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WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Druckversion

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RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Titus Feuerfuchs - 21.11.2017 03:20

(20.11.2017 22:27)WDPG schrieb:  Ein bisschen wundert es mich, dass die SPD nicht versucht hat, doch zu verhandeln. Da man die letzte Chance für die CDU/CSU ist, könnte man den Preis ja relativ hochhalten und sich bei wesentlichen relativ leicht durchsetzen.

Ich finde es gelinde gesagt auch fragwürdig von der SPD, sich der staatspolitischen Verantwortung zu etnziehen, das hat Steinmeier ganz recht.

Da bekommt eine Partei dei zweitmeisten Stimmen und sagt,"nein wir wollen nicht regieren".
Wenn man nicht regieren will, braucht man sich auch keiner Wahl zu stellen.

Die SPD hätte die Chance, sehr viel rauszuverhandeln, in etwa so, wie es Schüssel als präsumtiver Juniorpartner 2006 bei Gusenbauer getan hat.

Die SPD hat freilich auch das Problem, dass sie sich inhaltlich zu wenig von der CDU unterscheidet. Damit ist es noch schwieriger für sie, im zukünftigen Regierungsprogramm eine klar ersichtliche rote Handschrift zu hinterlassen.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Titus Feuerfuchs - 21.11.2017 03:21

(20.11.2017 23:35)Sansavoir schrieb:  Eine Minderheiten-Regierung ist das kleinere Übel. Neuwahlen würden nur der AfD nutzen.

So zerstritten, wie sie intern ist? Glaub nicht, dass die AfD signifikant dazugewinnen würde.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Paul - 21.11.2017 10:12

Bei Neuwahlen wird auf jeden Fall die Zahl der Nichtwähler gewaltig ansteigen. Auch ich bin über die Sondierungen enttäuscht. Es war keine Rede von einer großen Justizreform u.a. Maßnahmen, um die Rechtssicherheit herzuistellen.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Suebe - 21.11.2017 10:38

Sehen wir das doch mal historisch, ist ja eher unser Métier,
die Verweigerung der SPD zu irgendeiner Regierungsbeteiligung in den letzten 4 Jahren der Weimarer Republik, hat doch ganz entscheidend zum Scheitern der 1. deutschen Republik beigetragen.
Das muss man sich doch mal vor Augen führen.

Es ist natürlich Kacke, dass der Wähler gute Regierungsarbeit kaum honoriert,
die Merkel-Regierungen einschließlich der Schröder-Regierung davor, haben in meinem Augen eine hervorragende Bilanz!,
und irgendwelchen Flaschen die Stimme geben, die lediglich eine "blöde Gosche" haben.

Denn, "eine blöde Gosche" haben ist einfach, besser machen sollte man.
Aber das wissen ja die Verweigerer offensichtlich, und drücken sich.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Dietrich - 21.11.2017 17:48

(21.11.2017 10:38)Suebe schrieb:  ... die Merkel-Regierungen einschließlich der Schröder-Regierung davor, haben in meinem Augen eine hervorragende Bilanz!,

Das sehe ich ähnlich.

Neuwahlen würden die Lage nur unwesentlich verändern, Im übrigen darf man spekulieren, ob der Bruch der FDP eher geschadet oder eher genutzt hat und wie das bei den anderen Beteiligten aussieht.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Paul - 22.11.2017 00:28

Ich war mit den letzten Regierungen nicht zufrieden. Die Arbeitsmarktreform war die einzige nennenswerte Reform. Sonst gab es nur kleine Schritte. Es gab keine nennenswerte Familienpolitik o. Steuerreform. Die Karawane ist ganz langsam weiter gezogen. Eine Justizreform z.B. zur Halbierung der Prozeßdauern und das die Polizei sinnvoll arbeiten kann und die Gerichtsvollzieher endlich ihre Arbeit machen ist dringend u. fehlt.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Triton - 22.11.2017 17:25

(22.11.2017 00:28)Paul schrieb:  Sonst gab es nur kleine Schritte. Es gab keine nennenswerte Familienpolitik o. Steuerreform. Die Karawane ist ganz langsam weiter gezogen. Eine Justizreform z.B. zur Halbierung der Prozeßdauern und das die Polizei sinnvoll arbeiten kann und die Gerichtsvollzieher endlich ihre Arbeit machen ist dringend u. fehlt.
Liegen hier nicht die Zuständigkeiten schon teilweise/überwiegend in Brüssel?

Unter Schröder hat sich die LINKE etabliert (unterstützt durch Lafontaine), unter Merkel die RECHTE (nennt sich AfD), das sind die wirklichen Versäumnisse der letzten 20 Jahre. Dabei wäre genügend Geld für eine gerechtere Sozialpolitik da. Und das Thema Europa war nach Helmut Kohl eine eher lästige Pflichtübung.

Wirtschaftlich profitiert Deutschland extrem vom Euro, als Verdienst von irgendeiner Regierung kann ich das nicht anerkennen.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Arkona - 22.11.2017 20:21

(22.11.2017 00:28)Paul schrieb:  ...und die Gerichtsvollzieher endlich ihre Arbeit machen ist dringend u. fehlt.

@Paul, die machen ihre Arbeit. Was glaubst du wohl, wie schnell die vor der Tür stehen, wenn du mal 100 Euro Steuerschulden hast. Selbst erlebt...


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Titus Feuerfuchs - 22.11.2017 22:38

(22.11.2017 17:25)Triton schrieb:  Wirtschaftlich profitiert Deutschland extrem vom Euro,

Nein.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Paul - 22.11.2017 23:06

(22.11.2017 20:21)Arkona schrieb:  
(22.11.2017 00:28)Paul schrieb:  ...und die Gerichtsvollzieher endlich ihre Arbeit machen ist dringend u. fehlt.

@Paul, die machen ihre Arbeit. Was glaubst du wohl, wie schnell die vor der Tür stehen, wenn du mal 100 Euro Steuerschulden hast. Selbst erlebt...

Ich bin als Vermieter davon betroffen, das sie bei (selbständigen) Mietnomaden ihre Arbeit nicht machen, die genug verdienen, aber nicht zahlen wollen. Steuerschulden u. Bußgelder werden anders behandelt. Vermieter müssen sogar alle Kosten des Verfahrens tragen, welches sie gewinnen. Das Recht wird nicht durchgesetzt und die Verfahren dauern zu lange. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Letztlich unterstützt unsere Justiz dadurch solche Betrüger.

In vielen Staaten ist die Kriminalität noch stärker verbreitet als bei uns, aber ist das ein Trost? Nein. Gerade war ein Bericht über die Kriminalität in Mexiko, mit ihren Kartellen, welche die Wirtschaft durch morden u. Schutzgelder abwürgen. In manchen Regionen haben die Bauern Selbstschutzmilizen gegründet.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Triton - 23.11.2017 01:36

(22.11.2017 22:38)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.11.2017 17:25)Triton schrieb:  Wirtschaftlich profitiert Deutschland extrem vom Euro,

Nein.
Doch.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Aguyar - 23.11.2017 10:01

(22.11.2017 22:38)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.11.2017 17:25)Triton schrieb:  Wirtschaftlich profitiert Deutschland extrem vom Euro,

Nein.

Das Risiko der Währungsschwankungen durch eine Einheitswährung auszuschalten ist für ein Export-orientiertes Land immer von Vorteil. Die globale Finanzkrise war nicht die Schuld des Euro.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Titus Feuerfuchs - 23.11.2017 12:50

Man kann pro und contra nicht mit einem Satz beschreiben. Auf keinen Fall ist die Sache so klar, wie sie Triton und viele andere inkl. Medien darstellen.

Nein, sie war nicht schuld des Euro. Aber die Finanzkrise innerhalb der Euroländer war definitiv Schuld des Euro.

Aber das wurde hier schon lang und breit ausgewalzt:

http://www.forum-geschichte.at/Forum/showthread.php?tid=167&highlight=eurokrise


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Dietrich - 23.11.2017 15:29

(22.11.2017 22:38)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.11.2017 17:25)Triton schrieb:  Wirtschaftlich profitiert Deutschland extrem vom Euro,

Nein.

Es ist unbestreitbar, dass die Exportnation Deutschland von der EU und vom Euro am meisten proftiert hat.
Das Handelsblatt schreibt:

"Heute indes profitiert Deutschland vom Euro. Für die boomende hiesige Wirtschaft sind die Zinsen nun besonders niedrig, und die Exporte sind für den Rest der Welt vergleichsweise billig – stünde doch die Deutsche Mark heute höher im Kurs als der Euro. Deshalb kann es man es vielleicht am besten so sagen: Solange die deutsche Wirtschaft im europäischen Vergleich relativ stark ist und solange der Zinsvorteil gegenüber weniger stabilen Euro-Ländern besonders ausgeprägt ist, profitiert die hiesige Ökonomie von den wirtschaftlichen Vorteilen des Euro besonders stark."

http://www.handelsblatt.com/politik/international/gewinner-und-verlierer-1-profitiert-vom-euro-wirklich-deutschland-am-meisten/4434438-2.html

Und im Spiegel ist zu lesen:

"Deutschland ist der größte Profiteur des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes aus 27 Staaten, in dem rund 500 Millionen Einwohner fast 30 Prozent des globalen Sozialproduktes erwirtschaften. Zwischen Schleswig-Holstein und Bayern hängt fast jeder vierte Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export ab, also dem Handel mit anderen Staaten. Die Wirtschaftsmacht EU ist größer als die USA und dreimal bedeutender als China. Das sind die Fakten - auch, wenn sich die weltweiten Schwerpunkte immer mehr gen Asien verschieben.
Weil Deutschland wirtschaftlich der größte EU-Nutznießer ist, profitiert auch kein Land so sehr vom Euro. Die gemeinsame Währung hat zu einem regelrechten Exportboom geführt. Das zeigt ein Vergleich der Ausfuhrzuwächse in die 17 Länder, die heute zum gemeinsamen Währungsraum gehören."

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/mythos-vom-eu-zahlmeister-wie-deutschland-vom-euro-profitiert-a-744027.html


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Triton - 23.11.2017 17:39

(23.11.2017 12:50)Titus Feuerfuchs schrieb:  Man kann pro und contra nicht mit einem Satz beschreiben. Auf keinen Fall ist die Sache so klar, wie sie Triton und viele andere inkl. Medien darstellen.
Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge sind nie einfach.
Eine "billige" Währung, also unterbewertet im Vergleich zur Wirtschaftskraft, bedeutzet natürlich auch teure Importe. Gäbe es die D-Mark noch, könnten wir heute für ein Appel und ein Ei in Griechenland Urlaub machen. Oder wir würden plötzlich wieder US-Autos gut finden.
Im Grunde sind völlig freie Währungen ein Idealzustand, weil so schwächere Volkswirtschaften über niedrige Löhne ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern können und starke Volkswirtschaften den Exportüberschuss automatisch dadurch ausgleichen, in dem sie billige Waren aus den Schwachwährungsländern kaufen.
Ist nur politisch nicht gewollt.

Wirtschaftswissenschaften halte ich deshalb für eine der kompliziertesten Bereiche überhaupt. Selbst Grundprobleme wie dauernd wiederkehrende Wirtschaftkrisen sind immer noch nicht so erklär- und vorhersehbar, dass sie vermeidbar wären. Das wäre in etwa so, als würde die Medizin bis heute nicht wissen, warum Menschen eine Grippe bekommen oder als könnten Meteorologen nicht erklären, warum es im Winter kalt wird.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Titus Feuerfuchs - 23.11.2017 21:44

(23.11.2017 17:39)Triton schrieb:  
(23.11.2017 12:50)Titus Feuerfuchs schrieb:  Man kann pro und contra nicht mit einem Satz beschreiben. Auf keinen Fall ist die Sache so klar, wie sie Triton und viele andere inkl. Medien darstellen.
Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge sind nie einfach.
Eine "billige" Währung, also unterbewertet im Vergleich zur Wirtschaftskraft, bedeutzet natürlich auch teure Importe. Gäbe es die D-Mark noch, könnten wir heute für ein Appel und ein Ei in Griechenland Urlaub machen. Oder wir würden plötzlich wieder US-Autos gut finden.
Im Grunde sind völlig freie Währungen ein Idealzustand, weil so schwächere Volkswirtschaften über niedrige Löhne ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern können und starke Volkswirtschaften den Exportüberschuss automatisch dadurch ausgleichen, in dem sie billige Waren aus den Schwachwährungsländern kaufen.
Ist nur politisch nicht gewollt.
Stimmt.
Allerdings widerspricht das deinem obigen Statement ganz erheblich.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Titus Feuerfuchs - 23.11.2017 22:13

(23.11.2017 15:29)Dietrich schrieb:  Es ist unbestreitbar, dass die Exportnation Deutschland von der EU und vom Euro am meisten proftiert hat.
Das Handelsblatt schreibt: [....]



Dass die Mehrheit der Journalisten so denkt, weiß ich sehr gut. Hab das auch nie in Abrede gestellt.

Genausowenig habe ich gesagt, dass es keine positven Effekte für D gäbe. Nur zweifle ich daran, dass das per Saldo so ist.

Ich hab u.a. in folgendem Beitrag bereits vor einiger Zeit dargelegt, warum die Sache keineswegs so eindeutig ist, wie gemeinhin kolportiert - und auch nicht so unumstritten:




(31.01.2017 05:50)Titus Feuerfuchs schrieb:  @Dietrich

Dein Post liest sich wie das Politsprech so mancher Volksvertreter aus den Systemparteien.
Hier also meine Kritk:

(30.01.2017 19:06)Dietrich schrieb:  In der EU leben rund 450 Millionen Menschen. Die Schaffung eines gemeinsamen europäischen Binnenmarktes hat nicht nur die Handels- und Wirtschaftsaktivität erhöht, sondern auch den Lebensstandard in der EU.

Stimmt das?
Hat sich der Lebensstandard z.B. in den überschuldeten Mittelmeeranrainerstaaten wirklich erhöht und das wegen der EU?
Und was ist mit den stagnierenden Reallöhnen, z.B. hier in Österreich? Österreichs BIP pro Kopf war die letzten Jahre sogar leicht rückläufig.
Hat sich der Lebensstandard in Deutschland seit der Euroeinführung erhöht - trotz des gigantischen Niedriglohnsegmentes? Kommt der erwirtschaftete Wohlstand ausreichend bei der arbeitenden Bevölkerung an?
Ich habe da sehr große Zweifel.Exclamation


(30.01.2017 19:06)Dietrich schrieb:  Zusammengenommen sind die europäischen Mitgliedstaaten der größte Exporteur sowie Importeur von Waren und Dienstleistungen. Ihr Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug 2011 rund 20% und lag damit auf Platz 1 im internationalen Vergleich. Deutschland als traditionelle Exportnation profitiert stark davon, hierzulande hängen ca. 10 Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Export ab.

Inwiefern profitiert Deutschland stark davon? Deutschland ist auch ohne die anderen EU-Staaten der größte Exporteur der Welt.

Der wichtigste Außenhandelspartner Deutschlands sind die USA - nicht in der EU.
Der zweitwichtigste ist UK - kein Euro und auch nicht mehr lange in der EU.
Von den zehn wichtigsten Außenhandelspartnern Deutschlands sind nur fünf EU-Mitglieder.

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Aussenhandel/Tabellen/RangfolgeHandelspartner.pdf?__blob=publicationFile


2006 bis 2015 ist sowohl der Export in die Eurozone als auch der in die EU rückläufig (-5,5% bzw -7,3%).
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/226630/umfrage/anteil-des-eu-handels-am-deutschen-exporthandel/


Ist ja auch kein Wunder, dass die Nachfrage aus Staaten mit schwachem bzw nonxistentem Wirtschaftwachstum und z.T auch sinkender Bevölkerungszahl rückläufig ist. Und das trotz mittelbarer oder unmittelbarer Finanzspritze aus Deutschland.

Die zukünftigen Wachstumsmärkte für deutsche Produkte liegen definitiv außerhalb der EU.




(30.01.2017 19:06)Dietrich schrieb:  Deutschland profitiert stark von der Zugehörigkeit zum größten einheitlichen Binnenmarkt der Welt. [...]

Wenn man alle Kosten, die Deutschland durch die EU und Euromitgliedschaft entstehen, mit den Mehreinnahmen, die durch wirtschaftliche Synergieeffekte entstehen, saldiert, wäre ich mir nicht so sicher, ob da am Ende tatsächlich ein Plus steht. Habe auch hier erhebliche Zweifel.
Schließlich war Deutschland schon lange vor der EU-Mitgliedschaft und der Euroeinführung Exportweltmeister.



(30.01.2017 19:06)Dietrich schrieb:  Das politische und ökonomische Gewicht eines Staatenbundes von 450 Millionen Einwohnern ist um ein vielfaches höher als das einzelner Staaten. Eine einige und solidarische Europäische Union ist eine Weltmacht, die gleichberechtigt neben den USA, Russland und China steht. Besonders im Trump-Zeitalter hat Europa nur dann Chancen gehört zu werden, wenn es kräftig mit einer Stimme spricht.


Es wäre eine Idee, mal hinter dieses tausendmal gehörte EU-Lob zu blicken und zu schauen, ob diese Aussagen einer kritischen Nachprüfung auch nur ansatzweise standhalten. Und auch hier haben ich berechtigte Zweifel.

Das politische Gewicht der EU ist mit den von dir genannten Playern nicht mal ansatzweise zu vergleichen. Die EU-ist kein Staat, sondern ein sehr heterogener Staatenbund, in dem die einzelnen Mitglieder aus verständlichen Interessen in ganz unterschiedliche Richtungen wollen. Und deshalb ist das außenpolitische Gewicht der Union denkbar gering.

Und was das wirtschaftliche Gewicht angeht, ist Europa durch die gemeinsame Währung, die zusammenkettet, was nicht zusammenpasst, sogar erheblich geschwächt - nicht gestärkt!

Das sieht man sehr deutlich am Leitzins der EZB, der nominell 0%, aber real durch das gigantische Anleihenkaufprogramm der EZB sogar negativ ist.

Deutschland bräuchte Studien zofolge aber einen Leitzins von 6,2 %, während Italien, immerhin die drittgrößt Volkswirtschaft in der Eurozone, einen von -1,8% (Minus! Exclamation) bräuchte.

http://diepresse.com/home/wirtschaft/kolumnen/diebilanz/5160541/Das-italienische-Dilemma


Der Euro, wenn man davon ausgeht, dass D dabeibleibt, passt derzeit nur für Österreich, Luxemburg, Niederlande, Finnland und ev noch Irland. Aus, das wars, alle anderen Volkswirtschaften sind zu schwach für diese Währung.
Italien und Frankreich haben's versch... Sie hatten viele Jahre die Gelegenheit, ihre Aufgaben zu machen und an die von mir genannten Staaten wirtschaftlich aufzuschließen, aber das Gegenteil ist passiert - die wirtschaflichen Disparitäten sind gewachsen.
Und wenn in Frankreich Le Pen oder gar der ultralinke Benoît Hamon die Präsidentenwahl gewinnt, hat sich die Sache - aus unterschiedlichen Gründen- wohl ohnehin erledigt.



(30.01.2017 19:06)Dietrich schrieb:  Deutschland wickelt rund 60% seines Handels mit den Staaten der EU ab. Würden überall nationale Zollmauern hochgezogen, erlitte gerade die Exportnation Deutschland erheblichen finanziellen Schaden.

Mit fallender Tendenz, besonders wenn das UK weg ist (ich hab die Zahlen oben schon genannt).

Wer hat davon gesprochen, wieder Zollmauern zu errichten?Huh
Freihandel innerhalb Europas ist eine tolle Sache. Aber dazu brauch ich weder eine zentral gesteuerte politische Union, noch eine gemeinsame Währung.
Tatsache ist aber, dass eine Annäherung, zwischen Staaten, egal ob wirtschftlich oder politisch, umso schwieriger ist, je größer die Unterschiede sind.

Ein Fallbeispiel:
Hier in Ostösterreich gibt es z.B. ein Riesenproblem mit Billigarbeitskräften aus den Östlichen Nachbarländern. Warum? Weil die Wirtschaftskraft und damit das Lohnniveau so unterschiedlich ist. Die Folge: Die Arbeitskräfte fehlen in ihre Herkunftsländern und drücken in Österreich auf den ohnehin schon schwierigen Arbeitsmarkt und das Lohnniveau. Und darüber beklagen sich nicht mehr bloß die bösen Rechtspopulisten, sondern vor allem die Sozialdemokraten, weil die Gewerkschaften auf die Barrikaden steigen.
Zwischen Österreich und Deutschland gibt's das Problem nicht. Warum?
Weil beide Staaten so ähnlich sind, dass diese Negativeffekte nicht aufftreten.




(30.01.2017 19:06)Dietrich schrieb:  Gerade Deutschland hat von der EU stark profitiert, denn der riesige Binnenmarkt ohne Zollgrenzen hat unser Land reich gemacht und so seine wirtschaftliche und politische Bedeutung erhöht.

Woher hast denn das? War Deutschland vor der Euroeinführung und vor der EU ein zurückgebliebenes Entwicklungsland?Huh

Deutschland ist durch seine enorme Wirtschaftskraft, also durch das Geschick und den Fleiß seiner Bürger (relativ) reich geworden, aber sicher nicht durch ein politisches Konstrukt, dem Deutschland als Preis für die Wiedervereinigung in dieser Form beiwohnen muss.


(30.01.2017 19:06)Dietrich schrieb:  Nur eine politisch und wirtschaftlich einige Europäische Union kann ein globaler Player sein. Deshalb ist es notwendig, die EU zu stärken, und nicht zu schwächen.

Soll ich dir was verraten? Ich will gar kein globaler Payer sein. Und ich glaub, die meisten Deutschen wollen es auch nicht. Die Schweiz hat ganz gut gezeigt, wie gut man leben kann, ohne globaler Payer zu sein. Andere reiche Länder wie Kanada, Australien oder Neuseeland fahren auch gut damit, sich um ihre Angelegenheiten zu kümmern.
Wir haben genug mit unseren Problemen hier zu schaffen.



RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Dietrich - 24.11.2017 17:55

Da hast du dich aber mächtig ins Zeug gelegt, Titus. Smile

Mehrheitlich sind die Fachleute allerdings der Ansicht, dass die EU und der Euro für Deutschland eine Erfolgsgeschichte sind (s. oben die Zitate aus SPIEGEL und Handelsblatt).


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Titus Feuerfuchs - 24.11.2017 18:14

(24.11.2017 17:55)Dietrich schrieb:  Da hast du dich aber mächtig ins Zeug gelegt, Titus. Smile

Mehrheitlich sind die Fachleute allerdings der Ansicht, dass die EU und der Euro für Deutschland eine Erfolgsgeschichte sind (s. oben die Zitate aus SPIEGEL und Handelsblatt).

Den alten Beitrag von mir reinzukopieren, war ein überschaubarer Arbeitsaufwand. Wink

Dass der Mainstream eine andere Meinung vertritt als ich, weiß ich natürlich.

Selbst wenn ich mich nicht auskennen würde, würde mich das misstrauisch machen. Denn wenn Thesen gar zu apodiktisch und dogmatisch verbreitet werden, ist meistens ein Hund drin.


RE: WAHLEN ALLGEMEIN 2017: - Marek1964 - 25.11.2017 01:00

Dass der Euro ein Segen sein soll, das glauben die allerwenigsten Wirtschaftswissenschafter, die sich zu reden trauen. Ich empfehle dazu die Vorträge von HW Sinn auf youtube - nüchtern, kompetent und alarmierend.

Auch das Buch von Dr. Markus Krall, der Draghi Crash, ein Kenner der Bankbranche, kann ich empfehlen - wen es interessiert, dem kann ich es kostenlos zustellen, unter gewissen Bedingungen, mehr dann via PN.

Dabei war die Idee nicht falsch, aber die Protagonisten haben sich an mehrere Grundbedingungen nicht gehalten. Die Folgen sind eine enorme Jugendarbeitslosigkeit in den südeuropäischen Ländern, sowie Verschuldung von südeuropäischen Zentralbanken bei der deutschen Bundesbank - mit der EZB als zwischengeschalteter Institution.

Wenn man sich also in Deutschland freut, wie flott der Export geht, muss man aber die Frage stellen, ob diese auch tatsächlich voll bezahlt werden - und das ist eine sehr offene Frage, Dr. Krall hat dazu eine klare Meinung.