56 (20.09.2012 11:10)Uta schrieb:(19.09.2012 16:01)Suebe schrieb: Mir haben Zeitzeugen einst diese überschäumende Kriegsbegeisterung halt auch geschildert.Meine Großmutter (1904 geboren) war leider die einzige Zeitzeugin, zu der ich Zugang hatte. Viel hat sie mir nicht erzählt, da ihre Kriegserinnerungen von den Erlebnissen des II. WK deutlich dominiert wurden. Mein Vater, Jahrgang 1902, kam um 3 Monate um den 1.WK herum. .... um im September 1939 als Kriegsfreiwilliger einzurücken..... Familienvater mit 5 Kindern.... Eigentlich nicht zu fassen. So heimlich dachte er wohl 21 Jahre lang, dass der verlorene Krieg 1918 nicht zuletzt der Tatsache geschuldet war, dass er nicht dabei sein durfte. OT: Als in der Mitte der 50er mehrere Herren kamen, ihm die "Reaktivierung" zwei Ränge höher als 45 anboten, hat er ihnen höflich aber bestimmt die Tür gezeigt. Und wenn ich einen Revolver brauchte, Indianer spielen, da ging nichts, überhaupt nichts. Musste ich mit einem Stecken auf die Cowboys schießen.... TT: Der Pazifismus ist dann gehörig und umfassend angekommen. RE: Die "Große Zeit" - solon - 20.09.2012 14:09 (20.09.2012 11:06)krasnaja schrieb: Ich meine, dass es nicht an einem Problem der Jetztmenschen für den Zugang liegt, denn auch eine nicht unerhebliche Gruppe der Jetztmenschen sehen die Zeit des WK II als eine "Große Zeit" , wenn sie z.B. von den deutschen waffen sprechen, die denen der Alliierten eigentlich überlegen waren, wenn sie von aufopferndem Einsatz deutscher Jagdflieger gegen die bösen Luftgangster sprechen. Du machst doch gerade so als wenn andere Nationen dies überhaupt nicht in den Sinn käme. Nur ist es nicht so, bei denen werden sogar Denkmäler gebaut ohne Erwähnung von zivilen Opfern die Ihr Einsatz kostete, ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo man sich Denkmäler entledigt und sie mit Mahnmäler in Masse ablöst. Dann kommen ein paar Spinner im Internet ganz recht um seine Meinung hier "fundiert" darzulegen . solon RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 20.09.2012 16:35 (20.09.2012 14:09)solon schrieb:(20.09.2012 11:06)krasnaja schrieb: Ich meine, dass es nicht an einem Problem der Jetztmenschen für den Zugang liegt, denn auch eine nicht unerhebliche Gruppe der Jetztmenschen sehen die Zeit des WK II als eine "Große Zeit" , wenn sie z.B. von den deutschen waffen sprechen, die denen der Alliierten eigentlich überlegen waren, wenn sie von aufopferndem Einsatz deutscher Jagdflieger gegen die bösen Luftgangster sprechen. ich habe nichts von Deinem Satz verstanden !!! RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 21.09.2012 13:28 (20.09.2012 11:26)Uta schrieb:(19.09.2012 16:05)krasnaja schrieb: In Deutschland hatte bereits der Gedanke des Herrenmenschen Platz gefunden, zwar nicht in der pervertierten Form wie eine Generation später, aber es hieß "the germans to the fronts" (beachte den Plural) und "am Deutschen Wesen soll die Welt genesen"Vermutlich wäre die in sich schon völlig absurde Ideologie der Nationalsozialisten damals nicht auf derart fruchtbaren Boden gefallen, wenn die Grundhaltung der Deutschen bereits eine andere gewesen wäre. 1.) zum mainstream: dieser bestand mit Sicherheit nach 1933 in der Frage, was denn eigentlich an den Nazis so schlecht sein soll, wenn alle jubeln, könnte da nicht die eigene Kritik an den Nazis falsch sein ? Ich bin auf diese Gedanken in dem Thema "was ist eigentlich an den Nazis so schlecht ? eingegangen. 2.) Ich denke, das die von Dir angesprochenen Selbstzweifel Hesses damit zusammen hängen. (ich das einfach so von Dir übernehme) 3.) Dieser unbegreifliche Galopp in den Untergang, spätestens mit dem Ermächtigungsgesetzt , aber eigentlich bereits 3 Wochen nach der Machterschleichung mit der Reichstagsbrandverordnung eingeleitet , lässt mich 80 Jahre nach den Ereignissen immer noch mit den Ohren schlackern. Was es eigentlich wirklich war, ist mir immer noch nicht GANZ klar, Für Österreich später mag die Restauration alter Größe im Zusammengehen mit Hitler eine wichtige Rolle gespielt haben, aber was konnte Hitler Deutschland bieten ? Nichts. Alles, was Deutsche eventuell wollten und was ihnen Hitler versprochen hatte, all das war nur mit einem neuen Krieg zu bekommen. Hängt das ganze vielleicht damit zusammen, das die Deutschen politisch ein durch und durch masochstisches Volk sind, die starren Blickes in den Untergang gehen, um sich dann später als Opfer zu fühlen ? RE: Die "Große Zeit" - Renegat - 21.09.2012 14:41 (20.09.2012 11:26)Uta schrieb: Das ist aber der Punkt. Mit Abstand und Objektivität betrachtet, hätten sich die Leute doch eigentlich schon vor der Machtergreifung der Nazis an den Kopf langen müssen. Taten sie aber nicht. Warum?Wir sprechen von 2 verschiedenen Vorkriegszeiten. Die Phase vor dem 1. WK, die Begeisterung, kann ich aus der Zeit noch einigermaßen nachvollziehen. Dieser Militarismushype, Patriotismus, der eigentlich schon Nationalismus war, hatte eine seltsame Volkserregung erzeugt. Meine Oma mütterlicherseits, Jahrgang 1903, stammte aus einer kaisertreuen Bahnbeamtenfamilie, schon die alten Fotos sprechen Bände. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie auch mit Fähnchen am Bahnhof stand und enthusiastisch winkte. Sie hatte 2 Brüder und 5 Schwestern. Der eine Bruder ist im WK1 gefallen, der andere wurde so schwer durch einen Bajonettstich in den Kopf verwundet und psychisch traumatisiert, dass er zeitlebens ein schwieriges Familienmitglied blieb. Aus heutiger Sicht verstehe ich nicht, dass es nicht schon in den 20er Jahren Pazifismusgedanken bei der Bevölkerung gab. Es muß doch so gut wie jede Familie vom 1. WK betroffen gewesen sein. Mein Opa väterlicherseits (Jahrgang 1888) starb als ich 8 Jahre war. Ich habe von ihm nie ein Wort über seine WK1-Erlebnisse gehört, ich weiß noch nicht mal, an welcher Front der war. Haben die in den 20/30er Jahren über ihre grauenvollen Kriegserlebnisse geschwiegen, weil die so ganz anders waren, als zu Beginn erwartet? Waren die 15 Jahre vielleicht zu kurz, um alle Umwälzungen zu bewältigen im kriegstraumatisierten Zustand. Haben die Väter nicht den Mund aufgemacht, weil sie einfach nur vergessen wollten? Heute verbinden wir zermürbende Schützengräbenkämpfe, Gas, Verdun mit dem 1. WK. Wie wurde der denn während der Weimarer Republik dargestellt? RE: Die "Große Zeit" - krasnaja - 21.09.2012 16:11 Zu Deiner Frage, wie denn der WK I in der Weimarer Republik dargestellt wurde: 1.) In Kriegsveteranen-Vereinen, in denen man sich täglich 2 x auf die Schulter klopfte, 2.) in herorisierenden Bücher, eines davon habe ich. 3.) Maler wie Georg Grosz wurden in die Mühlen der Justiz genommen, (Beleidigung der Reichwehr) Otte Dix als Maler der Kriegsrealität verfemt und sofort von den Nazis entlassen.. Remarque ´s Buch "Im Westen nichts Neues" kam 10 Jahre zu spät, (1929) , auch die Erinnerung an die Erlebnisse der Kriegszeit. sein Buch von den Nazis verboten wurde. Ob der 1930 dazu gedrehte am. Film überhaupt in Deutsche Kinos kam ist mir nicht bekannt. Im Laufe der 20 Jahre konnte es noch keine Erkenntnis darüber geben, dass der WK 1 das Grundübel der deutschen Geschichte gewesen ist, diese Erfahrung und Erkenntnis musste noch gemacht werden, musste noch kommen. RE: Die "Große Zeit" - liberace - 26.10.2012 09:13 Eine Frage an die Experten: Stimmt die Geschichte von den Studenten eigentlich, die bei Langemarck angeblich mit dem Deutschlandlied auf den Lippen ins gegnerische Feuer liefen? Man liest ja viel gegenteiliges dazu. RE: Die "Große Zeit" - solon - 29.10.2012 11:27 (21.09.2012 16:11)krasnaja schrieb: Remarque ´s Buch "Im Westen nichts Neues" kam 10 Jahre zu spät, (1929) , auch die Erinnerung an die Erlebnisse der Kriegszeit. sein Buch von den Nazis verboten wurde. Ja, er wurde in deutschen Kinos gezeigt und ab 1933 verboten. solon RE: Die "Große Zeit" - liberace - 02.11.2012 12:32 In den USA ist deutsche Militaria inzwischen eine millionenschwere Industrie geworden. Tausende Amerikaner spielen den II. WK in deutschen Uniformen und in Originalfahrzeugen der Deutschen WH nach. Originaluniformen der Waffen SS kosten tausende von Dollars. Sah mal einen TV-Bericht, da hatte ein ehemaliger Offizier der Waffen SS, der nach dem Krieg in die USA auswanderte, Geburtstag. Dann kam immer eine Abordnung der US-Armee und spielte ihm ein Ständchen. Die Amerikaner sehen das alles wesentlch lässiger und nicht so grünspießig wie die Deutschen. Unterhielt mich bei meinem letzten Urlaub in Südtirol mit Amerikanern, die die Waffen SS lobten. "Oh, very tough unit, very tough unit ..." RE: Die "Große Zeit" - Suebe - 02.11.2012 12:45 (02.11.2012 12:32)liberace schrieb: In den USA ist deutsche Militaria inzwischen eine millionenschwere Industrie geworden. Tausende Amerikaner spielen den II. WK in deutschen Uniformen und in Originalfahrzeugen der Deutschen WH nach. Originaluniformen der Waffen SS kosten tausende von Dollars. Sah mal einen TV-Bericht, da hatte ein ehemaliger Offizier der Waffen SS, der nach dem Krieg in die USA auswanderte, Geburtstag. Dann kam immer eine Abordnung der US-Armee und spielte ihm ein Ständchen. Die Amerikaner sehen das alles wesentlch lässiger und nicht so grünspießig wie die Deutschen. Unterhielt mich bei meinem letzten Urlaub in Südtirol mit Amerikanern, die die Waffen SS lobten. "Oh, very tough unit, very tough unit ..." Den Fakt kann ich bestätigen. Den Ausdruck "grünspießig" mißbillige ich allerdings sehr. könnte man ja evt. ändern? Ist dem Autor eigentlich aufgefallen, dass die Amis auch nicht blöd sind. Die spielen nämlich fröhlich SS-Division Götz von Berlichingen, keine andere, die einzige der keine Kriegsverbrechen vorgeworfen oder nachgewiesen wurden. RE: Die "Große Zeit" - 913Chris - 02.11.2012 13:47 (21.09.2012 14:41)Renegat schrieb: Waren die 15 Jahre vielleicht zu kurz, um alle Umwälzungen zu bewältigen im kriegstraumatisierten Zustand. Haben die Väter nicht den Mund aufgemacht, weil sie einfach nur vergessen wollten? Mit Sicherheit litten die WW-I-Soldaten, ums mal modern auszudrücken, an einem posttraumatischen Stresssyndrom. Sie wollten nicht über ihre Kriegserlebnisse reden. Aber anders als nach dem Zweiten Weltkrieg wollte nach dem Ersten Weltkrieg auch niemand hören, was da an der Front genau passiert ist. Die Empörung bei den Daheimgebliebenen über das als ungerecht empfundene Versailler Vertragswerk und die Sorge, überhaupt in den Nachkriegs- und Revolutionswirren zu überleben, mag dabei ein Faktor gewesen sein. M.E. noch wichtiger war aber was anderes: Die Einstellung dem Krieg gegenüber. Anders als im Zweiten Weltkrieg haben die Daheimgebliebenen vom tatsächlichen Kriegsgeschehen wenig mitbekommen, und wenn, dann propagandistisch verfälscht. Außerdem wurde der Krieg noch als irgendwie "dazugehörend" gesehen. Man darf ja nicht vergessen, dass es bis dahin keine Generation gegeben hat, die nicht irgendeinen Krieg miterlebt hat. Dass der Erste Weltkrieg ein Krieg ganz anderer Größenordnung und "Güte" war als alle anderen davor, das war (noch) nicht ins Bewusstsein der Allgemeinheit vorgedrungen. Die Kriegsheimkehrer waren potentielle Helden. Wenn die jetzt plötzlich anfingen, vom Grauen der Grabenkämpfe zu reden, wurde das nicht verstanden bzw. es wurde als Jammerei empfunden, eines Soldaten unwürdig. Ein Soldat hatte davon zu sprechen, wie viele Gegner er erledigt hatte und basta. VG Christian RE: Die "Große Zeit" - liberace - 02.11.2012 14:49 (02.11.2012 12:45)Suebe schrieb:(02.11.2012 12:32)liberace schrieb: In den USA ist deutsche Militaria inzwischen eine millionenschwere Industrie geworden. Tausende Amerikaner spielen den II. WK in deutschen Uniformen und in Originalfahrzeugen der Deutschen WH nach. Originaluniformen der Waffen SS kosten tausende von Dollars. Sah mal einen TV-Bericht, da hatte ein ehemaliger Offizier der Waffen SS, der nach dem Krieg in die USA auswanderte, Geburtstag. Dann kam immer eine Abordnung der US-Armee und spielte ihm ein Ständchen. Die Amerikaner sehen das alles wesentlch lässiger und nicht so grünspießig wie die Deutschen. Unterhielt mich bei meinem letzten Urlaub in Südtirol mit Amerikanern, die die Waffen SS lobten. "Oh, very tough unit, very tough unit ..." Stimmt m. E., mein Vater war in Russland erst bei der "Wiking", der konnte die Teilnahme am Massaker von Zloczow 1. Juliwoche 1941 in der Westukraine nachgewiesen werden. Die "Götz von Berlichingen" wurde m. W. erst kurz vor Kriegsende aufgestellt, als sich alles schon auf deutschem Gebiet abspielte, für Kriegsverbrechen kaum mehr Spielraum, da die Amis mit Macht nach Westen drückten. RE: Die "Große Zeit" - Wallenstein - 02.11.2012 15:05 (02.11.2012 12:45)Suebe schrieb:Bist du dir da sicher? Es gibt da auch anderes drüber zu lesen und zu sehen.(02.11.2012 12:32)liberace schrieb: In den USA ist deutsche Militaria inzwischen eine millionenschwere Industrie geworden. Tausende Amerikaner spielen den II. WK in deutschen Uniformen und in Originalfahrzeugen der Deutschen WH nach. Originaluniformen der Waffen SS kosten tausende von Dollars. Sah mal einen TV-Bericht, da hatte ein ehemaliger Offizier der Waffen SS, der nach dem Krieg in die USA auswanderte, Geburtstag. Dann kam immer eine Abordnung der US-Armee und spielte ihm ein Ständchen. Die Amerikaner sehen das alles wesentlch lässiger und nicht so grünspießig wie die Deutschen. Unterhielt mich bei meinem letzten Urlaub in Südtirol mit Amerikanern, die die Waffen SS lobten. "Oh, very tough unit, very tough unit ..."Ist dem Autor eigentlich aufgefallen, dass die Amis auch nicht blöd sind. http://www.blick.ch/news/ausland/us-politiker-war-freizeit-nazi-id60771.html http://www.focus.de/panorama/reportage/reportage-weltkrieg-am-wochenende_aid_181777.html Die Liste könnte man beliebig fortsetzen. Den Amis ist das Denken, wie es in D. bei diesem Thema vordergründig p.c. ist, nämlich ziemlich fremd, wenn nicht sogar sch..egal. RE: Die "Große Zeit" - Suebe - 02.11.2012 16:39 (02.11.2012 15:05)Wallenstein schrieb:(02.11.2012 12:45)Suebe schrieb: Ist dem Autor eigentlich aufgefallen, dass die Amis auch nicht blöd sind.Bist du dir da sicher? Es gibt da auch anderes drüber zu lesen und zu sehen. Du hast natürlich recht. Mich hat mal ein Ami zu so einem "Event" mitgenommen. Alles vorhanden, Halbkettenfahrzeuge, Sturmkarabiner 44 usw. usf., natürlich alle hochdekoriert, bis zum Ritterkreuz, direkt zum Sch.... schreien. Und die haben mir erklärt, dass sie sich die "Lemia-Division" ausgesucht hätten, da diese in keinerlei Kriegsverbrechen verwickelt gewesen wäre. Was ich, da sie im übrigen recht bewandert waren, (die Division soll bis 45 im Landser-Jargon tatsächlich "Lemia" genannt worden sein) ungeprüft übernommen habe. Sorry. |