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Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus? - Druckversion

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RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus? - Paul - 02.12.2013 01:41

Nun hat aber der Kolonialismus nicht aufgehört. Es wurden nur überwiegend die überseeischen Gebiete überwiegend in die Selbstbestimmung entlassen. Die Sowjetunion blieb als eine der beiden Supermächte ein Kolonialreich. Seine Dekolonisierung begann erst mit Gorbatschow und wurde nicht abgeschlossen. Es wurden nur Sowjetrepubliken in die Unabhängigkeit entlassen, nicht prinzipiell alle Gebiete, welche dies wünschten. Auch in die Unabhängigkeit entlassene Republiken blieben selbst Kolonialreiche, wenn ich z.B. an Georgien denke.
In Aserbeidschan bedurfte es erst eines Krieges, damit sich Bergkarabach von Aserbeidschan lösen konnte.
Es gibt viele Beispiele von solchen nichtgewünschten Zugehörigkeiten von Gebieten zu Staaten, also Kolonialreichen, auch in Europa. Selbst die EG zwingt Bevölkerungen noch die Zugehörigkeit zu Kolonialreichen auf, so zwingt die EG die Region Mitrovica, Teil des Kosovos zu bleiben, wobei doch eigentlich nur die albanischen Teile des Kosovos von Serbien unabhängig werden wollten.
Wenn die EG keine Kleinstaaterei wünscht, könnte sie den Zusammenschluß des Kosovos mit Albanien fördern o. den Zusammenschluß Serbiens mit Bulgarien und dem slawischen Teil Mazedoniens. Diese 3 Gebiete stehen ja nur im Verhältnis von Dialektgruppen zueinander und haben auch überwiegend dieselbe Konfession.
Es gibt viele Probleme, die man durch Selbstbestimmung lösen kann. So kann man Kriegen vorbeugen.


RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus? - Titus Feuerfuchs - 02.12.2013 07:34

(02.12.2013 01:41)Paul schrieb:  Nun hat aber der Kolonialismus nicht aufgehört. Es wurden nur überwiegend die überseeischen Gebiete überwiegend in die Selbstbestimmung entlassen. Die Sowjetunion blieb als eine der beiden Supermächte ein Kolonialreich. Seine Dekolonisierung begann erst mit Gorbatschow und wurde nicht abgeschlossen. Es wurden nur Sowjetrepubliken in die Unabhängigkeit entlassen, nicht prinzipiell alle Gebiete, welche dies wünschten. Auch in die Unabhängigkeit entlassene Republiken blieben selbst Kolonialreiche, wenn ich z.B. an Georgien denke.
In Aserbeidschan bedurfte es erst eines Krieges, damit sich Bergkarabach von Aserbeidschan lösen konnte.
Es gibt viele Beispiele von solchen nichtgewünschten Zugehörigkeiten von Gebieten zu Staaten, also Kolonialreichen, auch in Europa. Selbst die EG zwingt Bevölkerungen noch die Zugehörigkeit zu Kolonialreichen auf, so zwingt die EG die Region Mitrovica, Teil des Kosovos zu bleiben, wobei doch eigentlich nur die albanischen Teile des Kosovos von Serbien unabhängig werden wollten.
Wenn die EG keine Kleinstaaterei wünscht, könnte sie den Zusammenschluß des Kosovos mit Albanien fördern o. den Zusammenschluß Serbiens mit Bulgarien und dem slawischen Teil Mazedoniens. Diese 3 Gebiete stehen ja nur im Verhältnis von Dialektgruppen zueinander und haben auch überwiegend dieselbe Konfession.
Es gibt viele Probleme, die man durch Selbstbestimmung lösen kann. So kann man Kriegen vorbeugen.

Deine Beispiele sind alle keine Kolonien im eingentlichen Sinne. Nach dieser Logik wäre z.B. Südtirol eine italienische Kolonie.

Ich bin grundsätzlich auch ein großen Freund des Selbstbestimmungsrechts -wäre z.B. im Nordkosovo unbedingt anzuwenden- aber es ist nicht in jedem Fall der Weisheit letzter Schluss, va. wenn die Sprachgrenzen nicht eindeutig sind bzw. mehrere Völker verschachtelt und vermischt leben.

Für ein derartiges Besipiel kann man am Balkan bleiben, und sich Bosien-Herzegowina ansehen. Dort leben Serben, Kroaten und Bosniaken vermischt , die konfessionellen und ethnischen Trennlinien gehen z.T. durch Familien.

Welche Gebiete willst du zb dort abstimmen lassen?

Was machst du, wenn das Abstimmungsergebnis sehr knapp ist ud es deshalb zu einem Konflikt kommt?


Die ehemaligen Kolonien haben heute noch damit zu kämpfen, dass ihre von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen auf die regionalen Völker keine Rücksicht genommen hatten, da nutzte die Selbstbestimmung nichts.

Dazu kam, dass die kolonialisierten Staaten zwar einiges von den Kolonialisten übernommen hatten ( und zwar soviel, dass ihre präkoloniale Kultur beschädigt war und sie zum präkolonialen Status nicht mehr zurückkonnten), aber nicht genug, um selbstverwaltet und souverän einen Staat nach westlichen Werten (Demokratie, Marktwirschaft, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit) zu errichten, zu führen und zu erhalten. Das trifft insbesondere auf weite Teile Afrikas zu.


RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus? - liberace - 24.12.2013 13:47

Ca. 12.000 Deutsche sind als Angehörige der Französischen Fremdenlegion für Frankreich gefallen, wenn man es denn so nennen will. Ca. 7.000 in Indochina und ca. 5.000 in Algerien. Sie hatten sich ihre Schicksal zum Großteil selber ausgesucht, aber auch manch deutscher Kriegsgefangener in Frankreich meldete sich nur, um dem Hunger in den Gefangenenlagern zu entgehen. Viele ehemalige Angehörige der Waffen SS gingen zur Legion - aus Russlands Kälte ins Dschungelklima Indochinas. Jeder bekam eine neue Identität und hatte später die Möglichkeit, französischer Staatsbürger zu werden. Damals wurde auch jeder Verbrecher genommen, das ist heute längst anders.


RE: Welchen Einfluß hatte der 2. WK auf das Ende des Kolonialismus? - Annatar - 05.01.2014 00:16

(02.12.2013 07:34)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(02.12.2013 01:41)Paul schrieb:  Nun hat aber der Kolonialismus nicht aufgehört. Es wurden nur überwiegend die überseeischen Gebiete überwiegend in die Selbstbestimmung entlassen. Die Sowjetunion blieb als eine der beiden Supermächte ein Kolonialreich. Seine Dekolonisierung begann erst mit Gorbatschow und wurde nicht abgeschlossen. Es wurden nur Sowjetrepubliken in die Unabhängigkeit entlassen, nicht prinzipiell alle Gebiete, welche dies wünschten. Auch in die Unabhängigkeit entlassene Republiken blieben selbst Kolonialreiche, wenn ich z.B. an Georgien denke.
In Aserbeidschan bedurfte es erst eines Krieges, damit sich Bergkarabach von Aserbeidschan lösen konnte.
Es gibt viele Beispiele von solchen nichtgewünschten Zugehörigkeiten von Gebieten zu Staaten, also Kolonialreichen, auch in Europa. Selbst die EG zwingt Bevölkerungen noch die Zugehörigkeit zu Kolonialreichen auf, so zwingt die EG die Region Mitrovica, Teil des Kosovos zu bleiben, wobei doch eigentlich nur die albanischen Teile des Kosovos von Serbien unabhängig werden wollten.
Wenn die EG keine Kleinstaaterei wünscht, könnte sie den Zusammenschluß des Kosovos mit Albanien fördern o. den Zusammenschluß Serbiens mit Bulgarien und dem slawischen Teil Mazedoniens. Diese 3 Gebiete stehen ja nur im Verhältnis von Dialektgruppen zueinander und haben auch überwiegend dieselbe Konfession.
Es gibt viele Probleme, die man durch Selbstbestimmung lösen kann. So kann man Kriegen vorbeugen.
Deine Beispiele sind alle keine Kolonien im eingentlichen Sinne. Nach dieser Logik wäre z.B. Südtirol eine italienische Kolonie.
Stimmt.
(02.12.2013 07:34)Titus Feuerfuchs schrieb:  Für ein derartiges Besipiel kann man am Balkan bleiben, und sich Bosien-Herzegowina ansehen. Dort leben Serben, Kroaten und Bosniaken vermischt , die konfessionellen und ethnischen Trennlinien gehen z.T. durch Familien.

Welche Gebiete willst du zb dort abstimmen lassen?

Was machst du, wenn das Abstimmungsergebnis sehr knapp ist ud es deshalb zu einem Konflikt kommt?
Wobei die sprachlichen Unterschiede zwischen Bosniaken, Serben, Kroaten und Montenegriner minimal sind. Nicht umsonst werden die vier Sprachen ja auch als Dialekte einer Serbokroatischen Sprache angesehen.
Allerdings sollte man besser die Finger vom Balkan lassen.
Schließlich wissen wir alle, wie die letzte Südslawische Förderation endete.