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Kampf der Kulturen - Newmaar - 05.06.2012 16:20

Ausgehend von dem Buch des ehemaligen Beraters des amerikanischen Außenministeriums und Mitbegründer der Zeitschrift 'Foreign Affairs', Samuel P. Huntington, möchte ich dieses Thema der Neugestaltung der Weltpolitik im 21.Jahrhundert (, gewissermaßen als Buchkritik), und der Zukunft der jetzigen Weltpolitik im Sinne eines 'Clash of Civilisation'.
In dem 1993 erschienen Buch 'Clash of Civilisations', zu deutsch 'Kampf der Kulturen', stellt Samuel P. Huntington die These auf, dass die Weltpolitik im 21. Jahrhundert vor allem von der Zugehörigkeit zu Kulturkreisen bestimmt sein wird. Er führt dabei den chinesischen Kulturkreis (mit Kernstaat China), den (isolierten) japanischen Kulturkreis, den hinduistischen Kulturkreis (mit dem Kernstaat Indien), den (noch nicht vorhandenen) islamischen Kulturkreis (mit Saudi-Arabien oder Ägypten als Kernstaat), den slawisch-orthodoxen Kulturkreis (mit Kernstaat Russland), sowie dem westlichen Kulturkreis mit dem Kernstaat USA, sowie den europäischen Kernstaaten Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Außerdem sieht er die (langfristige) Möglichkeit der Entwicklung eines afrikanischen Kulturkreises (die islamischen nordafrikanischen Regionen ausgenommen), mit dem möglichen Kernstaat Südafrika.
In dem (sehr interessanten) Buch beschäftigt sich Huntington vor allem auch mit der Beziehung der Kulturen zueinander. So sieht er etwa erhebliches Konfliktpotenzial zwischen dem westlichen Kulturkreis und dem islamischen und chinesischen Kulturkreis. Außerdem prophezeit er einen relativen Machtverlust des Westens gegenüber den anderen Kulturkreisen. Bei den Konflikten der Kulturkreise untereinander unterscheidet er auch zwischen Transitionskriegen/ -konflikten und Bruchlinienkriegen/ -konflikten und beschreibt potentielle neue Bündnisbildungen, etc.
Samuel P. Huntington wurde vorgeworfen, dass Buch habe eine kulturalistische und rassistische Prämisse und es sei eine (aufgrund seiner Arbeit als außenpolitischer Berater im amerikanischen Außenministerium) 'selbsterfüllende Prophezeiung', da es die Weltpolitik des 20. und 21. Jahrhunderts prägte.

Nun zu der tatsächlichen, aktuellen Weltpolitik. Die Erscheinung des Buches liegt fast 20Jahre zurück und auf den ersten Blick scheint seine Prophezeiung nicht in erfüllung gegangen sein, entfernt sich doch Amerika etwa mit seiner Pazifik-Politik vom europäischen Westen und Asien stellt sich gegen China als neue Hegemonialmacht? Die scheinbar zurückhaltende Politik des Westens und seine Rolle als Entwicklungshelfer und Weltpolizist ist meienr Meinung nach mehr als scheinheilig. Während z.Bsp. China ganz offen den afrikanischen Markt erobert, beschränkt sich der Westen darauf, anonyme Milizen anzuheuern und die Rohstoffe Afrikas in Besitz zu nehmen, während gleichzeitig die aktuelle Situation in Afrika bedauert und der Bevölkerung sogar die Illusion gegeben wird, z.Bsp. gerade durch das Wohlstands-Accessoire Internet (s. 'Kony 2012') die Situation dort zu verbessern. Die Weltpolitik des plutokratischen Westens ist also scheinheilig, weil der Bevölkerung ihre tatsächliche Agressivität nicht gezeigt werden soll.

Auch wenn es zynisch klingen mag-*gelöscht von Eluvian. Forderung nach neuem Inperialismus* Die tatsächliche Macht verlieren die Nationen Europas nicht an die anderen Kulturkreise, sondern an (mehr oder weniger) anonyme Weltkonzerne, die auf den eigenen Profit bedacht sind. Das Problem an der Zentrierung der Macht auf einzelne Individuen ist, dass es zwangsläufig zu einer opportunistischen Politik kommen muss. Die Konzentration auf einzelne Personen hat es zwar auch schon immer zuvor in der Geschichte gegeben, doch war das Interesse der Person durch die politischen Umstände zumeist gleichbedeutend mit dem Staat, den sie darstellten.

Die verkrustete Struktur der Nationalstaaten muss durch Kulturkreise als neue Einheit ersetzt werden, um den Fortbestand der Hegemonie Europas zu sichern. In kurzer Zeit wird Europa dazu nicht mehr die Kraft besitzen. Das libertäre bourgeoise politische System des Westens ist ein Zeichen von Dekadenz, kulturellem Verfall, dass die wirtschaftliche und politische Kraft zersetzt.


RE: Kampf der Kulturen - Maxdorfer - 05.06.2012 17:09

"Kampf der Kulturen" - das klingt doch sehr nach Sozialdarwinismus...
Ich würde doch eher schreiben: "politische- und wirtschaftliche Systeme"

Davon abgesehen befürchte ich auch einen enormen - vor allem wirtschaftlichen - Machtverlust Europas, der aber nicht NUR - ich betone: nicht NUR - an den europäischen Regierungen liegt. Ein wichtiger Faktor ist da zum Beispiel die aggresive und radikale Wirtschaftspolitik Chinas - Firmen, die dort produzieren wollen, müssen Verpflichtungen eingehen und ihre Betriebsgeheimnisse teilen. Diese werden dann durch billige Arbeitskräfte günstiger umgsetzt und untergraben die europäische Wirtschaft. Und was so nicht erreicht werden kann, wird einfach plagiatiert. Angry


RE: Kampf der Kulturen - Annatar - 05.06.2012 17:11

(05.06.2012 17:09)Maxdorfer schrieb:  "Kampf der Kulturen" - das klingt doch sehr nach Sozialdarwinismus...
Ist es auch und quatsch.


RE: Kampf der Kulturen - Newmaar - 05.06.2012 17:30

(05.06.2012 17:09)Maxdorfer schrieb:  "Kampf der Kulturen" - das klingt doch sehr nach Sozialdarwinismus...
Ich würde doch eher schreiben: "politische- und wirtschaftliche Systeme"

Davon abgesehen befürchte ich auch einen enormen - vor allem wirtschaftlichen - Machtverlust Europas, der aber nicht NUR - ich betone: nicht NUR - an den europäischen Regierungen liegt. Ein wichtiger Faktor ist da zum Beispiel die aggresive und radikale Wirtschaftspolitik Chinas - Firmen, die dort produzieren wollen, müssen Verpflichtungen eingehen und ihre Betriebsgeheimnisse teilen. Diese werden dann durch billige Arbeitskräfte günstiger umgsetzt und untergraben die europäische Wirtschaft. Und was so nicht erreicht werden kann, wird einfach plagiatiert. Angry

Was würden Sie sagen, wenn ich schriebe, dass die Wirtschaftspolitik des Westens sogar noch aggressiver ist, als die Chinas. Die (politisch) isolationistische Politik Chinas und Chinas Öffnung mit verschiedenen Freihandelszonen war die einzige Möglichkeit, Chinas Autonomie zu wahren, die vom Westen, besonders den Amerikanern, fortwährend zu untergraben versucht wurde. So wird nicht nur versucht, Chinas traditionelle Rolle als (kulturelle, wirtschaftliche, politische) Hegemonialmacht in Ostasien streitig zu machen (, man beachte die Flottenverschiebungen der USA, 60% der amerikanischen Flotte befinden sich nun im Pazifik), sondern sogar versucht, ureigene Provinzen Chinas abzutrennen, sei es Tibet, dass in Wirklichkeit sehr lange Zeit Bestandteil des chinesischen Kaiserreiches war, um von den politischen Umständen zur Zeit seiner Unabhängigkeit gar nicht zu reden, oder Taiwan, die auserkorene Heimat eines nationalistischen Kriegsverbrechers der Guomindang.

Außerdem wird , durch die politische und wirtschaftliche Öffnung und generell der Marktentwicklung, auch Chinas Wirtschaft bald aufhören ständig zu wachsen, und der Kontrast zwischen der gelebten Konsumgesellschaft und der gleichzeitigen Forderung nach kommunistischer Arbeitsdisziplin wir auch in naher Zukunft Folgen haben.


RE: Kampf der Kulturen - Annatar - 05.06.2012 17:36

(05.06.2012 17:30)Newmaar schrieb:  Was würden Sie sagen, wenn ich schriebe, dass die Wirtschaftspolitik des Westens sogar noch aggressiver ist, als die Chinas.
Wirklich ?? Im Moment tritt meiner Meinung nach China weitaus aggressiver auf als Europa.
(05.06.2012 17:30)Newmaar schrieb:  Die (politisch) isolationistische Politik Chinas und Chinas Öffnung mit verschiedenen Freihandelszonen war die einzige Möglichkeit, Chinas Autonomie zu wahren, die vom Westen, besonders den Amerikanern, fortwährend zu untergraben versucht wurde. So wird nicht nur versucht, Chinas traditionelle Rolle als (kulturelle, wirtschaftliche, politische) Hegemonialmacht in Ostasien streitig zu machen (, man beachte die Flottenverschiebungen der USA, 60% der amerikanischen Flotte befinden sich nun im Pazifik), sondern sogar versucht, ureigene Provinzen Chinas abzutrennen, sei es Tibet, dass in Wirklichkeit sehr lange Zeit Bestandteil des chinesischen Kaiserreiches war, um von den politischen Umständen zur Zeit seiner Unabhängigkeit gar nicht zu reden,
Das sind aber zwei verschiedene Themen. Abgesehen davon unterdrückt China Tibet und die Tiebter auf brutale Weise (wie auch die Uiguren). Außerdem sind Staatsgrenzen nicht aus Stahl und wenn ein Volk nicht merh in einem Staat leben will hat es meiner Meinung nach ein Recht auf Unabhängigkeit.
(05.06.2012 17:30)Newmaar schrieb:  oder Taiwan, die auserkorene Heimat eines nationalistischen Kriegsverbrechers der Guomindang.
Chiang Kai-shek ist doch schon seit Jahren tot und war Mao denn besser ??


RE: Kampf der Kulturen - Newmaar - 05.06.2012 17:56

Ich wollte eigentlich nur verdeutlichen, wie plump es in meinen Augen klingt, wenn immer wieder von der chinesischen Aggressivität die Rede ist. Dabei tuen die Chinesen nur das offen, was der Westen im Verborgenen betreibt. Ein Grund dafür mag wohl sein, dass China, aufgrund seines (formellen) politischen Systems, ohnehin politisch isoliert ist, und deshalb in der Lage ist, engaierter zu handeln (?).
Die Unterdrückung von Minderheiten findet auch anderswo statt, sogar mit Billigung der 'Weltgemeinschaft'. Es sollte aber auch Erwähnung finden, dass das maoistische China im Sinne des Kommunismus der Bevölkerung Tibets Bildung und Anhebung des Lebensstandards ermöglichte, wozu die theokratische Lama-Diktatur nicht in der Lage war! Mit der Erwähnung Taiwans wollte ich darauf hinweisen, dass der Staat Taiwan keinerlei politische oder historische Berechtigung hat. Nur weil ich Chiang Kai-Shek einen Kriegsverbrecher schimpfe, bedeutet das nicht, dass ich das nicht auch bei Mao Tse-Tung täte.


RE: Kampf der Kulturen - Maxdorfer - 05.06.2012 19:44

(05.06.2012 17:30)Newmaar schrieb:  Was würden Sie sagen, wenn ich schriebe, dass die Wirtschaftspolitik des Westens sogar noch aggressiver ist, als die Chinas.
1. Sagen würde ich gar nichts, denn du würdest es ja eh nicht hören.
2. Schlage ich vor, dass man sich hier duzt. Im G/Geschichte Forum hat Siezen selten zur Höflichkeit geführt (außer bei @ Hornblower), sondern meistens zu kühlen Differenzen, die einen Streit nicht angenehmer machten.
3. Zum Thema: Ich bin mir sicher, dass die Wirtschaftspolitik zumindest Detuschlands (in den anderen europäischen Ländern kenne ich mich nicht so aus) nicht so aggresiv ist. Deutschland ist längst in der Defensive angekommen, was die wirtschaftlichen Dinge angeht. Firmen wandern ab, Arbeitsplätze ins Ausland - eben nach China verlegt. Da kann man es sich doch gar nicht leisten bei weiter entwickelten Ländern (die es ja nicht besonders gibt) industrielle Geheimnisse zu verlangen, wenn sich eine Firma im Land ansiedeln möchte. Deutschland ist teilweise nahe daran, selber Geheimnisse zu verraten, damit Firmen im Land bleiben!
Ich kenne keine deutsche Marke, die chinesische Produkte von höchster Qualität kauft, sie auseinandernimmt, den Aufbau kopiert und mit den plagiatierten Billigprodukte den Weltmarkt überschwemmt.
Das ist eher anders herum der Fall. Wink

(05.06.2012 17:30)Newmaar schrieb:  Die (politisch) isolationistische Politik Chinas und Chinas Öffnung mit verschiedenen Freihandelszonen war die einzige Möglichkeit, Chinas Autonomie zu wahren, die vom Westen, besonders den Amerikanern, fortwährend zu untergraben versucht wurde.

Das war zu Zeiten des Kolonialismus. China ist auf dem Weg zur Weltmacht.

(05.06.2012 17:30)Newmaar schrieb:  Außerdem wird , durch die politische und wirtschaftliche Öffnung und generell der Marktentwicklung, auch Chinas Wirtschaft bald aufhören ständig zu wachsen, und der Kontrast zwischen der gelebten Konsumgesellschaft und der gleichzeitigen Forderung nach kommunistischer Arbeitsdisziplin wir auch in naher Zukunft Folgen haben.

Das kann natürlich sein. Trotzdem ist der Markt in China extrem am Wachsen. Jeder vierte Erdenbürger ist Chinese, und wenn auch nur jeder vierte davon ein Auto will (was bei uns total illusorisch wäre) dann ist das ein großer Teil der Weltproduktion. Frag dich mal, warum alle möglichen Firmen nach China abwandern. Ganz klar - weil da ein Markt ist! Und das wiederum nutzen die chinesischen Firmen aus, um wirtschaftlich wie ein dort heimischer Bambus in die Höhe zu schießen.


RE: Kampf der Kulturen - dieter - 06.06.2012 11:50

Ihr Lieben,
ich meine schon, dass es einen Kampf der Kulturen gibt, alleine durch die großen Wanderungen, die es nach Europa aus allen Teilen der Welt gibt, durch die Hungersnöte die leider vorhanden sind. Die Einwanderer bringen Ihre Kultur mit und wollen diese sicherlich nicht aufgeben.Rolleyes


RE: Kampf der Kulturen - 913Chris - 06.06.2012 12:07

(06.06.2012 11:50)dieter schrieb:  Ihr Lieben,
ich meine schon, dass es einen Kampf der Kulturen gibt, alleine durch die großen Wanderungen, die es nach Europa aus allen Teilen der Welt gibt, durch die Hungersnöte die leider vorhanden sind. Die Einwanderer bringen Ihre Kultur mit und wollen diese sicherlich nicht aufgeben.Rolleyes

Huntigton ist seit Jahren überholt. Es geht weniger um Kulturen, die einander bekämpfen, als vielmehr - immer noch - um geostrategische Strukturen. Mal ganz davon abgesehen, dass Huntington vonn einem sehr eindimensionalen Kulturbegriff ausgeht.
Schon mal überlegt, wie unterschiedlich allein Nord- und Südchina sind? Oder Marokko und Iran? Algerien und Ägypten? Saudi-Arabien und die Türkei? Der Sudan und Mauretanien? Deutschland und England?

Die befürchtete "Invasion aus dem Süden" wird so nicht kommen. Was wir momentan sehen, ist keine "Wanderung der Ärmsten", denn die ganzen Schieber und Schleuser muss man sich auch erst mal leisten können.
Sollte es in Afrika und im Vorderen Orient tatsächlich zu der befürchteten Wasserkrise kommen, werden - so zynisch das auch klingt, aber Huntington ist in meinen Augen auch sehr zynisch - viel mehr Menschen verdursten, verhungern oder in Verteilungskämpfen umkommen, als dass es zu einer Europa überrollenden Invasion kommen wird. Mal ganz davon abgesehen, dass Europa dann auch massivste Probleme bekommen wird - z.T. auch wegen fehlenden Wassers - und so als Ziel zumindest für die Aufgeklärteren unter den Arikanern ausfallen wird. Die würden dann nämlich von einem Schlamassel ins andere wandern, und ganz blöd sind die auch nicht.

VG
Christian


RE: Kampf der Kulturen - Titus Feuerfuchs - 06.06.2012 18:01

Hallo Chris,

(06.06.2012 12:07)913Chris schrieb:  [...]Schon mal überlegt, wie unterschiedlich allein Nord- und Südchina sind? Oder Marokko und Iran? Algerien und Ägypten? Saudi-Arabien und die Türkei? Der Sudan und Mauretanien? Deutschland und England?

Sorry, aber das ist doch Haarsdpalterei. Darum ging's Huntigton bei seiner Einordnug nicht.

Muss ich ernsthaft erwähnen, dass die kulturellen Unterschiede zwischen GB und D oder Ägypten und Algerien viel geringere sind als zwischen D und China oder D und Iran?

Es ging Huntigton um eine GROBE Einteilung von Kulturräumen, was nicht heißt, dass diese in sich nicht sehr heterogen sein können.

(06.06.2012 12:07)913Chris schrieb:  [...]
Die befürchtete "Invasion aus dem Süden" wird so nicht kommen. Was wir momentan sehen, ist keine "Wanderung der Ärmsten", denn die ganzen Schieber und Schleuser muss man sich auch erst mal leisten können.[...]

Du vergisst, dass jene Schleuser "kreativ" sind. Da zumeist kein Bargeld vorhanden ist, muss der "Kunde" es in sklavenähnlichen "Dienstverhältnissen" abarbeiten. Dh. für die Frauen Zwangsprostitution und für die Männer Schwerarbeit (z.B. am Bau).
Sollte es ihm einfallen, abzuhauen, ist seine Familie dran. Außerdem bemächtigen sich die Schlepper der Papiere der Flüchtlinge...


RE: Kampf der Kulturen - Annatar - 06.06.2012 18:23

(05.06.2012 17:56)Newmaar schrieb:  Ich wollte eigentlich nur verdeutlichen, wie plump es in meinen Augen klingt, wenn immer wieder von der chinesischen Aggressivität die Rede ist. Dabei tuen die Chinesen nur das offen, was der Westen im Verborgenen betreibt.
Der Westen ist genau so aggressiv ??
(05.06.2012 17:56)Newmaar schrieb:  Ein Grund dafür mag wohl sein, dass China, aufgrund seines (formellen) politischen Systems, ohnehin politisch isoliert ist, und deshalb in der Lage ist, engaierter zu handeln (?).
Um isoliert zu sein ist die VR China zu mächtig.
(05.06.2012 17:56)Newmaar schrieb:  Die Unterdrückung von Minderheiten findet auch anderswo statt, sogar mit Billigung der 'Weltgemeinschaft'. Es sollte aber auch Erwähnung finden, dass das maoistische China im Sinne des Kommunismus der Bevölkerung Tibets Bildung und Anhebung des Lebensstandards ermöglichte, wozu die theokratische Lama-Diktatur nicht in der Lage war!
Ist auch logisch, denn dafür fehlte ihr das Geld. Das kann meiner Meinung nach aber keine rechtfertigung der chinesischen Besetzung Tibets sein.
(05.06.2012 17:56)Newmaar schrieb:  Mit der Erwähnung Taiwans wollte ich darauf hinweisen, dass der Staat Taiwan keinerlei politische oder historische Berechtigung hat.
Doch hat er, denn er ist die Republik China. Diese existierte lange vor der VR China und hat sich nach der Niederlage im Bürgerkrieg nach Taiwan zurückgezogen.


RE: Kampf der Kulturen - Annatar - 06.06.2012 18:25

(06.06.2012 18:01)Titus Feuerfuchs schrieb:  Sorry, aber das ist doch Haarsdpalterei. Darum ging's Huntigton bei seiner Einordnug nicht.

Muss ich ernsthaft erwähnen, dass die kulturellen Unterschiede zwischen GB und D oder Ägypten und Algerien viel geringere sind als zwischen D und China oder D und Iran?

Es ging Huntigton um eine GROBE Einteilung von Kulturräumen, was nicht heißt, dass diese in sich nicht sehr heterogen sein können.
[...] gegen Huntingtons Sicht doch vieles einzuwenden.
So hat er bei seiner Einteilung der Welt in Kulturräume mehrmals das Einteilungskriterium gewechselt, was in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht geht. Bei einigen Kulturräumen ist außerdem gar nicht erkennbar welches Kriterium zugrunde liegt (afrikanisch, westlich, andere).
Des Weiteren gibt es innerhalb der Kuluturräume einige Fehler.
So gehören alle karibischen Inseln und Belize zum Kulturraum lateinamerikanisch. Dies ist allerdings falsch, da der Begriff Lateinamerika bzw. in diesem Fall lateinamerikanisch dazu dient die spanisch- und portugisischsprachigen Länder Amerikas von den nicht spanisch- und portugisischsprachigen Länder Amerikas abzugrenzen. Da Belize und einige Staaten der Karibik keine spanisch- oder portugisischsprachigen Länder sind können sie gar nicht zu diesem Kulturraum gehören.
Der nächste Fehler ist im orthodoxen Kulturraum. Zu diesem zählen nämlich laut Huntiongton auch Albanien und Bosnien, obwol beide eine größtenteil muslimische Bevölkerung haben (in Albanien 60% der Gläubigen und in Bosnien ca. 45% der Einwohner).
Das gleiche gilt für einige Teilrepubliken der Russischen Förderation, welche auch eine großteils muslimische Bevölkerung haben (z.B. Tschetschenien).
Auch bei beim Kulturraum sinisch sind mehrere Fehler. So gehört die ebenfalls chinesische Republik China, also Taiwan, nicht zu diesem Kulturraum, aber Nordkorea, welches nicht chinesisch ist. Sonst müsste Südkorea auch zu diesem Kulturraum gehören. Auch Xinjiang fällt unter diesen Kulturraum, obwohl die größtenteils uigurische Bevölkerung ebenfalls nicht chinesisch ist.
Beim Kulturraum hinduistisch ist der gleiche Fehler gemacht worden wie beim Kulturraum orthodox. Auch hier wurde aich größtenteils muslimisches Land, in diesem Fall Bangladesch, zu einem Kulturraum mit einer anderen Religion verfrachtet. Ebenfalls wurde bei diesem Kulturraum ignoriert, dass es in Indien einige Regionen mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung gibt, wie zum Beispiel der Bundesstaat Jammu und Kashmir.
Beim Kulturraum westlich lässt sich nur ein Fehler entdecken, obwohl das Kriterium für diesen Kulturkreis unbekannt ist. Die russische Oblast Kaliningrad gehört nämlich laut Huntington zum westlichen Kulturraum, obwohl Russland zu einem anderen gehört und die Oblast auch eine mehrheitlich Orthodoxe Bevölkerung hat.
Deswegen ist Huntingtons Einteilung der Welt nicht richtig.


RE: Kampf der Kulturen - Maxdorfer - 06.06.2012 18:29

Sehr richtig, was Annatar da schreibt.


RE: Kampf der Kulturen - Titus Feuerfuchs - 06.06.2012 18:53

Ich will Annatars Ausführungen gar nicht in Abrede stellen. Sie ändern jedoch nichts an dem von mir Geschriebenen.

Ob Huntingtons Einteilung in allen Details richtig ist, ist für mich sekundär.

Wichtig ist jedoch, die Augen zu öffnen und zu sehen, dass es auf der Erde verschiedene Kulturräume gibt, zwischen denen es zu Spannungen kommt.(Z.B Jüdisch-Islamisch) Das ist seine zentrale Aussage, die auch Annatar durch seine Aufzählung von Detailschwächen seiner Arbeit nicht entkräftet.
Dass man nicht jedes Land und jeden Meschen eindeutig zuordnen soll und kann (siehe Annatars Beispiel Bosnien) ändert daran nichts.

Die Kernaussage ist:
Die Unterschiede innerhalb von Kulturräumen sind viel geringer als die zwischen Kulturräumen, welche sich jedoch nicht immer klar voneinander abgrenzen lassen.

Aber die ganze Diskussion ist natürlich politisch nicht korrekt....


RE: Kampf der Kulturen - Annatar - 06.06.2012 18:57

(06.06.2012 18:53)Titus Feuerfuchs schrieb:  Wichtig ist jedoch, die Augen zu öffnen und zu sehen, dass es auf der Erde verschiedene Kulturräume gibt, zwischen denen es zu Spannungen kommt.(Z.B Jüdisch-Islamisch)
Das ist quatsch. So unterhält Aserbaidschan zum Beispiel hervorragende Beziehungen zu Israel und die Türkei hatte lange Zeit gute Beziehungen zu Israel.
Konflikte zwischen Kulturräumen gibt es nach wie vor nicht und wird es auch nie geben.
Was es immer geben wird sind Konflikte zwischen einzelnen Staaten, die sich aber um geostrategische Dinge drehen werden(Rhostoffe, Land, Macht etc.)


RE: Kampf der Kulturen - Maxdorfer - 06.06.2012 19:17

(06.06.2012 18:57)Annatar schrieb:  
(06.06.2012 18:53)Titus Feuerfuchs schrieb:  Wichtig ist jedoch, die Augen zu öffnen und zu sehen, dass es auf der Erde verschiedene Kulturräume gibt, zwischen denen es zu Spannungen kommt.(Z.B Jüdisch-Islamisch)
Das ist quatsch. So unterhält Aserbaidschan zum Beispiel hervorragende Beziehungen zu Israel und die Türkei hatte lange Zeit gute Beziehungen zu Israel.
Konflikte zwischen Kulturräumen gibt es nach wie vor nicht und wird es auch nie geben.
Was es immer geben wird sind Konflikte zwischen einzelnen Staaten, die sich aber um geostrategische Dinge drehen werden(Rhostoffe, Land, Macht etc.)
Aber da wiederum muss ich mich auf Titus' Seite stellen. Probleme zwischen "Kulturkreisen" gab es durchaus immer wieder und gibt es imemr noch.


RE: Kampf der Kulturen - Annatar - 06.06.2012 19:20

(06.06.2012 19:17)Maxdorfer schrieb:  Aber da wiederum muss ich mich auf Titus' Seite stellen. Probleme zwischen "Kulturkreisen" gab es durchaus immer wieder und gibt es imemr noch.
Nein. Es mag zwar Konflikte zwischen Staaten geben, die unterschiedlichen Kulturkreisen angehören, von einem Kampf der Kulturen in diesem Fall zu sprechen ist aber maßlos übertrieben.


RE: Kampf der Kulturen - Maxdorfer - 06.06.2012 19:28

(06.06.2012 19:20)Annatar schrieb:  
(06.06.2012 19:17)Maxdorfer schrieb:  Aber da wiederum muss ich mich auf Titus' Seite stellen. Probleme zwischen "Kulturkreisen" gab es durchaus immer wieder und gibt es imemr noch.
Nein. Es mag zwar Konflikte zwischen Staaten geben, die unterschiedlichen Kulturkreisen angehören, von einem Kampf der Kulturen in diesem Fall zu sprechen ist aber maßlos übertrieben.
Um es zu präzisieren:

MEINE MEINUNG: Es gibt Konflikte zwischen Staaten und Staatengruppen, die daraus resultieren, dass die Gegner unterschiedliche Kulturen haben.
Beispiel: Israel gegen die islamischen Länder der Umgebung. Da gab es genügend Kriege und Konflikte.

Zu euren beiden Meinungen: Es gibt wie gesagt "Konflikte zwischen Kulturkreisen", aber keinen Kampf der Kulturen. Denn das würde bedeuten, dass nur eine Kultur, oder nur einige Kulturen überleben werden, und das ist eindeutig sozialdarwinistischer Quark. Aber man kann auch nicht leugnen, dass Unterschiede zwischen den Kulturen Konflikte und Kriege zwischen der einen und der anderen Kultur zumindest nähren.


RE: Kampf der Kulturen - 913Chris - 06.06.2012 19:31

(06.06.2012 18:01)Titus Feuerfuchs schrieb:  Muss ich ernsthaft erwähnen, dass die kulturellen Unterschiede zwischen GB und D oder Ägypten und Algerien viel geringere sind als zwischen D und China oder D und Iran?

Nichtsdestotrotz gibt es die Unterschiede, viele der Staaten, die Huntington einem Kulturkreis zuordnet, sind sich spinnefeind. Bevor die zusammenarbeiten - oder auch nur die entsprechenden Bevölkerungen - friert die Hölle zu.

Schon allein deswegen verzapft Huntington Quark.

VG
Christian


RE: Kampf der Kulturen - Maxdorfer - 06.06.2012 19:41

(06.06.2012 19:31)913Chris schrieb:  
(06.06.2012 18:01)Titus Feuerfuchs schrieb:  Muss ich ernsthaft erwähnen, dass die kulturellen Unterschiede zwischen GB und D oder Ägypten und Algerien viel geringere sind als zwischen D und China oder D und Iran?

Nichtsdestotrotz gibt es die Unterschiede, viele der Staaten, die Huntington einem Kulturkreis zuordnet, sind sich spinnefeind. Bevor die zusammenarbeiten - oder auch nur die entsprechenden Bevölkerungen - friert die Hölle zu.

Schon allein deswegen verzapft Huntington Quark.

VG
Christian
So würde ich das auch sehen. Es gibt Kulturkreise auf der Erde, aber Huntington macht da raus doch sehr übertriebene Dramatik.