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RE: Wahlen Allgemein 2016: - Arkona - 22.09.2016 14:53

Nur Umsatzsteuer? Gerade das bevorteilt die Reichen, die essen und trinken ja auch nicht mehr.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Bunbury - 22.09.2016 15:14

(22.09.2016 13:46)Triton schrieb:  Das stimmt alles, was ihr schreibt. Und der verantwortungsvollen Wirtschaft geht es auch gar nicht darum, keine Steuern zu bezahlen. Aber es muss alles einfach, ohne große Bürokratie und Gängelung vonstatten gehen. Da habe ich bei der Linken meine Bedenken. Vieles ist gutgemeint, aber Wirtschaft ist oft wie Natur, die am besten gedeiht, wenn man sie ganz in Ruhe lässt.

ich würde sie ja auch nicht dauerhaft wählen. Sie sollen einfach nur das mit der Sozialversicherung machen...Wink


(22.09.2016 13:46)Triton schrieb:  Ich wäre ja dafür, nur noch eine Steuer zu haben, die Umsatzsteuer. Dann ist Arbeit steuerfrei und die "Reichen" zahlen zwangsläufig mehr, weil sie ja mehr kaufen können und auch tun.

(22.09.2016 14:53)Arkona schrieb:  Nur Umsatzsteuer? Gerade das bevorteilt die Reichen, die essen und trinken ja auch nicht mehr.

Tendenziell hat Arkona recht. Bei einem einheitlichen Umsatzsteuersatz würden die Reichen auf lange Sicht wieder begünstigt. Natürlich kann sich jeder aussuchen ob er in den urlaub fährt oder nicht, aber nicht ob man ißt und trinkt.

Reizvoll wäre hier der Gedanke an unterschiedliche Mehrwertsteuersätze. So könnten A Güter wie Lebensmittel, Strom und Wasser niedrig besteuert werden- alles, was zur Deckung des Bedarfs dient. B Güter wie Kleidung, Bücher, Kultur , Kleinwagen und so etwas, mit einem mittleren Steuersatz. Und dann ein gewisser Luxussteuersatz für die Güter, die sich die Armen gar nicht leisten kann. Wer aber eine Handtasche für 700 € das Stück erwerben kann, um vor den Freundinnen anzugeben, kann dafür auch genauso gut 800 € ausgeben...

Die Umsatzsteuer ist ja auch in anderer Beziehung als Steuerungsinstrument im Gespräch- ich habe kürzlich von Plänen einer ökologischen Umsatzsteuer gelesen, nach der z.B. Bio Gemüse und Getriede mit 7% besteuert werden soll, Gemüse aus konventionellem Anbau und biologische Tierprodukte mit 10% und tierische Produkte aus konventioneller Erzeugung mit 19%.
(Was neben Ökofreaks auch von Gesundheitsexperten unterstützt wird....):

Nur ein einheitlicher Steuersatz für alle Produkte von der Nobelkarosse bis zum Leitungswasser halte ich für falsch....

(22.09.2016 13:46)Triton schrieb:  Aber diese Umstellung dauert und ist auch nicht von der Mehrheit der Politik gewollt, weil Politiker es gewohnt sind "ihre" Klientel durch Steuer- und Sozialpolitik sowie Staatsausgaben zum Kreuz an der richtigen Stelle zu überreden.

Wie man ja bei den Grünen gemerkt hat- eine Steuerreform wollten sie- bis ihnen dann irgendwann aufgegangen ist, dass sie ihren eignen Wählern ans Leder wollten. Die jetzt nicht mehr protestierende Studenten, sondern wohlsituierte Mittvierziger bis Mitfünfziger sind....


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 22.09.2016 21:20

(22.09.2016 13:21)Bunbury schrieb:  
(22.09.2016 10:26)Triton schrieb:  Normale Menschen wollen nämlich etwas leisten und nicht nur Leistungen anderer einsacken.

Nachsatz:
ja, normale Menschen wollen etwas leisten. Und sie möchten für diese Leistung angemessen entlohnt werden.
[...]

Das ist imho der Knackpunkt.
Allerdings ist Überbürokratisierung und eine hohe Steuerbelastung von Unternehmen einer angemessenen Entlohnung nicht gerade zuträglich.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 22.09.2016 21:39

(22.09.2016 13:46)Triton schrieb:  Ich wäre ja dafür, nur noch eine Steuer zu haben, die Umsatzsteuer. Dann ist Arbeit steuerfrei und die "Reichen" zahlen zwangsläufig mehr, weil sie ja mehr kaufen können und auch tun.

(22.09.2016 15:14)Bunbury schrieb:  
(22.09.2016 14:53)Arkona schrieb:  Nur Umsatzsteuer? Gerade das bevorteilt die Reichen, die essen und trinken ja auch nicht mehr.

Tendenziell hat Arkona recht. Bei einem einheitlichen Umsatzsteuersatz würden die Reichen auf lange Sicht wieder begünstigt. Natürlich kann sich jeder aussuchen ob er in den urlaub fährt oder nicht, aber nicht ob man ißt und trinkt.

Du hast dich hier verlesen. Triton will alle Steuern abschaffen, außer die Umsatzsteuer.
Finde ich aus den bereits genannten Gründen nicht gut.

Eine einheitliche Umsatzsteuer ist wieder ein anderes Thema.



(22.09.2016 15:14)Bunbury schrieb:  Reizvoll wäre hier der Gedanke an unterschiedliche Mehrwertsteuersätze. So könnten A Güter wie Lebensmittel, Strom und Wasser niedrig besteuert werden- alles, was zur Deckung des Bedarfs dient. B Güter wie Kleidung, Bücher, Kultur , Kleinwagen und so etwas, mit einem mittleren Steuersatz. Und dann ein gewisser Luxussteuersatz für die Güter, die sich die Armen gar nicht leisten kann. Wer aber eine Handtasche für 700 € das Stück erwerben kann, um vor den Freundinnen anzugeben, kann dafür auch genauso gut 800 € ausgeben...

Die Umsatzsteuer ist ja auch in anderer Beziehung als Steuerungsinstrument im Gespräch- ich habe kürzlich von Plänen einer ökologischen Umsatzsteuer gelesen, nach der z.B. Bio Gemüse und Getriede mit 7% besteuert werden soll, Gemüse aus konventionellem Anbau und biologische Tierprodukte mit 10% und tierische Produkte aus konventioneller Erzeugung mit 19%.
(Was neben Ökofreaks auch von Gesundheitsexperten unterstützt wird....): [...]


Geht's vielleicht noch etwas umständlicher? Confused

Absgesehen davon, müssten dazu erst die EU-Gesetze geändert werden. Diese erlauben zz maximal drei verschiedene Steuersätze bei der Umsatzsteuer.



Das Steuersystem muss folgende Anforderungen erfüllen:

1) Die Ausgaben des Staates decken. Der muss mit seinen Einnahmen so effizient und so verantwortungsvoll wie möglich umgehen. (Lol der war gut, ich weiß!)

2) Möglichst einfach und transparent mit minimalem bürokratischem Aufwand funktionieren.

3) Es muss halbwegs gerecht sein.

4) Es sollten nicht mehr Steuern eingehoben werden als unbedingt erforderlich. Dh bevor man die Steuerquote erhöht, muß man erst der Verschwendung von Steuergeld Herr werden.

5) Es soll gewisse Lenkungseffekte erfüllen.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 22.09.2016 21:49

(22.09.2016 13:46)Triton schrieb:  [...] Und der verantwortungsvollen Wirtschaft geht es auch gar nicht darum, keine Steuern zu bezahlen. Aber es muss alles einfach, ohne große Bürokratie und Gängelung vonstatten gehen. Da habe ich bei der Linken meine Bedenken. Vieles ist gutgemeint, aber Wirtschaft ist oft wie Natur, die am besten gedeiht, wenn man sie ganz in Ruhe lässt.

[...]


1) "Gut gemeint" ist bekanntlich da Gegenteil von "gut".



2) Dein marktradikaler Ansatz, die Wirtschaft ganz in Ruhe zu lassen, geht auch nicht gut. Sonst haben wir bald dominante Konzerne/Kartelle oder gar Monopole, die nach Lust und Laune die Preise bestimmen können. Nein danke.

Wir haben ja bereits am Bankensektor gesehen, wohin das führt. To big to fail.....

Außerdem ging's den Arbeitnehmern in unregulierten Wirtschaftssystemen nicht gerade toll. (Kinderarbeit, 7-Stunden-Woche, keine Versicherung, Hungerlöhne, Umweltverschmutzung....)

Gewisse Regeln sind notwendig. Verschiedene neoliberale Schulen liefern Ideen, wie es gehen kann.
Europas Wirtschaft in toto ist allerdings total überreguliert, da gebe ich dir recht.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 22.09.2016 21:56

(22.09.2016 06:46)Flora_Sommerfeld schrieb:  2.)Ach für Wahlstimmen im konservativen Lager, sind die Moslems gut genug ... weißt du was mich ankotzt, diese verdammte Doppelmoral einiger Leute hier.

Du wirst es nicht glauben, aber ich habe nichts gegen Moslems, wenn sie sich gut integrieren.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 22.09.2016 23:40

(22.09.2016 13:03)Bunbury schrieb:  
(22.09.2016 10:26)Triton schrieb:  Was hat die Linke denn für ein Zukunftskonzept für die Sozialversicherung?

Die Bürgerversicherung. Alle unabhängig von Einkommensart und Einkommenshöhe zahlen prozentual den gleichen Beitrag in Kranken- und Rentenversicherung.
Wie schon vor ein paar Tagen ausgeführt- wie kann es sein, dass ein Arbeiter mit 1000 € 85 und damit 8,5 % seines Einkommens in die gesetzliche Kranknversicherung einzahlt, ein Angestellter im oberen Management mit 10.000 € aber nur 366 € und somit 3,6 % seines Einkommens? Wie kann es sein, dass ein Arbeitnehmer mit 2000 € 170 krankenversicherung bezahlt, ein anderer, der für 600 € arbeitet, aber 1400 € Kapitaleinnahmen hat 51 € Krankenversicherung bezahlt. Wieso ist die nicht arbeitende Ehefrau kostenfrei bei ihrem Ehemann mitversichert, während sie alleinerziehende Mutter, die sich selbstständig machen will, bei 750 € Einkommen im Monat 380 € Krankenversicherung bezahlen will? (Wie es mir vor drei Jahren gegangen ist....)

Alle diese Beispiele zeigen nur eins. Das dieses Gerede von wegen "Leistung muss sich lohnen" ein ganz dummes Gerede ist.


Nein, ist es nicht. Du gehst hier populistischen Ansagen der Linken auf den Leim.

Die Belastung der Löhne und Einkommen erschöpft sich nicht in Versicherungsabgaben.Lightbulb
Es gibt z.B. auch die Lohn- bzw Einkommensteuer. Diese ist übrigens progressiv.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - zaphodB. - 22.09.2016 23:51

Nun ja,mit den Steuern ist das so eine Sache.
Komischerweise funktionieren gerade die skandinavischen Hochsteuerländer ganz gut
Die Wirtschaften laufen ganz ordentlich ,die Sozialsysteme und die allgemeine Daseinsvorsorge die man nicht privsatisiert hat funktionieren,die Infrastruktur ist besser ausgebaut als hier zu Lande ,das allgemeine Wohlstandsniveau gehört zu den höchsten in Europa und der "Zufriedenheitsfaktor " der Bürger ist relativ hoch. Und durch die periodisch wiederkehrenden Krisen der vergangenen Jahrzehnte sind die auch relativ gut durchgekommen,
In Ländern mit Steuerdumping und radikal-neoliberalen Ansätzen ist das (abgesehen von einigen Zwergstaaten) eher nicht der Fall.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 23.09.2016 00:11

Liegt aber auch daran, dass die Skandinavier verantwortungsvoll mit ihren Einnahmen umgehen. Ich unterstelle auch, dass es dort weniger Menschen gibt, die das System bewusst ausnutzen. Die Mentalität ist eine andere als in Ö und D, von Südeuropa gar nicht zu reden.

Außerdem ist die Sache ambivalent zu sehen.
Schweden hat z.B. in den 90ern durch Sparen seinen Staatshaushalt saniert.

In Dänemark ist der Kündigungsschutz sehr schwach. Der Vorteil: Unternehmen stellen leichte Mitarbeiter an. Außerdem wir man bei Jobverlust von einem sehr starkem sozialen Netz aufgefangen.

Da hat's also duchaus auch neoliberale Ansätze.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Suebe - 23.09.2016 10:53

(22.09.2016 23:51)zaphodB. schrieb:  Nun ja,mit den Steuern ist das so eine Sache.
Komischerweise funktionieren gerade die skandinavischen Hochsteuerländer ganz gut
Die Wirtschaften laufen ganz ordentlich ,die Sozialsysteme und die allgemeine Daseinsvorsorge die man nicht privsatisiert hat funktionieren,die Infrastruktur ist besser ausgebaut als hier zu Lande ,das allgemeine Wohlstandsniveau gehört zu den höchsten in Europa und der "Zufriedenheitsfaktor " der Bürger ist relativ hoch. Und durch die periodisch wiederkehrenden Krisen der vergangenen Jahrzehnte sind die auch relativ gut durchgekommen,
In Ländern mit Steuerdumping und radikal-neoliberalen Ansätzen ist das (abgesehen von einigen Zwergstaaten) eher nicht der Fall.


Interessant.
Wobei natürlich Norwegen von den Öleinnahmen ganz gut lebt. Können sich da allerlei Extra-Würste leisten, was sonst nicht ginge.
Man muss mMn, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen für den Otto Normalverbraucher auch die Gesamtabgaben zusammenrechnen, also Sozialversicherung (AG+AN-Beiträge!) und die Steuern.

Wobei ich zum "Merkel-Fan" wurde, wie die 2008 die aufkommende Krise in den Griff nahm und abwürgte.
Das ist so noch keiner deutschen Regierung gelungen.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Bunbury - 23.09.2016 17:00

(22.09.2016 23:40)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.09.2016 13:03)Bunbury schrieb:  Die Bürgerversicherung. Alle unabhängig von Einkommensart und Einkommenshöhe zahlen prozentual den gleichen Beitrag in Kranken- und Rentenversicherung.
Wie schon vor ein paar Tagen ausgeführt- wie kann es sein, dass ein Arbeiter mit 1000 € 85 und damit 8,5 % seines Einkommens in die gesetzliche Kranknversicherung einzahlt, ein Angestellter im oberen Management mit 10.000 € aber nur 366 € und somit 3,6 % seines Einkommens? Wie kann es sein, dass ein Arbeitnehmer mit 2000 € 170 krankenversicherung bezahlt, ein anderer, der für 600 € arbeitet, aber 1400 € Kapitaleinnahmen hat 51 € Krankenversicherung bezahlt. Wieso ist die nicht arbeitende Ehefrau kostenfrei bei ihrem Ehemann mitversichert, während sie alleinerziehende Mutter, die sich selbstständig machen will, bei 750 € Einkommen im Monat 380 € Krankenversicherung bezahlen will? (Wie es mir vor drei Jahren gegangen ist....)

Alle diese Beispiele zeigen nur eins. Das dieses Gerede von wegen "Leistung muss sich lohnen" ein ganz dummes Gerede ist.


Nein, ist es nicht. Du gehst hier populistischen Ansagen der Linken auf den Leim.

Nein, tue ich nicht. Tatsächlich habe ich mich zuerst- als ich mich vor drei jahren selbstständig machen wollte, weil ich keinen Job gefunden habe, der es mir erlaubt hätte, zu anständigen, kindergerechten Bedingungen Kinder und Familie miteinander zu vereinbaren und da an die Grenzen des bestehenden Systems gestoßen bin- mit dem Sozialversicherungssystem ganz kritisch auseinander gesetzt. Ich hatte ja nichts anderes zu tun, als mal ein bißchen zu recherchieren.
Erst später bin ich darauf gestoßen, dass zunächst einmal die Grünen eine Bürgerversicherung einführen wollten. Und die steht auch bei der Linken hoch im Kurs.

An den Zahlen ist nichts populistisch. Außer vielleicht, dass natürlich ein Manager, der 10.000 € im Monat privatversichert und gesetzlich- es sei denn, er ist zu krank, um eine private Versicherung zu bekommen. Alle oben genannten Fälle kenne ich persönlich.

(22.09.2016 23:40)Titus Feuerfuchs schrieb:  Die Belastung der Löhne und Einkommen erschöpft sich nicht in Versicherungsabgaben.Lightbulb

Nein, allerdings nicht. Kapital- und Mieteinnahmen bleiben von Versicherungsabgaben unberührt, hierauf sind "nur" Steuern fällig. Warum nicht die Lohnnebenkosten senken, in dem der Mitgliedsbeitrag sinkt, weil jeder einzahlen muss?Wer will, kann sich dann immer noch privat zusätzlich absichern.

(22.09.2016 23:40)Titus Feuerfuchs schrieb:  Es gibt z.B. auch die Lohn- bzw Einkommensteuer. Diese ist übrigens progressiv.
Allerdings gibt es einen Bereich, in dem die Progression so stark ist, dass ein Arbeitnehmer, der 100 € im Monat brutto mehr bekommt, am Ende weniger netto rausbekommt. Meine Ex-Schwägerin hat deswegen auf ihre Gehaltserhöung verzichtet...
Und irgendwann hat es sich mit der Progression. Ob man nun 100000 € verdient oder 200000€- der Spitzensteuersatz ist der gleiche.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 24.09.2016 18:16

(23.09.2016 17:00)Bunbury schrieb:  [...] Tatsächlich habe ich mich zuerst- als ich mich vor drei jahren selbstständig machen wollte, weil ich keinen Job gefunden habe, der es mir erlaubt hätte, zu anständigen, kindergerechten Bedingungen Kinder und Familie miteinander zu vereinbaren und da an die Grenzen des bestehenden Systems gestoßen bin- mit dem Sozialversicherungssystem ganz kritisch auseinander gesetzt. Ich hatte ja nichts anderes zu tun, als mal ein bißchen zu recherchieren.
Erst später bin ich darauf gestoßen, dass zunächst einmal die Grünen eine Bürgerversicherung einführen wollten. Und die steht auch bei der Linken hoch im Kurs.

An den Zahlen ist nichts populistisch. [...]

Natürlich nicht, vorausgesetzt sie stimmen.
Aber die Art und Weise, wie sie politisch eingesetzt werden, sowie die (mangelhafte) Kontextualisierung ist es des Öftern.




(23.09.2016 17:00)Bunbury schrieb:  
(22.09.2016 23:40)Titus Feuerfuchs schrieb:  Es gibt z.B. auch die Lohn- bzw Einkommensteuer. Diese ist übrigens progressiv.
Allerdings gibt es einen Bereich, in dem die Progression so stark ist, dass ein Arbeitnehmer, der 100 € im Monat brutto mehr bekommt, am Ende weniger netto rausbekommt. Meine Ex-Schwägerin hat deswegen auf ihre Gehaltserhöung verzichtet...

Ja, dieses Problem ist auch hierzulande gut bekannt und zeigt doch klar, das die von dir kritiserte Aussage "Leistung muss sich lohnen" kein "dummer Spruch" ist, sondern eine sehr reale Grundlage hat.

(23.09.2016 17:00)Bunbury schrieb:  Und irgendwann hat es sich mit der Progression. Ob man nun 100000 € verdient oder 200000€- der Spitzensteuersatz ist der gleiche.

Aber die Abgabe ist nicht gedeckelt, da es sich ja um eine prozentuelle Steuer handelt - also ist die abzuliefernde Steuer nach oben hin offen. Je mehr man verdient, desto mehr zahlt man auch. Das ist selbst bei einer Flattax nicht anders.
In Ö beträgt der Spitzensteuersatz zz 55% - und das ist meines Erachtens zu viel. Mehr als die Hälfte sollte man nicht abgeben müssen. Nicht zuletzt aus volkswirtschaftlichen Überlegungen.
Ich bin sowieso für eine flache und inflationsangepasste Steuerkurve.




Desweiteren - ich hab's schon mal erwähnt- tragen höhe Einkommen bereits überproportional viel zum Steueraufkommen bei. Tendenz steigend.
2003 haben die obersten 10% der Einkommen noch 51% des Einkommsteueraufkommens finanziert, 2013 waren es bereits knapp 55%.

http://www.focus.de/finanzen/steuern/finanzamt-laesst-reiche-bluten-gutverdiener-zahlen-loewenanteil-der-einkommensteuer_aid_1121156.html


Grafik: Zahlen von 2003 -(Eine neuere Grafik hab ich auf die Schnelle nicht gefunden.)

[Bild: infografik-einkommenssteuer.jpg]

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/recht-steuern/einkommensteuer-10-prozent-zahlen-50-prozent-1490750.html


Ich mutmaße mal, dass der linke Demagoge dieses Faktum nobel verschwiegen hat.
Und in diesem Kontext ist auch das Argument der Sozialversicherungsabgaben zu sehen.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Triton - 24.09.2016 20:04

(22.09.2016 14:53)Arkona schrieb:  Nur Umsatzsteuer? Gerade das bevorteilt die Reichen, die essen und trinken ja auch nicht mehr.
Glaubst Du wirklich, die "Reichen" geben genausoviel Geld aus wie die alleinerziehende Mutter mit Teilzeitjob? Nö, dann hätten sie ja nichts von ihrem Reichtum. Und mit gestaffelten Steuersätzen könnte man hier schon alles in die richtigen Bahnen lenken.
Ein kleinerer Staat sollte es eigentlich mal probieren.

Man kann das Steuersystem immer komplizierter machen, um so mehr Gerechtigkeit herstellen zu wollen. Für mich ist das Quark, umso mehr werden Schlupflöcher gesucht und gefunden und Wohlhabende ins Ausland verjagt. In der Schweiz handelt man wohl den Steuersatz/-betrag mit der zuständigen Behörde aus und ist dann auf der sicheren Seite.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Titus Feuerfuchs - 25.09.2016 01:11

(24.09.2016 20:04)Triton schrieb:  
(22.09.2016 14:53)Arkona schrieb:  Nur Umsatzsteuer? Gerade das bevorteilt die Reichen, die essen und trinken ja auch nicht mehr.
Glaubst Du wirklich, die "Reichen" geben genausoviel Geld aus wie die alleinerziehende Mutter mit Teilzeitjob? Nö, dann hätten sie ja nichts von ihrem Reichtum. Und mit gestaffelten Steuersätzen könnte man hier schon alles in die richtigen Bahnen lenken.
Ein kleinerer Staat sollte es eigentlich mal probieren.

Man kann das Steuersystem immer komplizierter machen, um so mehr Gerechtigkeit herstellen zu wollen. Für mich ist das Quark, umso mehr werden Schlupflöcher gesucht und gefunden und Wohlhabende ins Ausland verjagt. In der Schweiz handelt man wohl den Steuersatz/-betrag mit der zuständigen Behörde aus und ist dann auf der sicheren Seite.



Es geht darum, dass Menschen mit geringerem Einkommen einen überproportional großen Anteil ihres Gehaltes für die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse aufwenden müssen.

Dein Modell hieße, dass man die Umsatzsteuer drastisch erhöhen müsste, um den Steuerausfall der dann abgeschafften Steuern zu kompensieren.

Das hieße weiters, dass Geringverdiender über die Umsatzsteuer Steuern mitzahlen müssten, die sie vorher gar nicht betroffen haben. Geringverdiener zahlen aber zz keine oder kaum Lohn- bzw Einkommensteuer, keine Kest (Haben in der Regel keine Erträge aus Kapital), keine Körperschaftssteuer, eine sehr geringe oder gar keine KFZ-Steuer, usw....
Im Gegensatz zu den Besserverdienern ersparen sie sich also bei deinem Modell wenig bis nichts, kommen aber durch eine extrem hohe Umsatzsteuer voll zur Kasse gebeten.

Deshalb halte ich dein Modell für untauglich.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Triton - 25.09.2016 20:32

(25.09.2016 01:11)Titus Feuerfuchs schrieb:  Dein Modell hieße, dass man die Umsatzsteuer drastisch erhöhen müsste, um den Steuerausfall der dann abgeschafften Steuern zu kompensieren.
Die Umsatzsteuer ist schon die wichtigstte Einnahmequelle. Und da andere Steuern wie die Mineralölsteuer sich nur durch Namen unterscheiden, würrde sich weniger ändern als angenommen. Man kann den Steuerrsatz ja kreativer als bisher gestalten.

(25.09.2016 01:11)Titus Feuerfuchs schrieb:  Das hieße weiters, dass Geringverdiender über die Umsatzsteuer Steuern mitzahlen müssten, die sie vorher gar nicht betroffen haben.
Das ist ein Denkfehler. Die Lohnsteuer ist in den Preisen der Produkte enthalten. Ist es gerecht, dass es keinen Steuerfreibetrag bei der Mehrwertsteuer gibt?

Das ist auch nicht meine Idee, ich habe sie bei Götz Werner abgeschaut.
http://www.unternimm-die-zukunft.de/de/goetz-werner/
Ein Vertreter des Einzelhandels würde sich wohl kaum so etwas ausdenken, wenn es vor allem ihm selbst schaden würde.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Triton - 26.09.2016 06:05

(23.09.2016 10:53)Suebe schrieb:  Wobei ich zum "Merkel-Fan" wurde, wie die 2008 die aufkommende Krise in den Griff nahm und abwürgte.
Das ist so noch keiner deutschen Regierung gelungen.
Das war wohl mehr der Steinbrück, der nachher zum "Problem-Peer" gemacht wurde.

Ob die Probleme, die die Finanzkrise verursacht haben, damals nicht zum Teil einfach nur in die Zukunft verschoben wurden? Einen Teil bezahlen die Sparer mit der Nullzinspolitik, eine schleichende Enteignung. Einen anderen Teil alle, die mit Immobilien zu tun haben, weil Investoren in Betongold getrieben werden.
Fehler der Vergangenheit (staatliches Sparen in der Krise) hat man vermieden, aber ob man nicht andere, neue Fehler gemacht hat, wird sich erst noch herausstellen.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Paul - 26.09.2016 11:37

(25.09.2016 01:11)Titus Feuerfuchs schrieb:  Es geht darum, dass Menschen mit geringerem Einkommen einen überproportional großen Anteil ihres Gehaltes für die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse aufwenden müssen.

Dein Modell hieße, dass man die Umsatzsteuer drastisch erhöhen müsste, um den Steuerausfall der dann abgeschafften Steuern zu kompensieren.

Das hieße weiters, dass Geringverdiender über die Umsatzsteuer Steuern mitzahlen müssten, die sie vorher gar nicht betroffen haben. Geringverdiener zahlen aber zz keine oder kaum Lohn- bzw Einkommensteuer, keine Kest (Haben in der Regel keine Erträge aus Kapital), keine Körperschaftssteuer, eine sehr geringe oder gar keine KFZ-Steuer, usw....
Im Gegensatz zu den Besserverdienern ersparen sie sich also bei deinem Modell wenig bis nichts, kommen aber durch eine extrem hohe Umsatzsteuer voll zur Kasse gebeten.

Deshalb halte ich dein Modell für untauglich.

Ich bin sicherlich dafür, das Steuersystem einfacher und damit tendentiell gerechter und ertragreicher zu machen. Steuern haben auch die Aufgabe Lenkungsfunktionen zu erfüllen z.B. ungewünschte Verbräuche zu reduzieren z.B. die Tabak-, Alkohol- und Mineralölsteuer. Diese könnten erhöht werden.
Es gibt zwar unter den Geringverdienern noch Unterschiede. Man könnte zwischen Geringst- und Geringverdiener unterscheiden. Weil Geringsverdiener keine Einkommenssteuer zahlen, sollte das nicht bedeuten, das es nicht sinnvoll ist Geringverdiener steuerlich zu entlasten. Neben dem sozialen Aspekt belohnt man fleisige Menschen für ihre Arbeit. Es muß sich lohnen zu arbeiten, statt von Sozialhilfe zu leben. Das ist eine wichtige Lenkungsfunktion einer Entlastung der unteren Einkommensgruppen und entlastet den Staat, damit er andere Aufgaben erfüllen kann.
Einwanderer müssen schnell dem Arbetsmarkt zugeführt werden. Den vielen jungen Männern kann man zumuten nach der Arbeit in die Sprachkurse zu gehen. Auf der Arbeit lernt man sehr schnell deutsch, wenn man sich nicht in einem Getto bewegt. Die Akzeptanz in der Bevölkerung würde wachsen.
Der Staat und die Justiz müssen von Kriminellen entlastet werden. Die Justiz brauch eine Reform, mit welcher auch die Prozesse gestrafft werden und Personal eingestellt wird. Ausbeutung jeder Art muß bekämpft werden z.B. auch die Ausbeutung der kleinen Vermieter.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Bunbury - 26.09.2016 12:02

(26.09.2016 11:37)Paul schrieb:  Neben dem sozialen Aspekt belohnt man fleisige Menschen für ihre Arbeit. Es muß sich lohnen zu arbeiten, statt von Sozialhilfe zu leben.

Und wie willst du jemanden motivieren, der den ganzen Tag arbeitet, aber am Ende trotzdem noch aufstocken muss? Ich nehme als Beispiel nach wie vor meine Friseurin. Welche Motivation hat sie, für 17,00 € Brutto (Steuern zahlt sie davon so gut wie keine, wenn sie 40 Stunden die Woche arbeitet, aber Sozialabgaben in Höhe von 20% ,also 3,40 €) also für Netto € 13,60 für zwei Stunden zu arbeiten, wenn sie sieht, dass für den Verdienst ihrer Arbeit 156,00 € über den Tisch wandern, sie davon aber weniger als 10% bekommt?
Damit es sich wirklich lohnt zu arbeiten, muss die Arbeit neben den Grundbedürfnissen nach Nahrung, Wärme und einem Dach über den Kopf auch noch weitere Bedürfnisse decken. Soziale Bedürfniss oder Stärkung des Selbstwertgefühls. Zu sehen, dass man den ganzen Tag schuftet und auf keinen Grünen Zweig kommt, während andere von der eigenen Leistung enorm profitieren, wirkt nicht gerade motivierend. Und ich denke, dass da ein paar Euro Steuerersparnis nicht helfen werden.
Druck wirkt im übrigen ganz sicher nicht motivierend. Und auch nicht die Aussicht darauf, dass man sich eine Tasse kaffee im Monat mehr kaufen kann. Motivierend wirkt vor allem das Gefühl, dass man ein Ziel erreichen kann. Und das haben viele nicht mehr....

(26.09.2016 11:37)Paul schrieb:  Das ist eine wichtige Lenkungsfunktion einer Entlastung der unteren Einkommensgruppen und entlastet den Staat, damit er andere Aufgaben erfüllen kann.

Welche?
Würde mich jetzt wirklich interessieren. Wo siehst du die Aufgaben des Staates? Was ist die vordringlichste Pflicht des Staates?


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Triton - 26.09.2016 13:20

(26.09.2016 12:02)Bunbury schrieb:  Druck wirkt im übrigen ganz sicher nicht motivierend. Und auch nicht die Aussicht darauf, dass man sich eine Tasse kaffee im Monat mehr kaufen kann. Motivierend wirkt vor allem das Gefühl, dass man ein Ziel erreichen kann. Und das haben viele nicht mehr....
War das "früher" wirklich so wahnsinnig viel besser? Wurde man mit abhängiger Arbeit jemals wirklich wohlhabend, so dass man schon relativ rasch von dem erschaffenen Wohlstand ein sorgenfreies, gutes Leben führen konnte? Und dazu noch eine Familie versorgen? Ich behaupte einmal: Nein!

Dieses Gefühl, dass alles so wahnsinnig viel besser und die Welt noch heil früher war, scheint gar nicht so wenig verbreitet zu sein:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/afd-auf-eure-werte-kann-ich-verzichten-kolumne-a-1113649.html#js-article-comments-box-pager

Dabei ist die idyllische Kleinfamilie eine historisch sehr kurze Erscheinung, möchte ich einmal anmerken. Und man kann sich fragen, warum das so ist. Aber die Uhr zurückdrehen, das wird nicht funktionieren.


RE: Wahlen Allgemein 2016: - Paul - 26.09.2016 14:10

(26.09.2016 12:02)Bunbury schrieb:  Welche? Würde mich jetzt wirklich interessieren. Wo siehst du die Aufgaben des Staates? Was ist die vordringlichste Pflicht des Staates?

Grundsätzlich soll er die Aufgaben erfüllen, die er jetzt auch erfüllt. Ich wünsche mir hier nur einige Verschiebungen.

-Auf jedenfall weniger Verschwendung und bessere Qualität.
-Mehr für die Familien z.B. Kinderförderung: Betreuung, Steuerfreibeträge, Baukindergeld, Rückkehr in den alten Arbeitsplatz, mehr Teilzeitangebote, höhere Anrechnungszeiten in der Rente, eventuell niedrigere Rentenbeiträge für Eltern, während der Erziehung.
-Mehr für Justiz und Polizei, um die Kriminalität zu bekämpfen.
-Notwendige Investitionen in die Infrastruktur z.B. neue Verkehrswege - weniger Reparaturaufwand durch Qualität.
-KFW Mittel aufstocken.
-Entwicklungshilfe umbauen, damit weniger in korrupte Taschen fließt(u. in Europa bei der Mafia landet), aber die Leute in ihrer Heimat Entwicklungsmöglichkeiten bekommen z.B. einen Kanal durch Shingal und zwischen Euphrat und Tigris bauen, sowie Euphrat und Khabur. Da gibt es weltweit sicher noch sinnvolle Kanalbaumöglichkeiten. Frauenbeschäftigung fördern, um die Geburtenexplosion zu stoppen.

-Subventionen abbauen und Steuerausnehmen.
-Den Bundestag verkleinern.
-Mineralölsteuer, Tabak- und Alkoholsteuer erhöhen.
-Den Ehegattensplitting abschaffen.