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,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Druckversion

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,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Josip - 14.08.2012 22:59

Es heißt ja dass es in Österreich zu wenig qualifizierte Arbeiter gibt.
Aber es gibt ein derart bescheuertes Gesetzt das besagt dass
Asylbewerber ihren Studientitel wie:Diplom,Professor etc. mehr oder
weniger weggenommen werden. Mein Vater der während
der Jugoslawischen Kriegen nach Österreich flüchtete war Diplom Pfleger.
Als er Asyl bekam hatte er aber nicht mehr den Titel da er nicht in
Österreich Studierte. Ich weis er kann sich mehr als glücklich
schätzen in Österreich aufgenommen zu werden aber so etwas
finde ich ungerecht.

Was meint ihr?


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Titus Feuerfuchs - 16.08.2012 21:22

(14.08.2012 22:59)Josip schrieb:  Es heißt ja dass es in Österreich zu wenig qualifizierte Arbeiter gibt.
Aber es gibt ein derart bescheuertes Gesetzt das besagt dass
Asylbewerber ihren Studientitel wie:Diplom,Professor etc. mehr oder
weniger weggenommen werden. Mein Vater der während
der Jugoslawischen Kriegen nach Österreich flüchtete war Diplom Pfleger.
Als er Asyl bekam hatte er aber nicht mehr den Titel da er nicht in
Österreich Studierte. Ich weis er kann sich mehr als glücklich
schätzen in Österreich aufgenommen zu werden aber so etwas
finde ich ungerecht.

Was meint ihr?

Ich meine, dass die Migrationspolitk in Österreich desaströs ist.

Förderungswürdige Migranten werden nicht gefördert, ja sogar behindert, förderungsunwürdige werden gefördert.
Das Resultat ist, dass wir die, die wir brauchen, also qualifizierte und integrationswillige, kaum bekommen, und die, die wir nicht brauchen, unqulifizierte und integrationsunwillige, bzw. integrationsunfähige, massenhaft bekommen.

Vgl. z.B.:

http://diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/1279660/Wir-bekommen-die-Migranten-die-in-unser-Klischee-passen?direct=1279619&_vl_backlink=/hom

http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/1279619/Akademiker-fluechten-aus-Oesterreich?_vl_backlink=/home/index.do


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Josip - 16.08.2012 21:26

Na endlich antwortet hier jemand mal.
Es muss mal das Gesetz geändert dass wenn man nicht Österreich Studiert das man seinem Titel verliert außer man hat in Oxford studiert.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Viriathus - 16.08.2012 21:34

Es ist aber eben immernoch ein Unterschied, ob man in Deutschland oder Österreich studiert hat, oder woanders. Will sagen, das Niveau ist hier ziemlich hoch. Richtig ist, dass es albern ist die Anerkennung grundsätzlich zu verweigern, aber eine Art Eignungstest ist durchaus sinnvoll. Eine Prüfung eben. Verknüpft mit einem Sprachnachweis (zumindest bei Jobs wo das wichtig ist, wie z. B. dem eines Arztes).


Im Übrigen ist das Asylsystem ja ein System der vorübergehenden Duldung. Eigentlich sollen die Asylbewerber ja nach Besserung der Lage in ihrem Land zurückkehren. Das dies sowohl menschlich betrachtet, als auch objektiv zuweilen verrückt ist, sei dabei mal außen vor gelassen.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Annatar - 16.08.2012 22:44

(16.08.2012 21:34)Viriathus schrieb:  Es ist aber eben immernoch ein Unterschied, ob man in Deutschland oder Österreich studiert hat, oder woanders. Will sagen, das Niveau ist hier ziemlich hoch. Richtig ist, dass es albern ist die Anerkennung grundsätzlich zu verweigern, aber eine Art Eignungstest ist durchaus sinnvoll. Eine Prüfung eben. Verknüpft mit einem Sprachnachweis (zumindest bei Jobs wo das wichtig ist, wie z. B. dem eines Arztes).
Das mag schon sein, allerdings bekommt man auch in vielen anderen Staaten seinen Doktor oder ähnlichen Titel hinterhergeschmissen.
Was wirklich her müsste wäre ein zentrales Testverfahren, mit dem bestimmt werden kann, wer seinen Titel in Deutschland behalten kann und wer nicht.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Viriathus - 16.08.2012 22:59

Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage für einen Dr. med. muss man auch in D. keine Wunder vollbringen. Sleepy

Die Mediziner dürfen mich jetzt lynchen.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Annatar - 16.08.2012 23:01

(16.08.2012 22:59)Viriathus schrieb:  Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und sage für einen Dr. med. muss man auch in D. keine Wunder vollbringen. Sleepy

Die Mediziner dürfen mich jetzt lynchen.
Jein. Es gibt Ärzte und ich kenne auch einen Mann, der zu dieser Gattung gehört, die haben wirklich kein Wunder vollbracht um Arzt zu werden.
Es gibt aber auch andere, die wirklich einen guten Job machen.
Abgesehen davon halte ich Biologie, zu der ja auch Medizin gehört für keine leichte Sache.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Arkona - 16.08.2012 23:06

So ganz unrecht ist das nicht. Für einen Dr. med. muss man nicht gerade fantastische Neuerkenntnisse ala Einstein liefern, beim Dr. rer. nat. (Biologie) ist das schon drei Zähne schärfer. Mal ganz davon abgesehen, ein Arzt muss nicht Dr. sein.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Viriathus - 16.08.2012 23:08

(16.08.2012 23:01)Annatar schrieb:  Jein. Es gibt Ärzte und ich kenne auch einen Mann, der zu dieser Gattung gehört, die haben wirklich kein Wunder vollbracht um Arzt zu werden.
Es gibt aber auch andere, die wirklich einen guten Job machen.
Abgesehen davon halte ich Biologie, zu der ja auch Medizin gehört für keine leichte Sache.

Huch, natürlich machen die einen guten Job. Aber nicht wegen ihrem Doktor. Der ist eben nicht unbedingt zwingend der Rede wert.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Annatar - 16.08.2012 23:15

(16.08.2012 23:08)Viriathus schrieb:  
(16.08.2012 23:01)Annatar schrieb:  Jein. Es gibt Ärzte und ich kenne auch einen Mann, der zu dieser Gattung gehört, die haben wirklich kein Wunder vollbracht um Arzt zu werden.
Es gibt aber auch andere, die wirklich einen guten Job machen.
Abgesehen davon halte ich Biologie, zu der ja auch Medizin gehört für keine leichte Sache.

Huch, natürlich machen die einen guten Job. Aber nicht wegen ihrem Doktor. Der ist eben nicht unbedingt zwingend der Rede wert.
Nicht alle und einige Zeichnen sich auch noch durch sehr starke Korruption aus. Angry


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Titus Feuerfuchs - 16.08.2012 23:25

Noch ein Teilaspekt, der typisch für die österreichisch Situation ist:

Wie aus meinen o.a. Links zu entnehmen ist, muss ein ausländischer Studierender mindestens einen Abschluss auf Masterniveau haben, um gemäß der neuen Rot-Weiß-Rot-Card nach Studienabschluss zwecks Jobsuche ein halbes Jahr in Ö bleiben zu dürfen, ein Bachelor ist zuwenig.

Zuerst kopiert man die angelsächsischen Universitätsabschlüsse (als ob sich die eigenen nicht bewährt hätten), dann führt man sie so dilettantisch und nur für einen größeren Teil der Fächer ein, so dass sich keiner auskennt, und dann erkennt man den neuen Bachelor nicht an, auch nicht im Staatsdienst -ein Krampf.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Renegat - 16.08.2012 23:30

(16.08.2012 23:15)Annatar schrieb:  
(16.08.2012 23:08)Viriathus schrieb:  Huch, natürlich machen die einen guten Job. Aber nicht wegen ihrem Doktor. Der ist eben nicht unbedingt zwingend der Rede wert.
Nicht alle und einige Zeichnen sich auch noch durch sehr starke Korruption aus. Angry
Jaja und die Zahnärzte können wegen der Dollarzeichen vor den Augen gar nicht mehr die Karies erkennen.Wink

Ging es Josip nicht allgemein um die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen?
Da liest man von russischen Ingenieuren, die in D als Altenpfleger arbeiten, sowas ist natürlich unerträglich.
Allerdings sind solche Auswüchse inzwischen erkannt worden, es gibt Kurse, wo fehlendes Wissen ergänzt werden kann usw.
Wie das in Österreich aussieht, weiß ich nicht.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Annatar - 16.08.2012 23:34

(16.08.2012 23:30)Renegat schrieb:  Ging es Josip nicht allgemein um die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen?
Da liest man von russischen Ingenieuren, die in D als Altenpfleger arbeiten, sowas ist natürlich unerträglich.
Allerdings sind solche Auswüchse inzwischen erkannt worden, es gibt Kurse, wo fehlendes Wissen ergänzt werden kann usw.
Wie das in Österreich aussieht, weiß ich nicht.
Haben sie wirklich ein unzureichendes Wissen ?? Vielfach wird das nämlich garnicht abgefragt und bei der Anerkennung des Berufes gibt es auch selten Kriterien, die auch noch von Bundesland zu Bundesland variieren.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Renegat - 17.08.2012 00:02

(16.08.2012 23:34)Annatar schrieb:  
(16.08.2012 23:30)Renegat schrieb:  Ging es Josip nicht allgemein um die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen?
Da liest man von russischen Ingenieuren, die in D als Altenpfleger arbeiten, sowas ist natürlich unerträglich.
Allerdings sind solche Auswüchse inzwischen erkannt worden, es gibt Kurse, wo fehlendes Wissen ergänzt werden kann usw.
Wie das in Österreich aussieht, weiß ich nicht.
Haben sie wirklich ein unzureichendes Wissen ?? Vielfach wird das nämlich garnicht abgefragt und bei der Anerkennung des Berufes gibt es auch selten Kriterien, die auch noch von Bundesland zu Bundesland variieren.
Unzureichend in Bezug auf Besonderheiten von D und Ö. Ein Ingenieur muß Vorschriften und Gesetze des Landes kennen, in dem er arbeiten will, zum Beispiel. Ansonsten würde ich davon ausgehen, dass etwa ein Maschinenbau-Ing überall die gleiche Theorie gelernt hat, jedenfalls wenn sein Studium noch nicht zu lange zurückliegt. Training on the job, wie man Einarbeitung in die Abläufe eines Betriebes heute nennt, braucht ohnehin jeder. Bei Berufen mit Kundenverkehr sind excellente Sprachkenntnisse in Wort und Schrift natürlich Voraussetzung.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - krasnaja - 17.08.2012 14:41

(17.08.2012 00:02)Renegat schrieb:  
(16.08.2012 23:34)Annatar schrieb:  Haben sie wirklich ein unzureichendes Wissen ?? Vielfach wird das nämlich garnicht abgefragt und bei der Anerkennung des Berufes gibt es auch selten Kriterien, die auch noch von Bundesland zu Bundesland variieren.
Unzureichend in Bezug auf Besonderheiten von D und Ö. Ein Ingenieur muß Vorschriften und Gesetze des Landes kennen, in dem er arbeiten will, zum Beispiel. Ansonsten würde ich davon ausgehen, dass etwa ein Maschinenbau-Ing überall die gleiche Theorie gelernt hat, jedenfalls wenn sein Studium noch nicht zu lange zurückliegt. Training on the job, wie man Einarbeitung in die Abläufe eines Betriebes heute nennt, braucht ohnehin jeder. Bei Berufen mit Kundenverkehr sind excellente Sprachkenntnisse in Wort und Schrift natürlich Voraussetzung.

Leider ist das nur zu bestätigen.
Aus naheliegenden Gründen schreibe ich nichts über meine Tätigkeit, da es in Hamburg nur noch 5 Firmen in meinem Metier gibt.

Bis zur Wende bekam ich nur gute Leute, die aus der DDR in die BRD übergesiedelt waren und als dann die Grenzen offen waren, aus Polen und auch Russland.
In der DDR gab es meinen Beruf als Studienfach und Lehrberuf, nicht mehr in der BRD und DARUM war die Qualifikation Ausgebildeter aus der DDR immer größer als im fortschrittlichen Westen, auch gegnüber denjenigen, die meinen Beruf im Westen noch studiert hatten.
Mein jetziger Werkstattleiter aus Russland , ich haben den Mann buchstäblich von der Straße weggefangen, als ich mich beim Arbeitsamt um Fachleute bemühte und mit ihm zufällig vor der Tür des Betreuers sprach, der konnte was und der lehrte den hochnäsigen Ings. meiner Lieferanten das Fürchten, wenn diese ihre mangelnde Qualtifikation wortreich zu übertünchen versuchten.


In Deutschland galt (gilt ?) der Grundsatz: ein Ausländer nur dann, wenn kein gleichqualtifizierter Inländer gefunden werden kann.
So etwas kann aber Wochen und Monate dauern und von Betriebswirtschaft, sprich bevor etwas ausgegeben werden kann, muss es erst einmal verdient werden, haben die hochbezahlten Leute, die sich solche Vorschriften ausdenken, keine Ahnung.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Sansavoir - 17.08.2012 21:41

Josip hat schon recht. Es ist ungerecht, dass ausländische Qualifikationen nicht anerkannt oder einem entsprechenden deutschen bzw. österreichischen Abschluß zugeordnet werden.

Habe nach der Wende in der DDR ähnliches erlebt. Musste auch ca. 2 - 3 Jahre kämpfen, ehe mein Ingenieurabschluss einen vergleichbaren Abschluss zugeordnet bekam. Aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass zum Beispiel die technische Ausbildung in Osteuropa nicht schlechter als in Deutschland war bzw. ist. Es darf daher angenommen werden, dass Josips Vater (obwohl kein Techniker) in Kroatien fachlich gut ausgebildet wurde.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - krasnaja - 17.08.2012 21:55

(17.08.2012 21:41)Sansavoir schrieb:  Josip hat schon recht. Es ist ungerecht, dass ausländische Qualifikationen nicht anerkannt oder einem entsprechenden deutschen bzw. österreichischen Abschluß zugeordnet werden.

Habe nach der Wende in der DDR ähnliches erlebt. Musste auch ca. 2 - 3 Jahre kämpfen, ehe mein Ingenieurabschluss einen vergleichbaren Abschluss zugeordnet bekam. Aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass zum Beispiel die technische Ausbildung in Osteuropa nicht schlechter als in Deutschland war bzw. ist. Es darf daher angenommen werden, dass Josips Vater (obwohl kein Techniker) in Kroatien fachlich gut ausgebildet wurde.

Der Hintergrund ist viel einfacher: Man konnte und wollte sich im Westen einfach nicht vorstellen, dass in den ehemaligen sozialistischen Ländern eine hochqualifizierte Ausbildung MÖGLICH war. Westliche Hybris,


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Sansavoir - 18.08.2012 01:13

Letztlich muss man sich fragen, ob die Gesellschaft sich diesen Luxus leisten kann, Wissen und Fähigkeiten von Menschen wie von Josips Vater ungenutzt zu lassen oder nur eingeschränkt zu nutzen.


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Annatar - 18.08.2012 11:59

(18.08.2012 01:13)Sansavoir schrieb:  Letztlich muss man sich fragen, ob die Gesellschaft sich diesen Luxus leisten kann, Wissen und Fähigkeiten von Menschen wie von Josips Vater ungenutzt zu lassen oder nur eingeschränkt zu nutzen.
Nein kann sie nicht, vor allem nicht, wenn sie einen Fachkräftemangel hat.
Allerdings dauert es in Deutschland ewig, bis sich etwas ändert. Shy Sad


RE: ,,Fehlende" qualifizierte Arbeiter - Josip - 20.08.2012 23:53

(16.08.2012 23:30)Renegat schrieb:  Allerdings sind solche Auswüchse inzwischen erkannt worden, es gibt Kurse, wo fehlendes Wissen ergänzt werden kann usw.
Wie das in Österreich aussieht, weiß ich nicht.

Es gibt auch in Österreich Fortbildungskurse, doch bringt das keine
Beförderung, Gehaltserhöherung u.s.w. Diese muss man in jedem
medezinischen Beruf durchziehen. Da mein Vater ein Altenpfleger
ist, muss auch er Kurse belegen, jedoch nur mit einer geringen Hoffnung seinen Diplom in Österreich anerkannt zu bekommen.